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Pfaffenhofen
85276 Pfaffenhofen a.d. Ilm, um genau zu sein

Bunt

Der Vollständigkeit meiner Konzertberichte halber (und weil ich hier eh so wenig schreibe) sollte ich eigentlich auch diese Veranstaltung heute erwähnen, auch wenn die Musik nicht der Hauptanlass war: die Kundgebung „Für Demokratie und Menschenwürde – gegen Rechtsextremismus“ heute hier in Pfaffenhofen.

Zwei Stunden mit Reden von Jung bis Alt sowie zwei Bands sollten es sein – zuerst eine Rede vom Jugendparlament, bevor der erste Musik-Act für ca. eine halbe Stunde kam: der Midnight Poets Club, eine junge Band und Gewinner des letztjährigen Nachwuchsfestivals mit Indie Rock. (Nächstes Foto.) Gut, akustischer Hochgenuss ist was anderes, aber die Bühne war auch keine professionelle, vollausgestattete Konzertlocation, aber musikalisch waren sie ganz unterhaltsam, nur den Punk-Versuch am Ende hätten sie sich sparen können.

Dann von den „Omas gegen Rechts“ die generationenübergreifende Rede einer ehemaligen Schulleiterin, Jahrgang 1943, und von einem hiesigen Kabarettisten, aber nicht mit einem Kabarettprogramm, sondern einer emphatischen Rede zum Thema.

Dann die zweite Band (vorheriges Foto) namens Burnout, die Lehrerband des Gymnasiums – Soul, Funk, R’n’B, wohl massenkompatibler auch fürs ältere Publikum, aber trotzdem leerte sich der Platz zusehends – so voll wie auf obigem Webcam-Bild eine halbe Stunde nach Beginn war’s nicht mehr. Gut, es war trotz Sonne auch nicht besonders warm…

Dann noch eine Rede einer Dame aus dem Team. Das Schlussfoto zeigt schließlich die Organisatoren bei der Verabschiedung:

Es waren wohl nicht so viele Leute wie bei der Lichterkette vor drei Wochen (1500 laut Kurier statt 2000) – vielleicht lassen sich für eine halbe Stunde Lichterkette mehr Leute finden als für zwei Stunden Reden mit Musik, vielleicht wollen die Leute an einem sonnigen Sonntagnachmittag eher was anderes machen als an einem dunklen Sonntagabend, wer weiß…

Keine zweite Kugel

…äh, kein Gewerbe- und Industriegebiet Kuglhof 2, so jedenfalls das Ergebnis des gestrigen Bürgerentscheids hier in Pfaffenhofen. Die vollständigen Ergebnisse finden sich hier bei der Stadt, bei mir wie bei Wahlen üblich Tortengrafiken inkl. Nichtwähler – bei einer Wahlbeteiligung von 52,6%, was angesichts der automatisch verschickten Wahlscheine und somit Briefwahlmöglichkeit – die nur 308 von 10817 Wählern nicht genutzt hatten – doch ein bisschen wenig ist.

Dass es zu so einem Thema ein Bürgerbegehren gibt, ist ja durchaus in Ordnung, um nicht zu sagen wichtig und richtig. Das hieß in diesem Fall „Stoppt den Flächenfraß – Kein Gewerbegebiet Kuglhof II“. Dass der Stadtrat bzw. die Befürworter in diesem – Fraktionsübergreifend SPD, Grüne, FW, CSU – dem noch ein Ratsbegehren gegenübergestellt haben, dessen erste Formulierung mit Umgehungsstraße als irreführend kassiert wurde und das letztlich „Wohlstand sichern, Klima schützen – Ja zum grünen Gewerbepark Kuglhof“ hieß, war ja schon irgendwie… seltsam. Man wollte wohl noch ’ne positive Formuliereng.

