Metallica doppelt – genau, ein Konzertbericht vom Doppelkonzert beim „No Repeat Weekend“ im Olympiastadion München, 24. und 26.5.2024. D.h. komplett unterschiedliche Setlist für Freitag und Sonntag. Ein kleiner Umweg um den See rum (auch taktisch zur linken Schlange, wo’s evtl. schneller gehen würde) zeigt auch das noch schöne Wetter:
Und der Bühnenaufbau ist auch etwas ungewöhnlich, nämlich ringförmig in der Mitte der Arena mit „Snake Pit“ innendrin für diejenigen, denen das 1100 € (für beide Tage zusammen) wert war – oder gleich 3200 € mit Meet&Greet und Backstage-Tour. Da reichen mir meine knapp 240 € für einen Platz auf der Haupttribüne knapp oberhalb des 325 €-Bereichs…
Das Webcam-Bild vom späten Vormittag und auch das Bild von 70 Minuten vor Vorgruppenbeginn geben einen Überblick:
Wie kommen die Musiker und Helfer zur Bühne und wieder zurück? Dafür wurde ein Gang „freigeräumt“, siehe unten. Die ersten überpünktlich um 17:59 Uhr waren Mammoth WVH, die ich erst im April mit ihrer halben Stunde bei Slash gesehen habe. Wie gewohnt lieferten sie ordentlich ab und boten einen sehr guten Auftakt – auch wenn sie etwas verloren auf der großen Bühne aussahen:
Nur 2 Minuten verspätet um 18:57 dann die zweite Vorgruppe The Architects – deren Sänger bald die Jacke auszog und ein Trikot der deutschen Nationalfußballer präsentierte – mit 50 Minuten Metalcore, entsprechend härter und schreiender als 's Wolferl; zum Ende hin wurde auch in mehreren Circle Pits getanzt. Auf den Videotürmen hatten beide Vorbands übrigens nur einen Querformat-Ausschnitt zur Verfügung:
Dann wieder Pause – ich hatte u.a. mal kurz bei einem Merch-Stand vorbeigeschaut, aber nachdem es da minutenlang praktisch nicht vorwärts ging, bin ich bei meinem ursprünglichen Entschluss geblieben, auf ein 40 €-T-Shirt zu verzichten.
Die Hauptband war für 20:30 Uhr angekündigt, aber wie beim Blick auf frühere Setlists schon zu vermuten war, dauerte es noch etwas, nämlich bis 20:45, als endlich AC/DC kam. Also vom Band „It’s A Long Way To The Top“, zu dem Metallica zur Bühne ging und nach dem obligatorischen Ennio Morricone schließlich um 20:52 selbst loslegte.
Die Hauptband darf natürlich die Videozylinder und Scheinwerfer komplett nutzen…
Habt ihr bemerkt, dass das Schlagzeug auf einmal woanders steht? Das wurde dreimal in kurzen, mit einfacher Musik überbrückten Pausen versenkt und ein neues Exemplar tauchte in einem anderen Quadranten auf – schön für die Leute dort, dass sie auch mal direkt mehr von der Band haben, wo sie doch sonst teils weiter entfernt sind als bei einer traditionellen Bühne.
Nachdem sie bei den letzten beiden Konzerten „Skandal im Sperrbezirk“ und „Schickeria“ gecovert hatten, gab’s diesmal ein angeblich eigens für München angefertigtes Instrumentalstück „Hofbräuhaus Funk Jam“.
Vorteil der mittigen Bühne: es gibt mehr gute Plätze auf den Tribünen und auch unten. (Und höhere Einnahmen…) Die Rede ist von 75000 Besuchern. Nachteil: es gibt keinen richtigen Bühnenhintergrund, und trotz der umfassenderen Lichteffekte wirkte die Band arg klein auf dem Rund. Wie sehr es den Leuten unten gefallen hat, wie viel sie je nach Blickwinkel von den Videotürmen gesehen haben, kann ich nur raten – einen Platz wie meinen fand ich hier jedenfalls ideal mit dem guten Überblick übers ganze, oft lichterfüllte Stadion, aber nicht von zu weit oben.
Und unter dem Dach! Denn wo die Wettervorhersagen in den Tagen zuvor immer mal wieder zwischen Regen und trocken abwechselten und zuletzt eigentlich trocken sagten, hat sich das Wetter nach der Hälfte oder zwei Dritteln der Show für Gewitter mit Starkregen entschieden…
Geile Stimmung war’s natürlich auch bzw. trotzdem, nicht zuletzt wenn quasi das ganze Stadion mitsingt, und die Akustik war bei Metallica dann auch ganz gut fürs Olympiastadion.
Einige riesige Wasserbälle fielen auch mal aus den Türmen. Pyrotechnik gab’s kaum: Beim vorletzten Lied einmal Glitzer-Feuerwerksfontänen außenrum, beim letzten zweimal einen einsamen Feuerball – der Rest ist wohl abgesoffen…
Hier sieht man nochmal schön den strömenden Regen:
Die Leute auf der Osttribüne hätten sich bestimmt gewünscht, dass den Bauherren damals die Kosten nicht zu sehr gestiegen wären und sie das Ostdach nicht weggelassen hätten.
Um 22:45 dann Ende. Also raus, um ein Viertel des Stadions rum und hinaus in den mittlerweile eher leichten Regen mit den und durch die Massen zur U-Bahn, mit kurzem Stau eine U8 erwischt und mit etwas Eile noch zum vorletzten Zug (der dann wegen einer Störung zwischen München und Dachau mit +12 hier war).
