Im Rahmen der immer wieder auftauchenden Diskussion in Konnas Weltuntergang-2012-Beitrag kam auch allgemein das Gespräch auf angebliche Hellseher; „Asgard“ hat u.a. ein Gedicht gepostet, das „Weissagungen“ enthalten soll. Das Thema insgesamt ist durchaus interessant genug, dass ich es hier aus skeptischer Sicht kommentieren will, auch wenn’s lang wird. (Zu anderen „Wahrsagern“ gibt’s ggf. ein anderes Mal mehr.)
Andere Meinungen sind natürlich auch willkommen – besonders wenn sie gut begründet sind… meinen kann und darf man eh viel, aber wenn’s eine Meinung über die Realität sein soll, muss sie sich auch objektiv daran messen lassen.
Asgard präsentierte das Gedicht mit diesen einleitenden Worten:
Der alten Linde Sang von der kommenden Zeit (um 1850)
Das Kernstück der Weissagung ist zweifellos aus der Zeit vor 1900 überliefert.
Eine Untersuchung des Papiers ergab das Jahr 1850. Das Lied von der Linde, aus der Stadt Staffelstein (Passau), könnte aber sogar auf Bartholomäus Holzhauser in das Jahr 1650 zurückgehen
Mal abgesehen davon, dass Staffelstein (Ort der Linde, in deren Stamm das Gedicht gefunden worden sein soll) knapp 250 km von Passau (Aufbewahrungsort bis zur Veröffentlichung 1947) entfernt liegt: Wie weiter unten noch zu sehen, wird im Text Hoffung in das 21. Ökumenische Konzil gesetzt, also liegt wohl nahe, dass das Gedicht (oder zumindest dieser Teil) geschrieben wurde, als das 20. Ökumenische Konzil – das 1. Vatikanische Konzil (1869/70) – zumindest einberufen worden war, also frühestens 1868. (Was einen deutlich späteren Termin natürlich auch nicht ausschließt.)
Aber bevor wir uns dem Gedicht zuwenden, überlegt euch mal kurz: Wenn ihr heute „mit der Gesamtsituation unzufrieden“ seid und warnende Weissagungen mit Happy End verfassen wolltet – was würdet ihr schreiben? Irgendwas mit Islamisten muss vorkommen, überhaupt eine angebliche Gefahr des Islam an sich, eventuell Nordafrika und die arabische Welt, und dass ein einst gemobbter Strahlemann (oder ein Nachfolger in seinem Geiste) das Land zurück zu seinen „christlichen Werten“ und zu neuem Glanz führen wird, zu mehr Gerechtigkeit und Wohlstand für alle trotz asiatischer Konkurrenz, und die negativen Auswirkungen des Klimawandels – etwa schwere Überschwemmungen, die gibt’s ja immer wieder, mit denen kann sich das Publikum identifizieren – werden nebenbei auch erledigt, und (ganz tagesaktuell) auch Katastrophen wie schwere Erdbeben überstanden. Und vielleicht wird der Strahlemann sogar noch Papst.^^
Wäre vor ein paar Jahrzehnten während des Kalten Krieges nicht die Angst vor einem russischen Einmarsch und dem 3. Weltkrieg das beherrschende Thema gewesen – in den Grundzügen übereinstimmend bei mehreren Personen?
Und was hätte wohl ein Monarchiefan des späten 19. oder frühen 20. Jahrhunderts geschrieben, der vor derselben Aufgabe stand?
Doch nun zum – nicht gerade kurzen – Gedicht; wem’s zu lang wird, der kann ja ganz nach unten bis zum gähnenden Mann springen. Der Beginn ist eine Lobhudelei für die Linde, auf die man nicht groß eingehen muss:
Alte Linde bei der heiligen Klamm
Ehrfurchtsvoll betast’ ich deinen Stamm,
Karl den Großen hast du schon gesehn,
Wenn der Größte kommt, wirst du noch stehn.
Dreißig Ellen mißt dein breiter Saum,
Aller deutschen Lande ält’ster Baum,
Kriege, Hunger schautest, Seuchennot,
Neues Leben wieder, neuen Tod.
Schon seit langer Zeit dein Stamm ist hohl,
Roß und Reiter bargest einst du wohl,
Bis die Kluft dir sacht mit milder Hand
Breiten Reif um deine Stirne wand.
Bild und Buch nicht schildern deine Kron’,
Alle Äste hast verloren schon
Bis zum letzten Paar, das mächtig zweigt,
Blätter freudig in die Lüfte steigt.
Alte Linde, die du alles weißt,
Teil uns gütig mit von deinem Geist,
Send ins Werden deinen Seherblick
Künde Deutschlands und der Welt Geschick!
Inwiefern ein Baum tatsächlich allwissend sein kann, sei mal dahingestellt. Dass eine Linde über 1000 Jahre alt werden kann (Karl der Große wurde ja im Jahr 800 zum Kaiser gekrönt), ist jedenfalls nicht ausgeschlossen.
Großer Kaiser Karl in Rom geweiht,
Eckstein sollst du bleiben deutscher Zeit,
Hundertsechzig, sieben Jahre Frist,
Deutschland bis ins Mark getroffen ist.
Fremden Völkern front dein Sohn als Knecht,
Tut und läßt, was ihren Sklaven recht,
Grausam hat zerrissen Feindeshand
Eines Blutes, einer Sprache Band.
Was genau heißt „Hundertsechzig, sieben Jahre Frist“? Die übliche Deutung ist anscheinend „160 Sieben-Jahres-Fristen“, also eine poetische Form in seltsamer Rechtschreibung, um 160*7=1120 Jahre auszudrückenn; +800 wäre also 1920. Durchaus naheliegend, dass jemand, der ein prophetisch-warnendes Gedicht schreibt, sich auf die nahe Zukunft bezieht – oder dass dieser Text tatsächlich erst nach 1920 entstanden ist. Eine bessere Deutung dieser Zeile fällt mir jedenfalls nicht ein.
Die Behauptung „Das Kernstück der Weissagung ist zweifellos aus der Zeit vor 1900 überliefert“ findet sich auf vielen Seiten, die dieses Gedicht anbieten, teils auch ausführlicher: es soll sich nachweislich seit der Zeit vor 1900 in Besitz der Passauer Familie befunden haben. Ein anderes, vollständiges Exemplar (mit Anfang und Ende; der Hauptteil – welche Strophen aber genau? – soll gleich sein) habe eine Leserin der 1950er Veröffentlichung 1926 bekommen.
