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Esoterik

Meditierende Sommerhexen

Halloween-Hexe Das siebte „Best Of“ des „Hexenkalender“ für 2009 des Moewig-Verlags (alle Beiträge » hier), und diesmal kümmern wir uns um den gesamten Juli – der leider nicht ganz so viel hergibt – und werfen einen Blick in den Spiegel:

„Gott ist wie ein Spiegel. Der Spiegel verändert sich nie, aber jeder, der hineinschaut, sieht etwas anderes.“
(Rabbi Harold Kushner)

Klar: Jeder sieht sich selber. Und das, obwohl der Spiegel nur eingebildet ist!

Monatliche Promiskuität

Oder ist nur der abnehmende Mond im Juli gemeint? Jedenfalls rät der Kalender im Astrologie-Abschnitt:

„Der abnehmende Mond ist eine gute Zeit, um sich von einem Partner, der Ihnen nicht mehr zusagt, zu trennen.“

Heieiei, endlich! Warum sagt mir das niemand früher? :tanz: Apropos Heieiei:

„Dem das Tierkreiszeichen Krebs regierenden Mond ist in der Musik der Ton „H“ zugeordnet, in der Sprache der Doppelvokal „ei“. Zur Meditation geeignete Wörter: Leib, Reise, heilig, leise, weise, Weib, Zeichen.“

Dann legen wir uns mal in die Heia und meditieren: Weib, dein Leib wird feist, sei leise, unterzeichne die Scheidung und mach eine Reise, weil der heilige Mond meint weise, es ist Zeit für eine feine Neie, äh, Neue.

Krebse in der Apotheke?

Im Abschnitt „Hexenapotheke“ gibt’s den Hinweis, in Schweden seien jetzt „die üppigen Krebsessen angesagt“, zusammen mit einem Kurzrezept. Hm, kann man Krebs jetzt in der Apotheke kaufen? Ich glaube, das wäre mir zu teuer.

Wie kann eine Pflanze neben dem Schreibtisch eigentlich helfen, sich z.B. auf die Hausaufgaben zu konzentrieren? Das wird jedenfalls mit einer Zimmerlinde geraten. Also, wie könnte das gehen? Sondert sie auf größere Entfernung anziehende Pheromone ab, aus der Nähe aber abstoßende, sodass man quasi an den Schreibtisch gefesselt bleibt? Oder ist sie so hässlich, dass man den Blick davon abwendet und lieber auf den Schreibtisch starrt? Hypnotisiert sie oder steht sie mit drohend erhobenem Blatt da? Fragen über Fragen…

Faulenzen und Träumen?

Nein! Man kann alles eine Meditation nennen:

„Machen Sie die folgende, Jahrtausende alte Meditation: Legen Sie sich ins Gras oder auf den Balkon und lassen Sie sich auf das „Wolkentheater“ ein.“

Na denn, schnell noch einen Spruch zum Abschied und dann ab auf die Wiese! Liebe Astrologen und andere Esoteriker, nehmt euch bitte Folgendes zu Herzen, wenn ihr darüber nachdenkt, welche ach so tollen Schwurbeleien und Phantastereien ihr den Leuten andrehen wollt:

„Originelle Formulierungen sind noch nicht originelle Einsichten.“
(Ludwig Marcuse)

Links und Videos der Woche (2009/27)

 

  • Wie sähe eine homöopathische Notaufnahme aus? Das britische Komiker-Duo David Mitchell und Robert Webb zeigt es in diesem Sketch (erstmals via Wortvogel):

Oder » hier mit deutschen Untertiteln.

Vollmondiger Lebensgefährte

Mond Neumondluft ist nur eine Satire meinerseits, aber Vollmondwasser ist esoterische Realität, und natürlich ist Labertaler, über die ich letztes Jahr geschrieben habe, damit nicht allein:

Eine ganzseitige Anzeige von St. Leonhards in Stephanskirchen auf der Rückseite eines Getränkeladen-Werbezettels neulich deutete schon in mit der Überschrift „Lebensgefährten – Acht lebendige Wässer“ eine gewisse Esoterizität an – denn wie bitte soll es bei Trinkwasser einen Unterschied zwischen „lebendig“ und „tot“ geben? –, die die Firmen-Website denn auch bestätigt; schon auf der Startseite stehen u.a. Termine zu ganzheitlicher Träumerei à la Energiemedizinkongress und einem „Wasservortrag“ mit dem altbekannten Wasser­phantasten Masaru Emoto („ein voller Erfolg“).

