Monatsarchiv:

Mai 2010

Eröffnung!

Heute ist die offizielle Eröffnung des Hauptplatzes hier in Pfaffenhofen/Ilm nach den langen Umbauarbeiten – was natürlich groß mit verschiedenen Aktionen gefeiert wird, nicht nur mit den üblichen Fressalien, ein bisschen Freibier und Bänken, Tischen und Zelt.

Hauptplatz-Panorama 1

Entsprechend voll ist es und war es insbesondere bei der Rede von Bürgermeister Thomas Herker & Regierungspräsident Christoph Hillenbrand – wo schließlich ersterer letzterem auch symbolisch einen Pflasterstein mit Gedenktafel überreicht hat – und dem multikonfessionellen Kasperltheater namens Segnung – mit Vertretern der katholischen, evangelischen, neuapostolischen und freichristlichen Christen und dem Imam und seinem Kollegen, der vermutlich dessen türkische(?) Worte auf deutsch wiederholt hat. Natürlich war der katholische Segner am auffälligsten und musste mit Wasser rumspritzen (was sogar für ein bisschen Erheiterung gesorgt hat)…

Hauptplatz-Eröffnung: Steinübergabe Hauptplatz-Eröffnung: Segnung

…doch ob das und die Segnung überhaupt hilft, Parkplatz-Unfälle zu vermeiden, wie der Bürgermeister unter Gelächter gehofft hat – und auch die Autofahrer angesprochen hat, die nicht mal beim normalen Geradeausfahren vermeiden konnten, gegen die umstrittenen Poller zu fahren –, darf bezweifelt werden. Gezielte Grußworte an Nicht- oder Sonstgläubige gab’s übrigens nicht, aber unsereins durfte sich natürlich mit den allgemeinen Wünschen an alle Pfaffenhofener mit angesprochen fühlen.

Und auch wenn um mich herum genug mitbetende Stimmen zu vernehmen waren, Hauptgrund für die zahlreiche Anwesenheit dürfte das gemeinsame Zerschneiden des Bandes gewesen sein. Während der ganzen Zauberei lief der Vereinsnachwuchs schon durch die Reihen und spannte das blau-gelbe Band – die Stadtfarben von Pfaffenhofen – zwischen den Besuchern auf (was den dann folgenden kabarettistischen Moderatoren offenbar weder jemand gesagt noch diese gemerkt hatten, denn die sprachen immer davon, dass man damit erst jetzt, bei ihrem Auftritt, beginnen werde…), das wir, die Bürger, dann schließlich zerschneiden und das jeweilige „eigene“ Stück mitnehmen durften.

Hauptplatz-Eröffnung: aufgespanntes Band Hauptplatz-Eröffnung: mein Band-Stück

Ich glaube (und hoffe!), es gab in der Nachkriegszeit noch nie so viele mit spitzen Gegenständen – den mitzubringenden Scheren – Bewaffnete auf dem Hauptplatz und wird es auch nie geben.^^ Ich konnte mir jedenfalls immerhin rund 43 cm des Bandes sichern – da muss was schiefgelaufen sein, eigentlich wären 42 cm viel bedeutungsvoller…

Hauptplatz-Panorama 2

Projekt Hörsturz 20 – Oldies

Projekt Hörsturz Schon die zwanzigste Runde im „Projekt Hörsturz“, bei dem die Teilnehmer alle zwei Wochen einige Songs anhören und bewerten, und anlässlich der runden Runde gibt’s eine (von mir einst vorgeschlagene) Sonderrunde mit Liedern, die mindestens 30 Jahre alt sind. Und ich denke mir, deshalb sollte man auch nicht unbedingt ausschließlich heutige Maßstäbe anlegen…

