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Wahrsager

Ernst?

Kann man so ein Angebot wie das, um das es hier geht, überhaupt ernst nehmen? Meint es der Anbieter denn überhaupt selbst ernst damit?

Doch der Reihe nach. Diese Kleinanzeige fand sich letzte Woche in einem der hiesigen Anzeigenblättchen:

Scharim-Kleinanzeige

Minimalistisch. Und Neugier erweckend, zumal für mich in der Hoffnung auf blogtaugliches Esoterikfutter.^^ Auch der Inhalt der Domain ist ziemlich spärlich: Ein einigermaßen ansprechendes Design aus dem Baukasten mit ganzen drei Seiten. Und selbst die sind sehr spärlich…

Die Startseite1 ist wie alle anderen Seiten überschrieben mit dem Site-Titel „Prophezeihungen, Wahrsagerei und Vorhersagen“ und enthält diesen aussagekräftigen Text:

Von der Insel mag man wegrennen,weil man sich nicht versteht.

.

.

Die meisten pläne von dem Mischwesen hinüber sind.

Aha. Zumindest das mit dem „nicht verstehen“ hat er schon mal gut erkannt…

Bietet die Seite „Lebensberatung“2 denn mehr? Nicht wirklich, da steht unter der Unterüberschrift „Ratgeber, Hellsehen und Kartenlegen“, wann (10-22 Uhr) und unter welchen Telefonnummern (Festnetz und mobil) der Anbieter erreichbar ist und auf welches Konto die 5 Euro Gebühr pro Beratung zu überweisen wären. Nur Name, keine Adresse – also kein ordentliches Impressum.

Die dritte Seite „Zauberei“3 hat schließlich nur die Überschrift „Kartentricks :-)“ und sonst gar nichts. Aaaaha.

Nun könnte man meinen, die Website wäre nur ein unvollständiger Vorabentwurf – allzu geschickt wäre das nicht, dann schon die Kleinanzeige zu schalten… hat einfach die Zeit nicht gereicht?

Ist das esoterische Angebot also ernst gemeint? Der Billig-Discounter unter den Telefon­hellsehern zur Taschengeld­aufbesserung? Ein Versuchsballon, um zu sehen, ob sich genug Leute interessieren? Oder gar eine Art Experiment? Tja, wer weiß…

Wäre ich ein esoterischer Hilfesuchender, hätte ich jedenfalls so meine Zweifel. Andererseits – ich bin auch schon auf Eso-Hotline-Seiten mit wildgefärbtem 90er-Jahre-Webdesign (stilecht mit vielen sinnlos animierten Bildchen wie einem glänzenden drehenden „@“) gestoßen, die es definitiv ernst meinten, und dagegen ist dieses Angebot ein Ausbund an seriöser Anmutung…

  1. scharim.de archiviert am 9.7.; war am 14.7. aber auch nicht anders []
  2. scharim.de/40578.html, archiviert wie oben []
  3. scharim.de/40569.html, archiviert wie oben []

Plusieurs, Nostradamus und der Aufstieg 2012

Nostradamus Im GWUP-Blog findet sich aktuell eine Beitragsserie1 zum Thema „Wie analysiert man Nostradamus-Verse?“, in der Bernd Harder schön auf die Probleme und den Unsinn der diversen Übersetzer eingeht. Aber wie erwartet geht so ein pöhser verschlossener Skeptiker natürlich nicht auf die Einzig Wahre™ Interpretation ein – dabei sollte doch jeder mittlerweile wissen, dass Nostradamus gar nicht auf französisch geschrieben hat, wie ich Ende letzten Jahres anhand von zweimal drei Quatrains gezeigt hatte.

Konkret geht es um einen Sechszeiler, der nicht im Hauptwerk der zehn Centurien steht, also quasi aus den kryptischen Apokryphen:

Plusieurs mourront avant que Phoenix meure,
Jusques six cents est sa demeure,
Passé quinze ans, vingt et un, trente-neuf,
Le premier est subject à maladie,
Et le second au fer danger de vie
Au feu à l’eau est subject trente-neuf.

Mit meiner unfehlbaren (süd)deutschen Direkt-Leseweise – denn wie Ende letzten Jahres gesagt, hat Nostradamus ganz offensichtlich für uns heute geschrieben, alles andere diente nur als Ablenkungsmanöver – ergibt sich (mit zum Verständnis hinzuzufügenden Ergänzungen in eckigen Klammern) dieses unzweideutige zeilenweise Ergebnis:

(1) Plus-Kunden (liebevoll Plusierus genannt) murren an [der] Wand: kein Fön, nix Möhre,
(2) Just wenn 6 Cents ist [das] S[onder]a[ngebot für] die Möhre,

Schon Nostradamus wusste, dass sich Lebensmitteldiscounter-Kunden hin und wieder über ein zu gering bestücktes Warenlager ärgern müssen, wenn die Lockvogelangebote schon ausverkauft sind.

(3) Pass [auf] sein Kind [auf], seinen Hans, [er] winkt E.T. an: drenten [=da drüben] nauf,
Wenn man auf die Kinder nicht aufpasst, können sie sich sogar mit Außerirdischen unterhalten und ihnen Hinweise zum Weg geben. Und das ist nicht der einzige Hinweis darüber, wo’s hinauf geht:

(4) [Der] Lepra[kranke] mir [von] Ost[en] zublökt einmal am Di[enstag],
Das Wissen um den richtigen Weg ist offenbar weit verbreitet.

