Monatsarchiv:

August 2010

Geschäfts {greetings} und andere Spam-Splitter (8)

Spam? Yukk! Mal wieder eine kleine Sammlung kurioser Spam-Ausschnitte, die keine separaten Beiträge wert sind…

Die Wahl des richtigen Betreffs

Der Betreff einer Mail ist an sich nicht ganz unwichtig. Aber nicht alle achten darauf, wie diese Beispiele zeigen:

 

Leer. Und wenn dann auch noch kein Text dabei ist, muss der Empfänger schon sehr notgeil sein, wenn er trotzdem an die Adresse „fickmalwieder@[…]“ zurückschreibt.

Gunstigstes weichen

Welcher Kunde sich da wohl erweichen lassen wird, nicht zurückzuweichen?

geschäfts {greetings}

Klingt auch nicht so wahnsinnig seriös oder sinnvoll. Aber was will man von typischen Millionentransfer-Vorschussbetrügern auch erwarten?

Dringende Mail bitte!!

Ist auch nicht viel besser. Immerhin war der Text auch auf „deutsch“ übersetzt – vielleicht sollte ich das besser „pseudeutsch“ nennen –, und schon die Anrede „Liebste One“ lässt hoffen; ein paar Bonmots sind tatsächlich dabei:

Ein verstorbener Klient von mir, mit Namen Mr. Andrew Parker aus deinem Land, die im Folgenden werden als mein Mandant, dessen Leben und das seiner ganzen Familie wurden hinfällig[…]

Hinfällig? Welch hässliche Ausdrucksweise! Und Mr. Andrew Parker klingt auch so typisch deutsch…

This Bank ausgestellt hat mir einen Hinweis auf die nächsten Angehörigen wenden, oder das Konto wird beschlagnahmt, weil es eine Regierung Gazette / Auftrag / die es allen Banken einzufrieren oder zu beschlagnahmen, Konten, der bisher nicht in einem lange Zeit gewartet werden, dies ist zur Kapitalflucht fürdie Wirtschaft ausgerichtet. […]

Na für eine Übersetzung sollte man sich schon entscheiden/entschließen/.

Diese unter einer legitimen Anordnung, die Sie von einer Verletzung der law.If schützt dieses Geschäft Satz beleidigt Ihre moralischen Werte wird ausgeführt, akzeptieren meine Entschuldigung[…]

Nein, akzeptiere ich nicht. Niemals.

Beim nächsten sieht man, dass es eben nicht immer auf die Länge ankommt:

Zahlen Sie nicht zu viel bezahlen Sie 10000 nicht fuer eine Brand-Armbanduhr bezahlen Sie nicht ueber.

Denn auch viel Text im Betreff weckt nicht gleich mehr Vertrauen. Schon gar nicht, wenn die Uhren brennend heiß sind.^^

Gluckwunsch

Fast. Fehlen nur zwei Pünktchen. Und Verstand bei den Deppen, die auf solchen Lotteriespam reinfallen.

Es gibt auch bessere Betreff-Zeilen

Please Stop Wasting Your Money on Fraudsters and Scammers.

Hey, gute Idee! Doch warum schickst du, „liebe“ Absenderin, dann solche Mails, in denen du erzählst, wie du angeblich Zigtausende Dollar an Nigeria-Scammer verloren hast, aber von offizieller Seite dort 2,6 Millionen(!) als Entschädigung bekommen hättest – für „nur“ 470$ Gebühren? Und du willst meine E-Mail-Adresse auf einer Liste anderer potentiell zu „Entschädigenden“ gesehen haben?? Ver#&@$# dich, du &#5#@$!

Ein Betreff wie der folgende mag zwar recht allgemein sein, aber sicher besser als die oben:

Business proposal

Sowas ist meist entweder wieder Geldtransfer oder Linktausch – von dem nicht nur Thomas auch nichts hält. Ausnahmsweise geht’s in diesem Fall aber um eine Art Webdesign-Firmenpartnerschaft von einer Dame mit seltsamem Nachnamen:

Let me take the opportunity to introduce myself, I am Gloria Marketing Manager.

