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Esoterik&Religion

Links und Videos der Woche (2009/49)

Jahresendhexerei

Halloween-Hexe Der letzte Monat des Jahres, das letzte „Best Of“ des „Hexenkalender“ für 2009 des Moewig-Verlags (alle Beiträge » hier). Seid ihr froh, dass es endlich vorbei ist? Oder soll ich mir fürs nächste Jahr einen anderen – oder gar den gleichen – Kalender vornehemen? Oder ist euch eh alles egal?

Eines ist jedenfalls klar: Esoteriker wird diese Serie kaum von ihrem Weg abgebracht haben, denn:

„Was ist damit getan, wenn man den Menschen reinen Wein einschenkt? Wer kann sie zwingen, ihn zu trinken?“
(Werner Bergengruen)

Eine schöne Warze

Ein Tip aus der Hexenapotheke meint: „Keiner weiß warum, aber Besprechen hilft bei Warzen tatsächlich – besonders bei Kindern!“ Gut, machen wir das mal: Diese Warze hat eine ausnehmend schöne Form, deren Symmetrie nur an einer idealen Stelle rechts oben durchbrochen wird, um eine harmonische Wirkung auf den Betrachter… was? Eine Warzenbesprechung ist etwas anderes als eine Bildbesprechung z.B. im Kunstunterricht oder in Fotografie-Foren? Na das muss einem doch vorher gesagt werden! Gut, dann werfen wir halt ein paar Zuckerkügelchen hinterher und pusten einmal drauf, das hilft bestimmt genauso gut.

Allzu viel zu bieten hat dieser Monat übrigens nicht – noch nicht mal einen Ton und einen Vokal zum Meditieren. Nur das folgende – unverständlicherweise an Heiligabend im Abschnitt „Das Hexenjahr“ und beschränkt auf das aktuelle Tierkreiszeichen:

Eine Meditation für den Steinbock: Den Sommer kann man sich als Ausatmen vorstellen – der Erde in den Kosmos, des Menschen in seine Umgebung. Der Winter ist ein Einatmen – ein Hereinholen des Kosmos ins eigene Selbst.

Aber bitte nur vorstellen! Nicht nur einmal im Winter einatmen und einmal im Sommer ausatmen, das könnte fatal enden! Übrigens fände ich Herbst=Ausatmen, Frühling=Einatmen irgendwie anschaulicher.

Dennoch: Wenn man das mal zu Ende denkt, kommt schon etwas Seltsames dabei heraus, wenn der Mensch in seine Umgebung auf der Erde ausatmet und diese wiederum in den Kosmos, den man dann selbst in sich hinein einatmet; etwas, das in einer Endlosschleife vom Kleinen zum Großen weitergeht und das Große dann das Kleine ist – wie eine Kleinsche Flasche oder das Simpsons-Intro, in dem ins Universum hinausgezoomt wird und man wieder in Homers Kopf landet. Aber mehr darf ich darüber jetzt nicht nachdenken, schließlich bin ich weder Steinbock noch Hexe.

Das Haar erscheine!

Nochmal Hexenapotheke:

Eine Rosmarinspülung lässt braunes Haar noch erscheinen. Dazu eine Handvoll Rosmarin mit 1/4 Liter kochendem Wasser übergießen, 30 Minuten ziehen lassen, abseihen und als letzte Spülung verwenden.

Genau so steht’s dort. Also denkt dran, wenn euer Haar sich versteckt, mit so einer Spülung lässt man es noch erscheinen!

Anlässlich des alten römischen Festes der Sapientia, der Göttin der Weisheit, am 16.12. mutet hingegen der Tip „Lesen Sie doch mal wieder in einem philosophischen oder esoterischen Buch“ geradezu ironisch an. Philosophen, die gerne mit 1000 Wörtern, unverständlichen Fachausdrücken und Neudefinitionen etablierter Begriffe genauso viel aussagen wie „normal denkende“ Twitter-User in einem 140-Zeichen-Tweet? Esoterisches, das der realen Weisheit meist diametral gegenüber steht?

Dann doch lieber etwas Handfestes, Handwerkerliches:

In Japan werden [am 2.12.] die Schutzgöttinnen der Handwerkerinnen gefeiert. Legen Sie ein Werkzeug, zu dem Sie eine Beziehung haben, auf Ihren Hexenaltar.

Gilt als „Beziehung“ auch, wenn man den Hammer hasst, weil er einem so oft auf den Finger geklopft hat?