Nehmen wir mal an, hier ist tatsächlich 1920 gemeint. Der 1. Weltkrieg (1914-1918) war gerade vorbei (und wäre ein einschneidenderer Termin gewesen), aber immerhin trat der 1919 festgelegte Versailler Vertrag tatsächlich Anfang 1920 in Kraft. Doch wurde da – und nicht schon 1914-18 – Deutschland wirklich „ins Mark getroffen“? Kann man die Gebietsverluste als „grausames Zerreißen“ sehen? Können sich Wahrsager nicht zur Abwechslung mal verständlich ausdrücken?
Ist es also eine echte Weissagung? Vielleicht. Immerhin mit möglicher Jahreszahl. Aber ansonsten poetisch herumgeredet. Aber einmal ist keinmal:
Ist es ein Zufallstreffer? Vielleicht. Neben 1920 passen auch 1918, 1945, 1866 (Ende des Deutschen Bundes), bei der damaligen Lage insgesamt war die Chance für sowas gar nicht schlecht. Auf jeden Fall muss man auch noch die Nieten berücksichtigen, denn eine vorhergesagte Schwalbe macht noch keinen Sommer, wenn alle anderen Vögel noch mit Wintermützen herumfliegen. Und sogar eine Comedyshow kann in ihren „Nachrichten aus der Zukunft“ einen Zufallstreffer landen – wer viel vorhersagt, trifft fast zwangsläufig1 eben ab und zu ins Schwarze. Comedians lachen darüber, Möchtegern-Seher malen eine Zielscheibe drumrum.
Oder wurde dieser Text erst nach 1920 geschrieben? Vielleicht. Wie sicher ist denn die Angabe „vor 1900“, wenn alles erst viel später veröffentlicht wurde (und die zweite Quelle sogar selbst erst ein Jahr nach 1920 angibt)?
Nun, wenn noch mehr triftige Prophezeiungen kommen, die eindeutig nach der Veröffentlichung, aber vor heute liegen und hinreichend konkret sind, muss hier wirklich ein wahrer Wahrsager am Werk gewesen sein. Aber ihr könnt es euch schon denken: Das ist nicht der Fall.
Zehre, Magen, zehr vom deutschen Saft,
Bis mit einmal endet deine Kraft,
Krankt das Herz, siecht ganzer Körper hin,
Deutschlands Elend ist der Welt Ruin.
Klar, für einen Deutschen ist Deutschland wichtig. Eine konkrete Weissagung ist das aber genauso wenig wie einem schwachen, kranken Krankenhauspatienten zu sagen, dass er auch schon mal fitter war.
Ernten schwinden, doch die Kriege nicht,
Und der Bruder gegen Bruder ficht,
Mit der Sens’ und Schaufel sich bewehrt,
Wenn verloren Flint’ und Schwert.
Ja, Kriege gab’s schon lange und wird’s bestimmt noch lange geben – auch wenn’s seit dem letzten in Deutschland zum Glück schon eine Weile her ist. Dafür brauch ich aber keine alte Linde, um vor sowas zu warnen.
Arme werden reich des Geldes rasch,
Doch der rasche Reichtum wird zu Asch’,
Ärmer alle mit dem größern Schatz.
Minder Menschen, enger noch der Platz.
In ersteres kann man eine Inflation reininterpretieren – sowas gab’s in den 1920er Jahren durchaus. Und auch schon im Dreißigjährigen Krieg. Kann man ja mal vorhersagen – oder hinterher beschreiben.
Dass weniger Menschen – vgl. unten? – auf noch weniger Platz zusammendrängen, kann man auch hinbiegen, wie man will: Vielgestaltige Katastrophen, die große Landstriche unbewohnbar machen? Dezimierte Deutsche in einem noch mehr verkleinerten Land? Such dir was aus. Der Gläubige wird immer etwas finden, das ihm schön erscheint, und als Bestätigung für die Vorhersage sehen – wie auch ein Astrologe immer etwas im Horoskop findet, mit dem er immer hinterher, aber nie vorher erklären kann, warum etwas genau so eintreten musste; wie auch der Horoskopleser immer vieles findet, das scheinbar auf ihn zutrifft. Und beiden sei angeraten, mal kritisch darüber nachzudenken, warum diese Beliebigkeit nicht sinnvoll ist, wenn man herausfinden will, ob etwas wirklich eine passende Beschreibung der Realität ist oder nicht…
Da die Herrscherthrone abgeschafft,
Wird das Herrschen Spiel und Leidenschaft,
Bis der Tag kommt, wo sich glaubt verdammt,
Wer berufen wird zu einem Amt.
Die Monarchie endete hierzulande 1918. Selbst wenn dieser Text älter sein sollte, ist das angesichts der Französischen Revolution eine Vorhersage mit recht guter Chance, in aus Sicht des Autors naher Zukunft einzutreffen. So sehr wie Guttenberg und Co. immer an ihren Ämtern hängen, ist der zweite Teil jedenfalls sicher noch nicht eingetreten…
Andere Interpretatoren wie etwa in diesem Forenbeitrag mögen das anders sehen: „gilt zwar schon immer wieder seit Einführung der Demokratie als Staatsform, aber ist im Angesicht leerer Staatskassen heute so aktuell wie nie zuvor in der Geschichte!“ – doch das ist genau das Problem: es ist und bleibt die Interpretation von ungenauen „Prophezeiungen“, die man sich bei Bedarf immer als passend hinbiegen kann, aber nicht sollte, wenn’s einem darum geht, stichhaltige Belege für echte Prophezeiungen zu finden. Etwas, das zu schwammig ist, kann eben nicht stichhaltig sein.
Bauer keifert, bis zum Wendetag,
All sein Müh’n ins Wasser nur ein Schlag,
Mahnwort fällt auf Wüstensand,
Hörer findet nur der Unverstand.
