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International

Verschluckt

Wo graddrig neulich über die Ähnlichkeiten und Unähnlichkeiten von Zahlwörtern in den indoeuropäischen Sprachen sinniert hat, kam mir eine ebenfalls interessante Sache wieder in den Sinn: Der Unterschied zwischen Schreibung und Aussprache.

Beim Deutschen kann man vielleicht sagen, dass es noch halbwegs „originalgetreu“ rüberkommt – meist werden Endungen verschluckt/reduziert, und, nun ja, z.B. „eu“ statt „oi“ zu schreiben, ist auch nicht ideal, da ist die Verwendung von Buchstabengruppen für spezielle, nicht im lateinischen Alphabet enthaltene Laute wie „sch“ (wo manche Sprachen Variationen wie š oder ş nehmen) schon harmlos. Dialekte, wo d‘ scho a weng anders redst ois wia d‘ in da Schui schreim lernst, um Boarisch ois Beispui z’nema1, sind da schon wieder ein Thema für sich, hier soll’s ja um die Hochsprache gehen.

Im Englischen wird’s da schon etwas umfangreicher, wo einige Vokale mal zu Diphthongen werden, mal deutlich anders ausgesprochen werden – z.B. das a in car als langes a, in can oder care als ä, in cane als äi, und in beiden Fällen wird das das End-e gar nicht gesprochen, es ändert nur den Vokal davor. Den man auch anders ändern könnte, etwa wie in fair, das braucht kein End-e für ein ä.

Im Französischen wird dann schon mehr verschluckt, v.a. auch Endungen. Man will ja nicht, dass Marseille wie eine schwäbische Kleinstadt klingt. ;)

Worauf ich aber eigentlich hinaus will. ist das Irische. Das ist nämlich so „gemein“, z.T. ganz schön viele Buchstaben nur zur Kennzeichnung der Aussprache der anderen zu verwenden. Beispiel aus der Wikipedia:

Is maith í comhairle an droch-chomhairligh.

Schon ein haariges Beispiel, denn das „hair“ ist gar keines: gesprochen wird das nur /is mɑh iː koːrˈlʲiː ən droˈxoːrligʲ./, also wie „is mah ii korli (e)n dro-CHORlig“. (Übersetzt übrigens „Gut ist der Rat eines schlechten Beraters.“)

Dagegen sind manche Ortsnamen wie Killarney (killARni) oder Nenagh (neNA) ja noch harmlos. Auch „ceathair“, die Zahl 4, die gnaddrig untersucht hatte, hat ja immerhin noch zwei Silben in der Aussprache kaher (h etwa wie ch in Fach).

Und dabei gab’s ja durchaus gewisse Vereinfachungen (siehe engl. Wikipedia), die Standardisierung und Vereinheitlichung in dern 1940er- und 50er-Jahren machte aus den Varianten „Gaedhealg / Gaedhilg(e) / Gaedhealaing / Gaeilic / Gaelainn / Gaoidhealg / Gaolainn“ ja immerhin „Gaeilge“, wie sich die irische Sprache selbst nennt. Oder auch z.B. beirbhiughadh ⇒ beiriú, imthighthe ⇒ imithe, meadhon ⇒ meán, urdhubhadh ⇒ urú. Ist ja schon mal was. :)

Jedenfalls: So regulär diese Buchstabenflut auch sein mag, gewöhnungsbedürftig ist sie für unsereinen schon. Gut, dass ich kein Irisch lernen muss…

Nun denn, ich hoffe, ihr fandet das auch ein bisschen „spéisiúil“ (spejschul, interessant). „Sea“? (scha, ja) „Tá sé sin go maith“ (to sche schin go ma, das ist gut). Zum Abschluss ein Zungenbrecher:

Ná bac le mac an bhacaigh is ní bhacfaidh mac an bhacaigh leat.

Das transskribiere ich jetzt aber nicht, hört’s euch an (am Ende der Liste)

  1. wo noch gewisse scheinbare Inkonsistenzen hinzukommen: nach oans und zwoa kommt halt doch nicht droa – was daran liegt, wann welcher ei-Lautwandel angekommen ist []

Links der Woche (2013/11)

  1. sorry fürs Nichtbeantworten deiner Mail, aber die hab ich irgendwie auf einem anderen PC verlegt, der aus Prinzip erst morgen wieder eingeschaltet wird… []