Sehr erfreut. (Nicht.)

I have been through your website and could understand that you are offering Web Design Services to your potential clients.

Und so schnell entlarven sich Lügner – selbst wenn hier ab und zu ein WordPress-Tip auftaucht, sollte man spätestens beim 1,5-ten Blick erkennen, dass ich keine Webdesigndienste irgendwelchen Kunden anbiete…

Weiter zum nächsten:

Ihr Internetauftritt

Das ist mal ein alles- und nichtssagender Betreff. Einen kleinen Pluspunkt muss ich denen geben: Sie haben mich mit meinem Namen angesprochen und nicht mit „Webmaster“ o.ä. Und was wollten sie?

Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, ein seriöses Infoportal zu erstellen und Ihnen damit die Möglichkeit zu bieten, sich darin KOSTENLOS einzutragen!

Nur wie seriös und vor allem sinnvoll bestückt wird so ein Infoportal werden, wenn sie mein privates Blog gern in einem Kleingewerbe-Mittelstand-Portal hätten? Und wie ernsthaft und seriös ist ihr Anliegen insgesamt, wenn sie einen Link mit dem Keyword „Suchmaschinenoptimierung“ als Gegenleistung wollen?

Antwort: Zu wenig, um einer Antwort würdig zu sein. (Außer in dieser Sammlung natürlich.)

Der nächste wird schon direkter – und bietet einen Bonus, denn hinter einem einfachen englischen Betreff „Link Exchange Proposal“ verbirgt sich wieder „Pseudeutsch“:

Ich bin Dennis. Sehr geehrter Webmaster ich einige IQ-Test, Gif, Modell, Routenplaner, Dating, Webtains, Strom, Casino, Mode, Bildung und verwandten Seiten meiner Seiten benötigen sind wohlauf in Hauptsearch engines.

Gut, denn mit kranken Seiten möchte ich eh nichts zu tun haben. Aber will ich denn was mit Hans-Dampf-in-allen-Webangeboten-Linkspammern etwas zu tun haben?

Your Eingang ist sehr geschätzt möchte ich gratulieren Sie, dass zwar die Suche in Google habe ich Ihre Website gefunden und da wir beide sind im ähnlichen Bereich möchte ich Verbindungen mit Ihrer Website auszutauschen. […]

Immerhin: Ein Gemischtwarenladen-Blog wie meines hat eine bessere Chance, tatsächlich zumindest zu einem der genannten Themen zu passen…

Also, wenn Sie sich dann bitte senden Sie mir Ihren Link Details mit meinen Seiten interessiert.

Immerhin: Meint ihr das ist ein durchaus kreativer Satzbau nicht auch?

Wenn Sie nicht der betreffenden Person, dann bitte diese Mail an den Webmaster besorgt.

Der wäre dann erst recht besorgt.

Mit freundlichen Grüßen,

Hey, sogar ein richtiger Satz! Und ein passender, denn das ist das Ende dieses Spam-Splitter-Beitrags…


Foto (Orig.): Justin Hall – Fotolia.com

Bilderrätsel 43

Und wieder stellt sich an einem Dienstag Nachmittag die Frage: Was zeigt dieser Ausschnitt?

br43a

Und wie immer gibt’s bei Bedarf weitere Ausschnitte und Tips in den Kommentaren. Dann ratet mal los…

(17:42) Anderer Ausschnitt:

br43c

Gelöst von Yjgalla: Ein Platz für einen Baum:

br43s

Echte Wissenschaftler würden bestätigen: Aqua blue wirkt nicht

Jedenfalls nicht anders als durch Einbildung. Der bayrische Anbieter von „Wasseraufbereitungsgeräten“ namens Aqua blue, der immer wieder mal in der hiesigen Zeitung inseriert bzw. Prospektzettel mitliefern lässt, war hier schon vorletztes und letztes Jahr Thema; da er diesmal zu seinem Zettel wieder eine textlastige Anzeige mit der Überschrift „Wissenschaftler bestätigen: Aqua blue wirkt“ geschaltet hat, will ich halt wieder mal darauf eingehen…

