Schlagwort-Archiv:

Atheismus oder Anti-Wissenschaft

12,2 Prozent?

Sind die 12,2 Prozent (20% von 61%), die diesem Zitat zufolge in ernsten Fällen lieber auf Hokuspokus setzen, nun überraschend wenig oder viel? Oder sind eher die 61% beachtenswert?1

Während 61 Prozent der Bevölkerung unkonventionelle Verfahren zwar besser finden als etablierte, erscheint es 80 Prozent von ihnen aber gefährlich, sich bei schwerwiegenden Erkrankungen allein auf Außenseitermethoden zu verlassen.

Oder der irgendwie bedauernde Tonfall – so viele noch halbwegs vernünftig? –, den dieser Schlusssatz eines kurzen allgemeinen Artikels namens „Alternative Heilmethoden“ auf der Doppelseite „Alternative Heilmethoden“ einer kostenlosen kleinen Wochenzeitschrift („Aktion Der Hallertauer“) an den Tag zu legen scheint?

(Dass hier „unkonventionell“ mit unbelegter esoterischer Glaubensmedizin, „etabliert“ mit evidenzbasierter Medizin – also dem, was gerne abfällig als „Schulmedizin“ bezeichnet wird2 – gleichzusetzen ist, ist angesichts des Kontexts m.E. klar.)

Ansonsten findet sich auf dieser Doppelseite: Ein Artikel über Allergien, der natürlich die Vorzüge der angeblichen Naturheilkunde herausstellt und für weitere Informationen auf ein „Naturheilkunde- und Hypnosezentrum“ verweist (also vermutlich nicht ganz ohne dessen Beteiligung geschrieben wurde); einer über eine thematisch in weitesten Teilen passende „Sauerstoff-Ozon-Therapie“ mit Verweis auf eine entsprechende Anbieterin; und ein Artikel zum Welt-Osteoporose-Tag mit dem Thema „Mit Osteoporose das Leben gestalten“, der mir auf dieser Seite eher unpassend, weil nicht „alternativheilend“ erscheint.

Dazu natürlich noch 8 Anzeigen von entsprechenden Anbietern, teils spezialisierter, teils hans-dampfig in allen Glaubensgassen. Ob das nun die allgegenwärtige „Klassische Homöopathie“ oder eine „Dorn-Breuß-Therapie“ ist oder gleich ein Seminarangebot für 110€:

Die BASIS der ZWEIPUNKTMETHODE
Bewusstsein erschafft Realität –
Energie folgt der Aufmerksamkeit

Dass die Zweipunktmethode jetzt nichts aus dem Matheunterricht ist, sieht man schon an den restlichen zitierten Zeilen – und die deuten schon an, was eine kurze Google-Recherche bestätigt:

Dass es sich nämlich um einen von vielen Anbietern von Quantenheilungs­quatsch geht (siehe EsoWatch), also eine von vielen Varianten, wie die auf der einen Seite so wissenschafts­(medizin)­feindlichen Esoteriker die wissenschaftlichen Begriffe – bevorzugt aus der Quantenphysik3 – vergewaltigen, um ihre Phantastereien ohne jegliche wissenschaftliche Rechtfertigung an die uninformierten oder leichtgläubigen, auf jeden Fall hoffentlich zahlungskräftigen Kunden zu bringen.
:thumbsdown:


Foto: Lakshmi – Fotolia.com

  1. Wenn wir mal annehmen, dass die Zahlen stimmen. []
  2. so wie ich hier lieber von Glaubens- statt von Alternativ– oder Komplementärmedizin schreibe – das allerdings wohlbegründet… []
  3. Update 5.9.11: Link geändert, da der urspr. derzeit/mittlereile nicht öffentlich zugänglich ist []

Die Weisheit des Pharao

In den Kommentaren zu Florians „Manchmal wäre ich gerne ein Pseudo­wissenschaftler…“ erwähnt ein Peter seine Zahlenspielereien mit den ägyptischen Pyramiden, wo im Endeffekt aus einer veralteten Umrechnung Zoll ↔ cm ein antikes göttliches Geheimnis wird…

Doch ob seiner fehlgeleiteten Faszination dafür, dass 254×3937 = 999998 banalerweise nahe an einer runden Zahl liegt (und somit für eine Umrechnung in der Praxis meist ausreicht – und dabei ganz beiläufig die ach so geheimnis­volle Doppelungsfolge 2,54000508001016002032004064… produziert), übersieht er die wahren Geheimnisse der Pyramiden und des Pharaos!