  • Tuxe­do­moon – No Tears (von Robert)
    Ziemlich experimentelle und schräge Klänge schallen einem da entgegen – nicht nur der Text lässt das auch für einen alten Horrorfilm geeignet erscheinen. Unter diesem Aspekt ist diese Mischung aus monoton & lang (Maxi-Version?), nervig und flott gar nicht mal so daneben…
    3 von 5 Sternen 3 festlich gekleidete Himmelskörper
  • Benny Goodman Orchestra – Sing, Sing, Sing (With A Swing) (von beetFreeQ)
    Schön zum Mitswingen, mein Hintern will den Bürostuhl im Schlagzeugrhythmus verschieben und mein Oberkörper richtet sich nach dem Rest der Musik. Jetzt müssten sich nur mal die Füße entscheiden, was sie wollen…
    4½ von 5 Sternen 4½ Schwünge
  • Bob Marley – War/No More Trouble (von WeGi)
    Als ich grad aufgestanden bin, um das Fenster zu schließen, hätte man an meinem Gang sehen können, welche Musik grad läuft… ist jetzt nicht mein Lieblingsstil, aber so zwischendurch gerne mal wieder, und da passt auch dieses eher langsamere (Doppel-)Lied ganz gut.
    3 von 5 Sternen 3 Jammerlappen
  • Love – A House Is Not a Motel (von Postpunk)
    Klingt nach typischem 60er-Rock – und mit genug Abwechslung und Heftigkeit, um nicht zum langweilig-durschschnittlichen Einheitsbrei zu gehören. Die Mischung aus Schlagzeug, Gitarre und Stimme kommt gut rüber.
    4½ von 5 Sternen 4½ Motels (denn die fehlen hier ja)
  • The Box Tops – The Letter (von kasumi)
    Im Gegensatz zum vorherigen Lied fehlt diesem bekannteren Klassiker vielleicht etwas Abwechslung, vielleicht auch nur die Zeit für diese. Auf jeden Fall ein netter 60er-Poprocksong der besseren Sorte.
    3½ von 5 Sternen 3½ Liebesbriefe

Damit wäre der Pflichtteil dieser Runde an diesem verregneten Feiertag mit einem neuen Rekord-Durchschnitt von 3,7 beendet, und bevor wir mit den Bonussongs weitermachen, dachte ich, eine kleine Grafik meiner bisherigen Wertungen (ausschließlich der Pflichtsongs) kann auch nicht schaden:

hoersturz20

Der Gesamtdurchschnitt liegt bei 2,95.

So, und nun die Bonussongs:
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Die Fahrt am Himmel

Asteroid-Jesus Diesen Asteroiden-Jesus hatte ich eigentlich für die von ein paar Nicht-2012-aber-später–Träumern erfundene Verbindung einer „geheimen“ (aber doch irgendwie durch­gesickerten) Prophezeiung einer Rückkehr Jesu nach 2000 Jahren mit dem Vorbeiflug des Asteroiden Apophis 2029 gezeichnet, aber ich finde, er passt auch heute – denn was wenn nicht so eine Fahrt mit einem Asteroiden kann man wirklich Christi Himmelfahrt nennen? ;)

In dieser Höhe, außerhalb der Atmosphäre, hat er auch kein Problem mit vulkanaschigen Flugverboten, und landen muss er ja eh nicht. (Wobei er sich wahrscheinlich gar nicht an solche menschlichen Verbote halten würde. Heißt es nicht irgendwo in der Bibel: Wahrlich, ich sage euch, nicht Verbote noch Asche werden mich vom Fluge abhalten? Ikarus 13,5 oder so.)

Himmelfahrt – einer dieser religiösen gesetzlichen Feiertage hierzulande.1 Mir scheint, diese Feiertage sind diejenigen Errungenschaften der nicht wirklich vom Staat separierten Kirche, die am weitesten Anerkennung in der Bevölkerung finden. Weil’s halt arbeitsfreie Tage sind und nicht wegen der jeweiligen Teile der christlichen Sagenwelt, auf deren Termine sich man im Laufe der Zeit verständigt bzw. die man so festgelegt hat.

So freuen wir uns über hat mehr Film, äh, Hammer hilft, ihr Elf hat MM, äh, ich bring auch immer wieder die Buchstaben durcheinander, also: Himmelfahrt, diesen freien Tag – immer noch besser2, als ihn ersatzlos zu streichen, denn auf absehbare Zeit werden wohl kaum ein christlicher Feiertag durch humanistische/weltanschauungs­neutrale/natur­bezogene à la Tag der Erde, der Menschenrechte, der Kinder, der Wissenschaft, des Butterbrotes, des männlichen Besäufnisses oder was es sonst noch alles gibt als „richtige“ (i.S.v. arbeitsfreie) Feiertage ersetzt werden…

  1. Übrigens seit 1936. Quasi passend dazu ein aktueller Link zum immer wieder von einigen Kirchenfürsten und Antiatheisten kolportierten Märchen des „atheistischen Nazi-Regimes“ (via @_sapereaude_). []
  2. auf jeden Fall aus Ich-will-freihaben–Sicht []

Hoffnung?

