Monatsarchiv:

Mai 2009

Geheimes Gewünschel

spicken Ein Kommentarspammer hat etwas beworben, das mit dieser Einleitung beginnt:

What enabled Barack Obama to do what was never done before? To do what some said was impossible? To break all the odds and become the first African-American President and the most powerful man in the world?

Was auch immer im Detail eine Rolle gespielt haben mag – eines war es sicher nicht, und zwar das, was dort als ebook, also als Buch in elektronischer Form angeboten wird: The Law of Attraction. Und wie jene ehemalige Fernsehproduzentin ihre Kunden mit dem leider sehr erfolgreichen „The Secret“ auf Basis ebendieses Bullshit1-„Gesetzes“ verarscht, nennt diese Anbieterin – dem Twitter-Namen zufolge heißt sie Jennifer Anders – ihren Kram passenderweise „TheObamaSecret“. Schauen wir uns mal an, was sie so schreibt:

Exclusive Offer!
For Your Eyes Only!
Never Before Revealed Information!

Das hätte von mir aus auch so bleiben können. Hoffentlich stimmt das „exklusiv“, dann wird man sonst davon verschont – allerdings wirkt das Angebot wie ein allgemeineres, bei dem nur nachträglich Obamas Namen am Anfang und am Ende ergänzt wurden.

1:48 PM Monday Afternoon

Dear Friend,

Seltsame Zeit-/Datumsangabe in einer briefähnlichen Anrede – und nein, ich bin kein Freund von Esozeug-Spammern!

What would you say if I told you that there was a way to achieve anything that you had ever wanted from life just by using the power hidden within the depths of your own mind? What if I said that I could teach you how to overcome all of your inhibitions and fears and use the laws of nature to draw success to you rather than you running after it? What would you say if I said that everything that had occurred to you in your life prior to today was entirely the result of your thoughts and actions, and everything that happens to you from here on out is entirely in your hands?

What would you say if I told you that I could teach you the secret handed down from the greatest minds of all time, reaffirmed by the spiritual leaders throughout history, and that with this information you could change your very destiny?

Die Antwort gibt sie gleich selbst:

You would probably tell me that I’m crazy, that I’ve been watching far too much late night television and that I should get myself to a therapist as soon as possible.

Du hast’s erfasst!

But what if it was the truth?

Tja, wenn das Wörtchen „wenn“ nicht wär (oder „if“, in diesem Fall)… wenn der Hund nicht geschissen hätte, hätte er den Hasen erwischt, wie mein Opa zu sagen pflegte. Nur, meine liebe Jennifer oder wie du auch heißt, etwas wird nicht einfach dadurch wahr, dass möglichst viele Leute daran glauben, schon gar nicht, wenn die einzig sinnvolle Methode, zu einer einigermaßen objektiven Wahrheit zu gelangen – die Wissenschaft – gänzlich anderer Ansicht ist. Und das ist sie, egal was du schreiben magst:

[…] Sound too good to be true? I know that it sounds like the kind of thing that science fiction novels are made of, but hear me out. This is an example of the power of the mind firmly rooted in scientific fact. The laws of physics applied to the metaphysical to create the perfect blend of fact and idea. A universal law finally discovered and brought into play for the men and women of earth, applying to everyone, regardless of their age, gender or race, and carrying with it guaranteed results!

Die einzige Tatsache hier ist, dass du entweder lügst oder strohdumm bist, wenn du den Quatsch als wissenschaftlich begründet bezeichnest. Da ändert es auch nichts, das ganze als „Gesetz“ zu bezeichnen – dessen Erfíndung übrigens schon etliche Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte zurückliegt und mitnichten neu ist.

Und garantierte Ergebnisse? Pah! Doch nur unter der Voraussetzung, dass man stark genug wünscht und richtig denkt, dass ihr Geheimnisvertuer also (wie diverse Geistheiler auch) immer eine nette Ausrede parat habt, die nebenbei auch ganz schön menschenverachtend werden kann, wenn es um erlittenes Leid geht – wie auch weiter unten im Text anklingt:

So much suffering could be averted if the people involved only knew the power they have hidden within their own minds!

