Hier geht es um eine Sendung der ersten deutschen Staffel von „The Next Uri Geller“ von Anfang 2008. Sie können auch:
» Alle meine Berichte der ersten Staffel anzeigen.
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» Überhaupt alle Artikel über Uri Geller anzeigen.
Generelle Lesetips: GWUP-Infoseite; und das Blog mit Erklärungen und Diskussionen noch während der Sendungen: Die Tricks der Kandidaten, einfach erklärt.
Vorbemerkungen
- Ich möchte hier auch auf meinen Artikel „Ich glaube, dass wir von anderen Planeten hierher gebracht wurden“ über Beweis- und Glaubensfragen und die eigenwillige Gedankenwelt eines Uri Geller hinweisen, gewissermaßen meine Antwort auf das Uri-Geller-Interview auf ProSieben.de.
Die sechste Sendung vom 12. Februar
Aus der Vorschau auf ProSieben.de:
Deutschland geht in die Luft: Schwerelosigkeit bei „The next Uri Geller“
In die Luft gehen möchte ich bei dieser Show insbesondere bei Gellers Aussagen auch manchmal – aber nicht so, wie es dort gemeint ist. Vor allem, wenn es so weiter geht:
„Die Technik, die ich am Dienstag demonstrieren werde, heißt in Fachkreisen Semi-Levitation: Diese Methode wurde bereits im alten Ägypten für den Bau der Pyramiden praktiziert, um zig-Millionen Tonnen von Steinen nach Gizeh zu bringen“, so Geller.
Er mag zwar etwas jünger aussehen, als er ist (61), aber im alten Ägypten war Geller bestimmt nicht dabei. Nun ja, im Interview (meinen Artikel dazu hatte ich ja schon erwähnt) hat er ja schon andere seltsame Ansichten („Wir wurden vor 15000–20000 Jahren von anderen Planeten gebracht“) geäußert, da sollte einen dieser Unsinn nicht weiter wundern. Ärgern kann man sich aber schon; hoffentlich wiederholt er den Quark in der Show nicht.
Fragt mich jetzt nicht, warum mein Recorder nicht angefangen hat aufzunehmen – jedenfalls habe ich den Anfang der Show verpasst und war erst zur Vorstellung der Promis dabei. Aber ich glaube, ich habe nichts wirklich nennenswertes verpasst…
Prominente Gäste
„Stromberg“-Darsteller Christoph Maria Herbst, Schauspielerin Andrea Sawatzki und Moderatorin Joey Grit Winkler. Na wenigstens den ersten kannte ich schon…
Konrad Adenauer – gleichnamiger Enkel des ersten Kanzlers der Bundesrepublik – will außerdem neben C.M.Herbst seinen guten Namen besudeln und „Schüler für Uris Flugstunden“ spielen. Er ist auch einer der drei Notare, die sich diesmal als Alibi-Überwacher, als Pseudo-„Unbestechliche“ hergeben – die anderen sind Dr. Florian Braunfels und Dr. Daniel Kevekordes.
Kandidat 1: Nicolai Friedrich
Will ein mentales Rendezvous mit einem Promi – ist ja bald Floristen- Valentinstag. Andrea darf an ein Rendezvous denken, an einem (bekannten) Ort ihrer Wahl, den sie Christoph zuflüstern soll. Sie geht in Gedanken schaufensterbummeln, ein Kleid soll sie Joey ins Ohr flüstern. Den dritten Abschnitt der gedanklichen Reise will er vorhersagen – mit einem Hotelschlüssel, den er auf einem durchsichtigen Block legt. Sie soll an einen Brunnen, Rosenblätter, schließlich eine zweistellige Zahl denken.
Dann fragt er nach dem Kontinent der Stadt, sie soll immer Nein sagen, während er sie anstarrt – ihre linke Augenbraue soll ihm verraten haben, dass es in Europa sein soll. Herbst bestätigt’s. Land: nachsprechen. Frankreich. Herbst sagt erst nein, Verwirrung, dann doch ja. Geographie mangelhaft, oder was sollte das? Dann zur Stadt – er erzählt jetzt von örtlichen Gegebenheiten, an die sie angeblich denkt, und beobachtet sie genau, und kann so Biarritz einkreisen. Nun ja, wenn er erkennt, wo sie im Gesicht reagiert (auch wenn es nur minimal ist), geht das ja wohl.
Farbe des Kleides ähnlich: er listet Farben auf, beobachtet sie, und kommt auf fliederfarben.