Der Thread in o.a. Forenfred – pardon, andersrum – ist so typisch prophezeiungsgläubigdreist, dies so zu deuten: „Bis 1990 war der „Wendetag“ nicht zu deuten, jetzt wissen wir was da gemeint war!“ Doch wie kann er sich da sicher sein? Gab es nicht auch u.a. 1848, 1871, 1918, 1933, 1945, 1949 Wendetage, egal ob das Wort „Wende“ dabei populär ist oder nicht? Was ist mit den Jahrhundertwenden 1900 und 2000? „Wendetag“ ist eben genauso offen für alle späteren Interpretationen und die Bewunderung durch unkritische Gläubige wie ach so vieles bei Nostradamus und unzähligen anderen „Sehern“.
Wer die meisten Sünden hat,
Fühlt als Richter sich und höchster Rat,
Raucht das Blut wird wilder nur das Tier,
Raub zur Arbeit wird und Mord zur Gier.
Auch im 19. Jahrhundert konnte man die gesellschaftliche Entwicklung pessimistisch sehen.
Rom zerhaut wie Vieh die Priesterschar,
Schonet nicht den Greis im Silberhaar,
Über Leichen muß der Höchste fliehn
Und verfolgt von Ort zu Orte ziehn.
Gottverlassen scheint er, ist es nicht,
Felsenfest im Glauben, treu der Pflicht,
Leistet auch in Not er nicht Verzicht,
Bringt den Gottesstreit vors nah’ Gericht.
Selbst wenn man das zuvor auf die Gegenwart bezieht – ich glaube nicht, dass diese dramatische Schilderung in dieser Strophe von (vermutlich) der Flucht des Papstes durch Aufstände in Rom schon geschehen ist. (Und komme mir jetzt bitte niemand, der das auf die ach so aggressiven „neuen Atheisten“ bezieht…)
Winter kommt, drei Tage Finsternis.
Blitz und Donner und der Erde Riß,
Bet’ daheim, verlasse nicht das Haus!
Auch am Fenster schaue nicht den Graus!
Katastrophale Endzeitphantasien sind nichts Neues, auch der Johannes mit seiner Apokalypse war nicht der erste. Wer will, kann das und das Folgende auf heftige Vulkanausbrüche beziehen, wenn man nicht gleich hollywoodmäßig die ganze Erde zerreißen lassen will. Und ein Verfasser des 19. Jahrhunderts kann gut den Ausbruch des Tambora 1815 – dem stärksten seit vielen Tausend Jahren – mit dem „Jahr ohne Sommer“ 1816 in Erinnerung gehabt oder von Zeitgenossen erfahren haben, ggf. auch den des Krakatau 1883.
Eine Kerze gibt die ganze Zeit allein,
Wofern sie brennen will, dir Schein.
Gift’ger Odem dringt aus Staubesnacht,
Schwarze Seuche, schlimmste Menschenschlacht.
Gleiches allen Erdgebor’nen droht,
Doch die Guten sterben sel’gen Tod.
Viel Getreue bleiben wunderbar
Frei von Atemkrampf und Pestgefahr.
Kann man als Auswirkungen von Vulkanasche und -gasen lesen – aber auch wenn’s Seuchen à la Pest sind, es ist wieder ein unspezifisches, aber mögliches Ereignis, das jeder, der ein bisschen von der Welt bzw. der Geschichte kennt, „vorhersagen“ kann in der Hoffnung, in den Augen der Nachwelt als großer Seher zu gelten, wenn diese etwas gefunden hat, das sie hineindeuten kann. Und wenn die Zeitangabe fehlt oder sehr ungenau ist, wird’s bei solchen Ereignissen, die höchstwahrscheinlich irgendwann irgendwo eh passieren, auch viel Gelegenheit dafür geben, ganz ohne dass man sich großartig verbiegen muss.
Den „Auserwählten“, den Guten und Getreuen zu schmeicheln und ihnen einen scheinbaren, scheinheiligen Trost zu verschaffen, ist in der esoterischen und religiösen Welt auch weit verbreitet. (Und verachtenswert, weil das allen anderen ein falsches „selbst schuld!“ anheftet.)
Eine große Stadt der Schlamm verschlingt,
Eine andere mit dem Feuer ringt,
Alle Städte werden totenstill,
Auf dem Wiener Stephansplatz wächst Dill.
Für Erdrutsche und Großbrände gilt auch das eben Gesagte. Und wenn’s schon ’ne große Katastrophe geben soll – siehe nächste Strophe – tja, dann müssen auch bekannte Städte dran glauben, das erhöht auch die Identifierungsmöglichkeiten der Leser. Muss ich denn nochmal erwähnen, dass auch dies eine nutzlose, weil schlam-, äh, schwammige Vorhersage ist?
Zählst du alle Menschen auf der Welt,
Wirst du finden, daß ein Drittel fehlt,
Was noch übrig, schau in jedes Land,
Hat zur Hälft’ verloren den Verstand.
Ein Drittel der Menschheit stirbt? Ist ja nett. Bzw. im Gegenteil. Aber nett als „Prophezeiung“. Wobei: immerhin haben wir mal wieder eine Zahl, die man überprüfen könnte, wenn denn mal so etwas passiert – auch wenn „ein Drittel“ eine ziemlich grobe Zahl ist, die man bei Bedarf in gewissem Rahmen hinbiegen kann. ’ne Jahreszahl wäre wohl zu viel verlangt gewesen, liebe „Linde“?
Wie im Sturm ein steuerloses Schiff,
Preisgegeben einem jeden Riff,
Schwankt herum der Eintags-Herrscherschwarm,
Macht die Bürger ärmer noch als arm.
Ja, diese bösen Politiker und Machthaber…!
Denn des Elends einz’ger Hoffnungsstern
Eines bessern Tags ist endlos fern.
»Heiland, sende den du senden mußt!«
Tönt es angstvoll aus der Menschen Brust.
Wenn von Schlimmem du getroffen,
Statt auf göttlichen Beistand zu hoffen
Fass dein Schicksal lieber selber an!
Gott noch nie hat wirklich was getan.
Das waren jetzt vier Zeilen von mir. Und die sind sicher bessere Ratschläge als solche „hellsichtigen“ Pseudo-Warnungen. (» Dazu passender Cartoon und Witz (engl.).)
Nimmt die Erde plötzlich andern Lauf,
Steigt ein neuer Hoffnungsstern herauf?
»Alles ist verloren!« hier’s noch klingt,
»Alles ist gerettet«, Wien schon singt.