Die bessere Lösung wäre sicher gewesen, einfach „Ja“ oder „Nein“ zum Kuglhof 2 zu fragen und ggf. Stichpunkte beider Seiten zu nennen, aber vermutlich gibt das die Gesetzeslage zu Bürgerbegehren nicht her. Naja, so kam dann noch ’ne Stichfrage hinzu, welches Begehren gelten sollte, wenn beide die Mehrheit bekommen hätten.

Genug der Vorrede, hier die Grafiken – die Farben beziehen sich dabei aufs Thema für/gegen Kuglhof 2 und nicht auf den Wortlaut der Fragen (bei letzterem ist „Ja“ immer links oben, „Nein“ rechts oben):

Was mich dann doch etwas wundert, ist der Unterschied von einigen Prozentpunkten oder absolut 4775 Befürworter zu 5572 Gegnern bei der ersten Frage (470 ungültig) vs. 4044 zu 6055 bei der zweiten (718 ungültig) vs. 4732 zu 6044 bei der Stichfrage (41 ungültig) – und bei den ungültigen Stimmen, die gerade bei der Stichfrage deutlich weniger sind. Können oder wollen die Leute nicht richtig wählen, schreiben sie da noch unerlaubte Kommentare dazu, oder was?

Nachtrag dazu aus dem Kurier:

„Viele haben nur eine Fragestellung beantwortet – und die andere leer gelassen“, berichtet Wahlleiter Florian Erdle. Andere haben gar kein Kreuzchen gesetzt. Warum, darüber könne man nur spekulieren. Die Zahl der Unterschriften, Kommentare oder gar Beleidigungen – all das führt in den meisten Fällen zur Ungültigkeit – war hingegen marginal. „Nicht mal eine Handvoll“, so der Wahlleiter.

Nun ja, scheint als hätten die Gegner hier mehr Anhänger mobilisieren können. Schade für die örtlichen Firmen, die hier hinziehen und z.T. Platz in der Stadt hätten machen können. Im Zweifelsfall müssen die halt irgendwo anders bauen und können sich vmtl. über geringere Öko-Auflagen freuen…

Nachtrag: Laut Kurier orientiert sich Daiichi Sankyo um und schaut noch, was wo nach der laufenden Erweiterung am aktuellen Standort gemacht wird, der Kreisbauhof bleibt wo er ist, und von anderen Firmen gibt’s noch keine Aussagen.

Wie das wohl ausgegangen wäre, wenn die Befürworter etwas anders vorgegangen wären, z.B. ohne eigenes Begehren, dazu Vor- und Nachteile ehrlicher gegenüberstellen anstatt alles über den grünen Klee zu loben…?

Nicht ganz offen, nicht ganz Park…

…aber Pfa’hofa, also Pfaffenhofen im eigenen Dialekt: das neue „Open Park Pfa’hofa“-Festival (9. und 10.7.2022) im Freibad, im Eintritt fürs Freibad enthalten (also für Saisonkarteninhaber wie mich praktisch gratis) – verschoben vom letzten Jahr, wo es wohl im tatsächlich offenen Bürgerpark hätte stattfinden sollen. Mit zwei Bühnen, die abwechselnd bespielt wurden, sodass man keine Umbaupausen abwarten musste, nur die Soundchecks.

Außerdem gab’s etliche Essens- und Getränkestände auf der einen Seite der Hauptfläche und diverse gemeinnützige Vereins- und Organisationsstände auf der anderen, dazu „Kinderkram“ wie Hüpfburg und Schminken.

Die ersten drei Bands (Indie/Rockpop, Blues-Jazz, Stoner) hab ich ausgelassen, ebenso die Kabarettisten, da bin ich noch das halbe übliche Pensum geschwommen. Los ging’s dann mit dem ersten von drei Metal-Acts des Tages, Kaifeck – von hier, nicht aus dem Ort im Nachbarlandkreis, hinter dem der bekannte Tatort von vor 100 Jahren liegt – Modern Metal bzw. „zeitgemäßer und progressiver Metalcore“, und zwar richtig, richtig gut, ca. 45 Minuten „Pool-Party“ (optisch jedenfalls, samt Poolnudeln für den/die/das1 Moshpit). Da kauft man doch gerne eine CD und ein T-Shirt (15€).

