Monatsarchiv:

Februar 2015

Wenn Anna, Mantodea und Oxana mit Eli, Fabrice, Ariel und Jörg…

…zusammentreffen, haben wir, nein, keine grauschattierte Orgie von sieben unverhüllt ehrlichen und persönlich portraitierten Personen, sondern, tja, leider nur angebliche Hellseher, die aus der Schweiz heraus spammen. Wir vergleichen mal zwei Mails, die erste schon gut ein Jahr alt (und damals auch schon auf meinem Blog erwähnt), die Unterschiede sind farblich markiert1:

Januar 2014 Februar 2015
# Gratis-Vorhersagung Auf ihre Fragen habe ich klare Antworten …
Guten Tag, Guten Tag,
Ich heisse Elenja. Ich bin Hellseherin und vor allem Medium. Heute schreibe ich Ihnen hauptsächlich, um Ihnen meine neue Internetseite vorzustellen. Es ist eine völlig kostenlose Seite, auf der Sie mich über Dinge des Lebens, die Ihnen am Herzen liegen, befragen können. Ich heisse Oxana. Ich bin Hellseherin und vor allem Medium. Heute schreibe ich Ihnen hauptsächlich, um Ihnen meine neue Internetseite vorzustellen. Es ist eine völlig kostenlose Seite, auf der Sie mich über Dinge des Lebens, die Ihnen am Herzen liegen, befragen können.
Ich übe diesen Beruf schon seit längerer Zeit aus, aber vor einiger Zeit habe ich mir gesagt, dass mein Hellsehen nicht nur ausschliesslich einer Elite, mehr oder weniger Eingeweihten oder Bevorzugten, die mich kennen, vorbehalten sein darf. So habe ich beschlossen, es so vielen wie möglich zugute kommen zu lassen, damit niemand aussen vorsteht, ohne Antwort auf seine Fragen. Ich übe diesen Beruf schon seit längerer Zeit aus, aber vor einiger Zeit habe ich mir gesagt, dass mein Hellsehen nicht nur ausschliesslich einer Elite, mehr oder weniger Eingeweihten oder Bevorzugten, die mich kennen, vorbehalten sein darf. So habe ich beschlossen, es so vielen wie möglich zugute kommen zu lassen, damit niemand aussen vorsteht, ohne Antwort auf seine Fragen.
Zögern Sie nicht, es ist KOSTENLOS. Es verpflichtet Sie zu nichts und Sie werden überrascht sein von den Enthüllungen, die ich Ihnen machen werde. Ich gebe Ihnen die Adresse meiner neuen Internetseite. Ich erwarte Sie dort, bis gleich. Zögern Sie nicht, es ist kostenlos. Es verpflichtet Sie zu nichts und Sie werden überrascht sein von den Enthüllungen, die ich Ihnen machen werde. Ich gebe Ihnen die Adresse meiner neuen Internetseite. Ich erwarte Sie dort, bis gleich.
Mit freundlichen Grüssen

Elenja

www.astrozukunft.com

Mit freundlichen Grüssen
Oxana
www.dietarot.com

Auf dieser „neuen“ Seite, die laut Whois seit Anfang 2009 registriert ist, finden sich dann sogar gleich zwei „Hellseher“ und „Medien“, neben „Oxana“ auch ein „Jörg“ – beide auch letztes Jahr schon auf der „Unser Team“-Seite zu finden.

Interessant wird’s dann, wenn man mal schaut, wo die Portraits der beiden – und, was ich damals nicht nachgeschaut hatte, auch von „Elenja“ – kommen: Nämlich aus kommerziellen Bilddatenbanken wie FotoSearch. Das hier ist „Oxana“ (von Corbis), das ist „Jörg“2 und das „Elenja“.3