Aber man kann diese Letzte™ Exorbitant™ Geheime™ Offenbarung™ ganz einfach numero­unlogisch ermitteln:

Die 2. Serie der Lego-Sammelfiguren, aus der der Pharao da rechts oben stammt, hat die Produktnummer 4559116 (in den USA eine andere), der Pharao selbst den Barcode1 673419146791. Wenn wir jetzt jede Ziffer als die Regel auffassen, eben so viele Buchstaben im Alphabet weiterzugehen (bzw. zu Beginn mit dem entsprechenden anzufangen), erhalten wir für diese Ziffernfolge dieses Ergebnis:

Dinwxye kruyzijntajk

Nun ist es auf den ersten Blick absolut logisch und natur­wissenschaftlich fundiert, dass bei diesen ersten drei Buchstaben eine DIN-Norm gemeint sein und deswegen die nächsten Ziffern nicht als Buchstaben, sondern als Zahlen interpretiert werden müssen. Damit ergibt sich:

DIN 911 6 kruyzijntajk

DIN 911 beschreibt diese Dinger, die gerne bei Selbstbaumöbeln mitgeliefert werden: Sechskant­stiftschlüssel alias Inbusschlüssel. Sechskant! Und die nächste Zahl ist eine 6!!! Das kann doch kein Zufall sein!!!!ihrwisstschon:einself! Damit ist ZWEIFELSFREI BEWIESEN: Die Ägypter haben beim Pyramidenbau Sechskantstiftschlüssel benutzt und außerdem die DIN-Norm gekannt, ach was sag ich, von Gott offenbart bekommen!

Also wer davon nicht fasziniert ist, dem ist in seinem verbohrten, dogmatischen Weltbild wirklich nicht mehr zu helfen!

Doch das ist nicht alles! Diese Zahlen- bzw. Buchstabenfolge offenbart auch, wie man die letzten Antworten auf alle Fragen erhält2 – okay, das ist nur eine Theorie, aber was soll’s denn sonst sein? Und zwar muss man „kruyzijntajk“ als ungefähre Lautschrift auffassen – was übrigens in sich absolut logisch ist, was die „Skeptiker“ doch auch mal anerkennen sollten ! –, denn die Ägypter damals konnten ja noch nichts von unserer Sprache und Schrift wissen. Somit ergibt sich:

Fertige ein Kreuz aus 6 Sechskantstiftschlüsseln in Teig an, um die höchste Erleuchtung/Stufe/Dimension/Schwingungs­frequenz/Engels­einweihung/… – whatever floats your boat, also was auch immer deinen Verstand davongleiten lässt (oder so ähnlich) – zu erfahren! Und vielleicht sogar Wissen über „freie Energie“, Kornkreise und Löffelverbiegen!!

So, dann bin ich mal auf Bilder von euren Sechskant­stiftschlüssel­kreuz­teigen gespannt – und natürlich die Offenbarungen, die ihr dadurch erlangt habt…
:loll:


Foto: Big C Harvey / flickr, CC-by-Lizenz

  1. die Barcodes, um die Sammelfiguren zu erkennen, ohne die Tüten zu öffnen, lassen sich leicht ergoogeln… []
  2. oder vielmehr die vorletzten, denn die ultimative Antwort, 42, kennt man ja schon []

Links und Videos der Woche (2010/34)

(Hier war etwas als Flash-Objekt eingebunden. Nicht mehr zeitgemäß.)

Echte Wissenschaftler würden bestätigen: Aqua blue wirkt nicht

Jedenfalls nicht anders als durch Einbildung. Der bayrische Anbieter von „Wasseraufbereitungsgeräten“ namens Aqua blue, der immer wieder mal in der hiesigen Zeitung inseriert bzw. Prospektzettel mitliefern lässt, war hier schon vorletztes und letztes Jahr Thema; da er diesmal zu seinem Zettel wieder eine textlastige Anzeige mit der Überschrift „Wissenschaftler bestätigen: Aqua blue wirkt“ geschaltet hat, will ich halt wieder mal darauf eingehen…

Auf das Konzept an sich und die älteren „Gutachten“ bin ich in den früheren Beiträgen schon genauso eingegangen wie auf den neueren Absatz, die „klassische“ Wissenschaft würde den Kram nicht anerkennen, es wären „komplementärwissenschaftliche“ Untersuchungen nötig. Wie das halt so ist: Die echte Wissenschaft setzt auf reproduzierbare, möglichst objektive und somit von subjektiven Einflüssen, Irrtümern und Wünschen so weit wie möglich befreite Ergebnisse – für die „Komplementärwissenschaft“ bleibt nur der Rest des realitätsflüchtigen esoterischen Milieus.

