Monatsarchiv:

Dezember 2009

Projekt Hörsturz 11

Projekt Hörsturz Folge 11 im „Projekt Hörsturz“, bei dem die Teilnehmer alle zwei Wochen fünf Songs anhören und bewerten, und diesmal nach den Weihnachtsliedern und der Geburtstags-Sonderfolge wieder eine normale.

  • Weird Al Yankovic – Fat (von Sir Donnerbold)
    Ah ja, die gute alte Michael-Jackson-Parodie. Ich glaube, das war damals das erste Mal, dass ich von Weird Al gehört habe. Und er macht seinen Job nicht schlecht. Nicht perfekt, aber nicht schlecht; und die Schreie aus dem Video stören ein bisschen. Musikalisch profitiert er natürlich vor allem vom Original – einem Original aus der Zeit, als Jacko noch einigermaßen gut war –, auch wenn gerade der Gesang stellenweise eher fad als fett rüberkommt.
    3½ von 5 Sternen 3½ Stühle für einen Fetten
  • Painbastard – Torn (von Kerstin)
    Der Name lässt Härteres erwarten als diesen Emo-Pop oder wie man das nennen will. (Die Emo-Fotos und Blümchen im wohl nicht offiziellen Video ignoriere ich mal.) Irgendwie ein halb-melancholisches Synthie-Pop-Liedchen, das so vor sich hin plätschert, ohne sich um Höhepunkte oder auch nur richtige Gefühle zu bemühen. Aber nicht grundlegend schlecht.
    Von Hannahs in Zeitlupe wippenden überdimensionalen, knüppelharten Brüsten – *räusper* den Brüsten, die Hannah sich bei dem Lied offenbar vorstellt, sehe ich leider nichts…
    2 von 5 Sternen 2 Emo-Blümchen
  • Jupiter One – Flaming Arrow (von Laura)
    Jetzt geht’s ein kleines bisschen flotter weiter, wir tauschen die Synties gegen Indie-Gitarren, nehme eine nette Melodie und eine nicht gerade herausragende, aber ordentliche und passende Stimme, und fertig ist ein unterhaltsames Lied, das beim zweiten Durchlauf noch besser klang als beim ersten.
    3½ von 5 Sternen 3½ brennende Cartoonmännchen
  • Messer Chups – Super Megera (von LemonHead)
    „Etwas“ skurrile Töne, die für mich in etwa so klingen, als hätte man alte Titelmelodien von Doctor Who und Columbo mit einen 70er-Jahre-Horrorfilm – wozu auch das Video passt – verrührt und mit Gitarren und einem teilweise zum Mitwippen anregenden Rhythmus gewürzt. Das Ergebnis ist dann doch überraschend gut geworden und gefällt mir spontan sogar etwas besser als das Lied zuvor…
    4 von 5 Sternen 4 gefolterte Theremins
  • Volbeat – Sad Man’s Tongue (von Konna)
    Zum Schluss also zu den „Elvismetallern“ aus Dänemark (oder war’s Holland? *nachschau* nein). Die Mischung aus so einer Stimme und härterem Rock funktioniert eine Zeit lang ganz gut, aber ein Album oder eine Konzertkarte würde ich mir jetzt nicht unbedingt kaufen.
    Entsprechend ist die musikalische Mischung in diesem Lied auch zwar gewagt, aber interessant, wobei ein bisschen mehr Variation nach Einsetzen des lauten Teils auch gut getan hätte. Gefällt mir aber besser als so manch andere Single von Volbeat.
    3½ von 5 Sternen 3 lebende und ½ toter Elvis

Das macht dann einen Schnitt von 3,3 und somit ein geteilter erster Platz mit Runde 4 und 8. Also alles andere als eine schlechte Runde…


Mein Vorschlag fürs nächste Mal: Saint Lu – Ankle-Biter (gibt’s leider nicht mehr). Der Text dazu findet sich auf ihrer Homepage.

Tjo, und das war’s für dieses Jahr – allen, die das heute noch lesen, einen guten Rutsch, und die anderen dürfen sich die Neujahrswünsche im nächten Beitrag abholen. :mrgreen:

Rock’n’Picture 14: Die Eine

Und wieder ein neues Lied im Projekt Rock’n’Picture, zu dem ein Bild gesucht ist – diesmal „Die Eine“ von Letzte Instanz. Ich hab mir dazu ein sommerliches Bild vom Balkon meiner Eltern als Grundlage ausgesucht:

Wenn alle Damen Blumen wären
Wärest du die eine
Die ich vom Stiele schneiden würde
Damit sie mir gehöre

14

So sehr ich dich einmal begehrt
Bist du mir nun zuwider
Dein grelles Licht
Dein eitler Sinn
Warf meine Liebe nieder

Kein einziger Gewinn

Ja ja, die Wahrsager haben’s nicht leicht – nicht nur, dass sie Anfang des Jahres in der RTL-Sendung „Die Prophezeiung 2009“ vor die Kamera gezerrt wurden, nein, es gibt auch noch so böse Leute, die ihre Voraussagen hinterher überprüfen und kritisieren! Michael Kunkel etwa macht das seit Jahren auf Wahrsagercheck.de und in seinem Blog.

