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Webdesign

Handschriftliche Wahrheit?

Sabbatjahr-klein Ich weiß nicht, was mir die „Ehre“ verschafft hat, vor ein paar Tagen einen Sonder-Newsletter von argentinischen Bibel-Endzeit-Spinnern (nennen sich „DER WEG“, Website: www.harmagedon.com.ar) zu bekommen – die verkleinerte Fassung dieses bunten Machwerks mit dem Betreff „SONDERBEITRAG: 6.10.5 Gottes Sabbatjahr beachten! 1. Teil: Warum sollten wir dem Sabbatjahr und dem Jubeljahr unsere besondere Aufmerksamkeit schenken?“ seht ihr hier rechts am Rand.

Der bunt hinterlegte Text enthält Bibelzitate, und alles andere benutzt einen Handschrift-Font (Lucida Handwriting), sofern installiert. Das erste breite Schaubild zum „logischen Ablauf“ der „Endzeit“ ist übrigens auch in der Mail noch unleserlich und wird selbst in voller 1869×1343-Pixel-Größe nicht übersichtlich.

Verwunderlich ist eher, dass der Hintergrund der Mail weiß ist! Normalerweise gehört doch ein farbiger Hintergrund für unpassende Farbkombinationen mit farbigem Text zum Standard für solche Leute, deren Sinn für leserfreundliche Textgestaltung typischerweise ähnlich ungenügend ausgeprägt ist wie ihr Sinn für die Realität. Aber das holen sie immerhin auf den Webseiten und den Schaubildern nach… natürlich mit Microsoft Office erstellt, und kaum muss Text komplizierter als nur untereinander angeordnet werden, ist er als Grafikdatei eingebunden – mitunter farbig gerastert auf andersfarbig gerastertem Hintergrund. Da hilft auch der „HINWEIS“ auf der Startseite nichts:

Gewisse Browser wie GOOGLE-CHROME geben die Grafikoptionen von WORD und EXEL 2007 verzerrt wieder. Öffnen sie die diese Internetseite bitte mit WINDOWS EXPLORER Version 9. Danke

Findet jemand alle Fehler in diesem Hinweis…?

Und was schreiben diese Leute in ihrer Mail sonst so nach dieser Ladies-not-first-Anrede:

Lieber Bruder, liebe Schwester im Glauben!
Liebe Suchende nach unverfälschter Wahrheit

Nun, im zweiten Absatz ist das Wort „Zeichen“ als Link hervorgehoben. Aber das ist mir wie der Rest sowieso egal. Texte von Leuten, die in einer jahrtausendealten, erst im Lauf von Jahrhunderten kanonisierten Mythensammlung, die sich schon massiv selbst widerspricht (von massiven Problemen mit der Realität ganz zu schweigen), „unverfälschte Wahrheit“ zu finden glauben, kann man sowieso nicht ernst nehmen.

(Auch wenn ich neben dem langen Bild da rechts noch sehr viel Platz hätte…)

Spam und Rechtschreibung

Rächtschraipunk Spam-Mails mit schlechter Rechtschreibung und Grammatik zum Lachen und/oder Weinen sind ja altbekannt und schon öfter hier Thema gewesen. Heute hat mich aber eine – für mich neue – Art von Spam erreicht: das Angebot einer Webseiten-Rechtschreibprüfung, und zwar für meine kleine Esoterikshop-Satire agyon.de. Angeblich von einer Studentin als Nebenjob. Wobei ich nicht der einzige Empfänger bin, hier bei BITblokes hab ich noch einen von vor ein paar Tagen gefunden.

Ich will der Absenderin – egal ob echt oder nicht – mal hier antworten, zunächst auf den Header:

Von: Gerda Frei weblektorin <gerda@2mistakes.com>

Sehr geehrte(r) Spammer(in), überprüfe doch bitte die Schreibweise von „weblektorin“. Und überlege, ob du eine Mailadresse einer (derzeit?) inhaltslosen, zugriffsverbotenen Webseite verwenden willst, die hinter einem „Domain ID Shield Service“ in Hong Kong versteckt ist. Seriös geht nämlich anders, weißt du?

