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Magie

Au-Au-August-Hexerei

Halloween-Hexe Das achte „Best Of“ des „Hexenkalender“ für 2009 des Moewig-Verlags (alle Beiträge » hier), und diesmal kümmern wir uns um den gesamten August und die Wahrheit:

„Die Wahrheit liegt meist am Rande, nicht in der Mitte.“
(Henry Miller)

Nur auf welcher Seite? Die Esoteriker behaupten sie für sich, aber wenn man die Behauptungen mal kritisch überprüft, scheint sie – wem erzähle ich das? – eher auf der anderen Seite zu liegen.

Stern? Schnuppe

Wer nicht weiß, worüber er meditieren oder auch nur beim Einschlafen nachdenken soll, bekommt diesen Vorschlag:

Meditationsgegenstand für Löwe-Hexen: Die durch die Erdatmosphäre eingedrungenen Sternschnuppen schlagen als Meteoriten auf der Erdoberfläche auf. Die unscheinbaren Brocken können ihre Leuchtkraft nur in großen Höhen entfalten.

Meditationsgegenstand für alle anderen: Wieso ist das ein sinnvoller Meditationsgegenstand, wieso nur für Löwe-Hexen, und wann und wie lernen Löwe-Hexen, in große Höhen zu fliegen, ohne mit ihrem Besen in Flugzeugtriebwerke zu geraten?

Nach dem Heieiei mit Trennung vom Partner im letzten Monat gibt’s nun ein Aauauau:

In der Musik ist dem Planetenherrscher des Löwen, der Sonne, der Ton „A“ zugeordnet, in der Sprache der Doppelvokal „au“. Zur Meditation geeignete Wörter sind: Baum, Laub, Tau, Haus, Glauben, Lauschen.

Und das kann nichts Gutes bedeuten. Ich glaube, die Frau, die eigentlich gehen sollte, ist offenbar im August aus dem Urlaub zurückgekommen und hat den Zurückgebliebenen lautstark verhauen, sein Haupt gegen einen Laubbaum gestoßen, das Haus samt Laube geklaut, die neue Braut im Auto geraubt und kaum Laub zurückgelassen – bestimmt muss er sich jetzt mit einer grauen Maus um den letzten Tau streiten, um nicht zu verdursten. Tja, so kann’s gehen, wenn man auf die Sterne hört…

Sex am Morgen

Ein Tip aus der Hexenapotheke rät, man soll zum Frühstück Nüsse und Weizenkeime essen, weil es die Liebeslust anrege – hoffentlich kommen dann nicht zu viele Hexen zu spät zur Arbeit, wenn sie wegen der Liebeslust noch etwas, ähm, aufgehalten und von der Konzentration auf den Beruf abgelenkt werden.

Vielleicht ist das auch der Grund, warum der Kalender diesen folgenden Gesundheitstip auf rund 1/12 der Bevölkerung einschränkt:

August-Geborene sollten täglich Müsli essen, denn Vollkornprodukte senken das Diabetes-Risiko.

Oder haben alle anderen kein Diabetes-Risiko?

20 Tage Goethe

*8. August 1749 Johann Wolfgang von Goethe. In seinem Faust schuf er in dichterischer Form viele gültige Aussagen zur Esoterik.

Tja, da fehlt erstens eine 2 – der 28. August wäre richtig –, und zweitens wirft das ein erhellendes Licht auf die Grundlagen der Esoterik: „gültige Aussagen“ sind erdichtet. :mrgreen:

Es mag ein Vorurteil sein, aber ich vermute, dass der Anteil an Vegetarierinnen und Veganerinnen unter „Hexen“ und anderen weiblichen Esoterik-Fans höher sein dürfte als in der Gesamtbevölkerung – da wundert mich diese Anregung für nächsten Dienstag dann doch etwas:

Richten Sie Ihre Gedanken auf unsere Mitgeschöpfe, die Tiere. Danken Sie Ihnen für alles Gute, das sie uns schenken – Milch, Eier, Fleisch, Wolle, Leder, Zuneigung.

