- Auf für Leyen und Laien tauglich: Hintergründe, Zusammenhänge, Denkanstöße zu Kinderpornografie und Internet-Zensur von Christian Wöhrl (PDF; via Dia-Blog)
- Das Statistische Jahrbuch Deutschland 2008, komplett herunterladbar (via @medamind)
- „Jakob und sein Arsch“, ein religiöses Haustürgespräch.
- Best Wrestling Finishers Ever (via @gillyberlin):
Schlägerei
Mal angenommen, auf einem Marktplatz gibt’s eine kleine Schlägerei. Was kann die Obrigkeit dagegen tun?
Möglichkeit 1
- Die Polizei schreitet ein und verhaftet die beiden Schläger, stellt deren Identität fest und bringt sie ggf. vor Gericht.
Möglichkeit 2
- Der Stadtrat lässt in einem Eilverfahren einen Bauzaun – groß und undurchsichtig – voller Stopschilder vor und rechts neben den Schlägern bauen; leider verdeckt er auch ein paar Marktstände.
- Jeder, der auf den Bauzaun – der selbstverständlich ständig überwacht wird – blickt, gilt der Beschaffung und Verbreitung von Gewaltdarstellungen schuldig und wird verhaftet.
- Jeder, der auf einen Wegweiser zum Marktplatz blickt, gilt ebenso als schuldig und wird verhaftet.
- Der unversperrte Blick auf die Schlägerei von links und hinten gilt als Geheimtip für alle, die mal etwas Verbotenes sehen wollen, selbst wenn sie eigentlich gar nicht so sehr an Schlägereien interessiert sind.
- Wie die kleine Schlägerei in der Öffentlichkeit gehen auch die richtig brutalen Prügeleien im Verborgenen weiter.
- Der Bauzaun wird bald auf den angrenzenden Copyshop ausgedehnt, weil dort ab und zu Seiten aus Büchern kopiert werden, und auf die Kneipe daneben, in der die Rathausopposition ihren Stammtisch hat.
Seltsame Methode? Tja, finde ich auch…
Siehe auch:
- Kinderporno-Sperren: Regierung erwägt Echtzeitüberwachung der Stoppschild-Zugriffe und die dort verlinkten Artikel.
- Zusammenfassung z.B. bei Stopp-Seite.de
- Warum es um Zensur geht (Jens Scholz)
- Verschleierungstaktik – Die Argumente für Kinderporno-Sperren laufen ins Leere
- Ergänzung: Umfangreiche Linksammlung zum Thema.
Motivation?
Das Fellmonsterchen hat mir ein Stöckchen zugeworfen, bei dem man ein (Pseudo-)Motivations-/Spruch-/Werbeposter erstellen soll, wie sie lustiger- und massenweise im Netz vorkommen – und die Frage der Motivation ist bei meinem Entwurf ja auch in einem anderen Sinne vertreten:
Siehe auch:
Zitate des Tages (20)
Zur geplanten Internetzensur hierzulande, die ihre Befürworter, allen voran „Zensursula“ (wie der CCC sie nennt) Familienministerin Ursula von der Leyen, als vermeintlich effektives Vorgehen gegen Kinderpornographie durchsetzen wollen – schließlich wird niemand widersprechen, dass diese verachtenswert ist und bekämpft werden muss –, ein Zitat aus dem Fazit des ausführlichen Artikels der c’t: Verschleierungstaktik – Die Argumente für Kinderporno-Sperren laufen ins Leere:
Bei nüchterner Betrachtung scheint es kaum möglich, dass Ministerin Ursula von der Leyen wirklich daran glaubt, durch Websperren den Handel mit Kinderpornografie spürbar eindämmen oder gar den Missbrauch von Kindern verhindern zu können. Zu offensichtlich läuft diese Aktion in eine falsche Richtung. Und damit taugt sie noch nicht einmal als gesellschaftliches Signal. Denn das würde lauten: Wir starten einen dilettantischen Versuch, das Problem zu verdecken, tun aber nichts dagegen. {…}
Was steckt also wirklich hinter all diesen Hirngespinsten? Wenn es nicht die Bekämpfung von Kinderpornos ist, dann kann es nur um die Installation der Sperren selbst gehen. Das würde bedeuten, dass hier mit einem Vorwand eine geheime Liste eingeführt wird, die man nach und nach um weitere strafbare und unliebsame Inhalte erweitern kann.
Der CCC schreibt hierzu im Aufruf zur Mahnwache, passend zur geplanten Unterzeichnung des entsprechenden Vertrages mit den Providern um 9:30 ab 9:00 Uhr in Berlin:
Die Internetanbieter werden dabei knallhart erpresst: Um nicht in einem Atemzug mit Kinderschändern erwähnt zu werden, sollen sie am offenen Verstoß gegen das Grundgesetz mitwirken. Dabei soll es vorerst nur um die Erschwerung des Zugangs zu strafbaren Inhalten gehen. Zur Erweiterung des Systems auf die Zensur beliebiger anderer Webseiten ist lediglich eine Anpassung der Filterliste notwendig.
Jeder weiß, dass Kindesmissbrauch mit den geplanten Geheimlisten nicht bekämpft werden kann. Auch die Verbreitung von Bildern und Filmen missbrauchter Kinder ließe sich einfacher verhindern: Ginge es ihr wirklich darum, könnte Zensursula die Betreiber der Server mit den Mitteln des Rechtsstaats belangen. Die Strafverfolgungsbehörden könnten die Anbieter und Produzenten zwar effektiv verfolgen, tun es aber nicht. Denn eine bessere Ausstattung und mehr Zusammenarbeit der Ermittler sind nicht geplant. Damit entsteht erst der angeblich rechtsfreie Raum, von dem die Internetausdrucker so gern reden.
Mehr dazu und Links zu den teilnehmenden Organisationen auch u.a. bei Heise.
Und: Ein lesenswertes Interview zu diesem Thema mit einem ehemaligen Missbrauchsopfer bei der Zeit (via @gregma).