Ja, von Osten kommt der starke Held,
Ordnung bringend der verwirrten Welt.
Weiße Blumen um das Herz des Herrn,
Seinem Rufe folgt der Wackre gern.
Ich gehe mal nicht davon aus, dass mit dem Lauf der Erde so ein Schmarrn mit Polsprung, veränderter Erdrotation o.ä. gemeint ist, wie ihn neumodische Spinner gerne verbreiten (auch und gerade zu 2012). Das ganze klingt eher danach, dass man auf einen Retter aus Wien (ich dachte, da wächst nur noch Dill?) oder östlich davon hofft. Naja, schön – ob’s nun ein neuer österreichischer Kaiser ist oder sonstwas, eine „weisgesagte“ Rettung nach einer „weisgesagten“ Katastrophe macht sich halt gut. Aber nur weil es sich literarisch inhaltlich gut macht, wird daraus noch keine „echte Weissagung“.
Alle Störer er zu Paaren treibt,
Deutschem Reiche deutsches Recht er schreibt,
Bunter Fremdling, unwillkommner Gast,
Flieh die Flur, die du gepflügt nicht hast.
Ausländerfeindlichkeit ist eben auch keine Erfindung erst des 20. Jahrhunderts.
Gottes Held, ein unzertrennlich Band
Schmiedest du um alles deutsche Land.
Den Verbannten führest du nach Rom,
Große Kaiserweihe schaut ein Dom.
Tja, die Hoffnung auf einen strahlenden deutschen Kaiser mag in einer Zeit, in der es solch überflüssigen Hoch- und Niederadel noch gab oder er (je nachdem, wann das Gedicht entstand) im Niedergang oder gerade abgeschafft war, für Ewiggestrige ja eine große Hoffnung gewesen sein. Stattgefunden hat davon aber nichts. (Oder sollen wir Helmut Kohl noch schnell zum Kaiser krönen? ) Weissagung? Echt jetzt??
Preis dem einundzwanzigsten Konzil,
Das den Völkern weist ihr höchstes Ziel,
Und durch strengen Lebenssatz verbürgt,
Daß nun reich und arm sich nicht mehr würgt.
Wie eingangs schon erwähnt, gab’s 1869/70 das 20. Konzil. Außer der Unfehlbarkeit des Papstes hat es eigentlich nicht viel erreicht, sodass die, die eine strengere, machtvollere Kirche und ein Zurückdrängen der Säkularisation wünschen – falls das hier der Fall sein sollte –, auf das nächste hoffen. (Doch ob ausgerechnet die reiche katholische Kirche den Zwist zwischen Arm und Reich verhindern können soll?) War wohl nix, denn zum einen ging das 2. Vaticanum ja eher in Richtung Öffnung, Lockerung, zum anderen hat „die Linde“ die Chance verpasst, hier mal zu einer konkreten Veranstaltung endlich konkrete Jahreszahlen vorherzusagen!
Inwiefern sich das – und alles andere – auf die Ideen von Holzhauser im Zuge der Gegenreformation als Folge des 19. Konzils im 16. Jahrhundert beziehen mag, spielt eigentlich keine Rolle. Und wäre noch mehr unnötige Spekulation. Dass Holzhauser konkreter war und sein spekulativer Epigone alles wieder vage gemacht hat, kann ich mir nun wirklich nicht vorstellen…
Deutscher Nam’, du littest schwer,
Wieder glänzt um dich die alte Ehr’,
Wächst um den verschlung’nen Doppelast,
Dessen Schatten sucht gar mancher Gast.
Dantes und Cervantes welscher Laut
Schon dem deutschen Kinde ist vertraut,
Und am Tiber wie am Ebrostrand
Liegt der braune Freund vom Herrmannsland.
Hermann der Cherusker wurde seit Anfang des 19. Jahrhunderts immer mehr zu einer deutschen Symbolfigur. Ist der Freund jetzt einfach braungebrannt, wenn er in Italien und Spanien Urlaub macht, oder bezieht sich das schon auf die politische Farbe Braun?
Wurde die denn schon vor 1920 so verwendet? Und wenn nicht: Angesichts des ganzen Rests – und dass das ein früheres Zielpublikum nichts mit der Farbe anfangen könnte – ist das eher ein weiteres Zeichen für eine spätere Entstehung dieses Gedichts bzw. dieser Strophe als eine echte Prophezeiung.
Wenn der engelgleiche Völkerhirt’
Wie Antonius zum Wandrer wird,
Den Verirrten barfuß Predigt hält,
Neuer Frühling lacht der ganzen Welt.
Alle Kirchen einig und vereint,
Einer Herde einz’ger Hirt’ erscheint.
Halbmond mählich weicht dem Kreuze ganz,
Schwarzes Land erstrahlt in Glaubensglanz.
Reiche Ernten schau’ ich jedes Jahr,
Weiser Männer eine große Schar,
Seuch’ und Kriegen ist die Welt entrückt,
Wer die Zeit erlebt, ist hoch beglückt.
Dieses kündet deutschem Mann und Kind
Leidend mit dem Land die alte Lind’,
Daß der Hochmut macht das Maß nicht voll,
Der Gerechte nicht verzweifeln soll!
Eigentlich nur noch das übliche Utopie-Geschwafel, die Hoffnung auf ein neues Goldenes Zeitalter – in diesem Fall aus deutschnational-monarchistisch-christlicher Sicht –, bla bla, aber Achtung, nicht übertreiben, bla. Bla! Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute. Wer sowas wirklich für eine konkrete Weissagung hält, für einen Beweis, dass es echte Seher gibt, ist, mit Verlaub, ziemlich naiv und viel zu unkritisch. Aber genau das ist der Trick der „Seher“: Versprich den Leuten etwas Gutes nach einer Zeit des Leidens, und sie wollen glauben…
Was bleibt also am Ende? Nur ein kleines bisschen halbwegs Konkretes, vielleicht passend oder passend machbar (1920; aber mit nicht 100%ig gesicherter früherer Entstehungszeit, da es ja erst später veröffentlicht wurde), teils nicht (Konzil), und viel typisch Schwammiges, zeitlich unkonkret und beliebig interpretierbar und vielfach auf eine erst apokalyptische, dann utopische Zukunft gerichtet, die definitiv noch nicht eingetreten ist. Da kann ich das ganze Gedicht wirklich nicht als eine „echte Weissagung“ des 19. Jahrhunderts ernstnehmen, eine Entstehung der konkreteren Punkte nach 1920 scheint mir wahrscheinlicher.
Und selbst wenn tatsächlich ein Zufallstreffer einer echten Vorhersage dabei sein sollte – es gibt eben viel zu vieles, das nicht passt oder zu ungenau ist. Wer jemanden, der hinreichend kritisch denkt, von Weissagungen überzeugen will, muss wesentlich mehr leisten und konkrete, wirklich überprüfbare Aussagen liefern. Geht angeblich nicht, die „Visionen“ seien nur allgemeiner? Dann sind sie wertlos, denn wer etwas, das man auf alle möglichen Ereignisse beziehen kann, vage vorhersagt, der sagt im Prinzip nichts vorher. Also:
Kein „Blitz und Donner und der Erde Riß“, „gift’ger Odem“ und „Staubesnacht,“ sondern „Vulkan X bricht an Tag Y mit Stärke/Auswirkungen Z aus“.
Kein, um über das Gedicht hinauszugehen, jahrzehntelanges „die Russen werden in Deutschland einmarschieren und den 3. Weltkrieg auslösen“, was viele Leute sicher im Kalten Krieg gefürchtet und alpgeträumt haben, sondern genaue Tage, Orte und Umstände – und nicht immer die Termine hinausschieben, sodass man sich bestenfalls „vorbereitet“ fühlen kann auf ein Ereignis, das jahrzehntelang „bald“ stattfinden sollte, aber nie stattfand.
Kein „könnte dieses oder könnte was ganz anderes bedeuten“ und „günstigenfalls recht wahrscheinliche Trends“, liebe Astrologen, und gleichzeitig sich weigern, Wahrscheinlichkeiten zu berechnen und Statistik zu akzeptieren.
Und keine simplen sich selbst erfüllenden Prophezeiungen, keine Allgemeinplätze, kein Wiederkäuen von Nachrichtenmeldungen.
Konkret. Keine Binsenweisheiten. Überprüfbar. Und Fehlschläge nicht unter den Teppich kehren. Das wäre nötig. Aber bisher hat das noch kein Wahrsager, Seher, Prophet, Astrologe oder Ähnliches geschafft.
Siehe auch:
- Wahrsagercheck (mindestens die FAQ) und das dazugehörige Blog
- GWUP-Themenübersicht und das GWUP-Blog
- confirmation bias
Fotos: Stefan Wernli (Wikipedia), CC-by-sa-Lizenz – tomas del amo/Fotolia – MGorges (Wikipedia), CC-by-sa-Lizenz – USGS (public domain) – Andreas Tille (Wikipedia), CC-by-sa-Lizenz – Joseph Ducreux, ca. 1783
- d.h. mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit [↩]
Anonym1 02.07.2012 um 11:36 330 Kommentare
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Dieser Artikel war der bisher schlechteste Beitrag zum
Thema „Lindenlied“ den ich jemals gelesen habe.
cimddwc 02.07.2012 um 11:46 6322 Kommentare
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Na wenn du meinst. Kannst du das auch begründen? Evtl. Fehler, falls welche vorhanden sind, benennen und belegen? Oder passt dir einfach nicht, dass ich nicht an diesen Prophezeiungskram glaube?
Finnegan2 03.07.2012 um 11:39 20 Kommentare
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Es ist ziemlich ungehörig, eine persönlich geäußerte Empfindung, die zudem ausdrücklich als freie Meinungsäußerung und nicht als Tatsachenbehauptung erkennbar ist, derart zu verunglimpfen. Zudem die Aussage noch nicht einmal als persönliches Werturteil zu verstehen ist, denn genauso gut könnte es sein, dass der Kommentator bisher noch nie etwas vom „lindenlied“ gelesen hat. In diesem Sinne hätte er auch sagen können, dass dies der beste Beitrag sei, den er bisher über dieses Thema gelesen hat. Du aber fasst seine Reaktion als Majestätsbeleidigung auf, gerade so, als ob dir vorgeworfen worden wäre, dies sei der überhaupt schlechteste Beitrag zur Deutschen Geschichte seit 1945 gewesen.
cimddwc 03.07.2012 um 12:11 6322 Kommentare
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Das ist, mit Verlaub, Unsinn. Wenn er/sie nie etwas zuvor gelesen hätte, wäre seine/ihre Aussage zwar halbwegs witzig, aber sinnlos. Ich verunglimpfe hier auch nichts und sehe das nicht als Beleidigung. Aber diese simple Aussage ist so substanzlos, dass sie praktisch wertlos ist, wenn „Anonym“ sie nicht genauer ausführt.
(Oder wolltest du jetzt witzig sein?)
Finnegan3 03.07.2012 um 12:33 20 Kommentare
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Wer wird sich denn sonst noch über das „lindenlied“ auslassen? Etwa HartzVller, angebliche Computerexperten oder TokioHotel-Blogs? Nein, das sind renommierte Historiker, Sprachwissenschaftler und vielleicht noch Theologen die sich mit sowas beschäftigen, weil die sich halt mit soetwas auskennen. Glauben Sie wirklich, dass Sie als (bestenfalls) Hobbyhistoriker da Ihren Senf dazu geben sollten und dieser dann (für andere)noch gehaltvoller als der von Experten abgesonderte sein sollte. Persönliche Vorlieben kann jeder äußern, aber niemand hat das Recht diese zu bewerten oder zu kommentieren.
cimddwc 03.07.2012 um 13:06 6322 Kommentare
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Glaubst du echt, nur „renommierte Historiker, Sprachwissenschaftler und vielleicht noch Theologen“ lassen sich übers „Lindenlied“ aus? Was glaubst du denn, wie viele Leute über diese – und andere, ähnliche – Themen in diversen Foren schreiben! (Ein Beitrag ist ja auch oben verlinkt.) Und da sind wahrscheinlich (und erfahrungsgemäß) alle möglichen Berufsgruppen vertreten – vielfach Privatleute mit Interesse, teils mit Wissen, aber ohne berufliche Qualifikation fürs Thema.
Wenn ich inhaltlich Unsinn geschrieben habe oder es diskussionswürdige Punkte gibt, können wir ja gern drüber diskutieren – auch gern unter Bezug auf Fachliteratur/-meinungen –, aber für die Themenwahl auf meinem Blog lass ich mir nicht von jemandem wie dir unbegründete Vorhaltungen oder Vorschriften machen oder mich dafür kritisieren, keine Fachausbildung für alle Themen zu haben (dann könntest du das halbe Internet schließen, wenn du sowas wolltest); wenn’s dir nicht passt, zwingt dich ja keiner zum Lesen.
Hä? Meinst du das jetzt ernsthaft so, wie’s dasteht? Wenn jemand meint „find ich blöd“, soll keiner sagen „find ich nicht“ oder „warum? was genau?“? Dann hast du echt seltsame Vorstellungen…
(Kennst du eigentlich das hier schon…?)
Finnegan4 03.07.2012 um 13:33 20 Kommentare
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Zu Ihrem Text: Weissagungen waren beileibe nicht immer nur Projektionen von bereits erkannten Gefahren auf die Zukunft. Es gab genug Seher (Stichwort: Alois Irlmaier), die zukünftige Entwicklungen, vorweggenommen haben. z.B. zu Ihrem im Text genannten Stichwort Islamismus sagte er schon 1950(!) : Am Rhein sehe ich einen Halbmond, der alles verschlingen will. „Die Hörner der Sichel wollen sich schließen. Was das bedeutet, weiß ich nicht.“Die Hellsichtigkeit von Alois Irlmaier wurde sogar gerichtlich anerkannt (Wikipedia). Alois Irlmaier konnte sagen, ob Vermisste schon tot waren oder noch lebten. Seinen eigenen Tod sah er auch voraus. „Seine Angaben über Tote und Lebendige, vergangene und künftige Ereignisse erzielten e
cimddwc 03.07.2012 um 14:38 6322 Kommentare
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Wenn Irlmaiers Prophezeiungen doch nur ordentlich dokumentiert wären – mitsamt aller Fehlschläge! Und objektiv bewertet anstatt durch beeindruckte Zeugen, so dass Cold Reading (oder schlichtes Wissen/Vermutung/Klatsch, was bei der Frau des Richters m.E. nicht auszuschließen ist) und Confirmation Bias so weit wie möglich ausgeschlossen wären. Und nicht so viele Aussagen so wahrsagertypisch schwammig wären, dass man hinterher alles zu beliebigen Zeiten hineininterpretieren kann. Gut, ich kenn jetzt nicht alle Literatur über ihn, aber nach dem, was ich kenne, gibt’s eben all diese Probleme. Und so überzeugt auch er mich – und andere Skeptiker – eben nicht.
Das „Voraussehen“ des eigenen Todes nach einer Aktion (dem Marienkapellenbau), bei der er selbst entscheidet, ob/wann er damit beginnt, ist banalerweise bestenfalls eine selbsterfüllende Prophezeiung…
hedwig5 29.02.2016 um 13:56 1 Kommentar
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Selten so einen Mist gelesen.
Wenn du keine Lust hast/hattest dich mit der Prophezeiung auseinander zu setzen, dann lass es einfach bleiben. Du gibst dir keine Mühe den Text richtig zu lesen geschweige denn ihn zu interpretieren.
Für einen Selbstdarsteller, der einfach nur mal schreiben will um vor anderen glänzen zu wollen mag es reichen, aber nur dafür.
Liebe Grüße
cimddwc 29.02.2016 um 14:02 6322 Kommentare
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Na dann lass mich doch mal an deiner Weisheit teilhaben und sag mir, was genau ich falsch gelesen und interpretiert habe – und warum das falsch ist. Und zwar möglichst objektiv und nicht aus Will-unbedingt-an-Prophezeiungen-glauben-Sicht.
cimddwc 08.03.2016 um 17:23 6322 Kommentare
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Nach 8 Tagen keine Antwort – also offenbar doch wieder nur jemand mit pauschaler Ablehnung ohne substanzielle Argumente dahinter…
wallstreetpirate6 12.10.2016 um 18:18 1 Kommentar
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Ich bin fest davon überzeugt, dass 1850+167= 2017 ist. ICH geh‘ in Deckung
„Bis nach dem Krieg um sechs!“ (Schweijk)
Albert7 06.10.2018 um 14:47 3 Kommentare
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Ich kann mich den bisherigen Komentaren nur anschlissen und sagen da hat sich jemand profilieren wollen ohne wirklich tiefere Erkenntnis über den Sinn und die Hintergrüde zu besitzen
Ich werde nur einen Vers interpredieren was mit hoher Sicherheit damit gemeint ist:
Bauer keifert, bis zum Wendetag,
All sein Müh’n ins Wasser nur ein Schlag,
Mahnwort fällt auf Wüstensand,
Hörer findet nur der Unverstand.
Als Österreich zur EU kam, da sagte mir ein Bauer, der gerade eine Nachricht erhalten hatte, wieviel er künftig für seine Produkte erhalten wird: 1958 habe ich für den Weizen genausoviel erhalten wie in Zukunft! Und der Wendetag ist nicht ein fixes Datum, sondern wo sich alles ändern wird! Dann wenn die Notzeit beginnt!
Und bekämmen die Landwirte nicht Unterstützung von der EU, dann wäre das „Bauernsterben“ um vieles mehr!
Wieviele Mahnworte gibt es doch heute, ob sinnvoll oder sinnlos ist eine andere Sache, aber keiner richtet sich wirklich danach!
Vieles könnte noch interprediert werden, was aber zu aufwendig ist!
cimddwc 06.10.2018 um 15:24 6322 Kommentare
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Ach, aber du bist der große Weise, der hier etwas „mit hoher Sicherheit “ sagen kann?
Bitte begründe doch mal, warum genau deine Interpretation „mit hoher Sicherheit“ die richtige ist und keine beliebige andere. Ich mein, ich wär ja durchaus bereit zu lernen und gute Argumente zu akzeptieren – sie müssten nur verdammt gut sein, um bisherige Erfahrungen, wissenschaftliche Erkenntnisse und dergleichen über den Haufen zu werfen. Ein Weizenpreisvergleich zwischen 1958 und 1995 ist da ein bisschen dürftig.