Muss ich noch extra erwähnen, dass das auch bei schweren Krankheiten gefährlich werden kann, wenn jemand sich aufs Wünschen (oder sonstige Placebomedizin) verlässt und auf eine richtige Behandlung verzichtet?

funny-pictures-beaver-cant-hear-you Aber was kann man von solchen Wunschverhökerern auch anderes erwarten? Auch wenn’s um die vermeintliche Wahrheit geht, will man Gegenstimmen einfach immer ignorieren:

I know this sounds a little hard to believe right now, but it’s the truth, it’s always been the truth and it will always be the truth, no matter how many people try to poke holes in it.

Tja, kommen wir nun zur Sache, nämlich zum Geld:

I don’t want this knowledge to fall back into the hands of the already wealthy and successful just because they are the only ones that can afford it, which is why I’m offering it to you at a price much lower than anything you are going to find from my competitors.

Ooooh, wie nobel von dir! Und sogar mit 90-Tage-Geld-zurück-Garantie. Hoffentlich hagelt’s dann keine Klagen von deinen Konkurrenten, falls du etwas zu viel abgeschrieben haben solltest.

Und man kann wählen, ob einem das Zeug 9 oder 14 Dollar wert ist:

Because some cannot afford $14, I am offering this ebook also for $9. This is one of the ways I am using the Law of Attraction to be more like President Obama and to help make this world a better place. […]
Take advantage of this once in a lifetime opportunity to learn what President Barack Obama knows. You’ll never regret it.

Und wieder wird Obamas Name missbraucht. Hoffentlich schickt der den Wünschelwichteln gleich mal Jack Bauer auf den Hals!

Bei den Preisen ist es jedenfalls kein Wunder, dass man auf Spam-Kommentare zurückgreifen muss – andere Wunschverschacherer können sich da schon Google-Anzeigen leisten, etwa eine Dame, die so viel Geld wohl schon beim telefonischen Bestellvorgang für ihren Krimskrams einnimmt, doch davon mehr in einigen Tagen…


Links zum Thema:


Fotos: sonfire/sxcicanhascheezburger

  1. im philosophischen Sinn nach Harry Frankfurt, siehe Wikipedia []

Spam-Splitter (2)

Spam? Yukk! Wieder eine kleine Sammlung kurioser Spam-Ausschnitte, die keine separaten Beiträge wert sind…

Lyrische Mails

Auf die Klassiker der um Monate verspäteten Weihnachtssonderangebote, mit Textbruchstücken übersäten Einzeilern oder Bildern mit URL-Abtipp-Aufforderung von Pillenspammern will ich hier gar nicht näher eingehen, aber die neulichen Lyrik-Spams mit zufällig ausgewählten Zeilen von Gedichten, doch ohne beworbene Adressen sind mir – wie z.B. auch Josie – eine Erwähnung wert; diese beiden hab ich bekommen:

Angenehmes Fru:hlingskindchen,
Doch sie trifft ja nicht!”
Christian Fu:rchtegott Gellert
nun lass das Werk vollendet sein,
Der Protestant erwiesen,
Die ich rief, die Geister
Johann Wolfgang von Goethe
Der Minister, jener Hund,
Des Herzens Fluten rollten dru:ber her,
Am Wegrand fromm ein Weib ihr Kindlein stillt.

Ein Wild verblutet sanft am Rain
das Schloss war ihm zu reich,
Unter dem Fenstergesims bebt der elektrische Draht,
Ist’s die Natur – bin ich ein Durchgang nur,
Das bricht das Leben nicht.
Erst die Arbeit, dann das Spiel!
Mit tapfern Worten auszubreiten,
Es blitzt ein Tropfen Morgentau
Stiller jetzt und tru:ber;
Trinken nachts den eisigen Schweiss,

Widersprüche?

Da war ein Anbieter von Rechtschreib- und Grammatikprüfungsprogrammen ja schon fast langweilig, als er seinen Spam mit dem Betreff „Beginnen Sie, die Briefe so zu schreiben wie sie“ versehen hatte; dem Text selbst fehlen solche Stilblüten praktisch ganz.

Dann schon lieber die kurze, widerspruchsfreie ärztliche Nachricht (Betreff: „Read doctor’s statement“) mit dem Text „Life is for pleasure“ – na wenn sogar der Arzt das sagt…

Ob ein Geldwäsche-Nebenjob-Spammer mit folgender Einleitung tatsächlich mehr Erfolg hat?

Liebe Bewerber!
Sind Sie schon mude von solchen Briefchen, in dem man Ihnen einen Arbeitsplatz anbietet?
Ich weiss das. Deshalb mochte ich zuerst Sie um Verzeihung bitten. Ich habe aber eine freie Vakanz und mochte sie Ihnen anbieten.

