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Esoterik&Religion

Homöopathie und der PC

Die Woche von Sa. 10.4. bis Fr. 16.4. haben sich die Homöopathen anlässlich des Geburtstags ihres Gurus Hahnemann ausgesucht für ihre WHAW, und damit meinen sie nicht etwa eine Radiostation in West Virginia oder ein Örtchen in North Yorkshire, sondern natürlich die World Homeopathy Awareness Week1. Nun, die Idee ist nicht schlecht, denn die Homöoschallalie, wie Frau Buchstaeblich diesen zwei Jahrhunderte alten Aberglauben so schön genannt hat, ist noch viel zu sehr fälschlicherweise als sanfte Naturmedizin im Bewusstsein der Bevölkerung, da kann etwas Aufklärung nicht schaden…

Dass Homöopathika nichts als Placebos sind, ist somit klar. Was bisher viel zu wenig Beachtung fand, ist aber die Tatsache, dass die Lehren der Homöopathie bei PC-Problemen Anwendung finden. ;)

  • Wem, der bei PC- oder DSL-Problemen bei der Hotline des Herstellers bzw. des Providers angerufen hat, ist es nicht schon passiert, ewig in der Warteschleife zu hängen, nur um dann nach einem kurzen Gespräch – ggf. nachdem man einige Male weiterverbunden wurde – gesagt zu bekommen, dass man selbst bzw. die eigenen Geräte schuld sind?

    Nun, diese Warteschleife entspricht natürlich der Verdünnung, der „Potenzierung“ des Heilmittels: Ginge der Service­mitarbeiter sofort ans Telefon, wäre die Wirkung der Lösung viel zu gering, weil alles viel zu einfach und unauffällig abliefe. Sich über die Inkompetenz der Service­mitarbeiter aufzuregen, ist wie die „Erstverschlimmerung“ bei Homöopathika, wo die Krankheit eben noch etwas Zeit benötigt, bis sie von selbst abklingt. Und weiterverbunden zu werden ist nichts anderes als das Herumprobieren mit verschiedenen Etikettvarianten der Zucker­kügelchen, wenn sich nach der ersten noch nichts getan hat.

    Wenn sich doch mal ein Service­mitarbeiter viel Zeit nimmt, dann doch meist zu dem Zweck, seinem Gesprächs­leitfaden mit Unmengen an Fragen, von denen viele banal sind und am Problem vorbeigehen, abzuarbeiten – hier setzt der Servicechef also auf eine besonders lange, gründliche Anamnese. Und wenn’s dann doch nicht hilft, liegt die Schuld natürlich beim Patienten und nicht bei der Homöopathie…

  • Hängt der Mac mal wieder oder ist der Browser darauf mal wieder abgestürzt, weil ein Flash-Applet Mist gebaut hat? Tja, Flash ist wie die pöhse Chulmedizin, die volle chemische Keule voller Nebenwirkungen – hättet ihr euch mal lieber auf nebenwirkungsfreie homöopathische Webseiten beschränkt, also solche, die höchstens einen einzelnen Pixel enthalten und höchstpersönlich von Steve Jobs abgesegnet wurden2.
  • Ein Programm- oder Treiber-Update ist fällig, weil die alte Version fehlerhaft ist? Natürlich die gleiche Software vom selben Hersteller, nur neuer. Na wenn das kein Beispiel für „Gleiches mit Gleichem heilen“ ist…
  • Ein Software- oder Betriebssystem­update erfordert schon wieder einen Neustart – und nervt in regelmäßigen Abständen mit Nachfragen, wenn man nicht sofort neustartet? Das ist der ausgeklügelte (aber noch nicht ganz perfekte) Versuch der Software­hersteller, die Wirkung der Updates homöopathisch-rituell zu verstärken, indem der Benutzer dazu verleitet wird, den Kopf aus Verärgerung zehnmal hintereinander in Richtung Erdmitte auf den Tisch zu schlagen.

    Die Kooperation mit Herstellern echt homöopathischer Lederkissen, um diese jedem Nutzer zur Verfügung zu stellen – denn ohne diese Kissen ist die Herstellung echter Homöopathie nicht möglich! –, steckt aber noch in den Kinderschuhen.

