Schlagwort-Archiv:

Gesundheit

Synergieeffekt

In einem Ortsteil hier wurde ein neues Ärztehaus eröffnet. Der Artikel dazu im Pfaffenhofener Kurier meint am Ende auch:

Ebenfalls positiv ist das neue Ärztehaus für den benachbarten Spielwarenladen. Offenbar versprechen viele Eltern ihren Kindern, dass sie sich nach dem Besuch beim Kinderarzt noch Spielzeug holen dürfen. Lego gegen Spritze – das ist auf alle Fälle auch ein schöner Synergieeffekt.

Gegenüber ist ein Getränkeladen – z.B. für die Mütter und Väter, die was Hochprozentiges brauchen. Falls der Besuch bei den Ärzten nicht ganz so glatt verläuft, hilft vielleicht das benachbarte THW, und wenn auch das nichts mehr gebracht hat, ein paar Meter weiter wäre dann der Wertstoffhof… :twisted:

„Medizin aus der Natur“

So der Titel einer Sonderseite einer hiesigen Kostenloszeitung, garniert mit einem gezeichneten Zweig mit grünen Blättern, dahinter auch ein irgendwie passendes Fotomotiv (u.a. mit Farnblatt, Blüten, Knoblauch, Öl(?)flasche). Suggeriert natürlich natürlich sanfte Medizin, ach so verträgliche Medikamente und dergleichen. Aber schauen wir uns die Kleinanzeigen an:

  • Kräuterführungen einer Kräuterpädagoging – huch, mal nicht gleich was direkt Esoterisches! Sowas aber auch.
  • Ein „Gesundheitszentrum“ mit Craniosacral-Therapie, Hypnose/Schmerztherapie, Systemaufstellung, Psychokinesiologie, Meditation, Tanz/Yoga. Zwar so manches, das gern das „Naturheilkunde“-Etikett an sich reißt, aber nicht mal etwas, das in Richtung Medilkament geht…
  • Eine „Naturheilpraxis“, die von Osteopathie über Massagen bis Elektrotherapie 18 Punkte auflistet, auch eher Methoden statt Medikamente. Oh, und diese Elektrotherapie muss ja wirklich totaaal natürlich sein…
  • Ein Artikel über „Beauty Food“, Ernährung, die der Schönheit hilft. Könnte ernsthaft sein, könnte Mythen bedienen – vermutlich eine Kombination von beidem, aber detailliertes Nachrecherchieren wäre hier übertrieben.
  • Noch eine „Naturheilpraxis“, die neben Elektroakupunktur und Fußreflexzonenmassage tatsächlich etwas mit Zeug zum Einnehmen enthält (u.a. Schüssler-Salze); erwartungsemäß aber auch nur die typische Pseudomedizin, die zwar natürlich tut, aber weder echte Medizin noch echt heilsam ist noch etwas mit der echten, nachweisbaren Natur zu tun hat.
  • Eine „Heilpraktikerin für Psychotherapie“, die gleich gar nichts außerhalb ebendieser Therapie anbietet und sich damit noch mehr für „Medizin aus der Natur“ disqualifiziert.
  • Eine weitere „Naturheilpraxis“ mit einem guten Dutzend Angeboten querbeet – überraschenderweise die einzige, die Homöopathie erwähnt, nicht überraschenderweise ausschließlich Esoterisches/Pseudomedizinisches.
  • Und zwei Salzgrotten/-oasen/-wellnessräume, auch mehr Wellness als Medizin.

Fazit: Eigentlich wie erwartet, nur die Kräuterführung hat das Potenzial, hier aus dem Rahmen zu fallen. Immerhin ein kleines bisschen näher am Titel als „Fit in den Frühling“ vor ein paar Jahren


Lesetipps:

Eine seltsame Wahl

Morgen ist Landratswahl hier in Pfaffenhofen. Losgelöst von den sonstigen Kommunalwahlen, weil der Vorgänger 2010/2011 mittendrin des Amtes enthoben wurde als Folge einer Verurteilung wegen Untreue in seiner Bürgermeisterzeit.

Schon damals gab es Diskussionen, ob der Nachfolger nicht gleich nur für drei Jahre antritt, um die Wahlen wieder zusammenzulegen; der Sieger damals, Martin Wolf (CSU), wollte aber die vollen sechs Jahre zur Umsetzung seiner Ideen, will sich aber jetzt im Falle seiner Wiederwahl auf drei Jahre beschränken.

Da zudem offenbar recht viele der Ansicht sind, er hat seine Sache bisher recht gut gemacht, erhält er auch Unterstützung von der SPD, die keinen eigenen Kandidaten aufgestellt hat – und so gibt’s nur zwei Gegenkandidaten: von der FDP und den Grünen.

