Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen, sagt man (auch wenn nicht ganz klar ist, wer zuerst) – und natürlich umso schwieriger, je weiter entfernt die fragliche Zukunft ist. Kennen wir ja auch vom Wetter.
Als sich im Sommer einige Medien mit Meldungen über Wettervorhersagen von über 40°C hervortaten – die letztlich nur mit gewissen Wahrscheinlichkeiten und nur bei manchen Wettermodellen vorkamen –, hatte ich mir gedacht, ich könnte die einige Temperaturvorhersagen mal mit der Realität vergleichen.
Also hab ich mir vier Wetterdienste mit längerfristigen Vorhersagen herausgepickt und mir (fast) täglich notiert, was sie so für ca. die nächsten zwei Wochen meinen: wetter.com mit 16-Tages-Vorhersagen (inkl. aktuellem Tag); wetter.de, die zwischendrin von 14 Tagen auf „diese und nächste Woche“ umgestellt haben, also effektiv 8 bis 14 Tage; meteoblue mit 14 Tagen; und Kachelmann mit einem 14-Tage-Trend, bei dem für die letzten 4 Tage aber nur die Bereiche angegeben werden und die ich des Aufwands wegen weggelassen habe. Das ganze lief vom 11.7. bis zum 1.9.
Jetzt ist das hier für Pfaffenhofen a.d.Ilm ein bisschen ein Problem, da unterschiedliche Wetterdienste Vorhersagen für unterschiedliche konkrete Orte verwenden oder das gar nicht genau angeben und es insbesondere keine offizielle Messstation im Ort (oder gar im Landkreis) gibt; auf der Kachelmann-Seite kann man schön in einer Kartenansicht herumzoomen und zurückblättern, und von dort hab ich die nächstgelegenen Messwerte von Altomünster-Maisbrunn (ca. 20 km im Südwesten), Weihenstephan-Dürnast (ca. 20 km im Südosten) und Kösching (ca. 30 km im Norden) ausgewählt. Wie sich herausgestellt hat, war es in Kösching praktisch immer wärmer, was aber im Wesentlichen nur zur Verschiebung der Abweichung geführt hat und nicht zu grundsätzlichen qualitativen Änderungen, also begnüge ich mich hier im Artikel mit der Kurve mit dem Durchschnitt der beiden erstgenannten Orte (mit Kösching »hier):
Interessant, wie sich das so mit der Zeit ändert… Auf der X-Achse sind die Tage aufgetragen, die die Prognosen in die Zukunft reichen; da ich zu unterschiedlichen Tageszeiten nachgeschaut habe, ist das mitunter um einen halben Tag ungenau, aber prinzipiell zeigt sich natürlich die zunehmende Unsicherheit. Die Werte selbst sind die Mittelwerte der Abweichung der Vorhersage vom Mittelwert der beiden Messorte – d.h. z.B. wetter.com, die grüne Linie, lag bis zum 9. Tag im Schnitt immer mehr zu weit unter den tatsächlichen Temperaturen, nur um dann für den 10. bis 15. Tag leicht darüber zu liegen.
Das waren jetzt die Durchschnittswerte von negativen und positiven Abweichungen zusammen; mit der absoluten Abweichung, also egal ob nach unten oder nach oben, sieht’s langweiliger und anfangs einheitlicher aus (wobei es mit Kösching keine deutliche Verschiebung mehr gibt):
(Übrigens sind die Messwerte alle mit einer Nachkommastelle und die Vorhersagen nicht, sodass schon allein dadurch eine Grundabweichung mit reinkommt.) Es bestätigt sich also, dass es mit zunehmender Zukunft zunehmend ungenau wird… doch die Details der Ungenauigkeit sind dann doch interessant, finde ich.
Ob sich das auch so verhält, wenn es nicht um Rekord- und allgemein Hitze geht? Mal sehen, vielleicht mach ich das im Winter auch mal…
Die höchsten Tageshöchsttemperaturen lagen übrigens bei 36,0/36,1/37,1 (in den drei Orten in o.g. Reihenfolge) am 20.7., gefolgt von 34,0/35,0/37,0 am 25.7. und 33,9/34,8/36,0 am 4.8.
Nachtrag zur Frage: Werden hohe Temperaturen anders eingeschätzt als niedrige? Dazu hab ich mir zum einen die Vorhersagen für Tage mit gemessenen Temperaturen bis 24° angeschaut – dafür gab’s bis zu 17, tendenziell Langzeit, da viele im September lagen:
Absichtlich mit demselben Y-Achsen-Bereich. Man sieht: Niedrige Temperaturen wurden eher überschätzt. Und bei Hitzetagen mit Werten ab 29° mit bis zu 14 Vorhersagen, tendenziell Kurzzeit?
Diese lagen für bis zu 4 Tage in die Zukunft noch recht gut, wurden danach oft stark unterschätzt, aber nicht von allen.