Der Wind, der Wind, das fiese Kind
Weht Laub auf meinen Rasen geschwind
Bald ist dort kein Grün mehr zu sehn
Ach würd er doch in die andre Richtung wehn
Ja und Ja
Wie berichtet, gab’s hier in Pfaffenhofen zwei Bürgerentscheide – mit automatischem Versand der Briefwahlunterlagen. Gestern war der eigentliche Termin, bei dem tatsächlich 478 von 19766 Wahlberechtigten (2,4%) bzw. 11776 Wählern (4,1%) noch persönlich im Rathaus vorbeikamen, mehr als ich erwartet hätte. Insgesamt lag die Wahlbeteiligung bei 59,6%.
Die vorläufigen Endergebnisse für die drei Windräder und die bessere Variante des geplanten Hallenbads:
Windräder | Hallenbad | |||
---|---|---|---|---|
Ja | 6660 | 33,7% | 7395 | 37,4% |
Nein | 5043 | 25,5% | 4303 | 21,8% |
ungültig | 73 | 0,4% | 78 | 0,4% |
Nichtwähler | 7990 | 40,4% | 7990 | 40,4% |
(Wieso Excel jetzt auf die Idee kommt, im rechten Bild die Nichtwähler auf 41% aufzurunden, tja, wer weiß…)
Dann warten wir mal auf die Bauarbeiten der Windräder und die Detailplanungen – die auch mit Bürgerbeteiligung stattfinden sollen – fürs Hallenbad…
Von Wind, Wasser und Briefen
Hier in Pfaffenhofen gibt’s am 23. Oktober zwei Bürgerentscheide (Infos u.a. mit 2 Videos) – erstmals und als erste Kommune in Bayern mit automatischer Briefwahl, d.h. die knapp 20000 Abstimmungsberechtigten haben ihre Stimmzettel bereits automatisch erhalten; am Abstimmungstag selbst wird nur ein einziges Wahllokal geöffnet sein, und wer weiß, ob dabei die „Wie viele da wohl kommen?“-Neugierigen nicht gegenüber den tatsächlichen Wählern in der Mehrheit sind.^^ Auf die Wahlbeteiligung bin ich jedenfalls mal gespannt.
Das Vorgehen, auch wenn’s etwas komplizierter ist als eine persönliche Abstimmung vor Ort, wird mehrfach in Bild und Text erklärt – wer das nicht kapiert und keine gültige Stimme hinbekommt, sollte eh nicht wählen dürfen.
Die eine Abstimmung betrifft das neue Hallenbad1 – ob eine Minimallösung für Schul- und Vereinssport mit vermutlich ähnlich knappen Öffnungszeiten für die Allgemeinheit wie jetzt im kleinen, baufälligen Realschul-Hallenbad ausreicht (die immer noch 8 Millionen Euro kosten soll) oder lieber eine größere Familien-/Freizeitbad-Lösung mit bis zu 15 Millionen gebaut werden soll.
Die genaue Ausgestaltung von letzterer Variante soll dann Anfang nächsten Jahres ausgearbeitet werden – meine Ideallösung wäre ja eine, die vor allem für Schwimmer geeignet ist, also mehr oder weniger die mittlere der ursprünglich in Aussicht gestellten drei Varianten; da die nicht direkt zur Abstimmung steht, muss das über die genaue Ausgestaltung laufen, worauf auch die Schwimmvereine hinarbeiten wollen. Also hoffe ich hier mal auf ein klares Ja-Ergebnis.
Während ums Hallenbad recht wenig Wellen gemacht werden, geht’s beim Windpark mit drei Windrädern (südlich des einen, das es im Nordosten der Stadt bereits gibt) schon stürmischer zu – zwei Initiativen „Rückenwind“ und „Gegenwind“ sorgen mit Plakaten und Informationsveranstaltungen für viel Wirbel und leidenschaftlich geführte Diskussionen, bei denen beide Seiten schon auch mal übers Vernünftige hinausgehen. Ich will hier nicht alle Argumente wiedergeben, im aktuellen Bürgermagazin (PDF, inkl. Fotomontage), in der ausführlichen Stadtratsvorlage und anderswo findet sich genügend dazu; hier nur soviel:
Befürworter setzen natürlich darauf, dass die hier in Pfaffenhofen benötigte Energie 100% sauber wäre, und generell ist ja wenig gegen die grundsätzlichen Ziele der Energiewende einzuwenden, Kohle- und Atomkraft haben nun mal ihre unbestreitbaren schwerwiegenden Nachteile. Dass eine Jugendparlament-Angehörige von „Lieber drei Windräder als ein Atomkraftwerk vor der Nase“ spricht, ist natürlich eine dieser unnötigen Übertreibungen, denn wir haben hier kein Atomkraftwerk vor der Nase, und gebaut werden soll erst recht keines.