Entsprechend wird die „Lebendigkeit“ über „Schwingungen“ und „Informationen“ im Wasser und „biophysikalische Frequenzen“ definiert, die sich über Messungen der „Mondquelle“ ergeben haben sollen – u.a. mit Hinweis auf „zum Beispiel vom renommierten IBBU“, dem „Institut für Biosensorik und Bioenergetische Umweltforschung“ in Graz (dessen Renommee in der Tat zu einem EsoWatch-Eintrag reicht) durchgeführte Messungen – die übliche „energie­medizinische“ Esoterik eben, die sich im Netz zuhauf findet und nichts mit wissen­schaftlichen Erkenntnissen zu tun hat, wie es auch bei der „Feinstofflichkeit“ und den mystischen wässrigen „Informationen“ der Fall ist; darauf will ich hier gar nicht näher eingehen, Interessierte finden Informationen in den Links unten.

Tja, jeder darf glauben, was er will, und der Anbieter wird schon glauben, was er behauptet, auch wenn alles objektiv nicht über Placeboeffekte hinausreichen wird. Fairerweise muss man auch festhalten, dass sie immer wieder „unserer Ansicht nach“ u.ä. einfügen – wenn auch meiner Ansicht nach etwas halbherzig. Wie wär’s denn mit mehreren ausführlichen Absätzen wie dieser Esoterik-Hersteller? ;)

Aber egal ob voll Mond oder nicht, niemand soll rohes oder totes Wasser wollen, wenn er reifes lebendiges haben kann – Folgendes spielt bei ihrer Bedeutung von „lebendig“ ebenfalls eine Rolle:

Reifes Wasser ist unserer Ansicht nach „lebendig“. Der Grund: Arteserquellen treten aus eigener Kraft zu Tage. Das bedeutet, sie haben den Jahrhunderte dauernden Kreislauf des Wassers vollendet und sind reif zum Trinken. Alle Wässer drängen aus unterschiedlichen Tiefen als Arteserquellen aus eigener Kraft an die Oberfläche.

Wasserglas Ach, wenn Wasser nach oben gepumpt wird, ist es noch nicht „reif zum Trinken“? Wie kann man dem armen Wasser sowas nur antun?? Jetzt mal im Ernst: Einer gewöhnlichen Flüssigkeit so eine quasi intelligente (oder meinetwegen auch nur der Reife von Früchten gleichgestellte) Lebendigkeit zuzuschreiben, ist meiner Ansicht nach nichts als eine mystische Schwurbelei ohne Realitätssinn und ohne Inhalt (abgesehen davon, dass es meiner Ansicht nach entsprechend vorverbildete Klientel ansprechen dürfte).

Des meiner Ansicht nach weiteren führe man sich mal folgende (von mir hervorgehobenen) absurden Folgerungen zur Gemüte:

Die im Wasser enthaltenen Mineralien wurden aus den verschiedenen Gesteins- und Bodenschichten gelöst und sind daher nach der Ansicht vieler Naturheilkundler anorganisch, d. h. zu grobstofflich um vom menschlichen Körper in dieser Form gut verwertet werden zu können. Um die Mineralien besser aufnehmen zu können, sollten diese nach dieser Theorie zuerst von der Pflanze verstoffwechselt werden.

Wow! Es gibt Naturheilkundler, die wissen, dass Minerale anorganisch sind! Aber nur „viele“, also nicht alle? Die anderen haben meiner Ansicht nach dann wohl im Chemieunterricht gepennt… Da kann man meiner Ansicht nach echt nur den Kopf schütteln, was diese Natur­heil­kundler sich so ausdenken (und wahrscheinlich selbst glauben).

Soll man denn erst seine Kräuter oder Salatpflanzen mit dem (verglichen mit Leitungs- oder Regen­wasser) teuren Mineralwasser gießen? Gehen auch Beeren und Obstbäume, und dürfen die keinen Regen oder gar, oh Schreck, unbelebtes Leitungswasser abbekommen, da sonst alles, ähm, verwässert wird? Und was sagen Masaru Emoto und all die anderen „Wasser­informatiker“ dazu, denen meiner Ansicht nach doch bestimmt die „Information“ der Mineralien im Wasser ausreichen müsste?

Schadet zudem nicht die „Information“, die im Glas der Flasche steckt – und meiner Ansicht nach bestimmt nicht besonders angenehm ist, denn das Glas wurde bei der Herstellung sicher stark erhitzt (aua!) –, nicht auch der informationellen Güte der doppelten Dankbarkeit und der Liebe1? Sollte ein verantwortungsbewusster Esoterikwasseranbieter denn nicht besser die Kunden ausschließlich direkt an seinen Brunnen trinken lassen, anstatt – ein kollektives Ooooh! bitte – das arme Wasser in starre gläserne Hohlkörper zu quetschen?

Aber würden Esoteriker ihre „Theorien“ tatsächlich konsequent und ernsthaft durchdenken, bliebe – wegen innerer Widersprüche oder mit etwas Glück Erkenntnis der Realität – nicht mehr viel davon übrig. Meiner Ansicht nach.


Siehe auch:

  1. Masaru Emoto über Wasser, entspr. assoziiert mit H2 bzw. O; vgl. ZEIT Online []

Die quantenfraktale Revolution im Markt für Bewusstseinserweiterung!

Interesse an der modernsten Geistesnaturwissenschaft, an den Offenbarung der Agyon-Engel, an der karmisch korrekten Lösung für alle Probleme? Das alles gibt’s auf meinem neuen Esoterik-Shop agyon.de voller violetter Lichtenergie!

agyon-Banner

Natürlich kein echter Shop, sondern eine Satire auf diverse echte Angebote – besser gesagt: andere ernstgemeinte Behauptungen und Angebote, die aber auch nicht realistischer sind. Wobei ich fürchte, dass meine Erfindungen noch vergleichsweise harmlos und sinnvoll klingen…

Wer insbesondere die (Anti-)Esoterik-Artikel und die zugehörigen Kommentare bei den Scienceblogsverfolgt, dem werden einige Dinge bekannt vorkommen. ;) Zur Einleitung:

Wir bieten Ihnen die beste Unterstützung in Leben, Tod, Untod und Wieder­geburts­wartezeit, die Sie sich vorstellen können – und mehr!
Und wie schaffen wir das?

  • Unsere Dienstleistungen und Produkte basieren auf der unübertrefflichen Kombination von modernster Quantentechnik und erleuchtetsten Offenbarungen der höchsten Geheimnisse der Agyon-Engel!
  • Streng im Einklang mit den Lichtenergien der Akasha-, Aschecka- und Akreditkarta-Chroniken, somit keinerlei Nachteile für Ihr Karma oder das Ihrer Liebsten!
  • Nur wir bieten die beste Auswertung der Informationen, die in den morphischen Feldern und Äckern gespeichert sind, zum Wohle der gesamten Mensch- und Engelheit – und auch speziell zu Ihrem Wohl!

Neben Produkten wie reiner und potenzierter Stille, einer energetischen Schere und Alien-Aufspürhilfen gibt’s außerdem ein unfehlbares Orakel, das auf jede Ja/Nein-Frage eine unumstößlich sichere, wahrheitsgemäße Antwort liefert – da können andere WahrsagerInnen und solche, die nicht so genannt werden wollen, einpacken!

» Also auf zu Agyon – der quantenfraktalen Revolution im Markt für Bewusstseinserweiterung!

Neue Produkte und größere Änderungen werde ich i.d.R. nur dort im angehängten Blog vorstellen, hier gibt’s höchstens mal eine Zusammenfassung oder eine Erwähnung in den Links der Woche – ich empfehle den Interessierten also ein Abonnement des Agyon-Blog-RSS-Feeds.

Wieso „Agyon“? Nun, AG sind meine Initialen, „-yon“ ist eine beliebte „geheinmisvolle“ Endung, und die kurze, prägnante Kombination war einfach noch nicht vergeben; im Ungarischen bedeutet agy passenderweise Gehirn, was mir promt eine Design-Idee gegeben hat.

Also viel Spaß – Kommentare, Verbesserungsvorschläge, Produktideen etc. sind natürlich willkommen!

Frühsommerliche Hexerei

Halloween-Hexe Das sechste „Best Of“ des „Hexenkalender“ für 2009 des Moewig-Verlags (alle Beiträge » hier), und diesmal kümmern wir uns um den gesamten Juni und sehen, was er so an Märchen für uns bereit hält:

„Wir meinen, das Märchen und das Spiel gehöre zur Kindheit: wir Kurzsichtigen! Als ob wir in irgendeinem Lebensalter ohne Märchen und Spiel leben möchten!“
(Friedrich Nietzsche)

Die Sterne sagen nicht viel

Jedenfalls nicht viel, das von üblicher Horoskopbanalität abweicht. Zumindest – quasi eine Vorwarnung für die Eltern, die schon mal ein Lexikon kaufen können – sollen Zwillinge-Kinder beginnen, Fragen zu stellen, sobald sie sprechen können. Ach, und ich dachte, das ist bei allen Kindern so.
Warum?
Weil Kinder neugierig sind.
Warum?
Weil die Welt so viel zu bieten hat, das sie noch nicht kennen.
Warum?
Weil sie noch jung sind.
Warum?
Ach, halt doch den Mund!

Überraschenderweise hat der Kalender einen terminlich passenden Rat parat, nämlich diesen am ersten Tag nach Vollmond: „Blumen, die bei abnehmendem Mond geschnitten werden, halten länger.“ Aber wisst ihr, wie Blumen noch länger halten? Indem man sie gar nicht abschneidet! (Sofern man nicht gerade das Gegenteil eines grünen Daumens hat.)

Kinder sind die besten Gärtner!

Im Abschnitt Hexenapotheke erfährt man von den neuesten (oder ältesten?) Erkenntnissen im Bereich Gartenpflege:

„Lassen Sie Ihre Kinder auf dem Rasen spielen! So wird dessen Grasnarbe dichter und widerstandsfähiger.“

Ob das auch in Gartenkalendern steht? Oder funktioniert das nur bei Kindern von Hexen? Tja, wer weiß. Und wer weiß, wie viele Möglichkeiten es gibt, „zwischendurch“ zu definieren – Schokoladen­freunde werden da sicher einen schmackhaften Wert finden:

„Essen Sie ruhig zwischendurch ein Stück Schokolade – sie schützt das Herz und senkt den Blutdruck.“

Wobei von der Art der Schokolade keine Rede ist – meines Wissens sind da die kakaohaltigeren, bittereren die empfehlenswerteren. Und der obige Tip liefert auch eine Beschäftigung für schlaflose Nächte, wenn man folgenden Tip befolgt:

„Schlaflosigkeit? Versuchen Sie, eine Nacht lang überhaupt nicht zu schlafen. Nach einer durchwachten Nacht ist das Problem meist für längere Zeit behoben.“

:yawn: Hat das jemand mal ausprobiert? Ich kann zwar bestätigen, dass man am Tag nach einer durchgemachten Nacht gern einschläft, aber solche Langzeitstudien hab ich noch nicht betrieben…

Frauen an den Herd!

Frau am Herd Wie kann es der Kalender verantworten, einem bei diesem Tip für dieses Wochenende – inkl. Freitag, wie bei diesem Kalender so üblich – selbst die Entscheidung (die Gläubige an höhere Mächte wie die Astrologie ja gerne abgeben) zu überlassen, welchen der drei Tage man nehmen soll:

„Gönnen Sie sich wieder einmal einen Tag der inneren Einkehr. Sie werden körperlich und geistig erfrischt Ihren Alltag wieder aufnehmen.“

Nun denn, Weib, gönne dir diesen einen Tag, aber ab Dienstag heißt’s zurück an den Herd und daheimbleiben, denn das sind deine weiblichen Qualitäten! Sage nicht ich, sondern der Kalender, so irgendwie indirekt zumindest:

„Am 9. Juni wurde im alten Rom das Fest der Vesta, der Schutzgöttin des Herdfeuers und der Familie, gefeiert. Setzen Sie sich heute ganz besonders mit Ihren weiblichen Qualitäten auseinander.“

Gut, zum Schluss „feiern [wir] die ersten Erdbeeren mit einem Dankfest an die Erde!“ – oder auch nicht, sie schmecken auch so sehr gut – und entzünden zu Ehren der römischen Glücksgöttin Fortuna an ihrem Feiertag (24.6.) eine grüne Kerze und wünschen uns einen Sechser im Lotto. Wird zwar nur funktionieren, wenn man die Lottokugeln grün anmalt, aber was soll’s, Wünsche werden ja immer erfüllt, wenn man nur fest genug wünscht, wie sich die Esoteriker ja die Dinge gern so hinbiegen, wie sie sie brauchen:

„Die Dinge sind nie so, wie sie sind. Sie sind immer das, was man aus ihnen macht.“
(Jean Anouilh, franz. Dramatiker)

Manche hoffen das auch über die Grenzen, die die Realität steckt, hinaus…


Foto: Scyza/sxc