Die Anzeige geht nun zum einen auf diverse angebliche kalkreduzierende Effekte ein. Wie genau die gemessen wurden, ist aus den im Web veröffentlichten Auszügen der „Gutachten“ nicht ersichtlich, insbesondere nicht, ob mögliche störende Effekte – störend für eine objektive Beurteilung, meine ich – ausgeschlossen wurden.

Ich könnte mir jedenfalls bei einem einfachen Versuch leicht einen Störeffekt vorstellen: Nach der „ohne Gerät“-Vergleichsprobe wird beim Anbringen des „Geräts“ am Rohr etwas Kalk abgeschüttelt, dann lässt man einige Liter Wasser (und somit den abgefallenen Kalk) durchlaufen, bevor man schließlich den „mit Gerät“-Test macht. Oder man reinigt die beteiligten Gefäße anders (schließlich kann die Oberflächenspannung auch durch Spülmittel gesenkt werden), u.a.m. – Möglichkeiten gibt’s da viele, und das muss nicht mal in böswilliger Absicht geschehen, sondern einfach versehentlich, aus Unachtsamkeit oder mangelndem Problembewusstsein.

Wie gesagt: Ich weiß nicht, wie genau die Untersuchungen durchgeführt wurden – kann sein, dass sie auf all diese Dinge geachtet haben. Dann wäre es aber den skeptischen unter den potentiellen Kunden gegenüber sinnvoller, auch damit zu werben und die vollen Protokolle und Beschreibungen zu veröffentlichen.

Im Falle des einen neueren „Gutachtens“ jedoch, bei dem es in der Anzeige heißt, dort wurde „eine mehrfache Wirkung von Aqua blue zweifelsfrei nachgewiesen“, wird im veröffentlichten Auszug1 nur groß von angeblichen wissenschaftlichen Grundlagen schwadroniert und dann knapp festgestellt, dass die Wirkung „nachvollziehbar“ und „mit mehreren herkömmlichen Methoden der exakten Naturwissenschaft“ bewiesen wäre.

Allerdings handelt es sich bei dem Unternehmen, das dieses „Gutachten“ geliefert hat, um das IIREC, das International Institute for Research on Electromagnetic Compatibility, das nicht unbekannt ist, wenn’s um Produkte und Zertifikate für angebliche „Enstörung“, „Elektrosmog-Schutz“ und etliche andere esoterisch-pseudowissenschaftliche Dinge geht. Meines Erachtens ist deren Gutachten aus wissenchaftlicher Sicht also nicht das Papier wert, auf dem man es ausdrucken könnte.

Das zweite Gutachten – bzw. wieder nur Auszüge daraus2 – stammt von einem Sachverständigen für Heizung, Lüftung, Klima und Sanitär namens Schuler. Bevor dort wieder ein paar Dinge über lose anhaftenden Kalk auf Rasierspiegel und im Edelstahltopf gesagt werden, die zu unvollständig sind, um sie ordentlich beurteilen zu können – insbesondere beim Topf wird eher betont, dass zwischen kaltem und warmem Wasser kein Unterschied besteht; dass der Kalk sich vor Aqua blue vielleicht eingebrannt hat, muss man eher erraten –, steht dieser Absatz:

Bereits nach 1 bis 2 Tagen konnten die Familie und ich persönlich feststellen, dass das Trinkwasser angenehmer, wohlschmeckender und irgendwie vitalisierend schmeckt.

Oh, wow! „Irgendwie vitalisierend“! Und der Anfang des Satzes liest sich für mich eher so, dass er das Ding einfach mal angebracht und der Familie gesagt hat: Schaut mal, ich hab da ein teures Wasseraufbereitungsgerät zum Testen, das das Wasser angenehmer, wohlschmeckender und vitalisierender machen soll. Sagt doch Bescheid, ob ihr was merkt.