In der Meldung zu 2009 (Quellen und Ergänzung) sind auch die Aussagen aus der RTL-Sendung enthalten, weshalb ich diese hier nicht en detail abarbeiten will; so möchte ich, bevor ich zum eigentlichen Thema dieses Beitrags komme, nur kurz erwähen, dass keiner der befragten „Wahrsager“ den Tod Michael Jacksons erwähnt hatte, sie haben nur über ein mögliches Comeback geredet. Nun ja, sein kommerzieller Erfolg wird nach seinem Tod größer gewesen sein, als er es mit einem lebendigen Comeback jemals geschafft hätte, aber ich glaube kaum, dass die Wahrsager das als Erfolg verbuchen dürfen. ;)

Am Ende jener Sendung durfte auch ein Afrikaner auf ein Brett mit Zahlen deuten, um Lottozahlen „vorherzusagen“ (auch wenn er, wenn ich mich recht erinnere, nicht so ganz zu verstehen schien, worum es dabei ging) – eine Vorhersage, „die den Jackpot knacken soll“, nur keine falsche Bescheidenheit!

Mich würde ja interessieren, wie viele Leute diese Zahlen 6 12 15 22 28 41 (dazu sollte die Zusatzzahl 48 kommen) tatsächlich das Jahr über getippt haben und wie viele heute während der Ziehung voller Vorfreude vor dem Fernseher hockten und sich sagten, dass es heute ja endlich klappen muss, wo doch bisher Fehlanzeige war1 – doch Pustekuchen, die Ausbeute für diese Zahlen sah sehr mager aus, denn in den 104 Ziehungen im Jahr 2009 haben sie nichts gewonnen. Null. Niente. Nada. Berücksichtigt man nur Tipps mit den 6 normalen Zahlen, hätte man dieses Ergebnis:

0 Richtige: 34x
nur Zusatzzahl: 5x
1 Richtiger: 44x
1 +Zusatzzahl: 7x
2 Richtige: 14x

Und sonst nichts. Die Zusatzzahl 48 kam 2009 5x, und in jedem Fall zusammen mit genau einer der anderen sechs Zahlen.

Hätte man alle sieben Zahlen gespielt (im Vollsystem 6 aus 7, also effektiv sieben Tipps à sechs Zahlen, bei denen jeweils eine andere der sieben Zahlen fehlt; hier ist nur die Gesamt-Übereinstimmung genannt), was auch „sinnvoll“ bei so einer Vorhersage wäre, hätte man sich auch nicht freuen können:

0 Richtige: 31x
nur Zusatzzahl: 5x
1 Richtiger: 36x
1 +Zusatzzahl: 12x
2 Richtige: 20x

Wahrsager taugen einfach nichts. Zumindest nicht zum Wahrsagen.

Oder war das ein homöopathischer Gewinn? Das könnte man der Zielgruppe sicher einreden, oder? ;)

 

PS: Hier kann man überprüfen, ob bestimmte Zahlen schon mal gewonnen hätten. (Für meine Auswertung hab ich aber ein eigenes Progrämmchen geschrieben, schließlich wollte ich auch die Nichtgewinne zählen.)

  1. irgendwie bezweifle ich dann doch, dass letzteres tatsächlich auf jemanden zutrifft []

Könnte man

ngc1999cut Ein kleines Paradebeispiel für wissenschaftsverhackstückende Realitätsumdeutung in der Esoterik lieferte das hier schon öfter erwähnte Berliner Esoterikmagazin „Sein“ (von dem ich Anfang 2008 ein Exemplar im Zug gefunden hatte) in seinem Dezember-Editorial (Hervorhebung von mir):

unsere Realität, wie wir sie wahrnehmen, besteht nur zu einem geringen Teil – wenn überhaupt – aus Materieteilchen. 99 Prozent sind leerer Raum. Und diesen leeren Raum könnte man Bewusstsein nennen.

Könnte man. Wie man etwa auch einen Kometen eine Blockade nennen könnte, die Milchstraße Gott oder ein Photon schlecht fürs Karma. Oder, um beim Bild des leeren Raumes zu bleiben, die Lücke zwischen zwei Autos auf der Autobahn eine Verschwörungstheorie. Aber nur, wenn man unbedingt esoterisches Geschwafel mit Astronomie oder Physik würzen muss und sich nicht um die Realität schert.

Und wenn man’s mal konsequent deutet, hieße das, dass das Bewusstsein der Esoteriker leer ist…

Ein gigantisch großes Einheitsbewusstsein, von dem wir alle ein Teil sind. Dieses Bewusst- sein hat eine ungeheure Gestaltungskraft – schließlich macht es ja 99 Prozent der Realität aus. Auf dieser Kraft beruhen auch Placebo-Effekte, Geist- und Wunderhei-lungen.

Und schon wurde aus einem „könnte man“ die „Realität“. (Das einzig Reale hier ist aber der Placebo-Effekt.) Tja, der Phantasiereichtum der Esoterik insbesondere bei freien Assoziationen erstaunt immer wieder. Ein anderes aktuelles Beispiel ist, dass es die Liebe sei, die Elektronen an den Atomkern bindet

[…] wir beginnen, bewusst unsere Wirklichkeit zu gestalten. Und sehen dabei vielleicht, wo es noch nicht klappt, und machen uns dann eben auf die Suche nach den inneren Glaubenssätzen und Energieblockaden, die uns bei dem Sprung in eine neue Realität behindern.

Und das wäre ja ganz schlimm, wenn ein Esoteriker nicht in seine eigene neue Realität springen könnte und in der realen Realität feststeckte – Göttinnen bewahret! Also wünscht euch schnell noch mehr Hefte wie dieses mit dem Schwerpunkt Wünschen, bevor ihr an der Quelle, äh, wie Quelle endet, weil zu wenig Wunschbestellungen abgeschickt wurden!

[…] Viel Spaß dabei. Wir freuen uns auf Feedback.

Ich glaube, auf mein Feedback trifft das eher nicht zu…


Foto: Ausschnitt von NGC 1999 – NASA and the Hubble Heritage Team (STScI) (und nicht exakt zum Thema passend, aber schön)