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Esoterik&Religion

Frühsommerliche Hexerei

Halloween-Hexe Das sechste „Best Of“ des „Hexenkalender“ für 2009 des Moewig-Verlags (alle Beiträge » hier), und diesmal kümmern wir uns um den gesamten Juni und sehen, was er so an Märchen für uns bereit hält:

„Wir meinen, das Märchen und das Spiel gehöre zur Kindheit: wir Kurzsichtigen! Als ob wir in irgendeinem Lebensalter ohne Märchen und Spiel leben möchten!“
(Friedrich Nietzsche)

Die Sterne sagen nicht viel

Jedenfalls nicht viel, das von üblicher Horoskopbanalität abweicht. Zumindest – quasi eine Vorwarnung für die Eltern, die schon mal ein Lexikon kaufen können – sollen Zwillinge-Kinder beginnen, Fragen zu stellen, sobald sie sprechen können. Ach, und ich dachte, das ist bei allen Kindern so.
Warum?
Weil Kinder neugierig sind.
Warum?
Weil die Welt so viel zu bieten hat, das sie noch nicht kennen.
Warum?
Weil sie noch jung sind.
Warum?
Ach, halt doch den Mund!

Überraschenderweise hat der Kalender einen terminlich passenden Rat parat, nämlich diesen am ersten Tag nach Vollmond: „Blumen, die bei abnehmendem Mond geschnitten werden, halten länger.“ Aber wisst ihr, wie Blumen noch länger halten? Indem man sie gar nicht abschneidet! (Sofern man nicht gerade das Gegenteil eines grünen Daumens hat.)

Kinder sind die besten Gärtner!

Im Abschnitt Hexenapotheke erfährt man von den neuesten (oder ältesten?) Erkenntnissen im Bereich Gartenpflege:

„Lassen Sie Ihre Kinder auf dem Rasen spielen! So wird dessen Grasnarbe dichter und widerstandsfähiger.“

Ob das auch in Gartenkalendern steht? Oder funktioniert das nur bei Kindern von Hexen? Tja, wer weiß. Und wer weiß, wie viele Möglichkeiten es gibt, „zwischendurch“ zu definieren – Schokoladen­freunde werden da sicher einen schmackhaften Wert finden:

„Essen Sie ruhig zwischendurch ein Stück Schokolade – sie schützt das Herz und senkt den Blutdruck.“

Wobei von der Art der Schokolade keine Rede ist – meines Wissens sind da die kakaohaltigeren, bittereren die empfehlenswerteren. Und der obige Tip liefert auch eine Beschäftigung für schlaflose Nächte, wenn man folgenden Tip befolgt:

„Schlaflosigkeit? Versuchen Sie, eine Nacht lang überhaupt nicht zu schlafen. Nach einer durchwachten Nacht ist das Problem meist für längere Zeit behoben.“

:yawn: Hat das jemand mal ausprobiert? Ich kann zwar bestätigen, dass man am Tag nach einer durchgemachten Nacht gern einschläft, aber solche Langzeitstudien hab ich noch nicht betrieben…

Frauen an den Herd!

Frau am Herd Wie kann es der Kalender verantworten, einem bei diesem Tip für dieses Wochenende – inkl. Freitag, wie bei diesem Kalender so üblich – selbst die Entscheidung (die Gläubige an höhere Mächte wie die Astrologie ja gerne abgeben) zu überlassen, welchen der drei Tage man nehmen soll:

„Gönnen Sie sich wieder einmal einen Tag der inneren Einkehr. Sie werden körperlich und geistig erfrischt Ihren Alltag wieder aufnehmen.“

Nun denn, Weib, gönne dir diesen einen Tag, aber ab Dienstag heißt’s zurück an den Herd und daheimbleiben, denn das sind deine weiblichen Qualitäten! Sage nicht ich, sondern der Kalender, so irgendwie indirekt zumindest:

„Am 9. Juni wurde im alten Rom das Fest der Vesta, der Schutzgöttin des Herdfeuers und der Familie, gefeiert. Setzen Sie sich heute ganz besonders mit Ihren weiblichen Qualitäten auseinander.“

Gut, zum Schluss „feiern [wir] die ersten Erdbeeren mit einem Dankfest an die Erde!“ – oder auch nicht, sie schmecken auch so sehr gut – und entzünden zu Ehren der römischen Glücksgöttin Fortuna an ihrem Feiertag (24.6.) eine grüne Kerze und wünschen uns einen Sechser im Lotto. Wird zwar nur funktionieren, wenn man die Lottokugeln grün anmalt, aber was soll’s, Wünsche werden ja immer erfüllt, wenn man nur fest genug wünscht, wie sich die Esoteriker ja die Dinge gern so hinbiegen, wie sie sie brauchen:

„Die Dinge sind nie so, wie sie sind. Sie sind immer das, was man aus ihnen macht.“
(Jean Anouilh, franz. Dramatiker)

Manche hoffen das auch über die Grenzen, die die Realität steckt, hinaus…


Foto: Scyza/sxc

Dem Petrus seine Frau

Achtung: Gläubige ohne jeglichen Sinn für Humor sollten nicht weiterlesen! (Oder erst recht.) ;)

Wenn Petri Frau – also die Frau des Apostels Simon Petrus – von den Bibelschreibern nicht ignoriert worden wäre, wäre die Apostelgeschichte, die die Entstehung von Pfingsten beschreibt, länger geworden und hätte bestimmt1 wie folgt ausgesehen:

weingesicht 1 Und als der Tag der Pfingsten erfüllt wurde, waren sie alle an einem Orte beisammen. Denn das Wetter war ziemlich bescheiden, so daß Petrus und seine Kumpels lieber zuhause blieben; Frau Petrus war davon nicht besonders begeistert. 2 Und plötzlich geschah aus dem Himmel ein Brausen, wie von einem daherfahrenden, gewaltigen Winde, und erfüllte das ganze Haus, wo sie saßen. „Simon,“ rief Frau Petrus, „wann reparierste endlich dat Fenster, das sich nicht richtig schließen läßt?? Schon wieder kam ’ne Sturmbö rein!“ 3 Und es erschienen ihnen zerteilte Zungen wie von Feuer, und sie setzten sich auf jeden einzelnen von ihnen. „Ich hab dir doch gesagt, du sollst de roten Luftschlangen wegräumen! Aber du gehst ja lieber mit deinen Kumpels inne Kneipe, bevor du wat im Haus machst!“ 4 Und sie wurden alle mit Heiligem Geiste erfüllt und fingen an, in anderen Sprachen zu reden, wie der Geist ihnen gab auszusprechen. Frau Petrus grummelte irgendwas von „Weingeist“ und darüber, daß schon wieder eine Kiste Wein leer war. 5 Es wohnten aber in Jerusalem Juden, gottesfürchtige Männer, von jeder Nation derer, die unter dem Himmel sind.

6 Als sich aber das Gerücht hiervon verbreitete, kam die Menge zusammen und wurde bestürzt, weil jeder einzelne in seiner eigenen Mundart sie reden hörte. […] 12 Sie entsetzten sich aber alle und waren in Verlegenheit und sagten einer zum anderen: Was mag dies wohl sein? „Ja, Kinners,“ sprach Frau Petrus zur Menge, „da seht ihr, was zu viel Alkohol anstellen kann. Wahrlich, lasset euch – jetzt sprech ich auch schon so verkünstelt, also nochmal: Laßt euch dat ’ne Lehre sein!“ 13 Andere aber sagten spottend: Sie sind voll süßen Weines. „Süß? Also hörma, dat war ’n Import aus’m Ländle, ’n erstklassiger trockener Trollinger Kabinett!“

14 Petrus aber stand auf mit den Elfen, erhob seine Stimme und redete zu ihnen: Männer von Judäa, und ihr alle, die ihr zu Jerusalem wohnet, dies sei euch kund, und nehmet zu Ohren meine Worte! „Ja, wenn er getrunken hat, dann redet er gern, mein Simon. Aber Elfen? Na komm, so schlank sind die Jungs nun wirklich nicht, und spitze Ohren… ach so, die Anzahl is gemeint!“ erkannte sie mit einem verlegenen Kichern. 15 Denn diese sind nicht trunken, wie ihr meinet, denn es ist die dritte Stunde des Tages; „Wie war das noch?“ fragte Frau Petrus in die Runde, „Wer merkt, daß er betrunken ist, ist es noch nicht – erst wenn er’s nicht mehr merkt, ist er’s wirklich, oder? Und wat soll dat mit der dritten Stunde? Seit Sonnenaufgang hockense hier beim Frühschoppen!“ 16 sondern dies ist es, was durch den Propheten Joel gesagt ist: „Ach, der Joel, ja, ’n alter Arbeitskollege vom Simon, aber der is nach Leningrad umgezogen.“

17 „Und es wird geschehen in den letzten Tagen, spricht Gott, daß ich von meinem Geiste ausgießen werde auf alles Fleisch, und eure Söhne und eure Töchter werden weissagen, und eure Jünglinge werden Gesichte sehen, und eure Ältesten werden Träume haben; „Was, letzte Tage? Na wenn die so weiter bechern, macht’s die Leber wirklich nich mehr lange. Aber bloß keinen Alkohol für die Kinder!“ 18 und sogar auf meine Knechte und auf meine Mägde werde ich in jenen Tagen von meinem Geiste ausgießen, und sie werden weissagen. „Ja, weissagen, klaaaar. Schreibt das aber bloß nicht auf, sonst kommen die Leute später nur auf dumme Gedanken und interpretieren allen möglichem Quark hinein, was immer nur hinterher stimmt, ne?“ Einem jungen Mann aus dem Publikum mit „Notre Dame“-T-Shirt schien diese Idee zu gefallen. 19 Und ich werde Wunder geben in dem Himmel oben und Zeichen auf der Erde unten: Blut und Feuer und Rauchdampf; „Simon, reparier endlich dat Fenster, ich will keinen Rauch hier drin!“ 20 die Sonne wird verwandelt werden in Finsternis und der Mond in Blut, ehe der große und herrliche Tag des Herrn kommt. „Joa, so Sonnen- und Mondfinsternisse sind immer schön anzuschaun. Würd euch auch gefallen,“ sagt sie zu Petrus und seinen Freunden, „wenn ihr mal nüchtern wärt!“ 21 Und es wird geschehen, ein jeder, der irgend den Namen des Herrn anrufen wird, wird errettet werden.“ „Herrn, Herrn, immer nur Herrn. Was ist mit den Damen??“ meckerte Frau Petrus. Sie war es wirklich leid, daß die Frauen so oft ignoriert wurden.

22 Männer von Israel, höret diese Worte: Jesum, den Nazaräer, einen Mann, von Gott an euch erwiesen durch mächtige Taten und Wunder und Zeichen, die Gott durch ihn in eurer Mitte tat, wie ihr selbst wisset, 23 diesen, übergeben nach dem bestimmten Ratschluß und nach Vorkenntnis Gottes, habt ihr durch die Hand von Gesetzlosen ans Kreuz geheftet und umgebracht. „Ach je, stimmt, der arme Jesus. Mein Simon war ja ’n guter Freund von ihm, er hat wirklich tagelang geflennt.“ 24 Den hat Gott auferweckt, nachdem er die Wehen des Todes aufgelöst hatte, wie es denn nicht möglich war, daß er von demselben behalten würde. „Die Wehen und Sorgen übern Tod im Alkohol ertränken – ha! Als ob der Simon und seine Kumpels einen Grund dafür bräuchten! Und dann bilden sie sich immer so himmlische Kumpels ein, ne ne ne…“ […] 32 Diesen Jesus hat Gott auferweckt, wovon wir alle Zeugen sind. „Bitte was? Bloß weil die Frau vonnem Jesus dat Grab aufgeräumt und seine Leiche kurz woanders hingelegt hat,“ meinte Frau Petrus kopfschüttelnd, „redet ihr von Auferweckung. Ts!“ 33 Nachdem er nun durch die Rechte Gottes erhöht worden ist und die Verheißung des Heiligen Geistes vom Vater empfangen hat, hat er dieses ausgegossen, was ihr sehet und höret. „Na wenigstens gießen se den Wein noch ins Glas und saufen nicht aus der Flasche, dat wär ja nun sowas von kulturlos!“ […] 36 Das ganze Haus Israel wisse nun zuverlässig, daß Gott ihn sowohl zum Herrn als auch zum Christus gemacht hat, diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt. „Schon gut, wenn ihr meint. Das war jetzt aber genug Alkohol, sonst hört ihr ja gar nicht mehr auf zu phantasieren.“ Sprach’s und versteckte den Schlüssel zum Weinkeller; erst eine große öffentliche Demonstration am übernächsten Donnerstag mit viel Blumenschmuck und bunten Gewändern konnte sie wieder umstimmen.

» Fortsetzung (2010)


Originaltext: Elberfelder Bibel 1905; Foto: tiano69/sxc

  1. oder auch nicht – vielleicht ist alles nur frei erfunden []

Projekt 52/21: Emotionen

Das Thema der Woche bei Saris Projekt 52 ist „Emotionen“…

21: Emotions

Thema 21: Emotionen

Hier ist wohl eine etwas längere Erklärung nötig: Es gibt da so Realitätsleugner, die nicht nur glauben, Wasser könne Informationen speichern1, sondern würde auch auf Gedanken und Emotionen reagieren – dass etwa der Gedanke bei der Abfüllung, beschriftete Etiketten auf dem Glas oder die Beschallung mit verschiedenen Musikstilen die Struktur, die „Belebtheit“ des Wassers verändern würden, wobei „Belebtheit“ natürlich eine eigene Definition ohne Realitätsbezug ist; nichtsdestotrotz gibt es Pseudo-/Parawissenschaftler – allen voran der Japaner mit dem passenden Namen Masaru Emoto –, die etwa mit dem Herauspicken und Interpretieren von gefälligen Kristallbildchen ebendies „bewiesen“ haben wollen.

Was natürlich gerne von Anbietern gleichermaßen placebohafter „Wasserbelebungsgeräte“ als eine werbetaugliche Grundlage verwendet wird – wie bei dem hier in der Region immer wieder werbenden, über den ich vor einem Jahr geschrieben habe; Auszüge:

James Randi hat das schon 2003 kommentiert (2. Abschnitt), dort sind auch ausgesuchte(!) Kristall-Bildchen zu sehen. Zitat Randi:

Well, if that didn’t convince you that Dr. Emoto might not have both oars in the water, try this, a quotation from him in answer to his thoughts on what the crystals are: „I came to the realization that these crystals are spirits.“ Okay. Where’s the door….?

Zitat von ZEIT Online, „Kann Wasser denken?“ (Hervorhebung von mir):

Doch wer fragt schon nach Wissenschaft, wenn Emoto sein Glaubensbekenntnis ablegt: „Die Wassermoleküle ließen mich tief verstehen, dass erst, wenn Dankbarkeit doppelt vorhanden ist (H2), die Liebe (O) eine aktive Form annehmen und wirken kann.“

Was soll man dazu noch sagen? :blossnicht:

Dass solch ein Unfug bei mir nicht gerade positive Emotionen hervorruft, mag man sich denken; selbst dieses Glas Wasser – mit sich zufällig ergebenden augenähnlichen Blasen (natürlich nachträglich leicht eingefärbt) – schaut angesichts solcher Ideen sehr missmutig drein…

Edit: Vorsichtshalber hab ich den ursprünglich vorhandenen vogelzeigenden Finger wieder entfernt – nicht dass sich jemand so beleidigt fühlt, dass er zum Anwalt rennt…


  1. der möchtegernwissenschaftlichere Teil der Homöopathen etwa beruft sich gern darauf []

Sand suchen?

Okay, Witze über Namen sind nicht unbedingt das Beste, aber die folgende Kombination aus dem Pfaffenhofener Kurier vom letzten Wochenende ist mir dann doch aufgefallen…

Wenn man auf der S.u.Ch.e, pardon, Suche nach der Krankheit (etwa mit der sinnlosen Augen- bzw. Irisdiagnose) und deren Heilung – um nicht zu sagen der Realität überhaupt – vom Esoterik-Heilpraktiker Sand in die Augen gestreut bekommen hat, nicht verzagen, der Augenarzt kennt sich damit aus und hilft! (Nach seinem Urlaub zumindest.)

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