Ausgeraucht
Bekanntermaßen war gestern hier in Bayern der Volksentscheid zum Nichtraucherschutz – mit einem überraschend deutlichen Ergebnis für die (Wieder-)Verschärfung: 61,0% für JA und 39,0% für NEIN. Rechnet man die magere Wahlbeteligung von 37,7% mit ein, sieht das so aus:1
In Pfaffenhofen war’s 57,5% zu 42,5% bei einer Beteiligung von 43,6% – das sind gastronomisch passend 7777 gültige Stimmen. Interessanterweise waren in meinem Stimmbezirk die Nein-Sager mit 117:107 in der Mehrheit (in ein paar anderen auch).
Warum i für JA gstimmt hob
I – übrigens scho oiwei Nichtraucher – hätt ja nix dageng ghot, wenn in kloana Kneipn und Boazn gracht wead, aba die ganza andara Ausnahma mit Nemzimmern, Zejtn und so, des wor oafach zvui. (Und a detaillierte Abstimmung war halt a net möglich.)
I dad song, do ham si die Raucher(lobbyisten) und populistischa Großkopfada iagadwia a sejba ins Knia gschossa…
Und die, die jetzad von am Beginn da Verbotskultur ren, „Freistaat“ umdeitn und von „Libertas Bavariae“ froasln, vergessts vor oim net, dass Rauch net beim Raucher bleibt.
- „Nichtwähler“ enthält auch die 0,2% ungültige Stimmen [↩]
Links der Woche (2008/19)
- The Hello World Collection: „Hello World“-Programme in Hunderten von Programmiersprachen (via Nerdcore).
- Die besten Jesus-Sichtungen – von Pfannkuchen bis schmutzigen Autos (engl., via BA).
- Ein lustiger Spot einer Nichtraucher-Kampagne (via horchnet).
Italienische Raucherkultur?
Dass das relativ strenge bayerische Rauchverbot in Gaststätten viele Wirte dazu gebracht hat, ihre Kneipen zu „Raucherclubs“ umzudeklarieren, um das Verbot zu umgehen, ist ja nichts neues.
Dass Gaststättenverband & Co. das Rauchen der bayerischen Wirtshauskultur zuschreiben, ist da schon seltsamer, unverständlicher.
Dass aber ein(e) „Ristorante & Pizzeria“ nun eine Anzeige mit folgenden Zeilen im Pfaffenhofener Anzeiger schaltet, finde ich inhaltlich nun ziemlich daneben:
Zur Erhaltung der italienischen Speisen- und Raucherkultur ist der Einlass in unser Speiselokal ab sofort nur noch für Mitglieder möglich.
Selbstverständlich erhalten alle Besucher, auch Nichtraucher, die uns weiter besuchen möchten, einen passenden Mitgliederausweis kostenlos in unserem Lokal.
Wir bitten Sie hiermit um Ihr Verständnis und freuen uns, Sie weiterhin als Gäste bei uns begrüßen zu dürfen.
Da frage ich mich:
- Was hat die Gründung eines Raucherclubs mit der italienischen Speisenkultur zu tun?
- Gibt es überhaupt eine italienische Raucherkultur?
- Hat der (laut Gelbe Seiten) einzige Italiener von vier Gaststätten in Ilmmünster, einem 2000-Einwohner-Dorf hier im Landkreis Pfaffenhofen, tatsächlich so eine Aktion nötig, weil zu viele Raucher nicht mehr kommen? Erhalt der italienischen Speisenkultur in Ilmmünster, weil er sonst schließen müsste, obwohl er laut pafnet-Bewertung so gut sein soll, besser als die Italiener, die ich hier in der Stadt kenne? *
Mein Verständnis haben sie für so eine fadenscheinig begründete Aktion jedenfalls nicht; ich finde ein Rauchverbot in Speiselokalen(!) gut.
* Kann natürlich eine Nebenwirkung der mangelnden Vergleichsmöglichkeiten vor Ort in Ilmmünster sein.
Sehr geehrter Herr Brauereibesitzer,
ich kann ja verstehen, wenn Sie sich mit einem in der iz-Regional veröffentlichten offenen Brief an unseren Ministerpräsidenten wenden, der am Samstag in Ihrer Amberger-Halle in Kösching zu Gast sein wird, und sich darin gegen das strenge Nichtraucherschutzgesetz in bayerischen Gaststätten, von Ihnen als „Gaststättenvernichtungsgesetz“ polemisiert, aussprechen.
Natürlich können Sie der Politik „Scheinheiligkeit“ vorwerfen, angesichts der Einnahmen aus der Tabaksteuer und der Subventionen für den Tabakanbau.
Dass immer wieder, insbesondere von Seiten des Gaststättenverbandes, betont wird, das Rauchen gehöre zur bayerischen Wirtshauskultur, ist ja schon etwas verwunderlich. Meint übrigens auch der StoiBär. Dieser kulturelle Aspekt, wenn er denn einer wäre, wäre einer, auf den man meines Erachtens gut verzichten könnte.
Ich hätte ja keine Probleme damit, wenn in „typischen Kneipen“ geraucht wird (oder es den Wirten überlassen wird, das Rauchen zu erlauben oder nicht – ggf. mit steuerlichen Anreizen für ein Rauchverbot), auch ohne den Umweg über „Raucherclubs“. In Speisegaststätten hingegen finde ich ein generelles Verbot aber äußerst begrüßenswert – Sie ja auch, laut Donaukurier –, ebenso in Sportgaststätten wie z.B. dem Billard-Café, das ich gestern wieder unverräuchert verlassen konnte.
Es bleibt natürlich die Frage, wo die Grenze zwischen Kneipen und Speisegaststätten zu ziehen ist, gerade im Hinblick auf „alles in einem“-Dorfgaststätten. Nun, sollte da nicht die Gesundheit Vorrang haben?
Aber über das, was Sie im iz-Regional-Interview(*) gesagt haben sollen, kann ich nur den Kopf schütteln:
iz: Es geht Ihnen also nicht um die Frage „Rauchen oder Nichtrauchen?“, sondern um die staatliche Reglementierungswut?
Amberger: Ja. Ich bin der Meinung, dass das Nichtraucherschutzgesetz den Raucher nicht von seinem Laster abhält. Wenn er in der Wirtschaft nicht rauchen darf, dann raucht er eben zu Hause. Ist es denn gesünder, im Wohnzimmer zu rauchen?
UND WAS IST MIT DEN NICHTRAUCHERN IN DEN GASTSTÄTTEN?
Hier geht es nicht einfach darum, aus Spaß an Verboten den Rauchern das Rauchen in Gaststätten zu verbieten – vor lauter „Solidarität mit den Wirten“ (und Angst vor Umsatzeinbußen Ihrer Brauereien?) scheint Ihnen wohl entfallen zu sein, dass der Nichtraucherschutz auch ein – nicht unwesentlicher – Teil des Nichtraucherschutzgesetzes ist?