Noch interessanter wird’s, wenn wir erstens die Dateinamen der Bilder anschauen: Die heißen nämlich „portrait_anna.jpg“ bzw. „portrait_eli.jpg“. Und zweitens für einen – echten – Blick in die Vergangenheit die Wayback Machine des Internet Archive bemühen: Da hießen die angeblich selben beiden dietarot.com-„Hellseher“ noch „Mantodea“4 und „Fabrice“ – identische Fotos, praktisch identische Dateinamen („anna.jpg“ bzw. „eli.jpg“), identische Texte, identische Mottos „Alles ist möglich, nichts ist im Voraus verloren!“ bzw. „Vergessen Sie nicht: Wissen bedeutet Vorhersehen.“ Die Unterschiede, dass damals gleich im ersten Schritt mehr Infos abgefragt wurden und fünf länderspezifische Telefonnummern dastanden anstelle nur der deutschen, seien nur am Rand bemerkt.

Bis Juni 2013 ging das dann so weiter – mit einer kleiner webdesignerischen Auffrischung zwischendurch. Beim nächsten Snapshot Ende Juli 2013 – jaja, „neue“ Seite und so… – hat dann schon „Oxana“ Platz, Portrait und Text von „Mantodea“ einge- bzw. übernommen, und „Fabrice“ wurde von „Ariel“ ersetzt. Der blieb aber nicht lange, schon Anfang Oktober desselben Jahres kam „Jörg“.

Auch auf der anderen Site hieß „Elenja“ dermaleinst „Helene“ – von März 2009 bis Juli 2013.

Mag ja sein, dass die Personen, die dann wirklich ans teure Telefon gehen, tatsächlich auf diese Namen hören, egal ob das ihre echten oder nur „Künstlernamen“ sind. Und es mag sogar sein, dass sie den Stuss, den „Hellseher“ so verzapfen, tatsächlich glauben – was sie aber auch nicht wirklich seriös, realitätsbezogen und vertrauenswürdig macht, auch und gerade wenn’s darum geht, Menschen in Notlagen zu helfen.

Das Portal bzw. die Webseitenbetreiber aus Gland am Genfersee jedenfalls – zumindest ist eine entsprechende Adresse im Whois der beiden Seiten vermerkt –, nun, die sehe ich noch viel weiter von Bestnoten in Sachen Seriosität, Anstand und Ehrlichkeit entfernt…5

 

Und als frischgebackener Träger des Helga-und-Fritze-Bademann-Gedächtnis-Preises für meine Einschätzungen hat meine Einschätzung ja auf jeden Fall der Unfehlbarkeit nahekommendes Gewicht. ;)

  1. außer vielleicht bei meinen Stammlesern im Feedreader, wenn der Hintergrundfarben verschluckt… []
  2. Die anscheinend automatische Übersetzung der Bildbeschreibung dort ist auch einen Lacher(?) für sich wert: „porträt, von, a, kaukasisches, mann, in, a, grüner pullover, als, er, lächelt, in, dass, fotoapperat“ []
  3. Andere aus „Unser Team“, überwiegend weniger professionell gemachte Portraits, finden sich, soweit ich das überprüft habe, hingegen nur auf mehr oder weniger vielen Esoterik-Anbieter-Seiten. []
  4. Sie mag an Gottesanbeterin gedacht haben, die andere Bezeichnung Fangschrecke scheint mir angesichts des Angebots (nicht des Portraits) aber passender. []
  5. Wobei ja mal die Beurteilung von Juristen interessant wäre, wo auf der Skala zwischen Pseudonym mit falschem Bild zur Wahrung der Anonymität, Werbelügen, kleinen Schwindeleien und gewerbsmäßigem Betrug das alles einzuordnen wäre. []

Der Rest und der Junge

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Der Rest von Queen + Adam Lambert (33) ist gemeint – beim Konzert gestern (2.2.2015) in der Münchner Olympiahalle (anscheinend nicht ganz ausverkauft, so halb hinter der Bühne und unten in der Arena gab’s wohl noch ein paar Restkarten, lt. engl. Wikipedia aber am Ende mit 11,857 Leuten ausverkauft; es wurde natürlich noch voller als auf meinem frühen 1. Bild). Als Queen-Fan wollte ich es mir natürlich nicht entgehen lassen, Brian May und Roger Taylor nochmal – auf ihrer möglicherweise letzten Tour – live zu erleben. Und war – mit gewissen Zweifeln – gespannt, wie sich Adam als Frontmann so macht.

