Amerikanische Verhältnisse?

Florian hat neulich die Werbepausen einiger Fernsehshows analysiert, und zwar von Schlag den Raab – mit 322 Minuten mit Abstand die längste Show, zu der er meint: „Und gerade bei “Schlag den Raab” hatte ich in letzter Zeit immer mehr das Gefühl, dass die Werbung die Sendung immer stärker dominiert“ –, Mein Mann kann, Das Supertalent und Wer wird Millionär?, mit einem Ergebnis, das ihn „ein klein wenig überrascht“ hat, denn Raab hatte bei dieser Sendungslänge zwar natürlich die absolut meiste Werbung, lag insgesamt mit 24,7% aber gar nicht so hoch; die anderen Sendungen hatten (in o.a. Reihenfolge) 27,3%, 20,9% bzw. 28,8%. Die Eigenwerbungsblöcke der Sender hat er offenbar mit dazugerechnet – sinnvollerweise, denn die nerven ja mindestens genauso.

Nun hab ich mir gedacht, da könnte ich mir mal eine amerikanische Show zum Vergleich genauer anschauen, denn da hört man ja immer von vielen Werbeunterbrechungen – und sieht oft entsprechende Schnitte bei Serien-Ausstrahlungen hierzulande, wo Werbung eingeplant wurde, aber dank der deutschen Regelungen keine kommt.

Praktischerweise überträgt Sky immer in der Nacht von Montag auf Dienstag meist um 2 Uhr die Live-Wrestling-Show WWE RAW – durchaus mit hohen Einschaltquoten gesegnet und mit bisher 1010 Folgen angeblich die am längsten ununterbrochen laufende wöchentliche Serie überhaupt –, wobei die amerikanischen Werbeeinblendungen mit kurzen Sky-Vorschauen und älteren Wrestlingszenen (zur Unterscheidung dunkel vignettiert) ersetzt werden. Hinzu kommen gelegentliche WWE-Eigenwerbungsspots – also nicht für den Sender, auf dem RAW läuft, sondern für WWE-DVDs, -Bücher, -Shows und aktuell eine Brustkrebs-Aktion. (Wobei es sich um vorgefertigte Spots handelt; gelegentlich weisen die Kommentatoren auch noch live auf künftige PPV-Shows hin, was hier besser unberücksichtigt bleibt.)

Hier die Grafik dazu – normale Sendung ist dunkelblau, Eigenwerbung hell (dünn, da kurz) und Werbepausen weiß:

RAW-Werbung

Vergleichen wir das mal mit Florians Analyseergebnissen – hier sind seine Balken und darunter nochmal meiner, entsprechend der Dauer der Sendungen gestaucht:

werbepausen3

WWE RAW (2.10.2012, 2:00 Uhr, Sky Sport)
RAW-Werbung

RAW-Werbung-Torte Bei einer Dauer von gut drei Stunden, nämlich 188 Minuten und 25 Sekunden, gab es mit 15 durchaus viele Werbeunterbrechungen (von denen 8 eine Eigenwerbung voran- und 1 nachgestellt war), doch insgesamt waren es auch „nur“ 48:08 echte Werbung (im Schnitt also 3:12,5 kurz) und somit mit 25,55% durchaus vergleichbar; rechnen wir die insg. 6:00 (3,18%) WWE-Eigenwerbungsspots hinzu, sind’s 54:08 (Schnitt 3:36,5) und 28,73%.

Und ja, das hat mich durchaus auch etwas überrascht, dass es nicht merklich mehr Werbung ist als in Deutschland. Die häufigeren Unterbrechungen – durchschnittlich 4,8 pro Stunde statt ca. 2 hierzulande – stören natürlich dennoch mehr. Aber man kann ja vorspulen (oder wie man das korrekt bei bandlosen Recordern nennt)…


urspr. Grafik: Florian Freistetter/Astrodicticum Simplex, CC-by-sa-3.0-Lizenz

4 Kommentare

  1. r

    Tja, Wahrnehmung und Realität – zwei Welten prallen aufeinander… (nicht daß mir dieser Effekt fremd wäre, nein nein^^)

    vorspulen oder wie man das korrekt .. nennt

    Na ‚vorspulen‘ selbstverständlich, denn (als anekdotischer Beleg) wieviele Handygespräche enden mit einem ‚Du, ich leg dann mal auf‘?

    • c

      Das wird auch YouTube freuen, denn auch wenn Röhrenfernseher ja immer seltener werden, müssen sie sich nicht umbenennen.^^

  2. R

    Egal, ob viel oder wenig Werbung – ich bin ziemlich genervt davon und gucke fast gar nicht mehr. Radiowerbung ist noch ätzender, da ohne Bild…

    • c

      Ja, beim Fernsehen schau ich fast nur noch zeitversetzt mit Vorspulen; beim Radio schalt ich stumm. Wenn ich doch mal was mitbekomme, nervt’s nur. Warum z.B. muss man „Telefonbuch“ singen??

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