Projekt 42/5: Konserve

Projekt 42 Das ist das November-Thema von Projekt 42 beim Zementblog, zu dem die Teilnehmer einen Text schreiben sollen – bin ich tatsächlich der erste Teilnehmer diesen Monat? Was ist denn da los?

Nun ja, hier meine kleine Geschichte:

 

Es war sein erster Arbeitstag in der neuen Stadt, an seiner neuen Wirkungsstätte. Und es war ein großer beruflicher Aufstieg: von einer kleinen Provinzklinik zum angesehensten Krankenhaus der Landeshauptstadt. Doch dieser Aufstieg war auch verdient, denn er war gut. Ach was, gut, er war „der beste, den er je gesehen hat“, wie es der Direktor des angesehensten Krankenhauses formuliert hatte, als er bei ihm in der Provinz zu Besuch war.

Seine alten Arbeitgeber und Kollegen ließen ihn nur ungern ziehen, doch wussten sie wie er selbst auch, dass er zu Höherem berufen war. Und so wurde er überschwenglich an seinem neuen Arbeitsplatz begrüßt und zu seinem eigenen Büro geleitet. Sein eigenes Büro! Ein Büro, das er selten benutzen würde (außer für den allfälligen Papierkram), denn er würde überall dort sein, wo er gerade gebraucht wurde, und das konnte fast überall im riesigen Gebäudekomplex sein.

So wurde er, kaum angekommen, auch schon zum ersten Einsatz gerufen. Und wie sollte es anders sein, er erledigte ihn mit Bravour und fast in Rekordzeit, und alle Anwesenden applaudierten, als er auch schon im nächsten Raum verlangt wurde.

Er war ein Meister seines Fachs. Das hieß nicht, dass andere nicht auch zu dieser Aufgabe in der Lage wären – Notfallsanitäter etwa, die sie quasi nebenbei erledigten; dort kam es schließlich darauf an, schnell zu sein, dort wurde nicht viel Wert auf die Ästhetik und die Meisterhaftigkeit speziell dieser speziellen Tätigkeit gelegt. Doch er, der Spezialist, konnte natürlich nicht überall gleichzeitig vor Ort sein.

Und so konnte er, der Spezialist, am Abend seines ersten Arbeitstages in der neuen Stadt zufrieden in den Sessel sinken. Alles war optimal gelaufen und alle waren beeindruckt. Wie viele Blutkonserven hatte er heute…? Ach, egal, einen Meister kümmern solche schnöden Zahlen nicht. Erst recht nicht den vielleicht besten Konservenöffner der Welt.

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