Die Gegner fühlen sich hingegen mitunter „zu Bürgern zweiter Klasse herabgewürdigt“, kommen aber auch nicht immer überzeugend daher: Verallgemeinerung einzelner, individueller Einwände (vgl. o.a. Stadtratsvorlage), der teuflisch an die Wand gemalte Immobilien-Wertverlust „von 30 % bis hin zur Unverkäuflichkeit“ für „auch viele Pfaffenhofener mit Blick auf den Windpark“ darf dann doch bezweifelt werden (siehe auch Stadtratvorlage S.13/14), und mindestens ein Wutbürger aus ihren Reihen neigt anscheinend auch zu Gewalt in Form eines Steins mit Drohbrief ins Fenster eines Stadtratmitglieds.
Zudem frage ich mich, ob dieses im Boden verankert gewesene und andere Befürworter-Plakate tatsächlich dem Wind zum Opfer gefallen sind oder nicht doch mutwillig flachgelegt wurden, wohingegen mir kein liegendes Gegner-Plakat aufgefallen ist (auch wenn sich keines direkt in der Nähe der liegenden Plakate befand, sodass lokale Wind-Unterschiede nicht auszuschließen sind)…
Bei einer Nicht-wirklich-„Bürger informieren Bürger“-Veranstaltung gestern2 waren dann v.a. zwei überregional tätige Anti-Windkraft-Referenten aktiv, ein Energieingenieur, der sich zwar laut Kurier „auf plausibel vorgetragene Eigenrecherchen stützt“, trotzdem über die durchaus ja auch vorhandenen Kritikpunkte hinaus polemisch zugespitzt von „sinnlosen Monstermaschinen“ spricht, und ein „Allgemeinarzt und Osteopath“, der „unter Windkraftbefürworten als Demagoge verrufen“ sein soll (ebenfalls laut Kurier). Zudem ist die Osteopathie ein pseudomedizinisches Konzept ohne glaubwürdigen Wirksamkeitsnachweis, der gute Herr Doktor hat also offenbar gewisse Defizite in Sachen Wissenschaftlichkeit und Evidenz – das lässt mich zweifeln, ob man auf seine medizinischen Ausführungen gegen Windräder vernünftigerweise allzu großes Gewicht legen sollte.
Man darf gespannt sein, wie die Sache weiter- und ausgeht…
Der Wind, der Wind
Ein Beitrag zum Projekt 42 mit dem Monatsthema „Wind“.
Der Wind, der Wind, im Märchen
das himmlische Kind genannt.
Doch sind die Eltern bekannt?
Wer ist denn das Pärchen?
Gibt’s Herrn und Frau Wetterhex‘?
Treiben’s die Luftmassen,
ohne sich anzufassen?
Doch wie soll das gehen?
Und wohin wehen die Wehen?
Oder haben die Wolken Sex?
Sind die Eltern zu fett,
ist das ziemlich bitter,
es gibt ein Gewitter,
zerbrochen das Himmelsbett.
Ist eine Böe eine Waise,
wo die Eltern sind fort?
Eine Flaute ’ne Fehlgeburt?
Und wie sieht die Geburt aus
wenn ein Tornado kommt raus,
drehn sich da alle im Kreise?
Fragen über Fragen,
doch niemand weiß
wie die Antwort heißt –
oder was würdet ihr sagen?
Links und Video der Woche (2011/17)
- Ostern ist gerade vorbei, dennoch: Zehn Fragen (engl.), mit denen ihr euer österliches Bibelwissen testen bzw. dazulernen könnt (via Friendly Atheist)
- Gedankengänge bei der Welt, was geschehen hätte können, wenn Pilatus Jesus damals begnadigt hätte (via Atheist Media Blog)
- Die Süddeutsche über den Entgiftungs-, Entschlackungs- und Entsäuerungsunsinn
- Und wieder ein schönes Zeitraffervideo, diesmal u.a. mit Windrädern (via Astrodicticum)