  • Überall funktioniert die PC-Homöopathie aber nicht: Wenn bei einem Speichermodul auch nur eine einzige Zelle, ein einziges Bit defekt ist, muss man das gesamte Modul ersetzen. Es hilft hierbei also nicht, wenn man das mit einem D10-verdünnten Fehler – in etwa einem Bit in einem Gigabyte entsprechend – versehene Modul kräftig schüttelt und klopft, um es in eine Hochpotenz zu überführen in der Hoffnung, dass dann kein Fehler mehr vorhanden wäre.

Wer kennt weitere Beispiele von Computer-Homöopathie…?

 


Siehe auch: Andere Beiträge zur WHAW inkl. Videos, gesammelt bei Skeptic as hell.

Und hier spricht James Randi über Homöopathie:

  1. Das Wort „Awareness“ begegnet einem ja gerne in Bezug auf Veranstaltungen, die Probleme und Krankheiten ins Bewusstsein der Bevölkerung bringen sollen. Passt deswegen natürlich auch hier gut – ironischerweise von den Homöopathen selbst ausgesucht… []
  2. heute im Sonderangebot für nur $99,99 im iTunes-Store! []

„Ihre Gesundheit liegt uns sehr am Herzen“

Doppelseite Gesundheit So der Titel einer Doppelseite in der letztwöchigen Ausgabe eines Anzeigenblatts namens „Bayrisches Taferl“, die drei Texte und 22 Kleinanzeigen von ca. halber bis vielfacher Visitenkarkengröße enthält. Und was wird dabei geboten?

Oder anders gefragt: Schätzt mal, wie viele esoterische „Naturheilpraktiker“ oder esoterisch Angehauchte dabei sind. 10%? 25%? 50%?

Nun, es sind 6 rein esoterische Anbieter (27%) und 7 (32%), die mehr oder weniger esoterische Elemente einschließen (gemäß meiner Einteilung). Das reicht dann von einer Heilpraktikerin, die eine Menge Text in die Anzeige quetscht und praktisch das ganze Spektrum an, äh, glaubens­basierten Individual­realitäts-Behandlungen abdeckt – TCM, Akupunktur, Wirbelsäulen­therapie, Elektro-Akupunktur nach Voll, Bioresonanz­therapie, Homöopathie, Bachblüten, Schüssler-Salze, Coaching/Ganzheitliche Lebensberatung, Rückführungen, Arbeit mit dem Inneren Kind, Geistiges Heilen, Systemisches Familienstellen – bis zu einem Anbieter etlicher Massage­varianten, wo zumindest die Klangschalen-Variante in die einschlägige Ecke geht, oder einem Zahnarzt, der mit „ganzheitlicher Zahnheilkunde“ wirbt, auf seiner Website aber nur von „unter Berücksichtigung des ganzen Menschen“ spricht und ansonsten nichts auffällig Esoterisches präsentiert – noch nicht mal das Buzzword „ganzheitlich“ findet sich dort wörtlich.

Dafür geht eine Wellness-Anbieterin quasi andersrum vor und bietet in der Anzeige einfach „Wellness für die Füße“ als Monatsangebot, auf der Website dann auch weiblich-schamanische Göttinnen-Rituale und Systemische Aufstellungen an – letztere müssen ja nicht zwangsweise problematisch sein, wenn die richtige psychologische Ausbildung gegeben ist, aber, tja, zumindest ich persönlich hab so meine Zweifel, ob das mit einer 1-2-jährigen Zusatzausbildung bei einer schamanisch-energetisch-ganzheitlichen Masseuse der Fall ist.

Mag ja sein, dass unsere Gesundheit allen diesen Anbieter tatsächlich „sehr am Herzen liegt“ – schließlich glauben ja wohl die meisten Esoterikanbieter an ihr Angebot –, doch bei dieser Auswahl kauf ich mir lieber die auch angebotenen orthopädischen Schuhe, setz mich damit in ein Elektromobil (ihr wisst schon, diese „Luxus-Rollstühle“) und fahr zum Augenoptiker. (Zumindest eine neue, leichtere Brille könnte ich tatsächlich brauchen…)

Links und Videos der Woche (2010/14)

