…und gestern war Zeit für einen kleinen Foto-Spaziergang (wobei ich nicht der einzige war, der diese Idee hatte).
Jahresarchiv:
2016
Ja und Ja
Wie berichtet, gab’s hier in Pfaffenhofen zwei Bürgerentscheide – mit automatischem Versand der Briefwahlunterlagen. Gestern war der eigentliche Termin, bei dem tatsächlich 478 von 19766 Wahlberechtigten (2,4%) bzw. 11776 Wählern (4,1%) noch persönlich im Rathaus vorbeikamen, mehr als ich erwartet hätte. Insgesamt lag die Wahlbeteiligung bei 59,6%.
Die vorläufigen Endergebnisse für die drei Windräder und die bessere Variante des geplanten Hallenbads:
Windräder | Hallenbad | |||
---|---|---|---|---|
Ja | 6660 | 33,7% | 7395 | 37,4% |
Nein | 5043 | 25,5% | 4303 | 21,8% |
ungültig | 73 | 0,4% | 78 | 0,4% |
Nichtwähler | 7990 | 40,4% | 7990 | 40,4% |
(Wieso Excel jetzt auf die Idee kommt, im rechten Bild die Nichtwähler auf 41% aufzurunden, tja, wer weiß…)
Dann warten wir mal auf die Bauarbeiten der Windräder und die Detailplanungen – die auch mit Bürgerbeteiligung stattfinden sollen – fürs Hallenbad…
Feuerroter Schatten
Ja, nach der Sommerpause ist das mal wieder ein gekünstelter Titel für einen kleinen Konzertbericht: Tarja mit der „The Shadow Shows“-Tour am 15.10.2016 im Backstage-Werk in München.
Erste Vorgruppe war Scarlet Aura mit melodischem Metal mit Frontfrau aus Bukarest (1. Foto), von denen ich dank der längsten Schlange, die ich je vor dem Backstage erlebt habe und die sich anfangs nur sehr zäh bis gar nicht bewegt hat1, nur die Hälfte mitbekommen habe. Bei einem Song hatte die Dame auch Engelsflügel an (wovon ich kein passables Bild habe). War eigentlich ein ganz guter Auftakt, diese noch recht neue Band könnte ich mir mal näher anhören.
Zweite Vorgruppe waren Angra2 aus Brasilien mit Power Metal, oft um Percussions und Folk-Elemente angereichert – samt einer Capoeira-Einlage (dieser brasilianische Kampftanz) des Percussionisten. Anfangs fand ich sie „nur okay“ und vielleicht nicht ganz ins Gesamtkonzept passend, mit der Zeit immer besser. Die Publikumsreaktionen breiteten sich aber auch recht zäh weiter als ein paar Meter nach hinten aus. 55 Minuten (+ langem Abschied) durften sie spielen.3
Dann kam natürlich Tarja mit Begleitband, und die Begeisterung war entsprechend groß. Ich kopiere mal aus meinem Bericht von vor drei Jahren:
Tarja schien auch ihren Spaß gehabt zu haben und von dem vielen Applaus gerührt gewesen zu sein. Und zusätzliches rhythmisches Klatschen nach mindestens jedem zweiten Lied hört man auch nicht immer…
Showtechnisch gab’s diesmal auch eine fünfgeteilte Videowand und dazwischen senkrechte Reihen von (Lauf-)Lichtpunkten, etwas zu hell für meinen Geschmack (und den der iPhone-Kamera). Musik und Gesang selbst waren natürlich wiederum toll, von ruhigen, gefühlvollen Stücken, einem Akustik-Medley zwischendrin, mit schöner Dynamik, bis hin zur nötigen Metal-Härte.
Und das gut 100 Minuten lang, wohl ca. die Hälfte davon vom neuen Album (» Setlist). Abwechslungsreich, begeisternd – aber okay, mein Blick als Fan ist da nicht ganz unvoreingenommen.
- da war die Security wohl noch mit dem etwas früher beginnenden 4-Band-Konzert in der kleineren Halle zu beschäftigt… [↩]
- „Göttin des Feuers“ in der brasilianischen Mythologie, somit wäre auch „Feuer“ im Titel dieses Beitrags erklärt [↩]
- Hätten sie sich auf die „üblichen“ 45 Minuten beschränkt – bevorzugt also die ersten 10-15 weggelassen –, hätte ich dank der erfreulich kurzen Umbaupausen gar noch meinen vorletzten Zug erreicht… [↩]
Von Wind, Wasser und Briefen
Hier in Pfaffenhofen gibt’s am 23. Oktober zwei Bürgerentscheide (Infos u.a. mit 2 Videos) – erstmals und als erste Kommune in Bayern mit automatischer Briefwahl, d.h. die knapp 20000 Abstimmungsberechtigten haben ihre Stimmzettel bereits automatisch erhalten; am Abstimmungstag selbst wird nur ein einziges Wahllokal geöffnet sein, und wer weiß, ob dabei die „Wie viele da wohl kommen?“-Neugierigen nicht gegenüber den tatsächlichen Wählern in der Mehrheit sind.^^ Auf die Wahlbeteiligung bin ich jedenfalls mal gespannt.