Zudem ist das nicht nur derselbe Domain-Anonymisierer wie bei „Unser täglich Spam“ letzten Sommer unter dem Namen „Sabrina Braun“ (auf die in den Kommentaren bei BITblokes hingewiesen wurde), sondern sowohl die dort genannte als auch diese Domain laufen auf demselben Server in Ungarn (und auch der Massenmail­sendeserver liegt in Ungarn). Zufall…?

Sehr geehrte(r) WebseitenbetreiberIn,

Sehr geehrte(r) Weblektor(in), entscheide dich bitte: Einklammern oder Großbuchstabe – beides zu vermischen, schaut doch seltsam aus. Oder noch besser: Wenn du den Eindruck erwecken willst, dein Service bestünde nicht aus einem dummen Script, sondern wäre ein bisschen persönlicher, dann sprich mich mit meinem Namen an. Der steht nämlich gut lesbar auf derselben Seite wie die Mailadresse, die du ja offenbar gefunden hast.

Ich habe einige Rechtschreibfehler auf Ihrer Webseite agyon.de entdeckt. Ohne Ihnen zu nahe treten zu wollen, möchte ich zwei Fehler hervorheben.

Fehlerhaftes Wort: aktuellstesten
Auf dieser Seite: http://agyon.de/persoenliches-horoskop/

Ohne dir zu nahe treten zu wollen: Spätestens wenn du das Wort „SATIRE“ im Impressum gelesen hättest – wenn du das denn selbst gelesen hättest –, und dir vielleicht noch ein, zwei andere Seiten angesehen hättest, hätte es dir da nicht in den Sinn kommen können, dass „aktuellstesten“ vielleicht Absicht sein könnte?

Fehlerhaftes Wort: ausführichen
Auf dieser Seite: http://agyon.de/produkte/wasserbelebungsverdichter/

Bitte lies mal deine eigene FAQ-Seite. Dort schreibst du über das, was NICHT kontrolliert und korrigiert werde, u.a.

Texte, die von Besuchern stammen, wie z.B. Gästebücher, Foren, Kommentare.

Tja, hättest du dir wenigstens einmal die Seite, die dein schlampiges Script ausgespuckt hat, persönlich angeschaut, hättest du auch gesehen, dass ebendieser Tippfehler, richtig, im Kommentar eines Besuchers steht. (Und solche werde ich grundsätzlich nicht rechtschreib­korrigieren, sofern mich der Kommentator nicht selbst darum bittet.)

Klicken Sie bitte hier, um die Fehler anzuschauen bzw. ein Angebot zu erhalten.

Das war dann ein Link mit mächtig vielen Zahlen. Darauf gab’s dann ein Angebot für 85€ – derselbe Preis wie von „Sabrina Braun“ im o.a. „Unser täglich Spam“-Bericht. Zufall?

Fehler auf Webseiten werfen schnell ein negatives Licht auf denjenigen, der die Webseite repräsentiert. Deshalb scheint es wichtig, eine möglichst fehlerfreie Webpräsenz zu haben.

Was deine Mail für ein Licht auf dich wirft, nun, das sieht man ja hier…

Mein Name ist Gerda Frei und ich bin Studentin. Neben meinem Studium verdiene ich mir Geld, indem ich Webseiten auf Rechtschreibfehler überprüfe.

Auf deiner Webseite verrätst du wenigstens auch, was du – immer angenommen, dich gibt’s wirklich – studierst: Sozialwissenschaften. (Könnten diese Spam-Mails und die Reaktion darauf nicht auch für eine soziologische Studie dienen…?)

Mit freundlichen Grüßen

Gerda Frei
Web-Lektorin
Besuchen Sie meine Webseite (gerdaweblektorin.wordpress.com)!