Und auch wenn es – auch am späteren Abend noch – größere Lücken im Publikum gab als bei normalen Konzerten (wobei ich vermute, dass Corona weniger der Grund dafür war), war die Stimmung gut, und ein harter Kern von ca. 8 Leuten, der häufig Mosh- und andere Pits gebildet hat, war auch dabei, zwei davon mit Gesichtsbemalung.

Zur Metal-Pause (und zu meiner Currywurst) spielte auf der 2. Bühne auf dem kleinen Hügel inmitten der Freibadwiese das nach eigenem Bekunden schon etwas zu betrunkene Quartett der Bavarian Celtics2 irischen Folk, z.T. mit bayrischen Texten, inkl. einer Version von Whiskey in the Jar.

Weiter ging’s mit den Münchnern von Flame or Redemption – Melodic Death Metal (anfangs auf der Webseite und seltsamerweise auch noch von den Ansagerinnen als Symphonic Metal angekündigt), mit einer Sängerin, die sowohl normal als auch guttural singt, und die ebenfalls richtig stark abgeliefert haben.

Zur zweiten Metal-Pause (die ich mit Eis versüßt habe) spielte Singer-Songwriter Jens Rupp unplugged mit seiner Gitarre, und er war auch durchaus unterhaltsam; vielleicht sollte er nicht fast jeden Song mit lautem „Dankeschön“ beenden, während der letzte Gitarrenton noch nicht verklungen ist…

Zum Abschluss und auch mit mehr Zeit aus dem südlicheren Bayern Sweeping Death mit Modern Thrash Metal mit ordentlich Energie, und ja, auch die gingen richtig ab, man merkte, dass sie sich freuten, wieder live spielen zu können. Zum Ende hin hat sich d.3 Moshpit sogar in etwa verdoppelt. Ende war gegen 21:50 Uhr.

:rocks: :rocks: :rocks: Auf jeden Fall ein toller erster Festivaltag voller Energie – auch wenn man keine Lieder vorher kannte, abgesehen von kurzem YouTube-Stöbern im Vorfeld. (Und mit dem Bonus, nach 9 Minuten Fußweg daheim zu sein.)

Am Sonntag – einerseits noch ein bisschen kühler als am Samstag, andererseits immer sonniger werdend – hab ich mir natürlich das Kinderprogramm gespart und bin dann (ein bisschen zu spät) zu Don’t Drop The Sword, „Epic Speed Metal“ aus Erding, eine tolle Mischung aus schnellen Instrumenten, zeitweise auch mal langsamer (und mit einer Ballade), dazu kraftvoller, nicht schneller Gesang – eine sehr gut funktionierende Kombination.

Auf der 2. Bühne wären dann KOI mit „Alternative“ gekommen (die in den vorherigen Liedpausen schon mit ausgedehntem Soundcheck aufgefallen sind), aber ich hab lieber selber den Fisch gemacht und bin zum Schwimmerbecken für meine üblichen 45 Minuten, ein bisschen akustisch beeinträchtigt durch die billige Partymusik, die von der Cocktailbar herübertönte; danach einen leckeren Burger zum Abendessen.

Wo die Schwerthalter noch pünktlich fertig waren, muss währenddessen was mit dem Zeitplan durcheinandergeraten sein, von Baiser Salé mit ihrem vielfältigen Reggae und Ähnlichem hab ich doch noch mehr mitbekommen als gedacht bis ca. 18:40. Kaum waren die flotten salzigen Küsser fertig, hat sich die Modenschau des Kleiderkammer-Ladens, laut Plakat für 18 Uhr (und vorher schon einmal 15 Uhr) gedacht, von Westen her mit Konservenmusik akustisch dazwischengedrängt, die unterhaltsamen bayrischen Blues-Folker Trapp & Appel auf der kleinen Bühne waren davon genauso wenig begeistert wie ihre Zuhörer – darunter übrigens auch zwei tanzende Metalheads.