Oder schaffen Späßchen mit „Your Account WWas Banned“ im Betreff und „This is a joke :)“ als erste Zeile des Textes mehr Vertrauen ins bespammte Angebot? Oder der Betreff „payment 5561125“ bei einem Datingscam-Angebot mit Kurzbeschreibung und Foto einer (unterdurchschnittlich hübschen) Blondine?1 Ich bezweifle das irgendwie…

Und dann gab’s unter dem Betreff „Meine Dienste als Begleitdame – EScort“ mit der Einleitung „Wir richten das Angebot, unser Begleitservice Agentur voller wunderschöner Escorts, an Sie als Herren des guten Geschmacks“ und der Betonung von Intelligenz und Niveau einen Link zu der überaus seriös anmutenden URL www.geilgeil.info/escort :lol:

Automatische Kommentare

  • Zu billig ist auch nicht immer gut, und wenn dann das Ziel zeitlich unbestimmt ist…: „too cheap flights to sometime“, gefolgt von unzähligen Links.
  • Was bedeutet es, wenn jemand mit der Schweizer Mail-Adresse seo@wm-quali.ch und dieser Domain im URL-Feld mehrere nichtssagende englische Kommentare der Art „I enjoy reading your blog“ verbreiten will?
  • Sprachliche Verwirrung auch hier:

    pretty nice site…
    check out notgeile nutten
    smoke a joint

    Wobei die beiden deutschen Wörter verlinkt waren.

  • Der ideale Tip für Schwangere, die 14 Pfund blonde Haare haben wollen – oder so ähnlich:

    – For significant blonde color use daily for up to 14 pounds, which means that new moms still have considerable weight to lose once they leave the hospital. pregnancy symptoms

  • Und einer entschuldigt sich sogar:

    Hello, Your site is perfect, sorry for my post http://www.[…] home insurance [URL=http://www.[…]]car insurance[/URL] [LINK=http://www.[…]]health insurance[/LINK] sorry one more time

Die Beleidigung des Monats

Bei meinem RTL-Prophezeiungsbericht hat sich schließlich eine kommunikativ beeinträchtigte Intelligenzbestie so verewigen wollen:

duh huaNSOHN ich hab nich nua deine mu8m sondan auch deinen vaddah gefickt
:evil: :oops: :mrgreen: :twisted: :twisted: :twisted:

Was aber keine Aufforderung sein soll, diese zu übertreffen zu versuchen…


Foto (Orig.): Justin Hall – Fotolia.com

  1. Und dem Text nach hat sie sich wohl auch nicht selbst als Bezahlung verstanden. []

„Pink“

Das nächste Bild fürs Projekt „Farbe bekennen“:

7: „Pink“

7: „Pink“

Gestern rosa, heute pink, das englische Wort für rosa – sowas kann auch nur einer Frau einfallen. ;) Ich würde es eher magenta nennen. Zufälligerweise hat sich das Bremer Sprachlog kürzlich über „Pink und rosa“ ausgelassen…

Das hier ist jedenfalls ein schnurloses ISDN-Telefon mit einer Telekom-Spezialfunktionstaste, die ich selbst damals nie verwendet hatte, als die Telekom noch für mehr als nur die blanke Leitung zuständig war – aber ratet mal, welche Taste eine Nachbarin, die sich mal ausgesperrt und mich gebeten hatte, sie mit ihrer Tochter, die einen Schlüssel hatte, telefonieren zu lassen, gedrückt hatte, um die Verbindung aufzubauen…?


…und manchmal weiß

Oder: Wie eine Einzweck-Website (Single Serving Site; » Info auf englisch) auch versagen kann. :)

Es gibt da ja so manche simple Seiten, die z.B. einfach eine kurze Antwort („Nein“) auf „Soll ich Tabellen fürs Layout verwenden?“ oder „Ist jetzt Weihnachten?“ liefern und mehr nicht – meine klickbare Ü-Spielerei ist da ja schon fast zu aufwendig –, aber auch da kann es passieren, dass die Betreiber einen Fall übersehen:

Eine Seite, die behauptet, manchmal rot und manchmal blau zu sein, passenderweise sometimesredsometimesblue.com genannt, bleibt weiß, wenn man sie mit abgeschaltetem JavaScript aufruft – das ist schon ein kleines FAIL wert, also:

FAIL. :bigsmile:

(via Apfelknacker)