Fragen an das Orakel (4)

agyon-ecke Wie schon dreimal zuvor zeige ich euch hier einige der Fragen, die Besucher meiner Esoterikshop-Satire Agyon dem dortigen Orakel gestellt haben – einem Orakel, das auf jede Frage sehr unentschieden antwortet („vielleicht“, „ich weiß nicht“, „kann sein, muss aber nicht“ etc.). Wie es sich für ein ordentliches esoterisches Angebot gehört, schiebt es ein Nichtfunktionieren bzw. die Undeutlichkeit der Antwort auf den Fragenden, der sich nicht genug konzentriert habe…

Fragen, die in einem Blockzitat zusammengefasst sind, stammen vom selben Fragenden; die nächsten beiden sind also von zwei Leuten:

Ist die Antwort wirklich 42?

Wie lautet die Frage auf die Antwort „42“?

Während der erste sieben Mal von der ausweichenden Antwort enttäuscht gewesen sein dürfte, hat der andere nicht so ganz kapiert, was eine Ja/Nein-Frage ist. Und da war er nicht der einzige:

was geht? (6x)
moa?

wie wird es werden? (11x)

was kommt gerade im tv?

mein stuhl hat nur drei beine, warum?

Wie soll ich meine Webseite nennen? (14x)

Ob wir dann auch ein gutes Dutzend Webseiten mit Titeln wie „Ungewiss“, „Kann schon sein. Muss aber nicht“ oder „Möglicherweise“ zu sehen bekommen?

Die nächsten beiden haben nach der ersten Frage immerhin dazugelernt:

wie gross ist der grösste negerschwanz
werde ich noch viele neger ficken
bekomme ich einen grossen schwanz ab dieses wochenede

wann werde ich zum ersten mal ficken
werde ich vor 2014 ficken
werde ich üerhaupt eine fickfreundin jemals haben

Tut euch doch zusammen und nehmt auch noch diese mit ins Boot Bett:

Lerne ich Männer kennen, mit denen ich meine sexuelle Lust ausleben kann

Ich kann zwar nicht für Erfolge garantieren, aber Versuch macht kluch, oder nicht? Ach, aber sagt Bescheid, wann und wo…

Dann gab’s natürlich noch etliche nach dem Schema „liebt X Y“, „wird X sich von Y trennen“, „wird X wieder zu Y zurückkommen“ (übrigens auch mal alle drei Varianten mit denselben X und Y) oder auch „bin ich schwanger“, die ich hier nicht im einzelnen aufzählen will. Ist aber schön zu sehen, wenn der Fragende die Frage im zweiten Versuch konkretisiert bzw. die Namen samt zweitem Vornamen komplett hinschreibt – im Glauben, es würde dem Orakel helfen, eine Antwort zu finden… Aber das ist aussichtslos, denn selbst diese Frage:

kann das Orakel auch auch mit Ja ODER Nein antworten?

…macht das Orakel nicht konkreter.

Und?

Nicht so ungeduldig, es kommt noch was.

was?
was?

Das hier zum Beispiel:

ist heute dienstag?
ist morgen mittwoch?

Wenn ersteres, dann letzteres. Aber wieso muss man das ein Orakel fragen? Hat der Fragende etwa kein Vertrauen und wollte es testen?? Er möge sich schämen!

Macht am-Herd-stehen dumm?

Nein, aber sich-auf-Orakel-verlassen.

soll ich am samstag zu der feier gehen?
soll ich mir das offen halten?
soll ich mich jetzt samstag mit birthe treffen?

Als Optimist muss man es wohl schon als Vorteil bzw. Erkenntnisgewinn sehen, dass er/sie nicht noch bis Sonntag ununterbrochen weiter gefragt hatte..

muss ich mich ändern
muss ich liebenswürdiger sein
muss ich mehr auf mich achtgeben

Da würde ich pragmatisch sagen: Wenn du schon drüber nachdenkst, dürfte es auch einen Grund dafür geben.

Soll ich bleiben?

Aber natürlich! Mein Blog hat noch so viel zu bieten! Zumindest könntest du so nett sein und täglich wiederkommen, hm?

warum nicht?

Freut mich zu hören. So, das war’s für diesmal, hat’s euch gefallen?

ha
haha
haha klkl
(7x)