Weiter mit den Lokalmatadoren von Sacrifice In Fire – epischer Thrash Death Metal, wie sie’s nennen, mit kopfbemaltem Sänger. Letzter Gig des alten Rhythmusgitarristen und erster des neuen. Ein bisschen kontraproduktiv war’s vielleicht, effektiv die ganzen 20 Meter des Hauptpublikums zwischen Bühne und erstem Baum zu einer Wall of Death aufzuteilen, bei der natürlich nur das erste Viertel oder so tatsächlich aufeinander zulief und dann rund zwei Dutzend Leute vor der Bühne standen oder tanzten – immerhin mit tierischer Beteiligung^^ – und dahinter arg viel Freiraum war.

Das war zwar jetzt die von den fünf Metal-Bands, die, wie soll ich schreiben, ohne dass es unpassend negativ klingt… die teilweise meinen Geschmack weniger gut getroffen hat als die anderen: bei geschätzt der Hälfte der Songs war mir der Hintergrund etwas zu eintönig schnelles Geknüppel, und rauer Growl-Gesang ohne Abwechslung ist halt auch weniger mein Ding. Aber andere Songs kamen auch besser rüber, und so war das…

:rocks: :rocks: …auch wieder ein gelungener Festival-Tag, diesmal gegen 20:10 etwas verspätet beendet.

Und wer jetzt ein bisschen aufpasst und mitdenkt, merkt, dass da vielleicht noch was fehlt. Richtig, The Enfys kamen noch als Hauptband des Tages. Wäre vielleicht auch noch unterhaltsam geworden, aber nach so viel Epischem und Vielfältigem klang mir Rockpop mit laut Beschreibung „bewusst einfach“ gehaltenen Songs einer Band, die „versucht sich nicht verkünsteln“[sic], ein bisschen zu sehr nach Rückschritt.

  1. lt. Duden sind alle drei Varianten möglich []
  2. übrigens korrekt „Keltiks“ ausgesprochen, nicht Sel- oder gar Zel- []
  3. See what I did there? []

Bauhnhof

Wenn am letzten Tag – auch wenn’s ein Sonntag ist – der zweiwöchigen Bauphase praktisch nicht mehr gearbeitet wird, dürfte die Sperrung der Bahnstrecke wohl planmäßig morgen Früh beendet werden. Nur vorne beim Bagger im zweiten Bild standen ein paar Arbeiter.

Zitat zu den Arbeiten: „Einbau der für den Baubetrieb benötigten Weichen und Querungen, Errichten des sogenannten Gleislängsverbaus (Verbau-Wand, die parallel zum Gleis verläuft und dessen Lage sichert), Rückbau des Bahnsteigs 1, Rückbau der vorhandenen Mittelbahnsteige, Oberleitung: Ersatz der Querfelder durch Einzelmasten mit Mehrgleisauslegern (Gleis 2 und 3).“

Weiter geht’s bis Juli so: „Erneuerung der Gleisanlage der Ortsgüteranlage, Neubau der Gleise 1 und 2 (ehemals Gleis 1) und der dazugehörigen Weichen, Umrüstung der Signalanlage auf Elektronische Stellwerkstechnik (ESTW-Technik), Errichtung neuer Oberleitungsmasten.“ Dabei läuft der Verkehr dann einseitig, d.h. eindurchfahrtsgleisig+einbahnsteiggleisig. Naja, dank Corona werd ich da wohl genausowenig fahren wie die letzten 13 Monate… wobei: einigermaßen optimistischen Schätzungen zufolge sollte ich im Juli zweitgeimpft sein…

Hier liegt übrigens Asphalt auf dem Haufen für Asphalt. Oder jemand hat den Haufen nachträglich beschriftet, wer weiß das schon… (und irgendwer wird auch wissen, was HW1 heißen soll).

Hier noch ein Blick über die Stadt – ich bin heute ja nicht nur am Bahnhof entlangspaziert: