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Glaube

Es wäre schlimm… (Zitat des Tages 25)

Kirchturmspitze vor dunklen Wolken (Montage) Schärfere Regeln gegen sexuellen Missbrauch will der Vatikan heraus­gegeben haben – gut, das haben sie, aber nicht nur vielen Opfern dürften die nicht reichen. Aus der ZDF-heute-Sendung vorhin:

„Die wichtigsten Änderungen: Die Verdoppelung der Verjährungs­frist auf 20 Jahre, die Beschleunigung von Entlassungs­verfahren für schuldige Priester und die Straf­androhung für den Besitz von Kinder­porno­grafie. Nichts aber zur Anzeige­pflicht bei Missbrauchs­fällen.“

Prof. Pater Markus Graulich, Kirchenrechtler Salesianer-Universität Rom, der dazu befragt wurde:

„Es wäre schlimm, wenn’s drinstünde. Und zwar deswegen, weil es ein kircheninternes Gesetz ist. Da steht nichts drin, weil sie sich natürlich an die Gesetze ihrer Länder halten müssen.“

Ja, hallo, dann schreibt doch rein, dass Anzeigepflicht besteht, wenn Kindesmissbrauch im jeweiligen Land unter Strafe steht!1 Wäre das so schlimm für euer Kirchenrecht? Aber klar, ihr wollt ja für eure Organisation so viel Trennung von den Staaten, wie ihr nur meint, bekommen zu können.

Ich hab ja noch nie gedacht, dass der Vatikan allzu lernfähig wäre, aber dass er das immer wieder bestätigt, ist trotzdem schade.

  1. Und wenn das irgendwo im staatlichen Äquivalent zu Hintertupfingen noch nicht der Fall ist, wäre das doch ein Punkt, für dem ihr euch engagieren könntet, so zum Wohle der Kinder und so, muss euch doch auch ein bisschen was bedeuten… []

Das Fegefeuer hat versagt

Bischof Walter Mixa 2008 Wie sagte unser aller Lieblings-Exbischof Walter Mixa nach seiner Rückkehr in die Öffentlichkeit in einem Interview (Hervorhebung von mir)?

Der Druck, unter dem ich die vorgefertigte Resignation unterschrieben habe, war wie ein Fegefeuer. Drei Tage später habe ich sie in einem Schreiben an den Papst widerrufen. Ich wusste in den Tagen weder ein noch aus.“

Na, schauen wir doch mal, was die Wikipedia über diesen alten Marketing­schachzug der katholischen Kirche gegen die Höllenängste der kleinen Sünder zu sagen hat:

Das Fegefeuer (lat.: purgatorium), auch Reinigungsort genannt, ist nach der römisch-katholischen Lehre ein Prozess der Läuterung, in dem die Seele eines Verstorbenen auf den Himmel vorbereitet wird.

Das Fegefeuer ist sozusagen Qual, die man über sich ergehen lassen muss, weil sie aus der eigenen Unwürdigkeit heraus entsteht.

Wurde noch vor wenigen Jahrzehnten ausdrücklich gelehrt, dass „Gott solche Seelen in das Fegefeuer weist“, wo sie „große Pein leiden“, so geht die katholische Theologie heute im Allgemeinen davon aus, dass die Seele nach ihrer Selbsterkenntnis das Fegefeuer bereitwillig auf sich nimmt, um – von den schlechten Eigenschaften geläutert – in das Paradies eingehen zu können.

Also ich sehe außer den Bezug zur angeblichen „großen Pein“ nicht allzu viel Wesentliches, das zu Mixas Aussagen passt. Selbst wenn er immerhin – sorgfältig formuliert, wie mir scheint – irgendwie zugibt, dass ein großer Vorwurf tatsächlich möglicherweise wohl berechtigt war:

„Es war wohl sicher ein Fehler, dass ich in den letzten Monaten im Blick auf die „Prügelstrafen“, die mir vorgeworfen wurden, und die mir beim besten Willen immer noch nicht erinnerlich sind, dass ich da nicht gleich eingeräumt habe, dass ich das nicht für jede körperliche Züchtigung behaupten kann“

Aber ist das wirklich ein Zeichen von Sebsterkenntnis? Die Erkenntnis der Unwürdigkeit, die für die Qual im Fegefeuer gesorgt hätte? Gar eine Läuterung?

Angesichts des Widerrufs der Resignation gleich nach diesem seinem Fegefeuer?

Ich glaube, ich bin nicht der einzige, der das stark bezweifelt. Eher der nächste Schachzug im Bemühen um den Wiedereinzug in Amt und Ehren oder zumindest möglichst große Teile davon – quasi sein Stückchen Paradies auf Erden als Ziel nach der purgatorischen Pein. Isoliert wie er anscheinend ist – interessiert er sich jetzt in dieser Hinsicht überhaupt für irgendetwas anderes als sein eigenes Wohlergehen?


Foto: Dr. Christoph Goldt / Bischöfliche Pressestelle Bistum Augsburg (IBA), aus Wikipedia, CC-by-sa-Lizenz