Und auch die Verwendung von „schenken“ ist – zumindest teilweise – eine überraschend zynische. Nun denn, verabschieden wir uns mit einem weiteren hübschen Dichterzitat:

„Wer nicht so weit geht, wie sein Gefühl ihn treibt und sein Verstand ihm erlaubt, ist ein Dummkopf.“
(Heinrich Heine)

Und wer weiter geht, als der Verstand erlaubt, und im Zweifelsfall eher diesen ignoriert als das Gefühl, wird Esoteriker.

Meditierende Sommerhexen

Halloween-Hexe Das siebte „Best Of“ des „Hexenkalender“ für 2009 des Moewig-Verlags (alle Beiträge » hier), und diesmal kümmern wir uns um den gesamten Juli – der leider nicht ganz so viel hergibt – und werfen einen Blick in den Spiegel:

„Gott ist wie ein Spiegel. Der Spiegel verändert sich nie, aber jeder, der hineinschaut, sieht etwas anderes.“
(Rabbi Harold Kushner)

Klar: Jeder sieht sich selber. Und das, obwohl der Spiegel nur eingebildet ist!

Monatliche Promiskuität

Oder ist nur der abnehmende Mond im Juli gemeint? Jedenfalls rät der Kalender im Astrologie-Abschnitt:

„Der abnehmende Mond ist eine gute Zeit, um sich von einem Partner, der Ihnen nicht mehr zusagt, zu trennen.“

Heieiei, endlich! Warum sagt mir das niemand früher? :tanz: Apropos Heieiei:

„Dem das Tierkreiszeichen Krebs regierenden Mond ist in der Musik der Ton „H“ zugeordnet, in der Sprache der Doppelvokal „ei“. Zur Meditation geeignete Wörter: Leib, Reise, heilig, leise, weise, Weib, Zeichen.“

Dann legen wir uns mal in die Heia und meditieren: Weib, dein Leib wird feist, sei leise, unterzeichne die Scheidung und mach eine Reise, weil der heilige Mond meint weise, es ist Zeit für eine feine Neie, äh, Neue.

Krebse in der Apotheke?

Im Abschnitt „Hexenapotheke“ gibt’s den Hinweis, in Schweden seien jetzt „die üppigen Krebsessen angesagt“, zusammen mit einem Kurzrezept. Hm, kann man Krebs jetzt in der Apotheke kaufen? Ich glaube, das wäre mir zu teuer.

Wie kann eine Pflanze neben dem Schreibtisch eigentlich helfen, sich z.B. auf die Hausaufgaben zu konzentrieren? Das wird jedenfalls mit einer Zimmerlinde geraten. Also, wie könnte das gehen? Sondert sie auf größere Entfernung anziehende Pheromone ab, aus der Nähe aber abstoßende, sodass man quasi an den Schreibtisch gefesselt bleibt? Oder ist sie so hässlich, dass man den Blick davon abwendet und lieber auf den Schreibtisch starrt? Hypnotisiert sie oder steht sie mit drohend erhobenem Blatt da? Fragen über Fragen…

Faulenzen und Träumen?

Nein! Man kann alles eine Meditation nennen:

„Machen Sie die folgende, Jahrtausende alte Meditation: Legen Sie sich ins Gras oder auf den Balkon und lassen Sie sich auf das „Wolkentheater“ ein.“

Na denn, schnell noch einen Spruch zum Abschied und dann ab auf die Wiese! Liebe Astrologen und andere Esoteriker, nehmt euch bitte Folgendes zu Herzen, wenn ihr darüber nachdenkt, welche ach so tollen Schwurbeleien und Phantastereien ihr den Leuten andrehen wollt:

„Originelle Formulierungen sind noch nicht originelle Einsichten.“
(Ludwig Marcuse)