Auf das Konzept an sich und die älteren „Gutachten“ bin ich in den früheren Beiträgen schon genauso eingegangen wie auf den neueren Absatz, die „klassische“ Wissenschaft würde den Kram nicht anerkennen, es wären „komplementärwissenschaftliche“ Untersuchungen nötig. Wie das halt so ist: Die echte Wissenschaft setzt auf reproduzierbare, möglichst objektive und somit von subjektiven Einflüssen, Irrtümern und Wünschen so weit wie möglich befreite Ergebnisse – für die „Komplementärwissenschaft“ bleibt nur der Rest des realitätsflüchtigen esoterischen Milieus.

Die Anzeige geht nun zum einen auf diverse angebliche kalkreduzierende Effekte ein. Wie genau die gemessen wurden, ist aus den im Web veröffentlichten Auszügen der „Gutachten“ nicht ersichtlich, insbesondere nicht, ob mögliche störende Effekte – störend für eine objektive Beurteilung, meine ich – ausgeschlossen wurden.

Ich könnte mir jedenfalls bei einem einfachen Versuch leicht einen Störeffekt vorstellen: Nach der „ohne Gerät“-Vergleichsprobe wird beim Anbringen des „Geräts“ am Rohr etwas Kalk abgeschüttelt, dann lässt man einige Liter Wasser (und somit den abgefallenen Kalk) durchlaufen, bevor man schließlich den „mit Gerät“-Test macht. Oder man reinigt die beteiligten Gefäße anders (schließlich kann die Oberflächenspannung auch durch Spülmittel gesenkt werden), u.a.m. – Möglichkeiten gibt’s da viele, und das muss nicht mal in böswilliger Absicht geschehen, sondern einfach versehentlich, aus Unachtsamkeit oder mangelndem Problembewusstsein.

Wie gesagt: Ich weiß nicht, wie genau die Untersuchungen durchgeführt wurden – kann sein, dass sie auf all diese Dinge geachtet haben. Dann wäre es aber den skeptischen unter den potentiellen Kunden gegenüber sinnvoller, auch damit zu werben und die vollen Protokolle und Beschreibungen zu veröffentlichen.

Im Falle des einen neueren „Gutachtens“ jedoch, bei dem es in der Anzeige heißt, dort wurde „eine mehrfache Wirkung von Aqua blue zweifelsfrei nachgewiesen“, wird im veröffentlichten Auszug1 nur groß von angeblichen wissenschaftlichen Grundlagen schwadroniert und dann knapp festgestellt, dass die Wirkung „nachvollziehbar“ und „mit mehreren herkömmlichen Methoden der exakten Naturwissenschaft“ bewiesen wäre.

Allerdings handelt es sich bei dem Unternehmen, das dieses „Gutachten“ geliefert hat, um das IIREC, das International Institute for Research on Electromagnetic Compatibility, das nicht unbekannt ist, wenn’s um Produkte und Zertifikate für angebliche „Enstörung“, „Elektrosmog-Schutz“ und etliche andere esoterisch-pseudowissenschaftliche Dinge geht. Meines Erachtens ist deren Gutachten aus wissenchaftlicher Sicht also nicht das Papier wert, auf dem man es ausdrucken könnte.

Das zweite Gutachten – bzw. wieder nur Auszüge daraus2 – stammt von einem Sachverständigen für Heizung, Lüftung, Klima und Sanitär namens Schuler. Bevor dort wieder ein paar Dinge über lose anhaftenden Kalk auf Rasierspiegel und im Edelstahltopf gesagt werden, die zu unvollständig sind, um sie ordentlich beurteilen zu können – insbesondere beim Topf wird eher betont, dass zwischen kaltem und warmem Wasser kein Unterschied besteht; dass der Kalk sich vor Aqua blue vielleicht eingebrannt hat, muss man eher erraten –, steht dieser Absatz:

Bereits nach 1 bis 2 Tagen konnten die Familie und ich persönlich feststellen, dass das Trinkwasser angenehmer, wohlschmeckender und irgendwie vitalisierend schmeckt.

Oh, wow! „Irgendwie vitalisierend“! Und der Anfang des Satzes liest sich für mich eher so, dass er das Ding einfach mal angebracht und der Familie gesagt hat: Schaut mal, ich hab da ein teures Wasseraufbereitungsgerät zum Testen, das das Wasser angenehmer, wohlschmeckender und vitalisierender machen soll. Sagt doch Bescheid, ob ihr was merkt.

Auf jeden Fall sehe ich da keine Anzeichen von ordentlicher Verblindung, wo keiner der Probanden (Familie) weiß, ob das Wasser nun am Alukästchen vorbeilief oder nicht und auch keiner, der es weiß (Vater), im Raum ist; der Herr Sachverständige mag ja sachverständig in Sachen Heizung, Lüftung, Klima und Sanitär sein, aber nicht unbedingt in Pseudo- von Wissenschaft trennendem Skeptizismus – und den Auftraggeber freut’s…

(Wobei ich, wohlgemerkt, dem Sachverständigen hier keine böswillige Absicht unterstellen will – wie man, juristisch gesehen, eben jedem Esoterikanbieter bis zum Beweis des Gegenteils halt zugestehen muss, selbst daran zu glauben bzw. sich selbst zu täuschen und nicht vorsätzlich zu betrügen.)

Und somit ist es naheliegend, dass genau das rauskommt, was jeder halbwegs skeptisch-wissenschaftlich denkende Mensch als einzige Wirkung von solchen „Geräten“ erwartet: ein Placebo-Effekt, eine ausschließlich eingebildete Wirkung – der Mensch unterliegt eben viel zu leicht einer Selbsttäuschung, sodass eine ordentliche Verblindung und eine ausreichend hohe Anzahl an Versuchen unabdingbar ist, um solche Behauptungen zu testen. Sieht man ja auch immer wieder in den Psi-Tests der GWUP

Beim verwandten Produkt aus Österreich, dem Granderwasser, wurde ja bereits gerichtlich bestätigt, dass die Bezeichnung „aus dem Esoterik-Milieu stammender, parawissen­schaftlicher Unfug“ gerechtfertigt ist, und in Neuseeland wurde der dortige Grander-Vertrieb auch schon wegen Irreführung verurteilt und von der Richterin als „quackery and pseudo-science“ bezeichnet.

Da wundert es nicht, wenn sich Aqua blue mit dem erwähnten „Komplementär­wissenchaft“-Kleingedruckten abzusichern versucht; im Text der Zeitungsanzeige (vor der Nennung der beiden o.a. Gutachten und dem Verweis auf den Eiskristall­aussucher Emoto) steht:

Zu gut, um wahr zu sein? Ganz im Gegenteil. Auch wenn die klassische Naturwissenschaft die Wirksamkeit von Aqua blue bisher nicht anerkannt hat, geben Gutachter darauf Brief und Siegel.

Ich persönlich finde das allerdings – wie so oft bei diversen Anbietern – zu wenig. Groß „Wissenschaftler bestätigen“ zu titeln und sich dann mit halbherzigen Wunschkonstruktem wie „noch nicht anerkannt“ und „Komplementärwissenschaft“ herauszureden – das mag juristisch in Ordnung sein oder nicht (ich mag das nicht beurteilen), die Beteiligten mögen das selber glauben oder auch nicht; für mich ist das eine Scheinheiligkeit, die mich einfach ankotzt. Entweder man arbeitet wissenschaftlich oder nicht – das Kriterium dafür ist aber nicht, sich als „Wissenschaftler“ zu bezeichnen, sondern eben wie man arbeitet…

 

Siehe auch:

  1. www.aqua-blue.de/uploads/File/AuszugGutachtenDrMedinger.pdf, archiviert bei WebCite am 9.8.2010 unter www.webcitation.org/5rrMIfCX0 (PDF) []
  2. www.aqua-blue.de/uploads/File/GutachtenSchulerLoehnertGmbH.pdf archiviert bei WebCite am 9.8.2010 unter www.webcitation.org/5rrMv4lHK (PDF) []