Dann steht auf dem Hotelschlüssel tatsächlich „Biarritz“ und die Zahl 45, an die sie gedacht hat. War sie doch eingeweiht, bzw. wurde ihr (indirekt) etwas vorher eingeredet? Oder direkt auf der Bühne? Oder per Display im Schlüsselanhänger? Zumindest was die Zahl betrifft, über Biarritz könnte er ja vorher was im Internet gefunden haben. Tja… mal sehen, was die Leute beim gellerentlarvt-Blog rausfinden.
Geller lobt ihn und hält ihn für einen Meister des Lesens der Körpersprache.
Kandidat 2: David Goldrake
Erst wird Kaa(?), die grüne Bambusotter (Trimeresurus gramineus, „sehr giftig“), samt Tiertrainer und Notarzt mit Gegengift vorgestellt. David „hat ein Scheiß-Gefühl“ und will’s nicht machen – Uri darf aufstehen, ihn zur Seite nehmen und ihm gut zureden, „ist halt eine Live-Sendung“, meint Stefan (der Moderator), und dieses Spielchen ist wie geschaffen für die Werbepause…
Danach hat er sich dann doch noch dazu „durchgerungen“. Joey darf zu ihm in einen plexiglasumrahmten Kreis mit fünf großen Urnen auf einem Tisch; sie soll dann dem Tierpfleger signalisieren, in welche der Urnen er die Schlange reintun soll – David hält Abstand und dreht sich um, während die beiden auch noch die vier leeren Urnen mit Papier versiegeln. Der Tisch wird dann noch eifrig gedreht. David tut ganz schön aufgeregt – und haut dann nacheinander durch die Papierdeckel der vier leeren Urnen durch, natürlich mit dem üblichen Gedankenmagiegerede zwischendurch, garniert mit nervösem Atmen.
Waren die Urnen markiert, z.B. mit andersformatigem oder anders ausgerichtetem Papier, oder sonstwie durch den Tierpfleger (den er anscheinend gut kannte)? Oder hat man doch hindurchsehen können?
Geller ist stolz – und hat immer Angst, dass sowas einmal daneben gehen könnte. David bedankt sich dann auch bei den Zuschauern für aufmunternde Mails im Vorfeld.
Intermezzo
Eine Zuschauerin glaubt, ihr Fünfer im Lotto hätte was mit dem Handauflegen auf den Fernseher während der letzten Show zu tun. Noch nie was von Zufall und Wahrscheinlichkeiten gehört? Die Gewinnwahrscheinlichkeit beim deutschen Lotto für 5 Richtige oder mehr liegt bei 268 / 13.983.816 ≈ 0,00192%, d.h. bei 1 Million lottospielenden Zuschauern mit nur je einer Tippreihe werden (erwartungsgemäß) 19(!) solch einen Gewinn erzielt haben! (Wieviele der 2,79 Millionen Zuschauer ab 3 Jahren bzw. 1,94 Millionen von 14-49 Jahren tatsächlich wieviele Tippreihen gespielt haben, lässt sich natürlich schwer sagen.)
Aber ein gefundenes Fressen für diese Show. Dafür darf Uri dann nochmal positive Energie loserden. Und ich würde den Zoom-Regler der Kamera gern loswerden, das hält man ja nicht aus, wenn so an ihn rangezoomt wird. Dann noch schnell ein Einspieler von einem Vorhersage-Trick von „Stars auf Eis“ hinterher.
„Live-Experiment“
Jetzt „endlich“ zu „Wir schweben mit Uri“ – der alte Trick mit einer auf einem Stuhl sitzenden Person (Christoph Maria) und vier Leuten (Uri und die Notare), die sie hochheben (unter Knien und Armen). Uri meint, es wird immer klappen, wenn man es richtig macht. Klar. Hat aber nichts damit zu tun, dass sie ihre Hände über Herbsts Kopf halten (ohne einander zu berühren – weil’s halt mysteriöser aussieht) und – es ist ja Geller – mit dem „achad shtaim shalosh“ („1, 2, 3“), sondern mit den (im Unterschied zum ersten, unkoordinierten Versuch) koordinierten Bemühungen, ihn hochzuheben – dann muss jeder (mit verschränkten Händen mit den Zeigefingern) weniger als 20 kg heben, pro Hand weniger als 10 kg (Christoph wiegt 70–75 kg), was ohne Probleme möglich ist.
Das war also das große „unglaubliche Phänomen“ der „Semi-Levitation“?? Tja, für die billigsten Tricks in dieser Show scheint immer noch Uri persönlich zuständig zu sein. Der Pyramidenbau (vgl. Vorankündigung) muss aber doch irgendwie anders abgelaufen sein als mit Gellers Zahlen und ausgestreckten Zeigefingern…
Verena Wriedt, heute wieder aus dem Telefonstudio, bittet um Anrufe, MMS etc. – der eingeblendete Balken mit den Nummern könnte ruhig noch transparenter sein.
Kandidat 3: Farid
Zunächst entschuldigt er sich, beim letzten Mal (Nagelpistole) zu weit gegangen zu sein – heute würde es zwar auch spannend, aber familienfreundlich. Er will mit einem Promi – C.M.Herbst –, dessen großer Fan er ist, um die Häuser ziehen, in ein Kasino – na denn viel Spaß, tschüss!
Ach, er meinte es anders. Sein ideales Bild eines solchen Abends will er in einem Umschlag aufgeschrieben haben, der auf dem Tisch steht. Christoph füllt eine Wand mit Fotos von sich in verschiedenen Outfits, besser gesagt, er ergänzt sie – alles Bilder von sich, Rückseite nach vorne, und wählt eins – ab in einen kleinen Umschlag, neben den großen. An den Blackjack-Tisch, angeblich fehlen Karten (könnte sogar echt gewesen sein), „tja, live“, Zeit für Smalltalk. Dann werden die Karten gebracht, Christoph mischt und breitet sie aus; dann zwei daraus herausziehen. Auch ab in die Tüte zu den Umschlägen.
Jetons verschiedener Casinos, in einem Glas mischen, blind herausgreifen und ab in die Tüte. Farid nimmt den großen Umschlag mit „seiner Traumvorstellung“, und da steht natürlich das Passende. Sogar mehr, denn er hatte vergessen(?) zu fragen, von welchem Star er ein Autogramm wolle (Whitney Houston). Farid zieht sich aus und hat drunter die Klamotten wie Stromberg beim Badminton auf dem Foto. Hmm… das, was Christoph gewählt hat (ohne es allzu gut/überhaupt selbst zu sehen?), muss Farid ja nicht präsentiert haben, sondern etwas vorher ausgewähltes.
Geller hat’s gefallen, wie er von mentaler Gefahr zu mentalem Spaß gegangen ist.
Kandidat 4: Alexander Hartmann
Er will Andrea ein mentales Dinner servieren – hm, wird man davon überhaupt satt? Er gießt (in drei Schüben) Wasser in eine Schüssel, Andrea bestätigt es. Sie soll, sagt er, später mehr schmecken, wenn sie das Wasser probiert. Köpfe zusammen, Augen zu, Schnipp, sie kostet, er schreibt was auf ein Clipboard, zeigt „Gänsestopfleber“ – und sie sagt „Crème brûlée von der Stopfleber“? Hä? Gibt’s das überhaupt? Noch dazu als Vorspeise? Was meinen die Gourmets unter meinen Lesern dazu?
Hat sie falsch verstanden, was ihr irgendwie eingeflüstert wurde? Okay, weiter. Schnipp, Wasser. Schnipp, Hauptgericht, genauso: „nicht ganz durch“ → Rinderfilet. Nachtisch, diesmal nicht aufgeschrieben, sondern Alex isst eine echte Mousse au Chocolat. Mmmh, ich krieg Hunger. Uri, teleportiere mir doch die Mousse hierher! Wie, kannst du nicht? Damn.
Wie ging das – hat er entsprechende Gerüche freigesetzt? Würde das bei der seltsamen Vorspeise überhaupt funktionieren? (Mal abgesehen davon, dass es natürlich immer noch abgesprochen sein kann.)
Geller redet was von Beeinflussung und greifbarer Energie.
Kandidat 5: Vincent Raven
Vorankündigung: „Mit Hilfe seines Raben Azrael tritt Vincent Raven in Kontakt mit dem Jenseits“ – soweit nichts neues (außer dass der Vogel jetzt auch offiziell Azrael heißt) – „und testet live den Unterschied zwischen Leben und Tod.“ Er wird also Gerichtsmediziner? Will ProSieben nun auch einen CSI-Abklatsch produzieren?
