Monatsarchiv:

Oktober 2012

Amerikanische Verhältnisse?

Florian hat neulich die Werbepausen einiger Fernsehshows analysiert, und zwar von Schlag den Raab – mit 322 Minuten mit Abstand die längste Show, zu der er meint: „Und gerade bei “Schlag den Raab” hatte ich in letzter Zeit immer mehr das Gefühl, dass die Werbung die Sendung immer stärker dominiert“ –, Mein Mann kann, Das Supertalent und Wer wird Millionär?, mit einem Ergebnis, das ihn „ein klein wenig überrascht“ hat, denn Raab hatte bei dieser Sendungslänge zwar natürlich die absolut meiste Werbung, lag insgesamt mit 24,7% aber gar nicht so hoch; die anderen Sendungen hatten (in o.a. Reihenfolge) 27,3%, 20,9% bzw. 28,8%. Die Eigenwerbungsblöcke der Sender hat er offenbar mit dazugerechnet – sinnvollerweise, denn die nerven ja mindestens genauso.

Nun hab ich mir gedacht, da könnte ich mir mal eine amerikanische Show zum Vergleich genauer anschauen, denn da hört man ja immer von vielen Werbeunterbrechungen – und sieht oft entsprechende Schnitte bei Serien-Ausstrahlungen hierzulande, wo Werbung eingeplant wurde, aber dank der deutschen Regelungen keine kommt.

Praktischerweise überträgt Sky immer in der Nacht von Montag auf Dienstag meist um 2 Uhr die Live-Wrestling-Show WWE RAW – durchaus mit hohen Einschaltquoten gesegnet und mit bisher 1010 Folgen angeblich die am längsten ununterbrochen laufende wöchentliche Serie überhaupt –, wobei die amerikanischen Werbeeinblendungen mit kurzen Sky-Vorschauen und älteren Wrestlingszenen (zur Unterscheidung dunkel vignettiert) ersetzt werden. Hinzu kommen gelegentliche WWE-Eigenwerbungsspots – also nicht für den Sender, auf dem RAW läuft, sondern für WWE-DVDs, -Bücher, -Shows und aktuell eine Brustkrebs-Aktion. (Wobei es sich um vorgefertigte Spots handelt; gelegentlich weisen die Kommentatoren auch noch live auf künftige PPV-Shows hin, was hier besser unberücksichtigt bleibt.)

Hier die Grafik dazu – normale Sendung ist dunkelblau, Eigenwerbung hell (dünn, da kurz) und Werbepausen weiß:

RAW-Werbung

Vergleichen wir das mal mit Florians Analyseergebnissen – hier sind seine Balken und darunter nochmal meiner, entsprechend der Dauer der Sendungen gestaucht:

werbepausen3

WWE RAW (2.10.2012, 2:00 Uhr, Sky Sport)
RAW-Werbung

RAW-Werbung-Torte Bei einer Dauer von gut drei Stunden, nämlich 188 Minuten und 25 Sekunden, gab es mit 15 durchaus viele Werbeunterbrechungen (von denen 8 eine Eigenwerbung voran- und 1 nachgestellt war), doch insgesamt waren es auch „nur“ 48:08 echte Werbung (im Schnitt also 3:12,5 kurz) und somit mit 25,55% durchaus vergleichbar; rechnen wir die insg. 6:00 (3,18%) WWE-Eigenwerbungsspots hinzu, sind’s 54:08 (Schnitt 3:36,5) und 28,73%.

Und ja, das hat mich durchaus auch etwas überrascht, dass es nicht merklich mehr Werbung ist als in Deutschland. Die häufigeren Unterbrechungen – durchschnittlich 4,8 pro Stunde statt ca. 2 hierzulande – stören natürlich dennoch mehr. Aber man kann ja vorspulen (oder wie man das korrekt bei bandlosen Recordern nennt)…


urspr. Grafik: Florian Freistetter/Astrodicticum Simplex, CC-by-sa-3.0-Lizenz

Begabtes Regal

Um welche Band könnte es bei diesem Titel gehen? Natürlich um das talentierte schwedische Regal, ähm, nein, um Billy Talent aus Toronto – und zwar deren Konzert vorgestern am 2.10. im Zenith in München.

Für die Setlists verweise ich wie üblich wieder auf Setlist.fm.

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Zuvor kamen aber erstmal 30 Minuten Alternative Rock von Arkells, auch aus Kanada – gute Musik, gute Performance, auch schon gute Stimmung, aber nichts übermäßig Herausragendes – und politischer Punk von den Pittsgburghern Anti-Flag – ein toller Parforceritt durch was weiß ich wie viele (meist typisch kurze) Punk-Songs in 45 Minuten.

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Wobei die Stimmung schon bei den Vorbands, v.a. der zweiten, ziemlich gut war, wobei auch hinter der Hallenmitte (wo ich stand) noch viele Leute mitgingen. Inklusive gelegentlicher „Rempeltänze“ im kleineren Kreis hier hinten, und auch ohne diese war da ein Typ schräg vor mir, der sich ziemlich aktiv bewegt hat – nur hab ich mich manchmal gefragt, zu welchem Rhythmus.^^

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Dann kam die Hauptband, und auf den Videowänden in den Seitenbereichen – in dieser ehemaligen Werkshalle nicht von überall komplett zu sehen – waren dann auch nicht nur Bandname mit Albumtitel (Arkells) bzw. der Stern aus zerbrochenen Gewehren von Anti-Flag eingeblendet, sondern auch meist Nah- und Seitenaufnahmen der Musiker.

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Nun, mit ihrem – wie Wikipedia sie einordnet – Alternative Rock/Punkrock und ihren bekannten Hits (immerhin haben sie ja schon Alben auf Platz 1 in den Charts plazieren können) konnten Billy Talent die Stimmung natürlich noch weiter steigern. Und so wurde das ein tolles Konzert in der vermutlich weitgehend ausverkauften Halle.

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Zwischendrin ließen sie die Hüllen fallen – äh, nein, die Stoffbahn mit dem Totenkopf, um dahinter dann die Leute daran zu erinnern, welche Band sie gerade sehen. Ob es jemanden gab, für den das nötig war, weiß ich nicht…

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Mit der obligatorischen Zugabe – mit der aktuellen Single „Surprise, Surprise“ eingerahmt von „Fallen Leaves“ und „Red Flag“ natürlich Stimmungs-Höhepunkt – waren’s dann niemals langweilige 85 Minuten.

Übrigens hatte ich überlegt, ob ich mich bemühen sollte, den vorletzten Zug heimwärts zu erwischen – denn in der Wiesnzeit sollte der letzte (0:30 Uhr) eher vermeidenswert sein. Aber angesichts zweier Vorbands und des Beginns um (kurz vor) 20 Uhr und der Entfernung der Halle vom Hauptbahnhof hab ich mir da eh keine allzu großen Hoffnungen gemacht, und da Billy Talent erwartungsgemäß erst um 22 Uhr die Bühne betraten, wollte ich sicher nicht fast das halbe Hauptkonzert verpassen… Wider Erwarten waren dann weder der letzte Zug noch allzu viele Dirndl- und Lederhosenträger überfüllt.

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Die Tourdaten von Billy Talent waren in den Pausen eingeblendet. Fällt euch was auf? Na? Frage dazu: Wie viel Bestechungsgeld musste Wien zahlen, um vor München auf der Liste zu stehen? ;)

:rocks: