Anders fremd

Zum fünften Thema „fremd/anders“ im Projekt Magic Monday zunächst ein Bild aus dem Archiv von der Eröffnungsfeier unseres Hauptplatzes nach dem Umbau 2010:

Segnung

Das ist die versammelte Geistlichenschar zur Segnung: vier christliche Varianten (mit einem Assistenten, wenn ich mich recht erinnere) und der türkische Imam mit Dolmetscher. Nun sind mir ja schon der Sinn so eines Segnungs­kaschperl­theater wie auch die teils aberwitzigen Glaubens­inhalte so vieler Religionen fremd; zudem ist der Islam auch anders für hiesige Verhältnisse, in denen es das Christentum irgendwie geschafft hat, so weit verbreitet, viel zitiert und generell bekannter zu sein. (Man denke nur an die oft genannten angeblichen „christlichen Werte“, deren Fans sich schwer tun, mal zu definieren, was an den guten Werten tatsächlich originär christlich sein soll und warum sie andere, weniger gute aber biblisch verwurzelte freundlicherweise unter den Teppich kehren…)

Na und wenn diese „fremden, andersartigen“ Gläubigen dann noch ein richtiges Gotteshaus wollen! Wie hier, wo vor kurzem der Bau der Moschee begonnen hat.

Da kommen Nazideppen von Außerhalb daher, die die Kontroversen für ihre Werbung nutzen wollen. (Deren Infostand praktischerweise an den wenig beachteten Rand gedrängt wurde, weil der Wochenmarkt seinen regelmäßigen Platz ja sinnvoller nutzt. :) )

Da bildet sich eine Interessen­gemeinschaft v.a. von Anwohnern, bei denen es längst nicht mehr um Baugenehmingungs­verfahrens­fragen, mögliche Verkehrsbelastung, mögliche Muezzin­lautstärken, mögliche unpassende Optik oder mögliche Verstrickungen von Bauherren und Spenden­geldgeber zu türkischen Extremisten geht.

Nein, natürlich werden irgendwann die Argumente – sogar die juristischen – zu wenig, und dann müssen u.a. per Flugblatt an alle Haushalte (die Werbung empfangen) unlautere persönliche Angriffe her. Dann muss über die angeblich umständlichen politik­sprachlichen Antworten der Politiker hergezogen werden – mit umständlichen langen Sätzen in leser­unfreundlicher „wall of text“-Form. Dann müssen die Politiker dafür kritisiert werden, dass sie nicht für die Bevölkerung, die sie gewählt hat, sprächen – nebenbei wie selbst­verständlich davon ausgehend, dass man selbst für die ganze restliche Bevölkerung spräche…

Tja, Vernunft ist etwas, das in manchen Situationen auch zu fremd wird…

5 Kommentare

  1. m

    Sehr gute und interessante Umsetzung des Themas von Paleica.
    Dir einen angenehmen Sonntag und liebe Grüße
    moni

  2. R

    Ups, da regt sich aber einer auf. Stimmt, das ist schon alles ganz schön fremd… Guter Beitrag zum Thema!

  3. P

    puh, ein ganz schön „schwerer“ text. da hast du nicht ganz unrecht. und eine interessante interpretation!

  4. r

    Nazideppen von Außerhalb

    Du Glücklicher! Hier wohnen die auch noch hier. Ok, sammeln nach Bedarf auch noch Gesinnungsgenossen von außerhalb ein.

    mit umständlichen langen Sätzen

    Trotz unleugbarer Ähnlichkeiten – ich weise jedwege Urheberschaft von mir.

  5. c

    Dankeschön. :)

    Ruthie, aufregen? Wenn ich mich aufrege, sieht das noch ganz anders aus…

    Paleica, ja, ich werd dein Projekt immer wieder auch für solche textlastigen Beiträge nutzen – ist eine gute Motivation, etwas zu bloggen, das sonst evtl. unter den Tisch gefallen wäre. :)

    Rolak, naja, solche Typen haben wir auch hier. Das Erwähnenswertere war eben, dass auch andere kamen. Und was lange. Sätze betrifft, sowas hab ich selber ja auch drauf.^^

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