Das Thema der Woche bei Saris Projekt 52 ist „Kontraste“, und ich kombiniere das mit einem Fertiggericht-Erfahrungsbericht (reimt sicht – schön, nicht?):
Album-Review: Queen + Paul Rodgers „The Cosmos Rocks“
Fast schon etwas spät, schließlich gibt’s das Album schon über 3 Wochen. Aber könnte ich denn hier auf ein Review verzichten?? Also, wie sind diese 13 Songs (+ 1 Reprise) in knapp einer Stunde auf dem ersten mit (u.a.) Queen betitelten Studio-Album der Post-Freddie-Mercury-Ära so?
Ohne Zweifel: Es ist nicht das, was man unter einem Queen-Album verstehen würde. Klar, so ohne Freddie. Es ist „nur“ ein Rock-Album mit Brian May und seiner Gitarre und Roger Taylor und seinem Schlagzeug, eben zusammen mit Paul Rodgers und seiner Stimme, der zum Glück nicht versucht, Freddie nachzumachen, sondern seine eigenen Stärken hat; zu kritisieren wäre hier höchstens die Verwendung von „Queen“ im Namen, aber, tja, ist ja auch eine Frage des Bekanntheitsgrades und des Marketings…
Jetzt zur Einzelkritik der Songs:
- Cosmos Rockin‘
Nach einem kurzen Intro lassen die Jungs, passend zum Albenmtitel, vom Haus über die Stadt und die Welt den Kosmos rocken – ein solider rockiger Anfang für das Album.
- Time To Shine
Ein vom Thema her aufmunterndes Stückchen Rock, nicht zu hart, nicht zu balladisch, mit gutem Rhythmus – könnte ich mir übrigens auch auf einem der The-Cross-Alben1 vorstellen, oder ganz von Paul ohne Queen-Rest…
- Still Burnin‘
Ein bluesig angehauchter Rocker mit einem „queenischen“ Refrain-Chor; letzterer hätte aber ruhig noch etwas mehr Power vertragen. Trotzdem, wer dabei still sitzen/stehen bleibt, mit dem stimmt etwas nicht.
- Small
In der Ruhe liegt die Kraft – so auch in diesem weitgehend akustischen (aber auch von der E-Gitarre unterstützen) Song mit eingängigem Refrain. Jeder braucht ein kleines Rückzugsgebiet…
- Warboys
Passend zum Titel ist dieser Song recht Snare-Drum-lastig (wie es militärische Marschmusik ja auch ist) und bietet „wilde“ Gitarrenklänge (und auch mal Kriegsgeräusche), ohne allzu hart zu sein – eine recht gelungene Mischung.
- We Believe
Noch ein paar Sänger im Refrain dazu, und wir haben ein „wir brauchen Frieden etc. für alle“-Benefiz-Lied à la „We Are the World“, und entsprechend übertrieben pathetisch ist es auch, ohne anderweitig groß zu leuchten; für mich der schwächste Titel des Albums.
- Call Me
Man kann sich richtig vorstellen, wie die Jungs beim Lagerfeuer zusammensitzen und dieses fröhliche Liedchen anstimmen. Okay, sagen wir Jam-Session, denn Schlagzeug und E-Gitarre (die die akustische gelegentlich ergänzt) nimmt man selten zu einem Lagerfeuer mit. — „Now I’m gonna settle down, get myself a wife or two…“
- Voodoo
Eine ruhige aber starke Blues-Nummer – und das Lied, das ich mir am wenigsten mit Freddie vorstellen könnte. Einer der besten Songs hier.
- Some Things That Glitter
Eine recht harmonische Ballade, auch im Hinblick auf Gesang/Gitarre/Schlagzeug – aber irgendwie fehlt mir was, auch wenn ich nicht genau sagen kann, was…
- C-lebrity
Die vergleichsweise hart-rockige Kritik an Casting-Shows und Möchtegern-Promis (Celebrity=Promi, also ein Wortspiel mit „C-Promis“) war ja schon die erste „richtige“ Single-Veröffentlichung2 – mehr als nur ordentlich und mit interessanten Variationen; wirkt vielleicht (gerade im Chorus) live und etwas schneller gespielt ein bisschen besser.
- Through The Night
Eine etwas nachdenkliche aber schöne und starke Ballade mit Brians Gitarre (und Pauls Stimme natürlich auch).
- Say It’s Not True
Das Lied über Aids, das schon vor Jahren beim Nelson-Mandela-Konzert gespielt wurde, in der Studioversion, die mit Roger und Brian leise beginnt, um dann mit Paul und der Musik kräftig loszulegen – beide Arten des Songs funktionieren irgendwie.
- Surf’s Up… School’s Out!
Das Intro steigert sich zu einem Guten-Laune-Rocker mit treibendem Beat und spärlicher Instrumentierung in den Strophen und Energie außerhalb – Brandung ist da, Schule aus, folge dem Traum…
- Small (Reprise)
Die Meeresgeräusche leiten über zu einer kurzen Reprise von Titel 4, was das Album schön abrundet.
Fazit: Die drei alten Herren ergänzen sich gut (wenn auch nicht immer 100% perfekt), und herausgekommen ist ein tolles Rock-Album, bei dem zwar nicht jeder Titel ein Mega-Hit ist, das aber insgesamt eine schöne Song-Auswahl bietet, und jeder, der diese Musikrichtung mag, sollte zumindest mal reinhören.
Das gilt auch für die Die-Hard-Queen-Fans, die schon bei Erwähnung von Pauls Namen „Buh!“ rufen und einen großen Bogen um dieses Album machen, nur weil Queen draufsteht, aber kein Freddie drin ist – sonst entgeht euch was!
Bild (Album-Cover) von queenonline.com.