ÖKT-Banner „Damit ihr Hoffnung habt“ – das ist das Motto des Ökumenischen Kirchentags, der heute in München begonnen hat. Hoffnung worauf? Übers Wasser zu gehen wie auf dem Banner?1 ;)

Wenn man die Website mal ein wenig überfliegt, scheint es den Teilnehmern zum einen um die Hoffnung zu gehen, dass die verschiedenen christlichen Richtungen besser zusammenarbeiten – auch wenn’s nicht mal zu einem gemeinsamen „Abendmahl“ gereicht hat, da kann man sich wohl immer noch nicht darauf einigen, ob man dabei Jesus wirklich verspeist oder nur symbolisch –, zum anderen „die Welt mitgestalten und Hoffnungszeichen setzen“.

So weit, so gut – zumindest klingt’s prinzipiell nicht schlecht, nur sollten sich die Punkte darunter nicht unbedingt nur aufs Christsein beziehen und beschränken…

Es gibt auch ein Grußwort vom Herrn Ratzinger aus Rom mit einer weiteren, möglicherweise ihrer zentralen Hoffnung:

Das katholische Kirchenoberhaupt rief die Christen zur Hoffnung auf. „Die großen Dinge des Lebens können wir nicht selber machen, wir können sie nur erhoffen“, schreibt er.

Was aber sind die „großen Dinge“ für den Papst und seine Schäfchen (und die der anderen)? Wer entscheidet, wo die Grenze des menschlich Machbaren liegt? Jeder für sich selbst? Eine nach Belieben herausgesuchte und gedeutete Bibelstelle? Der jeweils aktuelle Kirchenanführer?

Was spräche dagegen, zu versuchen, etwas, das diese für unmöglich und nur erhoffbar halten, doch selber zu machen? Was, wenn man erfolgreich ist?

Das Vergessen der Hoffnung auf das ewige Leben führe zu einer Gier nach dem diesseitigen Leben, die „fast unausweichlich egoistisch“ werde und fast immer unerfüllbar bleibe.

Sich auf das reale Leben zu konzentrieren ist gleich eine Gier? Das ist ebenso absurd wie böswillig. Und wieso soll das dieser unverständlichen päpstlichen Logik zufolge so egoistisch werden? Weil sich die nicht an ein ewiges Leben Glaubenden bewusst sind, dass sie und alle Mitmenschen nur dieses eine körperliche Leben haben? Natürlich, da muss man ja egoistisch werden! Nicht.2 Aber was will man von solchen schrill gekleideten alten Männern auch sonst erwarten…

Wäre es – auf die Spitze getrieben – nicht viel logischer3, wenn sich gerade die Himmelsgläubigen viel weniger um das eigene und fremde irdische Leben kümmerten?

Nur wie „erfüllbar“ wird denn die Hoffnung aufs Jenseits sein, und warum überhaupt die Konzentration auf die Hoffnung auf etwas Fernes, um Leid in der Nähe besser ertragen zu können? Ich bin sicher nicht der einzige, der hier lieber darauf setzt – und es auch allen noch so Gläubigen raten mag –, aus dem Jetzt für sich und andere das Beste zu machen und es zu verbessern zu versuchen, anstatt auf dieses weiterhin unentdeckte Land, von dess’ Bezirk kein Wandrer wiederkehrt und vor dem Hamlet noch so besorgt war, zu hoffen – so könnten sie es eben auch jetzt besser haben. Selbst wenn sie glauben, nicht vergebens zu hoffen.

  1. Mit Tricks (und die dürften nicht nur aus Schuhen und Geschwindigkeit bestehen) geht das auch so(via Nerdclub) []
  2. Oder nur bezogen auf die „eigene Gruppe“ namens Menschheit in Abgrenzung zu Engeln und Göttern… []
  3. Nicht dass ich hiermit sagen will, dass sie das generell tatsächlich tun, aber zumindest logischer wäre es. []