Ein überflüssiges Ende

„Alles, was uns wirklich nützt, ist für wenig Geld zu haben. Nur das Überflüssige kostet viel.“
(Axel Munthe)

Da sollte man mal einen Blick auf die Preislisten, pardon, Listen mit „Energieausgleichen“ diverser Esoterikanbieter werfen. Da kann man oft nur noch staunen. Apropos staunen:

„Staunen, das ist der Same des Wissens.“
(Francis Bacon)

Nur manche bleiben beim Staunen stehen und glauben dabei lieber an Wunder. Oder ihren Guru.

„Diese Entdeckung hat den Nobelpreis verdient!“

Alfred Nobel

Diese Entdeckung hat den Nobelpreis verdient!
Ab heute werden Fachbücher neu geschrieben…
Die erste Erlebensversicherung der Welt!

Was würdet ihr von einer ganzseitigen Werbeanzeige – gefunden in der Bäckerblume1 46/2009, beworben wird „NattoCalcin“ von Dr. Hittich® Gesundheits-Produkte aus den Niederlanden (mit zusätzlicher deutscher Postfachadresse) – halten, die mit den ersten beiden Sprüchen über der eigentlichen Überschrift „Ein Mittel aus der Apotheke der Natur bringt die Sensation für gesunde Arterien und Knochen!“ und mit dem dritten als hervorgehobene Zwischenüberschrift im Text wirbt? Wo würdet ihr sie auf einer Seriositätsskala von 0 bis 10 einordnen?

Wahrscheinlich – hoffentlich!, angesichts solcher absurd vollmundiger Versprechen – ungefähr da, wo die Verbraucherzentrale Hessen die Werbung derselben Firma für ein anderes Produkt („Dr. Hittich Blasen-Kraft“) angesiedelt und erfolgreich als irreführend abgemahnt hatte – in der Pressemeldung (PDF) vom 9.11.2009 heißt es u.a.:

„Wir haben den Firmeninhaber Dr. Hittich schon seit langem wegen irreführender Werbung für Nahrungsergänzungsmittel im Visier“, so Andrea Schauff von der Verbraucherzentrale Hessen. „Auch die Internetwerbung für viele seiner selbsternannten Wundermittel ist offenkundig unlauter.“ Da der Vertreiber nicht in Deutschland sitzt, ist er rechtlich nur schwer zu belangen, umso erfreulicher ist daher die erfolgreiche Abmahnung.

Da wird’s wohl nichts mit dem Nobelpreis – auch ohne dass Alfred Nobel (Bild oben) lange nachdenkt. Und auch für den Ignobelpreis ist dieser saubere Herr Dr. wohl zu banal und gewöhnlich… da können die noch so viel für ihre angeblichen Wundermittel (bei denen es mich sehr wundern würde, wenn außer dem Hersteller irgendjemand wirklich davon profitiert) werben und die Kunden mit Werbepost überschwemmen, wovor zumindest bei wer-weiss-was jemand vor 3 1/2 Jahren gewarnt hat.

 

(Nachtrag:) EsoWatch über Dr. Hittich Gesundheitsmittel

 

Und bitte auch die Kommentare unten beachten.

  1. eine kostenlose bei einigen Bäckereien ausliegende Kundenzeitschrift – die Anzeige war leider auf der Rückseite, auf der sonst Rätsel und Witze sind, die eigentlich den Hauptgrund dafür darstellen, dass ich dieses Heftchen überhaupt mitnehme… []

Fragen an das Orakel (2)

agyon-ecke Schon zwei Monate her seit der ersten Folge der interessantesten Fragen, die Leute meinem „Orakel“ gestellt haben – höchste Zeit für Teil 2. Das Orakel auf meiner Esoterikshop-Satire-Seite agyon.de weiß auf alle Ja/Nein-Fragen mit unumstößlicher Gewissheit eine Antwort. Mit unumstößlicher Gewissheit ist die Antwort aber sehr unentschlossen – „vielleicht“, „ich weiß nicht“, „kann sein, muss aber nicht“ etc. in 17 Varianten, was die Fragenden i.d.R. ja nicht sofort wissen. Und wer weiß, vielleicht gibt es tatsächlich den einen oder anderen, der in diesem Fall die Schuld bei sich selbst sucht dank des Hinweises:

Wenn die Antwort nicht deutlich genug ist, konzentrieren Sie sich stärker und versuchen Sie es erneut, oder verwenden Sie eine einfachere Frage.