So viel anders wollen sie eigentlich auch nicht machen, der Grüne will nur „grünere“ Prioritäten setzen, der FDPler konzentriert sich im Wahlkampf auf den Lärmschutz an der Autobahn und seine Ablehnung von Windkraftanlagen1 – beides Themen, wo der Landkreis bzw. er als Landrat eigentlich recht wenig Entscheidungsfreiheit haben…

Wie’s halt so kommt, hatte der Amtsinhaber Anfang April einen schweren Motorradunfall. Allzu viele Details zu den Verletzungen bekam man nicht zu hören – was aus privater Sicht absolut verständlich ist. Er befände sich eben langsam aber sicher auf dem Weg der Besserung. Die Opposition hat trotzdem immer wieder über mangelnde Offenheit gemeckert.

Und an diesem Mittwoch kam dann heraus, dass er unter Amnesie leidet. Was erst am Dienstagabend diagnostiziert worden sei und in Abstimmung mit der Familie dann eben am nächsten Tag bekannt gemacht wurde. Natürlich beschwert sich die Opposition wieder, was die CSU wieder zurückweist.

Die Ärzte sind zuversichtlich, dass diese Gedächtnisstörung nach und nach wieder verschwindet und er sein Gedächtnis vollständig wiedererlangt.

Schön. Aber ein wahlkampftaktisches Gschmäckle bleibt m.E. doch: Kein Wort darüber, wie schwer die Amnesie ist. Nur bis zum Unfall zurück oder geringfügig mehr? Dann hätten sie’s wohl gesagt. Weiß er noch, dass Wahlen sind, dass er Landrat ist – und wer er ist? Hm. Und dass man erst dadurch nebenbei erfährt, dass er so lange beatmet werden musste, dass erst jetzt ein richtiges Gespräch und eben die Diagnose möglich war, dass er also wohl schwerer verletzt war, als man in der Öffentlichkeit den Eindruck gehabt haben mag.

Und jetzt? Wahlrechtlich sind Ersatzmann oder Verschiebung anscheinend nicht möglich, es hängt dann wohl nur an der Frage, ob Wolf die Wahl offiziell annimmt bzw. annehmen kann (wenn er denn gewinnt). Ich bin jedenfalls mal gespannt, was da morgen und dann in den nächsten Wochen rauskommt – und ob die Wahlbeteiligung ein neues Rekordtief erreicht.2 Sogar ich bin mir nicht sicher, ob ich überhaupt wählen gehen soll…

Update: » Ergebnis

  1. ironischerweise will er aber frischen Wind ins Landratsamt bringen []
  2. Vorteilhaft zumindest für die Stadt Pfaffenhofen ist, dass morgen auch Dult ist, was die Leute in die Stadt lockt. Zumindest wenn das Wetter nicht so verregnet ist wie angekündigt. Und die Stadt stellt auch nur ein gutes Fünftel der Landkreis-Einwohner. []

„Gott ist so gut zu ihm“

Manche Gedankengänge von Gläubigen werd ich wohl nie wirklich verstehen. Nicht nur die leichtfertig in Nachrichtenmeldungen hineingedichteten „Schutzengel“, durch die jemand „nur“ schwerste Verletzungen erleiden muss, anstatt zu sterben, oder einen hohen Sachschaden – anstatt die Unfälle gleich zu verhindern.

Etwa wenn ein Mann – ein Ex-Wrestler, was aber hier keine Rolle spielt – bewusstlos mit 40° Fieber aufgrund mehrfacher Infektionen ins Krankenhaus eingelieffert wird, und kaum geht es ihm besser, schreibt seine Frau auf Facebook:

Thank you all for all the prayers. Fred is awake this morning and talking .He is still very weak and sick but will be better in a few days. God is so good to him. […]
(Quelle)

Also ich weiß nicht, wenn Gott ihm wirklich seine Gunst zeigen wollte, hätte er die Infektionen vielleicht nicht ein bisschen früher stoppen können?

Oder womöglich ist dieser Gott aus Verärgerung darüber, dass der Wrestler mal Hulk Hogan angegriffen hat, sogar schuld an den Infektionen – und es ist nur den Ärzten zu verdanken, dass es ihm besser geht und er überlebt?

Wollen solche Gläubige beständig an einem „lieben Gott“ festhalten? Verzichten sie da einfach aufs Nachdenken? Wie auch immer, ich denke, die Ärzte und Pfleger hätten auch das eine oder andere lobende Wort verdient…