Ein paar Euro für eine eigene Domain hast du nicht übrig? Du weißt schon, ein bisschen Seriosität in die ganze Sache reinbringen anstelle eines kostenlosen WordPress-Blogs und einer GMail-Adresse auf diesem, abweichend von der heimlichtuerischen Absenderadresse. Kannst ja deine Preise um 1 € raufsetzen.

Wenn’s dich denn gibt. Dann aber solltest du dich vielleicht etwas mehr bemühen und nicht auf zweifelhafte Spam-Dienstleister setzen…

Um mich dem Fazit von Jürgen auf BITblokes anzuschließen:

Gerda Freis Preise fangen bei zwischen 40 und 60 Euro an und die Seite sieht legitim aus. […] halte ich es aus oben genannten Gründen für Spam. Oder soll ich mir ein Angebot einholen? Nur zum Spaß?

Ich glaube nicht. […] Besser gleich ab in die digitale Ablage Rund damit und diese einfache Warnung für alle anderen stehen lassen.

„Klingt ein bisschen komisch“

…meint die Anmerkung auf der veröffentlichten Produktinfo-Seite, die man vielleicht noch einmal vor der Veröffentlichung durchlesen hätte sollen:

Produktseite mit Anmerkungen

Das ist die Produktseite eines der Entwickler-Produkte der neuen XE3-Versionen von embarcadero (früher von Borland). Hier nochmal als Text:

Durch die direkte Integration der Designerbestände? [klingt ein bisschen komisch und man weiß nicht was gemeint ist: Das was Entwickler (Designe) schon haben, oder was in den Designern (Programmfeatures) enthalten ist; aber mir fällt auch nichts besseres ein] fördert [garantiert ist aus rechtlichen Gründen immer problematisch] HTML5 Builder eine einfache Zusammenarbeit und einen agilen Workflow.

Womit der Anmerkende ja gar nicht so unrecht hat…

Weitere Anmerkungen hab ich auf anderen Seiten auch noch entdeckt: In der Übersicht zum C++Builder XE3 steht:

C++Builder bietet eine leistungsstarke Kombination aus ANSI C++ und komponentenbasierter Entwicklung für äußerst kleine und schnelle Anwendungen mit nur einer einzigen EXE-Datei [ich glaube hier ist nicht „nur eine einzige EXE-Datei, sondern eine EXE-Datei und sonst keine weiteren Datei gemeint].

Da hätte der Werbetextschreiber oder sein Supervisor besser vorher schnell bei den Entwicklern nachfragen sollen. Beim RAD Studio XE3 Architect unter „Systemanforderungen“:

• DVD-ROM-Laufwerk (bei Installation von einer Media-Kit-DVD) [klingt sonst so, alon Medi.Kit ein Programm ist, das installiert werden muss]
• Basis-GPU – DirectX-9.0-Klasse oder höher eines beliebigen Herstellers [die Klasse ist nicht beliebig!](Pixel Shader Level 2)

Da stand wohl vorher „beliebige DirectX-9.0-Klasse“? Und „alon“? Allons-y Alon!, äh, als ob!

Die Anmerkung „[analog zu den anderen Dateien]“ bei der RAD-Studio-Übersicht ist da schon langweilig.^^ Die Übersicht von InterBase bietet:

Im Zuge des Wachstums Ihres Unternehmens lässt sich InterBase XE3 Server[ist Produktname] integrativ skalieren[„lässt sich“ ist ziemlich unschön und außerdem 2x hintereinander]. […] Sie können mit 8 CPUs/Cores [wahrscheinlich sollte man Cores lassen] und einem einzigen Benutzer beginnen […]

Weiter unten nochmal:

Die Desktop Edition enthält SQL RDBMS-Funktionen für die lokale Verbindung von mehreren Anwendungen und lässt sich[nicht schön] bis auf 4 CPUs/Cores erweitern.

Nicht schön. Da braucht jemand wohl noch eine Schulung bzgl. der Art oder des Orts, wo solche Anmerkungen hin sollten und wo nicht… :)