Es waren sich sicher aber auch genug Leute der mangelnden Echtheit und Ernsthaftigkeit bewusst, oder sie hatten zumindest Zweifel. Etwa derjenige, der 4x „Ist das hier ernst gemeint?“ gefragt hatte. Andere brauchen etwas länger:

Werde ich schlauer?
Ja oder nein?
Was für Umstände?
Bin ich jetzt schlauer als zuvor?
Hat Jo Conrad auch das Orakel befragt?
Bekomme ich hier meine Antworten als Frage zurück?
Ich gebs auf. Darf man lachen?

(Alles, was ich wie hier in einem Blockzitat gruppiere, stammt auch vom selben Fragenden.) Ja, du darfst lachen. Aber hätte der Verschwörungsesoteriker Jo Conrad tatsächlich mein Orakel befragt oder auch nur ein bisschen vom Geiste des Agyon empfangen oder abgeschrieben, wären seine Aussagen garantiert sinnvoller.

Liebe ist offenbar ein gefragtes Thema – sicher auch bei diesem, bei dem’s nicht so gut zu klappen scheint (weiblicher Name von mir gekürzt):

20.9.: Wird mich S[…] noch anrufen?
25.9.: Wird mich S[…] noch anrufen?
1.10.: Wird mich S[…] noch anrufen?

Auch andere sind sich unsicher. Das Orakel natürlich auch, schließlich weiß es ja nichts – selbst wenn die nächste den Namen ausgeschrieben hätte:

Liebt c mich
Liebt C seine Frau

Aber auch Vornamen reichen dem Orakel nicht; wie soll es dann beim wenig konkreten „wir“ etwas wissen?

werden l[…] und b[…] wieder ein paar?

werden wir eine beziehung haben?
passen wir zusammen?

Meine lieben Liebewollenden, wenn ihr euch in solchen Fragen auf ein Orakel verlassen wollt, ist es vielleicht doch nicht so weit her mit eurer Liebe. Ich würde vorschlagen, werdet selber aktiv…

werden der medico und ich uns naeher kommen?
wird etwas aus mir und dem arzt?
werden wir uns naeher kennenlernen? der arzt und ich

liebt der tankwart mich
kommen wir zusammen
mag er mich

liebt er mich?
mag er mich?
(2x)
wird er mir noch schreiben?
werden wir wieder sex haben?

Wenn nicht: schick mir ein Bild von dir, vielleicht kann ich einspringen. ;)

Wird aus mir und y[…] ein liebespaar?
wie denkt y[…] über mich
wrid aus mir und s[…] ein liebespaar?
finde ich eine stelle

Erst eine Auswahl aus zwei möglichen Partnern, und schon geht’s über zum Beruf – so auch bei anderen etwa mit „bekomm ich eine arbeit“ und „neuer chef“. Wobei letzterer gewisse Probleme zu haben scheint, das Konzept einer Ja/Nein-Frage zu verstehen. Auch das liebe Geld ist ein Thema, wenn etwa jemand 7x fragt: „bekomme ich den kredit über 5000 € noch diesen monat“ – die Bank dürfte da fundiertere Antworten liefern. Wohingegen „Werde ich nächstes Jahr Milliadär?“ höchstwahrscheinlich mit „nein“ sehr zuverlässig beantwortet wäre. Weitere profane Fragen eines/einer Fragenden:

Werden wir beide Wohnungen auf der M[…]strasse 38a bekommen? (2x)
Hat die Hausverwaltung schon eine Entscheidung getroffen?
Werden beide Wohnungen an beide Familie vermietet?
Werden wir ende Oktober ausziehen?
Wird Familie S[…] die Wohnung auf der M[…]strasse 38a bekommen?
Wird es nun pssieren?

Wenn ich mir denke, dass solche Leute vielleicht auch ihr Geld an Abzocker-Wahrsager-Hotlines verschwenden und, noch schlimmer, ihr Leben danach richten… :roll: Es hat schon seinen Sinn, dass mein Orakel immer unentschiedene Antworten gibt.

Ich hätte noch eine ganze Menge mehr Fragen, aber die hebe ich mir für eine künftige Folge auf. Zum Abschluss deshalb nur noch diese beiden, wobei ich mich für mein Orakel entschuldigen muss: Die erste Frage hätte es mit einer klaren Antwort beantworten sollen:

bin ich blöd
Orakel, hast du eine an der Klatsche

Nur eine(n)??

Links und Video der Woche (2009/46)