Eine neue Sonderrunde im „Projekt Hörsturz“, bei dem die Teilnehmer alle zwei Wochen mindestens fünf Songs anhören und bewerten – diesmal geht’s um Soundtrack-Songs aus Filmen oder Computerspielen.
Stellt sich die Frage, wie sehr man die Videos beachten soll, die ja Filmszenen enthalten dürften. Ich denke, bei den „richtigen“ Liedern werde ich sie am besten wie bisher für die Bewertung auf jeden Fall ignorieren. Und ich frag mich schon, wie ich die „Nicht-Lieder“, also Score- oder vergleichbare Ausschnitte behandeln soll…
- Radiohead – Exit Music (For a film) (von Herr Lutz – Romeo und Julia)
Exit Music am Anfang? Wie unpassend. Hoffentlich bietet sie trotzdem einen guten Einstieg in diese Runde. Sieht aber schlecht aus, denn so ein zwar gefühlvolles, doch langatmig-trauriges Lied, während die Sonne ins Zimmer scheint? Ah, mit der Zeit wird’s noch kraftvoller und abwechslungsreicher. Insgesamt doch ein mehr als gediegener Anfang.
3½ Romeos
- Mark Morgan – Acolytes of the New God (von Guldhan – Fallout 1)
Eine zum Spiel passende düstere, getragene Atmosphäre wird mit Glocken und raschelnden Rasseln schon mal aufgebaut. Dazu ein paar quasigregorianische Chöre. Nach der Hälfte frag ich mich aber so langsam, ob da doch noch mehr Abwechslung kommt… und muss mir leider antworten: kaum. Mag zur richtigen Spielszene wirklich gut passen, aber die gibt’s im Video leider nicht.
1½ zu weit entfernte Atmosphären
- Sad Brad Smith – Help Yourself (von Steve – Up In The Air)
Aha, wir beginnen mit altmodischem Geklampfe – das klingt jetzt negativer, als es gemeint ist – und Gesang. Nett. Wie viele Stimmen singen da übereinander, oder ist das nur ein Hall-Effekt? Egal. Hat jedenfalls was. Auch wenn auch dieses Lied für den Sonnenschein etwas zu traurig klingt.
3½ Abgehobene
- Keane – Everybody’s Changing (von endgueltig – Keinohrhasen)
Britpop, oder? Och nö, der singt ja auch so weinerlich. Gibt’s denn hier keine Filme (bzw. Filmsongs) mit besserer Stimmung? Okay, die Weinerlichkeit geht in eine weichgespülte Radio-Beliebigkeit über. Gähn.
1 langgezogenes Kinn
- Sigmund Groven – Reodors Ballade (von Postpunk – Flåklypa Grand Prix)
Flåklypa wird ja wohl nicht skandinavisch für Chanson sein – ihr wisst schon, der früher übliche Name für dieses Eurovision-Song-Dingens. Nun, offenbar nicht, denn hier geht’s ganz ohne Gesang orchestral zu. Und natürlich balladisch, sonst wäre der Titel unpassend. Und, oh Wunder, nicht traurig. Das werden zwar keine Filmszenen im Video sein, aber da wäre ich jetzt auch gerne…
3½ Sonnenuntergänge
Damit wäre die Pflicht erledigt – mit einem Schnitt von 2,6 ziemlich im Mittelfeld. Weiter zur Kür, den optionalen Songs, die ich nur kurz bewerten werde:
- Cry Baby – King Cry Baby (von Sebastian – Cry Baby)
Nein, weinen muss ich da wirklich nicht.
4½ Königsparodien
- Danny Elfman – This is Halloween (von Stoffel – Nightmare before Christmas)
Falsche Jahreszeit, trotzdem nicht schlecht.
3½ Kürbisköpfe
- Dropkick Murphys – I’m Shipping Up To Boston (von Robert – The Departed)
Folk-Metal-Pubsong, zur Abwechslung mal von den Inseln.
4 Pints, bitte
- Ewan McGregor – Your Song (von Hannah – Moulin Rouge)
Wenn das Lied mir gehört, warum werde ich dann nicht an den Einnahmen beteiligt??
4 singende Mühlen
- Faunts – M4 (Part II) (von Konna – Mass Effect)
Ganz nett.
3 Möwen
- Hans Zimmer – Discombulate (von Sir Donnerbold – Sherlock Holmes)
Ich vermisse ein „bo“. Wo hat der Hans das versteckt?
3½ solide gezimmerte Filmkomponisten
- Jay Gordon – Slept So Long (von fini – Queen of the Damned)
Ein kraftvoll-düsterer Weckruf.
4½ zu früh verstorbene Aaliyahs
- Kimya Dawson – Tire Swing (von beam – Juno)
Eine seltsame, sparsam instrumentierte Gesangsstunde?
2 Schaukeln
- Queen – Princes of the Universe (von mir – Highlander)
Einen „typischen“ Queen-Klassiker zu meinem Lieblingsfilm kann ich gar nicht anders bewerten…
5 Quickenings
- Rocky Horror Picture Show – Time Warp (von kasumi)
Ein freakiger Klassiker.
4½ verbogene Zeiten
- The Proclaimers – I’m Gonna Be (500 Miles) (von JuliaL49 – Benny & Joon)
Noch ein Klassiker, nur nicht freakig. Auch wenn mir zum Film jetzt nichts einfällt.
3600 Kilometer
- Yann Tiersen – Comptine d’un autre été: L’après-midi (von beetFreeQ – Die fabelhafte Welt der Amelie)
Ein schöner filmmusikalischer Abschluss dieser Runde.
4 Welten
Macht einen erstaunlichen Schnitt von 3,92 für die Bonussongs bzw. 3,53 insgesamt.
Als Vorschlag fürs nächste Mal greife ich den von Runde 7 wieder auf – jetzt findet er ja auf jeden Fall zumindest in den Bonussongs etwas Beachtung –, und wie ich damals schon sagte, es ist etwas Unbekanntes von einem sehr Bekannten: „Yellow Breezes (Demo)“ von Freddie Mercury.
Da bin ich mal auf die Reaktionen gespannt.