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Wo 2005 und 2008 mit Paul Rodgers das Treffen dreier Rockveteranen auf Augenhöhe noch auf eine bodenständigere Art bombastisch war, hat man hier anscheinend den Glamour der Anfangszeit in die Moderne geholt und noch ’ne Schippe oder zwei draufgelegt, angefangen bei den Klamotten (nicht nur) von Adam und nicht endend bei seiner teils kapriziösen Performance.

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Brian mit Kamera auf der Gitarre:
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(Ein stereoskopisches Rundum-Selfie-mit-Publikum hat er später auch wieder gemacht; wird er im Laufe des Tages sicher noch twittern.)

Dazu ein aufwendiges Bühnenbild mit rundem Teil hinten (das sich – irgendwie unmotiviert – auch mal in die Horizontale absenkte) und Bühnenfortsatz, um damit das Q zu bilden, an allen möglichen Stellen mit verschiedenartigen Lichteffekten, die natürlich auch gewohnt professionell eingesetzt wurden.

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Alles in allem – auch wenn’s nicht unbedingt so „over the top“, so übertrieben glamourös-bombastisch hätte sein müssen, und irgendwie denke ich, würde Freddie noch leben, wäre es mit ihm auch nicht ganz so geworden – hat’s durchaus ganz toll zusammengepasst, eine stimmige, großartige Unterhaltung über ca. 2 Stunden und 20 Minuten…

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…inkl. Ende (God Save The Queen), exkl. unnötig und störend langem Intro (dem atmosphärischen Track am Ende von Made In Heaven; bin mir nicht sicher, ob in voller Länge von 22 Minuten, aber auf jeden Fall über 15). Quasi der Ersatz für die nervige Umbau/Soundcheck-Warterei bei Konzerten mit Vorgruppe… Aber als es dann losging, war das auch egal.

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Adam hat auch seine Pause gehabt, als Brian alleine akustisch Love Of My Life, äh, singen hat lassen – was ja gerade bei solchen großen alten Bands sowieso ein tolles Erlebnis ist, wenn quasi die ganze Halle bei fast allen Liedern mitsingt –, oder in sparsamer Instrumentierung ’39 oder dann mit Roger am Mikro bei A Kind Of Magic. Und Freddie erschien gelegentlich auf der großen Videowand.

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Adam Lambert hat seine Sache jedenfalls toll gemacht, auch die anderen – neben Brian und Roger, denen man ihr Alter schon ansieht (67 bzw. 65), die aber gerade zum Ende hin nochmal alles aus sich heraus geholt zu haben schienen, auch Rogers Sohn Rufus Tiger (bald 24), der zusätzliche Drums beigesteuert und sich auch mal ein „Duell“ mit ihm geliefert hat, Spike Edney, altgedienter Live-Keyboarder bei Queen, und ein gewisser Neil Fairclough am Bass, der auch mal ein Solo spieleń durfte.

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Ganz zum hohen Glam-Level passte natürlich auch der graugelockte Gitarist im goldglänzenden Gewand bei Bohemian Rhapsody. So lächerlich das für sich betrachtet auch aussieht…

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Hätte es Freddie, für den es ja auch gewesen sein soll, wie hin und wieder betont wurde, gefallen? Ich weiß es nicht. Als Fazit ist klar: Es ist natürlich nicht wirklich Queen. Aber näher dran kommt man heutzutage nunmal nicht, man hat jedoch gewissermaßen, wie der Rockantenne-Reporter vorhin sagte, „den Spirit weiterleben lassen“ (wenn auch, wie ich finde, mitunter etwas übers Ziel hinausschießend), und letztendlich kam dabei ein großartiges, unterhaltsames Konzert heraus.
:rocks:

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