Hoffnung?

ÖKT-Banner „Damit ihr Hoffnung habt“ – das ist das Motto des Ökumenischen Kirchentags, der heute in München begonnen hat. Hoffnung worauf? Übers Wasser zu gehen wie auf dem Banner?1 ;)

Wenn man die Website mal ein wenig überfliegt, scheint es den Teilnehmern zum einen um die Hoffnung zu gehen, dass die verschiedenen christlichen Richtungen besser zusammenarbeiten – auch wenn’s nicht mal zu einem gemeinsamen „Abendmahl“ gereicht hat, da kann man sich wohl immer noch nicht darauf einigen, ob man dabei Jesus wirklich verspeist oder nur symbolisch –, zum anderen „die Welt mitgestalten und Hoffnungszeichen setzen“.

So weit, so gut – zumindest klingt’s prinzipiell nicht schlecht, nur sollten sich die Punkte darunter nicht unbedingt nur aufs Christsein beziehen und beschränken…

Es gibt auch ein Grußwort vom Herrn Ratzinger aus Rom mit einer weiteren, möglicherweise ihrer zentralen Hoffnung:

Das katholische Kirchenoberhaupt rief die Christen zur Hoffnung auf. „Die großen Dinge des Lebens können wir nicht selber machen, wir können sie nur erhoffen“, schreibt er.

Was aber sind die „großen Dinge“ für den Papst und seine Schäfchen (und die der anderen)? Wer entscheidet, wo die Grenze des menschlich Machbaren liegt? Jeder für sich selbst? Eine nach Belieben herausgesuchte und gedeutete Bibelstelle? Der jeweils aktuelle Kirchenanführer?

Was spräche dagegen, zu versuchen, etwas, das diese für unmöglich und nur erhoffbar halten, doch selber zu machen? Was, wenn man erfolgreich ist?

Das Vergessen der Hoffnung auf das ewige Leben führe zu einer Gier nach dem diesseitigen Leben, die „fast unausweichlich egoistisch“ werde und fast immer unerfüllbar bleibe.

Sich auf das reale Leben zu konzentrieren ist gleich eine Gier? Das ist ebenso absurd wie böswillig. Und wieso soll das dieser unverständlichen päpstlichen Logik zufolge so egoistisch werden? Weil sich die nicht an ein ewiges Leben Glaubenden bewusst sind, dass sie und alle Mitmenschen nur dieses eine körperliche Leben haben? Natürlich, da muss man ja egoistisch werden! Nicht.2 Aber was will man von solchen schrill gekleideten alten Männern auch sonst erwarten…

Wäre es – auf die Spitze getrieben – nicht viel logischer3, wenn sich gerade die Himmelsgläubigen viel weniger um das eigene und fremde irdische Leben kümmerten?

Nur wie „erfüllbar“ wird denn die Hoffnung aufs Jenseits sein, und warum überhaupt die Konzentration auf die Hoffnung auf etwas Fernes, um Leid in der Nähe besser ertragen zu können? Ich bin sicher nicht der einzige, der hier lieber darauf setzt – und es auch allen noch so Gläubigen raten mag –, aus dem Jetzt für sich und andere das Beste zu machen und es zu verbessern zu versuchen, anstatt auf dieses weiterhin unentdeckte Land, von dess’ Bezirk kein Wandrer wiederkehrt und vor dem Hamlet noch so besorgt war, zu hoffen – so könnten sie es eben auch jetzt besser haben. Selbst wenn sie glauben, nicht vergebens zu hoffen.

  1. Mit Tricks (und die dürften nicht nur aus Schuhen und Geschwindigkeit bestehen) geht das auch so(via Nerdclub) []
  2. Oder nur bezogen auf die „eigene Gruppe“ namens Menschheit in Abgrenzung zu Engeln und Göttern… []
  3. Nicht dass ich hiermit sagen will, dass sie das generell tatsächlich tun, aber zumindest logischer wäre es. []

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