(5) E.T. lese[n] konnt[e] auf Erd-Anger, der wie
(6) [der Text] auf eurem Los [mir] zublökt: drenten nauf.

Auch auf der graslosen Dorfwiese und sogar auf einem Los steht es geschrieben, wo man hinauf gehen soll. Das muss ja wirklich enorm wichtig sein – der falsche Weg wäre wohl sehr fatal.

Aber das ist natürlich klar, denn was gibt es Wichtigeres auf esoterischen Erden als den Aufstieg 2012? Nicht auszudenken, wenn die lieben Realitätseskapisten herenten, innerhalb der Grobstofflichkeit, aufstiegen und nicht drenten mit metasubliminalem Feinstofflichkeitskontakt!

Aber zum Glück weist (nicht nur) die moderne Nostradamus­wissenschaft den wahren Irr-, äh, Weg.

  1. der es übrigens nicht schaden würde, wenn der Text „Fortsetzung folgt“ am Ende der ersten drei Teile durch entsprechende Links ersetzt würde… wäre komfortabler, als sich übers Tag durchzuklicken []

Fragen an das Orakel (4)

agyon-ecke Wie schon dreimal zuvor zeige ich euch hier einige der Fragen, die Besucher meiner Esoterikshop-Satire Agyon dem dortigen Orakel gestellt haben – einem Orakel, das auf jede Frage sehr unentschieden antwortet („vielleicht“, „ich weiß nicht“, „kann sein, muss aber nicht“ etc.). Wie es sich für ein ordentliches esoterisches Angebot gehört, schiebt es ein Nichtfunktionieren bzw. die Undeutlichkeit der Antwort auf den Fragenden, der sich nicht genug konzentriert habe…

Fragen, die in einem Blockzitat zusammengefasst sind, stammen vom selben Fragenden; die nächsten beiden sind also von zwei Leuten:

Ist die Antwort wirklich 42?

Wie lautet die Frage auf die Antwort „42“?

Während der erste sieben Mal von der ausweichenden Antwort enttäuscht gewesen sein dürfte, hat der andere nicht so ganz kapiert, was eine Ja/Nein-Frage ist. Und da war er nicht der einzige:

was geht? (6x)
moa?

wie wird es werden? (11x)

was kommt gerade im tv?

mein stuhl hat nur drei beine, warum?

Wie soll ich meine Webseite nennen? (14x)

Ob wir dann auch ein gutes Dutzend Webseiten mit Titeln wie „Ungewiss“, „Kann schon sein. Muss aber nicht“ oder „Möglicherweise“ zu sehen bekommen?

Die nächsten beiden haben nach der ersten Frage immerhin dazugelernt:

wie gross ist der grösste negerschwanz
werde ich noch viele neger ficken
bekomme ich einen grossen schwanz ab dieses wochenede

wann werde ich zum ersten mal ficken
werde ich vor 2014 ficken
werde ich üerhaupt eine fickfreundin jemals haben

Tut euch doch zusammen und nehmt auch noch diese mit ins Boot Bett:

Lerne ich Männer kennen, mit denen ich meine sexuelle Lust ausleben kann

Ich kann zwar nicht für Erfolge garantieren, aber Versuch macht kluch, oder nicht? Ach, aber sagt Bescheid, wann und wo…

Dann gab’s natürlich noch etliche nach dem Schema „liebt X Y“, „wird X sich von Y trennen“, „wird X wieder zu Y zurückkommen“ (übrigens auch mal alle drei Varianten mit denselben X und Y) oder auch „bin ich schwanger“, die ich hier nicht im einzelnen aufzählen will. Ist aber schön zu sehen, wenn der Fragende die Frage im zweiten Versuch konkretisiert bzw. die Namen samt zweitem Vornamen komplett hinschreibt – im Glauben, es würde dem Orakel helfen, eine Antwort zu finden… Aber das ist aussichtslos, denn selbst diese Frage:

kann das Orakel auch auch mit Ja ODER Nein antworten?

…macht das Orakel nicht konkreter.

Und?

Nicht so ungeduldig, es kommt noch was.

was?
was?

Das hier zum Beispiel:

ist heute dienstag?
ist morgen mittwoch?

Wenn ersteres, dann letzteres. Aber wieso muss man das ein Orakel fragen? Hat der Fragende etwa kein Vertrauen und wollte es testen?? Er möge sich schämen!

Macht am-Herd-stehen dumm?

Nein, aber sich-auf-Orakel-verlassen.

soll ich am samstag zu der feier gehen?
soll ich mir das offen halten?
soll ich mich jetzt samstag mit birthe treffen?

Als Optimist muss man es wohl schon als Vorteil bzw. Erkenntnisgewinn sehen, dass er/sie nicht noch bis Sonntag ununterbrochen weiter gefragt hatte..

muss ich mich ändern
muss ich liebenswürdiger sein
muss ich mehr auf mich achtgeben

Da würde ich pragmatisch sagen: Wenn du schon drüber nachdenkst, dürfte es auch einen Grund dafür geben.

Soll ich bleiben?

Aber natürlich! Mein Blog hat noch so viel zu bieten! Zumindest könntest du so nett sein und täglich wiederkommen, hm?

warum nicht?

Freut mich zu hören. So, das war’s für diesmal, hat’s euch gefallen?

ha
haha
haha klkl
(7x)

Links der Woche (2010/5+6)