Auf jeden Fall sehe ich da keine Anzeichen von ordentlicher Verblindung, wo keiner der Probanden (Familie) weiß, ob das Wasser nun am Alukästchen vorbeilief oder nicht und auch keiner, der es weiß (Vater), im Raum ist; der Herr Sachverständige mag ja sachverständig in Sachen Heizung, Lüftung, Klima und Sanitär sein, aber nicht unbedingt in Pseudo- von Wissenschaft trennendem Skeptizismus – und den Auftraggeber freut’s…

(Wobei ich, wohlgemerkt, dem Sachverständigen hier keine böswillige Absicht unterstellen will – wie man, juristisch gesehen, eben jedem Esoterikanbieter bis zum Beweis des Gegenteils halt zugestehen muss, selbst daran zu glauben bzw. sich selbst zu täuschen und nicht vorsätzlich zu betrügen.)

Und somit ist es naheliegend, dass genau das rauskommt, was jeder halbwegs skeptisch-wissenschaftlich denkende Mensch als einzige Wirkung von solchen „Geräten“ erwartet: ein Placebo-Effekt, eine ausschließlich eingebildete Wirkung – der Mensch unterliegt eben viel zu leicht einer Selbsttäuschung, sodass eine ordentliche Verblindung und eine ausreichend hohe Anzahl an Versuchen unabdingbar ist, um solche Behauptungen zu testen. Sieht man ja auch immer wieder in den Psi-Tests der GWUP

Beim verwandten Produkt aus Österreich, dem Granderwasser, wurde ja bereits gerichtlich bestätigt, dass die Bezeichnung „aus dem Esoterik-Milieu stammender, parawissen­schaftlicher Unfug“ gerechtfertigt ist, und in Neuseeland wurde der dortige Grander-Vertrieb auch schon wegen Irreführung verurteilt und von der Richterin als „quackery and pseudo-science“ bezeichnet.

Da wundert es nicht, wenn sich Aqua blue mit dem erwähnten „Komplementär­wissenchaft“-Kleingedruckten abzusichern versucht; im Text der Zeitungsanzeige (vor der Nennung der beiden o.a. Gutachten und dem Verweis auf den Eiskristall­aussucher Emoto) steht:

Zu gut, um wahr zu sein? Ganz im Gegenteil. Auch wenn die klassische Naturwissenschaft die Wirksamkeit von Aqua blue bisher nicht anerkannt hat, geben Gutachter darauf Brief und Siegel.

Ich persönlich finde das allerdings – wie so oft bei diversen Anbietern – zu wenig. Groß „Wissenschaftler bestätigen“ zu titeln und sich dann mit halbherzigen Wunschkonstruktem wie „noch nicht anerkannt“ und „Komplementärwissenschaft“ herauszureden – das mag juristisch in Ordnung sein oder nicht (ich mag das nicht beurteilen), die Beteiligten mögen das selber glauben oder auch nicht; für mich ist das eine Scheinheiligkeit, die mich einfach ankotzt. Entweder man arbeitet wissenschaftlich oder nicht – das Kriterium dafür ist aber nicht, sich als „Wissenschaftler“ zu bezeichnen, sondern eben wie man arbeitet…

 

Siehe auch:

  1. www.aqua-blue.de/uploads/File/AuszugGutachtenDrMedinger.pdf, archiviert bei WebCite am 9.8.2010 unter www.webcitation.org/5rrMIfCX0 (PDF) []
  2. www.aqua-blue.de/uploads/File/GutachtenSchulerLoehnertGmbH.pdf archiviert bei WebCite am 9.8.2010 unter www.webcitation.org/5rrMv4lHK (PDF) []

Wie man immer Sechsen würfelt

Würfel „Ich würfle immer Sechsen!“, freut sich P. überschwenglich.1 „Und das hat nichts mit Glück zu tun oder mit manipulierten Würfeln, das ist Können – ich hab einfach die richtige Wurftechnik!“

Z. zweifelt das an.2 „Hmm, das zweifle ich jetzt aber an. Sicher, dass du das richtig auswertest? Kannst du mir da mal eine Statistik zeigen?“

„Statistik ist nicht geeignet, um das zu beurteilen. Aber schau dir mal dieses Video an, da siehst du zwei besonders deutliche Beispiele.“ — „Nun ja, aber das sind nur zwei – und nicht mal hintereinander, da ist ein deutlicher Schnitt. Solche Einzelfälle beweisen doch gar nichts.“

„Das sind nicht einfach Einzelfälle,“ erwidert P., „ich mach diese Erfahrung täglich seit vielen Jahren – mit mindestens 80% Erfolg!“ — „Hast du nicht grad gesagt, Statistik wäre nicht geeignet? Na, erstmal egal, führ doch mal vor!“

P. nimmt einen Würfel und wirft. „Da, schau! Ich sag’s ja!“ — „Das ist aber nur eine 5!“ — „Ja, ein bisschen Unschärfe ist immer dabei – Quantenphysik, du verstehst? Unbestimmtheit ist in der Natur fundamental. Heisenberg. Nobelpreisträger!“ — „Ich bin jetzt nicht so der Experte für Quanten­physik, aber ich glaube, du hast das nicht so ganz richtig…“ — „Für sowas bist du eh nicht schlau genug,“ unterbricht P., „da muss man sich auch intensiv damit beschäftigen. Analoges Denken und Philosophie sind da wichtig – beides viel zu sehr vernachlässigt in der Wissenschaft.

