Zumindest fast, denn da es noch Karten an der Abendkasse gab, war das Konzert vermutlich nicht ausverkauft – aber irgendein Wortspiel brauche ich ja.^^ (Wem jetzt Fragezeichen über dem Kopf schweben: Einige Zentimeter weiter unten kommt eine Erklärung…)
Die Rede ist von Lacuna Coil am Freitag in München im Backstage (Halle)1. Erste Vorgruppe war Deadlock (1. Foto; aus Deutschland und bei den Konzerten hierzulande dabei) mit Melodic Death Metal und gar nicht mal schlecht – die Stimmung war spürbar besser als bei Vorband 2 namens Dommin aus L.A. (2. Foto; europaweit dabei), die gothiclastiger waren und erst gegen Ende ein bisschen mit dem Publikum interagiert haben, bevor sie dann am Ende ihres Sets mit einem Cover von „I Just Died In Your Arms Tonight“ noch am meisten Reaktion bekamen. Immerhin kam ihre Musik live besser (und härter, rockiger) rüber als die paar Studioaufnahmen, die ich mir zuvor auf Youtube angesehen hatte.
Wäre vom Stimmungsaufbau her also andersrum geschickter gewesen, aber was soll’s. Nachdem dann also 2x 30 Minuten Vorbands und die Umbauzeiten vorbei waren, kam denn auch die „leere Spirale“ – so laut Wikipedia die italienisch-englische Bedeutung des Bandnamens, aber Leo nennt für lacuna nur das Substantiv „Lücke“ (und „Spule“ im Titel ist eine technische der zahlreichen Bedeutungen von „coil“) – für ihr Set auf die Bühne, das dem von Köln entsprochen haben dürfte.
Lacuna Coil spielen übrigens Gothic Metal/Alternative Metal mit Sängerin und Sänger, und das aktuelle Album Shallow Life, von dem auf der Shallow Life Tour natürlich viele Songs gespielt wurden, ist kommerzieller geworden mit durchaus auch mainstreamigen, poppigen Einflüssen, die aber live besser klangen, sprich: weniger poppig.
Trotz 18 Songs – drei davon als „obligatorische Zugabe“ – war das Set mit rund 80 Minuten aber überraschend kurz, ist man doch von Hauptbands sonst eher „typische“ Auftrittslängen von um die zwei Stunden gewohnt. Vielleicht war das auch der Tatsache geschuldet, dass der Bassist wegen einer Schulterverletzung gefehlt hat – dennoch haben sie eine gute, mehr als nur ordentliche Performance abgeliefert, aber, was auch ein bisschen kritisch gemeint ist, professionell durchgezogen. Der Stimmung in der kleinen, max. 500 Leute fassenden Halle schien das aber keinen großen Abbruch getan zu haben, finde ich.
Etwas Abwechslung gab’s mit der Ballade „Wide Awake“, die nur mit Sängerin Cristina, Drummer und einem Gitarristen dargeboten wurde. Später gab’s dann einen „Wettbewerb“, bei dem die Band sehen (bzw. hören) wollte, welches Publikum eine bekannte Coverversion am lautesten mitsingen könne. Irgendwie hab ich aber den Verdacht, dass sie in jedem Land ebendieses Land als die besten Mitsänger lobt. Dabei handelte es sich paradoxerweise um Depeche Modes „Enjoy The Silence“…
Ungeachtet der Kürze (und mit Pausen waren’s ja doch drei Stunden) fand ich es trotzdem ein tolles, unterhaltsames Konzert, dessen Preis von knapp 22 € schon ein richtiges Schnäppchen war. (Dass sie dennoch keine größeren Hallen füllen können, dürfte wohl auch ein Zielgruppenproblem mit der teilweisen Stiländerung im letzten Album sein, das zu wenig neue Fans angezogen zu haben scheint…)
» Komplettes Album auf last.fm
- das ist kein Vor- oder sonstiger Ort, sondern neben „Werk“ und „Club“ eine von drei Locations, aus denen das Backstage besteht [↩]
Yjgalla1 28.02.2010 um 21:21 254 Kommentare
zitieren
Sieh an, und wir hatten uns am Donnerstag noch überlegt, zu dem Konzert hier bei uns zu gehen. War dann aber zeitmäßig für uns zu knapp.
cimddwc 28.02.2010 um 21:26 6323 Kommentare
zitieren
Tja, das war bei mir auch schon mal ein Grund, ein Konzert leider nicht besuchen zu können…
navi2 01.03.2010 um 10:31 1 Kommentar
zitieren
Einfach mal spontan als x-beliebiger Googlesuchebesucher ( ) mitmachen darf:
War auch da und fand es auch toll, wenn auch das Publikum generell etwas lahmarschig war (stand erste Reihe und da ging kaum was). Möglicherweise ein Problem der angesprochenen Bandreihenfolge: Dommin -> Deadlock -> LC wäre besser definitiv gewesen. Deadlock -> LC (beide dann jeweils noch länger) vielleicht sogar am besten.
Nachdem ich mir das eine oder andere YT-Video angetan habe, kann ich die Professionalität definitiv bestätigen, denn jeder Gig sah sehr sehr ähnlich aus. Sonderlich verarsch kam ich mir dadurch jedoch nicht vor, schließlich ist es ihr gutes Recht nich in jeder Stadt zu den totalen Individualisten zu werden und Setlist und Performance komplett umzukrämpeln. Aber n bissel länger (+3-5 Lieder) sowie ein ordentlicher Abgang hätte es sein können.
cimddwc 01.03.2010 um 11:41 6323 Kommentare
zitieren
Wer hier kommentiert, ist nicht x-beliebig.
Ja, ein paar Lieder mehr und/oder ein paar Lieder etwas verlängern, ein Solo einbauen, irgendwie sowas wäre nett gewesen. Andere Bands können auch mit 18-20 Songs zwei Stunden füllen…
joss3 16.03.2010 um 21:13 1 Kommentar
zitieren
Ich finde es bekümmernd das nur so wenig Leute der Name Lacuna Coil ein Begriff ist.Wer hier im Nordwesten Musik ausschließlich im Radio hört kennt nur Brian Adams, Robbie Williams und AC/DC, kann dafür aber auch alle Lieder von denen mitsingen.
Ich war in Köln und will, wenn irgend möglich, Lacuna Coil beim nächsten Deutschland/Holland auftritt wiedersehen !
Deadlock fand ich zum Einheizen super.Für ein ganzes Konzert sind die harten Growls von Johannes Prem aber Gewöhnungsbedürftig.Hab mir deshalb gleich die aktuelle CD Manifesto (verziert mit dem Autogramm von Sabine Weniger) gekauft.
cimddwc 16.03.2010 um 22:27 6323 Kommentare
zitieren
Hmm, ja, ein ganzes Konzert mit Growls wäre jetzt auch nicht so mein Fall.
Was das Radio betrifft, was ich echt froh, im hiesigen Kabel Rockantenne gefunden zu haben, als ich damals nach Bayern gezogen bin.