Albert8 14.10.2018 um 11:33 3 Kommentare
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Ich kenne keine Berufssparte, welche durch den Beitritt zur EU auf das Niveau von 1958 zurückgefallen wäre! Denn nicht nur der Weizenpreis hat damals diesen Preissturz erlebt, sondern zahlreich viele andere Produkte in der Landwirtschaft. Die Preise für landwirtschaftliche Maschinen, Sattgut, ….. sind jedoch stetig wie alle anderen Produkte gestiegen.
Es is eigendlich belanglos, aber der erwähnte Bauer ist am 11. Oktober verstorben.
cimddwc 14.10.2018 um 12:26 6322 Kommentare
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Nun ja, aber ein überzeugendes Argument für die Interpretation einer angeblichen Prophezeiung ist das nicht…
Wie wär’s denn mit dieser Interpretation: Die Bauern sind wütend wegen der Dürre dieses Jahr, alle Bemühungen, die Pflanzen am Leben zu erhalten und eine brauchbare Ernte einzufahren, waren erfolglos. Mahnworte zum Klimawandel gab’s genug, aber der Unverstand z.B. bei der Braunkohleverbrennung geht weiter – bis vielleicht doch mal eine konsequente Energiewende kommt. Und so kann man im Prinzip noch beliebige weitere Ereignisse finden, die man reininterpretieren kann, weil die „Prophezeiung“ eben so typisch vage ist.
Albert9 14.10.2018 um 18:34 3 Kommentare
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Es ist ja ohnehin damit nicht gesagt, dass nur die niedrigen Grundpreise in der Landwirtschaft alles aussagen sondern massive Katastrophen in der Zukunft die Lage selbstverständlich weiter verschärfen können!
cimddwc 14.10.2018 um 22:01 6322 Kommentare
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Eben – nichts ist in der „Prophezeiung“ festgelegt oder auch nur halbwegs deutlich gesagt…
Damian Peltner10 23.11.2020 um 0:19 1 Kommentar
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Hallo , habe das gerade hier gelesen und wollte dich fragen, ob jetzt nach einigen Jahren eine andere Sicht auf dieses Gedicht vorhanden ist?
Ich selber kann mir da noch keine Meinung bilden🤷♂️…wer hat das geschrieben? Und seit wann gibt es dieses Dokument?
„3 Tage Nacht“ könnte doch der Lockdown sein
Es kommt alles nicht wirklich deutlich rüber, aber das Gedicht ist schon krass, was soll das sonst aussagen?…wenn da wirklich Menschen sind die das alles planen, werde ich verrückt 😝…das kann ich mir einfach nicht vorstell.
cimddwc 23.11.2020 um 9:10 6322 Kommentare
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Warum sollte ich eine andere Sicht haben? Der Text ist immer noch so vage, dass man was Beliebiges hineininterpretieren kann.
Lockdown? Was hat der mit 3 Tagen und mit Nacht zu tun? Gut, Nacht könnte man sich irgendwie symbolisch hinbiegen – aber da finden sich schnell auch unzählige andere Beispiele. Das bringt nichts – mach dich nicht verrückt damit, dass du passende Ereignisse und mögliche Verschwörungen für angebliche Prophezeihungen suchst, denn irgendwas wird man immer hinbiegen können, und deshalb sagen solche vagen Texte im Endeffekt überhaupt nichts aus.
tom11 01.04.2021 um 18:45 8 Kommentare
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Hey,schön das hier noch geschrieben wird
Die alte Linde, jetzt stehn wir unter ihr, haben noch immer nicht gefunden das rechte Ziel .
Die alte Linde groß und rätselhaft hast schon manchen beschäftigt lange Nacht
Ist doch auf jeden Fall ein wildromantisches Gedicht
Wer hat es wirklich verfasst ?
Gute Frage …
Wann genau Handelt es ? Auch Variabel
ABER.. habt ihr euch schonmal Gedanken darüber gemacht, das es evtl. jemand oder eine Gruppe von Leuten geschrieben oder verbreitet hat, die , nehmen wir mal an … in größeren Schritten planen… die so mächtig sind, das Geschehen zu beeinflussen… dieses also , wann auch immer es war oder sein soll, voraussehen konnten, da es Teil ihres Plans war oder ist ?
Evtl. Wurde es sogar geschrieben um durch dessen Verbreitung zum gewünschten Ziel zu kommen ?
Alles nur Mutmaßlich… aber wäre auch mal ein Interessanter Aspekt
Freiheitliche Grüße
cimddwc 01.04.2021 um 19:01 6322 Kommentare
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Große Verschwörungen kann man sich für alles Mögliche ausdenken, das macht sie aber auch nicht plausibel – und es macht die vagen Aussagen im Gedicht auch nicht konkreter. Wenn das ein Plan sein soll, dann ist der so konkret und brauchbar wie eine leere Landkarte zur Urlaubsplanung…
(Gemeint ist Urlaubsplanung zu Zeiten, in denen keine Pandemie im Weg ist.)
Anonym 01.04.2021 um 20:34 330 Kommentare
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Ok… der schlechteste … viel spass
Max12 19.04.2021 um 4:07 4 Kommentare
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Ich finde solche Bewertungen von cimddwc prima, denn die geben den Reiz noch mal alles zu hinterfragen.
Heute, 10 Jahre später fließt schon noch manche wichtige Erkenntnis ein.
* Die 160*7 ist eine ziemlich glatte und stutzig machende Zahl und sie passt.
Man kann klar sagen, dass 1920 das Ende es eigentlichen Deutschen Reiches war.
Hitler hat zwar noch mal was versucht, scheiterte aber final und es wurde alles noch
schlimmer.
Zur Zahl 160 * 7
Die 7 ist speziell
und die 7 ist auch gleichzeitig die Quersumme von 160
* Den Aussagen zum 21 Konzil kann man maximal was abgewinnen wenn man die wichtigen Inhalte kennt. Der Satz sagt ja nicht aus das direkt was ändert sondern das ein Ziel gezeigt wird.
* Bunter Gast
Hier ist zwischenzeitlich seit der Kommentierung (2011) erst ab Herbst 2015 wirklich einschneidendes für das Land gekommen. „Bunt statt Braun“ wurde zum neuen Slogan, der zudem mehr wie dämlich ist.
