„Verantwortung im Horoskop“

Frau überrascht von Buch Wie eine Astrologin gegen die Astrologie und dergleichen argumentiert – unfreiwillig.

Der Artikel einer Astrologin (und Kartenlegerin) namens Stefanie Angela Berndt auf der Website des Esoterik-Magazins „SEIN“, von dem ich im März eine Ausgabe im Zug gefunden hatte, zeigt auch, wie sehr Astrologen offenbar in ihrer eigenen Welt leben und eben nicht merken, dass sie gegen sich selbst argumentieren – schließlich ist ihr Glaubenssystem ja eine unumstößliche Wahrheit, die nicht hinterfragt wird…

Im Horoskop finden wir das Thema Verantwortung im Tierkreiszeichen Steinbock sowie im 10. Haus oder Feld (dem Haus der Öffentlichkeit und des Berufs) symbolisiert, außerdem ist der Planet Saturn für dieses Thema „zuständig“. Die Astrologen lesen anhand der Stellung der Spitze des 10. Hauses oder Feldes (dem so genannten MC = Medium Coeli) das Lernziel und die Lebensaufgabe des Horoskopeigners ab.

(Alle Hervorhebungen von mir.) So so, die Astrologen wollen also die Lebensaufgabe eines Jeden aus ihren Horoskopen lesen. Bedeutet das aber nicht, dass man jegliche Verantwortung dafür, seine Lebensaufgabe überhaupt zu finden, seinem Leben also einen bestimmten Sinn zu geben, abgibt – nämlich an die Astrologen? Wie sieht die Autorin das denn?

Auf dem Weg zur Erfüllung der eigenen Lebensaufgabe wird der Mensch früher oder später mit dem Thema Verantwortung konfrontiert: Es ist unbedingt erforderlich, die Verantwortung für sich selbst, für das eigene Tun und Lassen auf dem Lebensweg zu übernehmen, wenn man sein Lebensziel (markiert durch den MC im Horoskop) erreichen will. […]

Es ist also unbedingt erforderlich, sich nicht von irgendwelchen Astrologen und ihren Horoskopen beeinflussen oder sie gar über einzelne Entscheidungen oder den weiteren Lebensweg entscheiden zu lassen! Finde ich auch.

Die 4. Felderspitze, der so genannte IC (Imum Coeli), liegt dem MC gegenüber und markiert den tiefsten Punkt im Horoskop – unsere Herkunft. Wer – symbolisch gesprochen – am IC hängen bleibt, verharrt in der Kinderrolle, macht die Umwelt für sein „Unglück“ verantwortlich und stellt Versorgeransprüche. […] Wer die Verantwortung für sein eigenes Leben aus der Hand gibt, macht sich auch schuldig, das heißt, er bleibt sich seinen eigenen Entwicklungsweg schuldig.

Fingerzeig Wie ja oben schon angesprochen: Ich soll also meine Verantwortung für mein Leben aus der Hand geben – nämlich in die eines Astrologen –, um sie nicht aus der Hand zu geben? Welch Logik!

Wir sehen also: Wer auf das willkürliche Geschwätz der Astrologen hört, bleibt also in der Kinderrolle, weil er die Verantwortung abgibt, und stellt Versorgungsansprüche an Astrologen und andere Esoteriker, sie mögen ihm Entscheidungen abnehmen.

Denn das Problem ist:

Man versucht also, den verlorenen Sinn durch äußere Anleihen (z.B. Glaubenssysteme) zu überdecken bzw. zurück zu holen. Dabei bleibt man in ewiger Sehnsucht verhaftet.

:lol3: Glaubenssysteme wie Astrologie, Eurythmie, feinstoffliche Fantastereien, Geistheilung, Kartenlegen, Lichtenergien, diverse Religionen, Rückführungen, Zukunftsschau etc., genau!

Unnötig zu erwähnen, dass die Autorin einige davon anbietet oder eigene Erfahrungen damit hat, oder?

Diese Sehnsucht nach dem eigenen Lebenssinn kann den Menschen durch die ganze Welt treiben, immer in der Hoffnung, dass jemand oder etwas ihm seinen Lebenssinn wiedergibt.

Am besten narürlich die Autorin dieses Artikels und ihre Kollegen, hm? Diese Sehnsucht kann den Menschen ganz offenbar wirklich in die Arme von allen möglichen Heilsversprechern und Glaubenssystemen treiben, gerade dann, wenn der Mensch darauf verzichtet, mal gründlich rational nachzudenken.

Saturn steht symbolisch für die nackte Wahrheit, sei sie nun angenehm oder weniger angenehm. […]

Astrologen haben nur leider Probleme, die Wahrheit über die Sinnlosigkeit ihrer Grundlagen anzuerkennen…

Indem ich die Schwelle zu mir selbst, zum überpersönlich Bedeutenden (in mir) überschreite, wird auch mein Trennungsgefühl von Gott überwunden: Ich finde mich in einem größeren Zusammenhang wieder. Das was ich wirklich bin, wird in Erfahrung gebracht.

Wer in Erfahrung bringt, was er wirklich ist, sollte nun wirklich ohne Horoskope, Esoterik, Gurus, imaginäre himmlische Freunde und ähnliches auskommen. Nur ob man von der Zielgruppe solcher Magazine erwarten kann, dass sie so weit nachdenken und den ganzen Mystizismus hinterfragen?


Fotos: ?/sxc (sorry, nicht notiert und nicht mehr gefunden); Mrinkk/sxc

6 Kommentare

  1. b

    1. hast Du recht,
    2. können „so Sterne irgendwo da draußen“ nichts machen, das unser Leben irgendwie steuert. Und das ist gut so.

  2. c

    3. Sag das mal den Astrologen – taubere Ohren als die, auf die du dann stoßen dürftest, kann ich mir nicht vorstellen…

  3. f

    sehr schöner artikel! mich würde interessieren, wie astrologen darauf reagieren und was ihnen einfällt, um diese argumente wegzudiskutieren ;)

    hast du astrologen unter den lesern?

  4. c

    Danke. Ich wüsste nicht, dass hier Astrologen mitlesen – falls doch, dürft ihr euch jetzt gerne outen. :) Dass mein Post „(K)ein Horoskop für den LHC“ deinen „Haus-und-Hof-Astrologen“ ;) zum hier Mitlesen angeregt hat, glaub ich eher nicht…

  5. SB

    Also ich amüsiere mich immer an solchem Astro-Shit :)

    Wenn die „Hexen“ jeden Abend im TV ihre Kristallkugeln oder Karten befragen, sitze ich des öfteren vorm Bildschirm und amüsiere mich über die Tipps, die da den mehr oder weniger schlauen Anrufern gegeben werden. Vorallem kommt es mir größtenteils so vor, als würden die Telefonierer das Zeug auch noch glauben…. Ist die Menschheit wirklich so naiv? Ich kann das nicht verstehen!

  6. c

    Verstehen kann ich’s auch nicht wirklich, aber es scheint, dass es tatsächlich mehr als genug gibt, die so ein Zeug glauben…

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