Das Vorgehen, auch wenn’s etwas komplizierter ist als eine persönliche Abstimmung vor Ort, wird mehrfach in Bild und Text erklärt – wer das nicht kapiert und keine gültige Stimme hinbekommt, sollte eh nicht wählen dürfen.
Die eine Abstimmung betrifft das neue Hallenbad1 – ob eine Minimallösung für Schul- und Vereinssport mit vermutlich ähnlich knappen Öffnungszeiten für die Allgemeinheit wie jetzt im kleinen, baufälligen Realschul-Hallenbad ausreicht (die immer noch 8 Millionen Euro kosten soll) oder lieber eine größere Familien-/Freizeitbad-Lösung mit bis zu 15 Millionen gebaut werden soll.
Die genaue Ausgestaltung von letzterer Variante soll dann Anfang nächsten Jahres ausgearbeitet werden – meine Ideallösung wäre ja eine, die vor allem für Schwimmer geeignet ist, also mehr oder weniger die mittlere der ursprünglich in Aussicht gestellten drei Varianten; da die nicht direkt zur Abstimmung steht, muss das über die genaue Ausgestaltung laufen, worauf auch die Schwimmvereine hinarbeiten wollen. Also hoffe ich hier mal auf ein klares Ja-Ergebnis.
Während ums Hallenbad recht wenig Wellen gemacht werden, geht’s beim Windpark mit drei Windrädern (südlich des einen, das es im Nordosten der Stadt bereits gibt) schon stürmischer zu – zwei Initiativen „Rückenwind“ und „Gegenwind“ sorgen mit Plakaten und Informationsveranstaltungen für viel Wirbel und leidenschaftlich geführte Diskussionen, bei denen beide Seiten schon auch mal übers Vernünftige hinausgehen. Ich will hier nicht alle Argumente wiedergeben, im aktuellen Bürgermagazin (PDF, inkl. Fotomontage), in der ausführlichen Stadtratsvorlage und anderswo findet sich genügend dazu; hier nur soviel:
Befürworter setzen natürlich darauf, dass die hier in Pfaffenhofen benötigte Energie 100% sauber wäre, und generell ist ja wenig gegen die grundsätzlichen Ziele der Energiewende einzuwenden, Kohle- und Atomkraft haben nun mal ihre unbestreitbaren schwerwiegenden Nachteile. Dass eine Jugendparlament-Angehörige von „Lieber drei Windräder als ein Atomkraftwerk vor der Nase“ spricht, ist natürlich eine dieser unnötigen Übertreibungen, denn wir haben hier kein Atomkraftwerk vor der Nase, und gebaut werden soll erst recht keines.
Die Gegner fühlen sich hingegen mitunter „zu Bürgern zweiter Klasse herabgewürdigt“, kommen aber auch nicht immer überzeugend daher: Verallgemeinerung einzelner, individueller Einwände (vgl. o.a. Stadtratsvorlage), der teuflisch an die Wand gemalte Immobilien-Wertverlust „von 30 % bis hin zur Unverkäuflichkeit“ für „auch viele Pfaffenhofener mit Blick auf den Windpark“ darf dann doch bezweifelt werden (siehe auch Stadtratvorlage S.13/14), und mindestens ein Wutbürger aus ihren Reihen neigt anscheinend auch zu Gewalt in Form eines Steins mit Drohbrief ins Fenster eines Stadtratmitglieds.
Zudem frage ich mich, ob dieses im Boden verankert gewesene und andere Befürworter-Plakate tatsächlich dem Wind zum Opfer gefallen sind oder nicht doch mutwillig flachgelegt wurden, wohingegen mir kein liegendes Gegner-Plakat aufgefallen ist (auch wenn sich keines direkt in der Nähe der liegenden Plakate befand, sodass lokale Wind-Unterschiede nicht auszuschließen sind)…
Bei einer Nicht-wirklich-„Bürger informieren Bürger“-Veranstaltung gestern2 waren dann v.a. zwei überregional tätige Anti-Windkraft-Referenten aktiv, ein Energieingenieur, der sich zwar laut Kurier „auf plausibel vorgetragene Eigenrecherchen stützt“, trotzdem über die durchaus ja auch vorhandenen Kritikpunkte hinaus polemisch zugespitzt von „sinnlosen Monstermaschinen“ spricht, und ein „Allgemeinarzt und Osteopath“, der „unter Windkraftbefürworten als Demagoge verrufen“ sein soll (ebenfalls laut Kurier). Zudem ist die Osteopathie ein pseudomedizinisches Konzept ohne glaubwürdigen Wirksamkeitsnachweis, der gute Herr Doktor hat also offenbar gewisse Defizite in Sachen Wissenschaftlichkeit und Evidenz – das lässt mich zweifeln, ob man auf seine medizinischen Ausführungen gegen Windräder vernünftigerweise allzu großes Gewicht legen sollte.
Man darf gespannt sein, wie die Sache weiter- und ausgeht…