Auf dem Heimweg vom Bahnhof hat’s natürlich auch noch kräftig geregnet, aber immerhin nicht großtropfig wie bei Gewitter-Starkregen – der war samt weiterhin sichtbaren Blitzen ein bisschen weiter nördlich und westlich. Und man hat noch sehen können, wo die frische Imprägnierung meines Anoraks besser aufgetragen war…
Wie würde es am Sonntag sein, wo sich die Wettervorhersagen einiger sind mit schönem und wärmeren Wetter?
Sonntag
Wer über 60 ist wie die Herren von Metallica, braucht auch mal einen Tag Pause zwischen zwei Konzerten. Und mir Ü50 war’s auch recht…
Auf dem Hinweg, nachdem ich den gleichen Zug wie am Freitag genommen hatte – diesmal wieder ein ordentlicher 6er-Twindexx statt der Ersatzersatzgarnitur mit 4 alten Dostos im 111er-Sandwich – hab ich mal die Westroute mit der U1 bis Westfriedhof ausprobiert, weil das eventuell eine stauarme Alternative für den Rückweg werden könnte, aber mit dem Umweg um die SAP-Garden-Baustelle war das nicht so attraktiv. Aber schnell drin war ich an dem Eingang an dieser Seite, der Südwestecke, ohnehin meinem Tribünenblock am nächsten – zumindest um 16:50 Uhr.
Die erste Vorband Ice Nine Kills brachte mehr als nur ordentlichen Metalcore, auch wenn ich zuvor so gar nichts von denen gehört hatte. Inszeniert als Kettensägen-Axtmörder-Zombie-Irrenhaus oder so, was auf jeden Fall eine Bereicherung für die große Weite der Bühne war.
Bemerkt? Die Grafiken um die Vorband-Videos herum (und in den Pausen) waren diesmal schwarz auf gelb statt gelb auf schwarz.
Um 18:52 Uhr dann 3 Minuten vor Plan die namentlichen Kung-Fu-Meister Five Finger Death Punch mit ihren 46 Minuten, die nicht zuletzt dank der größeren Bekanntheit natürlich für noch mehr Stimmung sorgten. (Auch wenn sie wieder recht verloren auf der großen Bühne wirkten.)
Zaun- oder besser Hügelgäste hatten sich auch schon zahlreich eingefunden:
Dann zur gleichen Zeit wie am Freitag die Hauptband – „no repeat“ bezieht sich übrigens nur auf die eigentliche Setlist (» Freitag, Sonntag – dass es Leute gibt, die die Setlists live im Stadion bearbeiten, hat man wohl auch nur bei so großen Konzerten), AC/DC und Morricone blieben traditionell gleich, und die Schlagzeugpositionen wurden auch wieder gewechselt.
(Der Platz neben mir am Gang blieb übrigens frei – schade für den Ebenfalls-Zwei-Tages-Karten-Inhaber. Man hofft ja immer selber, dass nichts dazwischenkommt…)
Kleine Variationen in der Beleuchtung wie etwa die Strahler quer über die Bühne – zumindest war mir sowas vom Freitag nicht in Erinnerung – und als es langsam dunkler wurde dank der Wahl von „Rosamunde“ als orts- nzw. landesbezogene Spielerei von Kirk und Rob…
…kam auch wieder die fantastische stadionfüllende Lichtinszenierung..
„Inamorata“, das letzte Lied des aktuellen Albums (und eines meiner Favoriten), wurde auf der Tour heute das erste Mal live gespielt – nachdem es am Freitag schon gesoundcheckt worden sein soll.
Und als Bonus durfte mal ein junger Fan ans Schlagzeug! (Wenn auch nur so mal zwischendurch und nicht für ein Lied.) War das der 10-Jährige, der auch bei Rockantenne erwähnt und eingespielt wurde, der durch Metallica-Hören selbst Interesse am Drummen bekommen hatte?
Die Pyrotechnik hatte ohne Regen keine Gelegenheit abzusaufen – und die großen Wasserbälle gab’s auch wieder:
Und wenn da zigtausend Leute bei den Hits mitsingen, ist das halt eine Atmosphäre, die ohne so eine große Spielstätte nicht geht…
Die Show ging 10 Minuten länger als am Freitag, also bis 22:55, und bei so einem Konzert früher gehen für den vorletzten Zug? LOL! Also konnte ich noch bequem die ca. 10 Minuten Verabschiedung (mit kurzer Publikumsinteraktion am Mikro) mitnehmen…
…um dann aber nicht der staugefährdeten Hauptmasse zur Standard-U-Bahn U3 zu folgen, sondern der etwas südlicheren Westroute, die für die U1 etwas länger wäre, aber auch an der Tram-Haltestelle Olympiapark West vorbeiführte, und da dort gerade nicht viel los war (es fuhren auch extra mehr Trams), ging’s bequem mit einer zum Hauptbahnhof und dort zu 40 Minuten warten auf den letzten Zug, der dann noch +7 wegen Warten auf Anschlussreisende bekam, aber das war auch egal.
Jedenfalls ein grandioses Doppelkonzert!
PS: Die Tour besteht übrigens aus je 12 Doppelkonzerten 2023 und 2024, wobei München der Auftakt dieses Jahres war, und ein paar Einzelkonzerten/Festivalauftritten zwischendrin.