Und wie auch die Experimente von Zeilinger zur Quantenverschränkung zeigen, ist sowieso alles mit allem verbunden – auch bei diesem Würfel: Schau, die 5 mag zwar oben sein, aber vorne ist die 6. Du musst halt alles in seiner Gesamtheit betrachten; wenn die 6 nicht oben ist, sondern an der Seite, hat das alles schon seinen Sinn, wie er im Kosmos eben gegeben ist. Zumal die Zahlen doch schon seit Jahrtausenden als wissenschaftliche Tatsache bekannt sind. Komm, ich würfle nochmal.“

*würfel*
*würfel*
*würfel*
*würfel*
*würfel*
*würfel*

„Hier! Schon im nächsten Wurf ist die 6 oben!“ — „Im nächsten? Da waren doch fünf Fehlschläge dazwischen, wo die 6 nur einmal schräg hinten halbwegs zu sehen war.“

Doch P. ficht das nicht an. „Ach, wen interessieren diese Fälle denn? Ich achte immer nur auf die Fälle, in denen die 6 zu sehen ist, der Rest ist doch irrelevant. Ist doch klar, dass nicht eine einzige 6 für alle Leute, für die ich würfle, ausreicht und diese quasi in dieselbe Schublade stecken würde – oben, vorne oder an der Seite, jede Position der 6 hat ihren Sinn. Da muss man jeden individuellen Wurf einzeln betrachten, und deshalb bringt auch Statistik nichts, da die das Individuelle doch ignoriert.“

Z. kommt nicht weit mit seinem „Aaaaber…“, denn P. ist nicht zu bremsen: „Und du musst doch zugeben, die Evidenz der beiden Würfe in dem Video war eindeutig und überzeugend! Wie gesagt, ich kenn das aus der täglichen Praxis, dass ich fast immer eine 6 würfle – und alle Kunden, die zu mir kommen, damit ich für sie würfle, sind zufrieden und bestätigen (vielleicht nicht sofort, aber nach ein paar Erklärungen), dass ich recht habe!“

Z. bleibt nur, wieder darauf hinzuweisen, dass Einzelfälle nichts belegen und dass da schon ein Bestätigungsfehler in einem System voller Willkür steckt – und P. um entweder eine ordentliche wissenschaftliche Herleitung zu bitten oder ein Eingeständnis, dass alles eine rein subjektive Glaubenssache ist, doch P. vertröstet einfach weiterhin und steht ansonsten nur stolz da in seiner eigenen Welt.

 

Epilog: B.3 kommt vorbei und meint zu P.: „Entweder beweist du, dass deine verqueren Verdrehungen wirklich richtig sind, oder du bist nur ein blöder Betrüger!“ P. versteift sich auf die letzten beiden Wörter und hat damit einen willkommenen Anlass, sich eingeschnappt zurückzuziehen; hätte er wirklich Argumente und Belege, hätte er damit alle Kritiker alt aussehen lassen können, aber so… so kommt B. eben nicht ungelegen.

 


Wer sich jetzt fragt, was das ganze soll: So oder ähnlich gehen Astrologen gerne vor, wenn’s darum geht zu beurteilen, ob sie mit ihren Horoskopen richtig liegen und wie bzw. dass Astrologie überhaupt funktioniert. Wer mal „etwas“ Zeit hat, kann sich ja mal die Kommentare zu diesem Blogbeitrag beim Wahrsagercheck und die darauffolgende umfangreichere Diskussion beim Astrodicticum „Zur Begründung der Astrologie“ durchlesen…


Foto: Patxi – Fotolia.com

  1. P. steht hier einfach für „Protagonist“ und nicht für einen bestimmten Namen []
  2. deshalb „Z.“; Z. kann auch aus einer größeren Gruppe bestehen []
  3. einfach ein weiterer Buchstabe []