* Ja, von Osten kommt der starke Held, Ordnung bringend der verwirrten Welt.
Jetzt haben wir noch die Situation, dass es große Geopolitische Verwerfungen gibt die einen 3ten Weltkrieg Realität werden lassen können. Vor einem möglichen Angriff Russlands auf Deutschland / Westeuropas warnen schon seit ca 2 Jahre die Geheimdienste. Russland sieht sich immer mehr eingeengt. Auch China hat so seine Probleme mit uns.
cimddwc13 08.06.2021 um 19:15 6322 Kommentare
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Informationen von Joachim Andraschke via Kontaktformular:
Hallo,
da ich mich seit vielen Jahren mit Sagen beschäftige, kenne ich – als Randerscheinung – auch den Sang der alten Linde. Da meine Großeltern in Staffelstein lebten, weiß ich zudem aus mündlicher Überlieferung, dass in der hohlen Linde eine Flasche mit dem Text entdeckt wurde. Das soll noch vor dem 1. WK passiert sein. So weit die mündliche Überlieferung dazu. Veröffentlicht wurde der Text von Hingerl im Jahre 1920 (gedruckt in Freising), der das Manuskript offensichtlich einige Zeit vorher (vielleicht nach dem 1.WK) erhalten hatte. Damit können Sie das schon mal genauer eingrenzen. Möglich erscheint mir eine Entstehung um 1871-1890, wenn man die Bildsprache berücksichtigt. Aber warum auch nicht später? Nicht auszuschließen.
Max14 22.06.2021 um 5:13 4 Kommentare
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Zitat von cimddwc:
Lies mal genau meinen Text und achte auf die Zahlen.
Du wirst staunen.
Joachim15 01.07.2021 um 3:57 2 Kommentare
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Hallo,
wenn man ernsthaft dem Verfasser die Fähigkeit der Präkognition zusprechen möchte, dann ergäbe sich im Einklang mit mündlichen fränkischen Überlieferungen – der Sang der Linde stammt ja aus dem fränkischen Staffelstein – folgendes Szenario: der dt. Staat gerät in eine Art Haftungsunion, das Land kommt in eine Schieflage, weil der gewachsene Nationalcharakter schwindet. Zunächst geht es aber noch einmal wirtschaftlich aufwärts. Doch durch die finanzielle Überforderung und Überlastung (in ca. fünf Jahren geht ein Großteil der derzeitigen Leistungsträger in Ruhestand, sog. Babyboomer) entsteht eine Art Dominoeffekt, da in Europa und an Europas Rändern alles miteinander verflochten ist. An diesen Rändern (Russland, Weißrussland, Balkan, Türkei) entsteht dann große Unruhe. Schließlich münden die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Verwerfungen in einem Krieg, in dem sich die Türkei und ein russischer Block gegen die EU verbünden und auf einen raschen konventionellen Überraschungsangriff setzen (ähnlich wie auf der Krim, wo man militärisch auch nicht intervenierte; auf dem letzten Großmanöver Russlands waren zusammen mit anderen beteiligten Staaten 20.000 Kampfpanzer im Einsatz. Zum Vergleich: die Bundeswehr hat 263 Kampfpanzer, von denen 43 einsatzbereit sind, Stand 2020). So heißt es in Bamberger mündlicher Überlieferung „Aus der Gangolphskerng (= Kirche St. Gangolph) werd der Türk sein Esel ausm Weihwasserkessel saufm lossn“. Und „es Unglück kummd vom Osten her übers Geberch (= Juragebirge bei Hollfeld) naigrolld. Do senn aa gelba Soldatn(= russisch-asiatische Abkömmlinge etwa aus Sibirien) däbei.“
Was aber spricht gegen so ein Schreckensszenario?
Die Zukunft kann keiner genau wissen. Völker haben ihre Schicksale. Da aber der Wille des Menschen frei ist, kann selbst Gott nicht die Zukunft herbei zwingen. Das widerspricht dem Gesetz des freien Willens (weshalb auch Gott nicht allmächtig in dem Sinne ist, dass er alle Entscheidungen des Menschen herbeiführen kann, sonst wäre auch der Prüfungs- und Schulungsplanet eine unsinnige Konstruktion). Folglich gibt es bestenfalls Wahrscheinlichkeiten, aber keine Gewissheiten. Wollen wir also annehmen, ein Hellseher verfügte tatsächlich über die Fähigkeit Dinge vorauszusehen, so sähe er bestenfalls ein wahrscheinliches Szenario, niemals aber die tatsächliche Realität in der Zukunft, weil sich diese eben durch den Willen der Menschen ständig verändert. So wie der Mensch eben oft nach zwei Seiten hinhinkt und so wie man gut erahnen kann, wie ein Mensch sich in einer bestimmten Situation verhält, weil man ihn beispielsweise gut kennt und daher gut einschätzen kann. Und deshalb sind wir faktisch auch Gestalter der Zukunft und nicht willenlos dem Schicksal ausgeliefert, gleichwohl es einen gewissen Bauplan geben mag und Lebensstationen grob für jeden Einzelnen vorgezeichnet sein mögen, an denen er reifen und sich entfalten kann. Von daher aber ist eine Zukunftsangst generell unbegründet, stattdessen sollten wir uns mit großer Zuversicht der Zukunft zuwenden und gestalterisch mitwirken, etwa im Geiste des Talenteeinbringens und des „Einer trage des anderen Last“. Was aber kann uns der Text dann sagen? Vielleicht dass alles in einem goldenen Zeitalter, dem Himmel auf Erden, mündet, zu deren Realisierung wir als Menschen berufen sind. Mit vielen Grüßen, Joachim
Joachim16 04.07.2021 um 16:01 2 Kommentare
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Hallo zusammen,
die Prophezeiung stammt mit größter Wahrscheinlichkeit aus den Jahren 1871/72, was man an mehreren Indizien festmachen kann. U.a. daran, dass das erwähnte eiserne Band des Baumes (Stützfunktion) noch vor dem 1.WK ersetzt wurde. Es ist also mit größter Wahrscheinlichkeit unter dem Eindruck der Reichseinigung entstanden, wozu auch die Sprache vorzüglich passt (vgl. Herrmanns Land). Das noch als Anmerkung zur Datierung. Ich hoffe damit geholfen zu haben, viele Grüße, Joachim