Projekt Hörsturz 42 – Multilingual

Projekt Hörsturz Es ist mal wieder Zeit für eine neue Runde im Projekt Hörsturz, bei dem die Teilnehmer alle zwei Wochen einige Songs bewerten – diesmal wieder eine Sonderrunde, und passend zur Nr. 42, der Antwort, ist es eine babelfisch­fordernde Fremdspachenrunde, bei der Deutsch und Englisch nicht erlaubt sind. Mal sehen, welch fremde Zungen da an unser Ohr dringen wollen…

  1. Kvelertak – Utrydd dei Svake (von Tenza)
    Zu Beginn hat uns gleich norwegisches Metall im Würgegriff1, und das in einer schön flotten, immer melodiöser und sanfter werdenden Instrumentierung. Interessante Wandlung, die der Song da durchmacht – ob die Band hier selbst zu schwach war und sich selbst ausgelöscht hat?^^
    8 von 10 Sternen 8 Schwache
  2. Zaz – Je Veux (von David)
    Locker-leichtes, aber auch etwas zu seichtes Pop-Stückchen. Ganz okay für Zwischendurch.
    5 von 10 Sternen 5 fröhliche Französinnen
  3. Wir sind Helden – La Réclamation (von Konzertheld)
    Flottes eingefranzösischtes Lied, das nicht nur mich an „Ça plane pour moi“ erinnert…
    7 von 10 Sternen 7 gute Tage
  4. Kaizers Orchestra – Svarte katter & flosshatter (von beam)
    Orchestral? Jedenfalls melodiös, etwas schräg, abwechslungsreich, zwischendrin aber auch mit unnötigen Längen.
    7 von 10 Sternen 7 basement cats
  5. Tappi Tíkarrass – Hrollur (von beetFreeQ)
    Ach, die junge Björk. Passt irgendwie. Und klingt gleichzeitig altmodisch und fast zeitlos…
    6 von 10 Sternen 6x brrrrr – wann kommt der Frühling zurück?
  6. Pizzicato Five – Mon Amour Tokyo (von mir)
    Ein fröhlich dahinhüpfendes Liedchen, wie ich finde…

  7. Khaled – Aicha (von Sorkin)
    Aus meiner Erinnerung befürchte ich schon mal nicht so Gutes. Nun ja, ist halt ’ne altbekannte schnulzesk jammernde Ballade mit Standard-Beat dahinter. Nicht abgrundtief schlecht, aber…
    3 von 10 Sternen 3 Aichas
  8. Moneybrother – Livet börjar här (von JuliaL49)
    Fängt irgendwie zu oldieschnulzig an. Wird danach auch nicht viel besser, trotz des netten Rhythmus.
    4 von 10 Sternen 4 Geburten
  9. Camille – La demeure d’un ciel (Acoustic) (von Freddi)
    Schöne Einfrauband mit sanftem Gesang, aber irgendwie fehlt mir was für ’nen richtigen Hit…
    6 von 10 Sternen 6 Himmelsreste
  10. hide – Dice (von Khitos)
    Wenn man Würfel versteckt, welche Sprache kommt dann raus? Aha, japanisch. (Nachschau – ach, der frühere X-Japan-Gitarrist.) Und flott rockend mit einem irgendwie typisch japanischen Einschlag.
    8 von 10 Sternen 8 ヒデs

Macht einen Schnitt von 6,0 für diese Songs – leicht überdurchschnittlich. Auf zu den Bonussongs:

Den Vorschlag fürs nächste Mal muss ich noch raussuchen…

  1. mal sehen, wie lange ich das durchhalte, Titel und Bandnamen durch Google Translate oder Wikipedia zu jagen… []

Links und Video der Woche (2009/48)

Warum sollte ich das wissen?

sex-do-not-disturb Die Süddeutsche bietet eine Klickstrecke mit dem Titel „10 Dinge… Was Sie schon immer über Sex wissen sollten – es mögen ja Dinge sein, die einen „überraschen werden“, aber wozu sollte man u.a. wissen sollen,

  • wie Stachelschweine sich bei der Paarung schützen;
  • dass ein amerikanischer Sexualforscher 300 Männer vor der Kamera masturbieren ließ, „um heraus zu finden, mit welcher Wucht männliches Sperma bei der Ejakulation herausgeschleudert wird“ – wobei das Ergebnis nicht mal erwähnt wird;
  • wie Sex am Morgen in Slowenien genannt wird?

Was bringt einem dieses Wissen? Nicht mal das „wissen wollen“ geht in den meisten Fällen über ein „aha – kurios – na und? – gleich wieder vergessen“ hinaus… Oder wie seht ihr das?


Foto: nevit/sxc