Monatsarchiv:

März 2011

Die ABC-Blogparade

Nein, keine amerikanische Sendeanstalt, kein Feuerlöschmittel, auch keine Massenvernichtungswaffen, sondern eine Blogparade (noch bis 23.3.) von Nina Stern mit dieser Aufgabe:

Zu jedem Buchstaben des Alphabets schreibt ihr ein Wort, das für euch wichtig ist oder euch betrifft oder mit euch und eurer „Welt“ in Zusammenhang steht. Ob ihr das Genannte mögt oder nicht schreibt ihr mit einem kurzen Satz da hinter. Also nicht irgendwelche belanglosen Wörter aufschreiben, sondern welche die mit euch zu tun haben.

Nun denn:

Andreas. Ist mein Vorname. :)
Bullshit. Gibt’s von Seiten der Esoteriker und Pseudowissenschaftler haufenweise.
Computer. Verdien ja mit deren Programmierung meine Brötchen Semmeln.
Dachgeschoss. Da wohne ich (noch).
Einfach. Warum, wenn’s auch kompliziert geht?
Fotografieren. Wird höchste Zeit für den nächsten größeren Fotospaziergang, aber Wetter und Zeit haben zuletzt zu selten zusammengepasst.
Geld. Ich will mehr, mehr, mehr!^^
Hilfe & Handbücher. Immer das letzte, was ich für meine Programme schreibe, und das auch nur wenn’s unbedingt sein muss.
Ich. Ist sonst niemand.
Jetzt. Denn irgendwann gibt’s kein Später mehr.
Kerne. In Mandarinen z.B. mag ich sie überhaupt nicht.
Lego. Seit ich vor einiger Zeit meine „dark ages“ verlassen habe, bin ich eifrig am MOCen.
München. Liegt in der Nähe und bietet u.a. immer wieder guten Konzerten Platz.
Netiquette. Es stört mich, wenn sie zu oft nicht beachtet wird.
Ordnung. Mal geliebt, mal gehasst.
Prophezeiungen. Sind Quatsch, außer man macht realistische wie in meinem seit einiger Zeit meistgelesenen Beitrag.1
Queen. Meine absolute Lieblingsband.
Realität. Ist das, was nicht verschwindet, wenn man aufhört, daran zu glauben.2
Schule. Hab ich dieses Jahr seit 20 Jahren hinter mir.
Termine3. Hab ich eigentlich gar nicht so oft, aber wenn, dann gerne pünktlich.
Umwege. Mach ich nicht gern, müssen aber manchmal sein…
VfB. Der in Stuttgart. Ist mir von den Bundesligisten am liebsten.
Weg. Siehe Z.
X für ein U. Ich mag Leute nicht, die einem eins vormachen wollen.
Yps. (Mit Gimmick.) Früher™ gerne mal gekauft.
Ziel. Siehe W.

  1. Und die meisten Aufrufer klicken von Florian hierher. []
  2. Philip K. Dick, in „How To Build A Universe That Doesn’t Fall Apart Two Days Later“ (1978). Wir wollen hier ja keine Quellenangaben-Fußnoten „vergessen“… []
  3. Und damit meine ich jetzt keine #$&§#*% Leichenfledderer-Astrologen, die immer hinterher zu wissen behaupten, warum schwere Erdbeben gerade dann passieren mussten, wann sie passierten. Zum Kotzen, sowas. []

Projekt Hörsturz 41

Projekt Hörsturz Es ist mal wieder Zeit für eine neue Runde im Projekt Hörsturz, bei dem die Teilnehmer alle zwei Wochen einige Songs bewerten – diesmal wieder eine thematisch normale Runde, allerdings mit der Neuerung, dass wir (der einfacheren Auswertung via Web-Formular wegen) volle Punkte von 0 bis 10 statt halbe von 0 bis 5 verwenden sollen, was im Endeffekt wenig ändert. Also flugs neue Sternchen-Grafiken gebastelt, und los geht’s…

  • The Thermals – I Don’t Believe You (von JuliaL49)
    Zum Glück kommt die Musik nur am Anfang aus dem Radiowecker. Wobei das Mädel im Video das anders sehen mag. Das Lied selber ist ein locker-flockiges Indie-Stück, kein Superhit, aber nicht schlecht.
    6 von 10 Sternen 6 kaputte Radiowecker
  • Mona – Listen To Your Love (von Nummer Neun)
    Auch ganz ordentlich. Der Gesang gefällt mir einen Tick besser.
    7 von 10 Sternen 7 Ohren für die Liebe
  • Buzzcocks – Ever Fallen In Love (With Some You Shouldn’t) (von maloney8032)
    Auch nett. Aber ein Rückschritt. Refrain und Gesang klingen mir da ein bisschen zu weichgespült.
    5 von 10 Sternen 5 summende Hähne (oder so)
  • The Phoenix Foundation – Bitte Bitte (von Graval)
    So manche Töne (nicht nur) zu Beginn kommen mir doch etwas zu schnulzig rüber. Der Gesang macht’s dann auch nicht viel besser. Das Stück ist zwar nicht schlecht, trällert aber nur so dahin…
    4 von 10 Sternen 4 Bitten um mehr Pep
  • Okkervil River – Lost Coastlines (von Mausz)
    Da hab ich erst „Overkill“ gelesen – kann das Lied dem gerecht werden? Hmm, nein, beginnt wieder so Standard-Indie-poprockig. Joah, nette Melodie, nette Musik, nett.
    5 von 10 Sternen 5 Küstenlinien nach Tsunamis
  • In Extremo – Der Rattenfänger (von Onkelosi)
    Der erwartete Mittelalterrock, eine wohltuende Abwechslung zu den bisherigen Songs. Auch wenn’s jetzt ebenfalls nicht der Super-Song ist.
    8 von 10 Sternen 8 Nagetiere
  • Cave In – In the Stream of Commerce (von Kristin)
    Fängt schon etwas schräg an… wäre das schrille Getriller weniger und würde der Sänger manchmal etwas kräftiger singen, könnte das Lied richtig toll werden.
    7 von 10 Sternen 7 eingestürzte Höhlen
  • Sublime – Santeria (von Freddi)
    Ein fröhliches Reggae-Stückchen zum Mitwippen. Könnte die Sonne nicht passenderweise jetzt mal schnell wieder rauskommen?
    7 von 10 Sternen 7 Asanteros
  • Slaughter Of The Bluegrass – Punish My Heaven (von Tenza)
    Flott folkig, doch etwas zu countryig. Naja, Bluegrass halt.
    6 von 10 Sternen 6 Schlächter schlachten 6, ähm, was auch immer
  • Mike Doughty – I Hear The Bells (von Sorkin)
    Schöner Rhythmus, teils interessante Instrumentierung, gesanglich vielleicht etwas zu monoton. Passt trotzdem.
    8 von 10 Sternen 8 vorüberziehende Landschaften

Das wäre ein Schnitt von 6,3 und somit auch bezüglich der umgerechneten früheren Wertungen etwas überdurchschnittlich. Erfreulicherweise auch ohne echte Tiefpunkte und Totalausfälle bisher.


Als Vorschlag fürs nächste Mal1, die Sonderrunde „Multilingual“, bei der Deutsch und Englisch unerwünscht sind, ist, nun, vielleicht etwas unerwartet: Pizzicato Five – Mon Amour Tokyo (hier noch ’ne längere Version ohne Video).

  1. auch wenn wir das auch in ein Web-Formular eintragen sollen, schadet’s ja nicht, es hier öffentlich reinzuschreiben []

Links und Videos der Woche (2011/10)

Der alten Linde Sang und die Probleme mit Vorhersagen

Linde von Linn (Schweiz) Im Rahmen der immer wieder auftauchenden Diskussion in Konnas Weltuntergang-2012-Beitrag kam auch allgemein das Gespräch auf angebliche Hellseher; „Asgard“ hat u.a. ein Gedicht gepostet, das „Weissagungen“ enthalten soll. Das Thema insgesamt ist durchaus interessant genug, dass ich es hier aus skeptischer Sicht kommentieren will, auch wenn’s lang wird. (Zu anderen „Wahrsagern“ gibt’s ggf. ein anderes Mal mehr.)

Andere Meinungen sind natürlich auch willkommen – besonders wenn sie gut begründet sind… meinen kann und darf man eh viel, aber wenn’s eine Meinung über die Realität sein soll, muss sie sich auch objektiv daran messen lassen.

Asgard präsentierte das Gedicht mit diesen einleitenden Worten:

Der alten Linde Sang von der kommenden Zeit (um 1850)
Das Kernstück der Weissagung ist zweifellos aus der Zeit vor 1900 überliefert.
Eine Untersuchung des Papiers ergab das Jahr 1850. Das Lied von der Linde, aus der Stadt Staffelstein (Passau), könnte aber sogar auf Bartholomäus Holzhauser in das Jahr 1650 zurückgehen

Mal abgesehen davon, dass Staffelstein (Ort der Linde, in deren Stamm das Gedicht gefunden worden sein soll) knapp 250 km von Passau (Aufbewahrungsort bis zur Veröffentlichung 1947) entfernt liegt: Wie weiter unten noch zu sehen, wird im Text Hoffung in das 21. Ökumenische Konzil gesetzt, also liegt wohl nahe, dass das Gedicht (oder zumindest dieser Teil) geschrieben wurde, als das 20. Ökumenische Konzil – das 1. Vatikanische Konzil (1869/70) – zumindest einberufen worden war, also frühestens 1868. (Was einen deutlich späteren Termin natürlich auch nicht ausschließt.)

Aber A young Asian woman looks into a crystal ball bevor wir uns dem Gedicht zuwenden, überlegt euch mal kurz: Wenn ihr heute „mit der Gesamtsituation unzufrieden“ seid und warnende Weissagungen mit Happy End verfassen wolltet – was würdet ihr schreiben? Irgendwas mit Islamisten muss vorkommen, überhaupt eine angebliche Gefahr des Islam an sich, eventuell Nordafrika und die arabische Welt, und dass ein einst gemobbter Strahlemann (oder ein Nachfolger in seinem Geiste) das Land zurück zu seinen „christlichen Werten“ und zu neuem Glanz führen wird, zu mehr Gerechtigkeit und Wohlstand für alle trotz asiatischer Konkurrenz, und die negativen Auswirkungen des Klimawandels – etwa schwere Überschwemmungen, die gibt’s ja immer wieder, mit denen kann sich das Publikum identifizieren – werden nebenbei auch erledigt, und (ganz tagesaktuell) auch Katastrophen wie schwere Erdbeben überstanden. Und vielleicht wird der Strahlemann sogar noch Papst.^^

Wäre vor ein paar Jahrzehnten während des Kalten Krieges nicht die Angst vor einem russischen Einmarsch und dem 3. Weltkrieg das beherrschende Thema gewesen – in den Grundzügen übereinstimmend bei mehreren Personen?

Und was hätte wohl ein Monarchiefan des späten 19. oder frühen 20. Jahrhunderts geschrieben, der vor derselben Aufgabe stand?

Doch nun zum – nicht gerade kurzen – Gedicht; wem’s zu lang wird, der kann ja ganz nach unten bis zum gähnenden Mann springen. Der Beginn ist eine Lobhudelei für die Linde, auf die man nicht groß eingehen muss:

Alte Linde bei der heiligen Klamm
Ehrfurchtsvoll betast’ ich deinen Stamm,
Karl den Großen hast du schon gesehn,
Wenn der Größte kommt, wirst du noch stehn.
 
Dreißig Ellen mißt dein breiter Saum,
Aller deutschen Lande ält’ster Baum,
Kriege, Hunger schautest, Seuchennot,
Neues Leben wieder, neuen Tod.
 
Schon seit langer Zeit dein Stamm ist hohl,
Roß und Reiter bargest einst du wohl,
Bis die Kluft dir sacht mit milder Hand
Breiten Reif um deine Stirne wand.
 
Bild und Buch nicht schildern deine Kron’,
Alle Äste hast verloren schon
Bis zum letzten Paar, das mächtig zweigt,
Blätter freudig in die Lüfte steigt.
 
Alte Linde, die du alles weißt,
Teil uns gütig mit von deinem Geist,
Send ins Werden deinen Seherblick
Künde Deutschlands und der Welt Geschick!

Inwiefern ein Baum tatsächlich allwissend sein kann, sei mal dahingestellt. :) Dass eine Linde über 1000 Jahre alt werden kann (Karl der Große wurde ja im Jahr 800 zum Kaiser gekrönt), ist jedenfalls nicht ausgeschlossen.

Großer Kaiser Karl in Rom geweiht,
Eckstein sollst du bleiben deutscher Zeit,
Hundertsechzig, sieben Jahre Frist,
Deutschland bis ins Mark getroffen ist.
 
Fremden Völkern front dein Sohn als Knecht,
Tut und läßt, was ihren Sklaven recht,
Grausam hat zerrissen Feindeshand
Eines Blutes, einer Sprache Band.

Was genau heißt „Hundertsechzig, sieben Jahre Frist“? Die übliche Deutung ist anscheinend „160 Sieben-Jahres-Fristen“, also eine poetische Form in seltsamer Rechtschreibung, um 160*7=1120 Jahre auszudrückenn; +800 wäre also 1920. Durchaus naheliegend, dass jemand, der ein prophetisch-warnendes Gedicht schreibt, sich auf die nahe Zukunft bezieht – oder dass dieser Text tatsächlich erst nach 1920 entstanden ist. Eine bessere Deutung dieser Zeile fällt mir jedenfalls nicht ein.

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