Er sagt, er will Energie aus der Anderswelt manifestieren; die Promis sollen sich ein Bild von einen (noch lebenden) lieben Angehörigen machen, ebenso von einem verstorbenen. Vincent hat drei Tarot-Karten – 2x Sonne (Leben), 1x Tod. Christoph auf die Bühne, darf wieder Karten mischen, während Raven krächzt, sie dann auf einen versteckten Tisch hinten legen (Rückseite nach oben), auf eine seinen Namen schreiben, diese umdrehen, dann den Namen der (passenden) Person, und dann die Karte in ein Kuvert. Ein Assistent kann das ja locker gesehen haben…
Dann Andrea (die nur noch zwei Karten zur Auswahl hat), dann hat Joey „nur noch eine Karte zur Wahl“, sagt Vincent – tolle „Wahl“. Er zündet drei Kerzen an, vor die er die drei Kuverts legt. Die Person, die den Tod hatte – Joey – soll aufstehen, sich konzentrieren, die Kerzen (im Fernsehbild überblendet) anschauen – und der Umschlag vor der einen kleiner gewordenen Flamme (wohl keine echten Kerzen, sondern fernsteuerbar) fällt runter (vermutlich dank ferngesteuertem Lufthauch). Ist natürlich ihre richtige Karte (kann ja z.B. durch Markierung oder Sender markiert gewesen sein). Blaues Licht, sie stehen nah beieinander, „Oma Mutt“ sagen, Joey hätte was spüren sollen, hat sie aber nicht – Raven „rettet“ sich, indem er sagt, sie solle mehr in sich gehen… tja, schwaches Ende.
Geller findet’s unheimlich, übernatürlich, sehr, sehr interessant. Spricht auch an, dass es nicht ganz so geklappt hat…
„Beweisvideos“ und die Entscheidung
Geller gibt Nicolai Friedrich Immunität – und wer schon vorher für den angerufen hat, hat sein Geld verschenkt (bleibt trotzdem im Pott für die 5000€, die sie unter allen Anrufern verlosen) – ProSieben und die Telefongesellschaften freut’s…
Verenas glitzerndes Dekolleté präsentiert zwei Videos mit lachenden, überraschten Leuten, die den Trick, besser gesagt die Physik dahinter, offenbar noch nicht gekannt haben.
Uri kündigt an, dass Natalie Geller, seine Tochter, nächste Woche aus Los Angeles herkommen und auftreten will.
Nicolai hat einen Umschlag mit einer „Vorhersage“ für eine Schlagzeile einer großen deutschen Tageszeitung nächsten Dienstag.
Und wer fliegt diesmal (bei 9 Minuten Überziehung) raus? Die hohen Haare von Alexander Hartmann – und er selber gleich mit.
Einschaltquoten
Bei der vielbeschworenen Zielgruppe leicht gestiegen, insgesamt etwas gesunken:
Zuschauer ab 3 Jahre: 2,75 Milllionen, 9,1% Marktanteil (Vorwoche: 2,79/9,2%).
Zuschauer 14-49 Jahre: 2,00 Milllionen, 15,8% Marktanteil (Vorwoche: 1,94/15,6%).
Den sicher auch faschingsbedingten Verlust letzte Woche konnte man also nicht wettmachen.
Die Wiederholung dieser Show wird übrigens am Samstag früh gegen 7:45 Uhr zu sehen sein.
» Alle Erklärungen und Diskussionen zur 6. Folge auf dem gellerentlarvt-Blog.
Pingback: Draussen nur Kännchen » The Next Uri Geller - Floge 6 des Zauberspektakels1 12.02.2008 um 10:50
schmali2 12.02.2008 um 19:53 1 Kommentar
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….und jetzt mal heute abend hier nicht nur labern und versuchen, sich selbst darzustellen,
sondern genauestens schreiben,
–wie arbeiten diese mentalmagiere in der 6. folge—und wie haben sie in den vorherigen acts gearbeitet !!!!!
—und wer nix weiß, sollte auch nix schreiben!!
–und dass keine verbindung zum außerirdischen besteht, wissen wir alle schon lange!!….oder einige nicht ?
Trackback: www.tutsi.de3 13.02.2008 um 1:00
Tutsi4 13.02.2008 um 1:02 1 Kommentar
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Habe gerade gesehen, dass Du Dir echt die Mühe gegeben hast, um die ganze Show zu analysieren. Respekt, ich habe nach knapp der Hälfte abgeschaltet, da ich sonst durchdreht wäre. Mein persönliches Statement zur Sendung: » Link
Gruß
cimddwc5 13.02.2008 um 9:10 6323 Kommentare
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Danke – das Schreiben hilft da auch als Ablenkung vom Durchdrehen…
(Deinen langen Link hab ich mal gekürzt, der Optik wegen.)