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Esoterik&Religion

Der Mond macht auch im April, was der Kalenderautor will

Mondkalender Kurz vor Ostern ist es wieder Zeit für den nächsten Beitrag aus der Reihe „das Blödeste und Intelligenteste aus dem Mondkalender 2010“. Oder so ähnlich. Aber schenkt euch erstmal einen Drink ein und entspannt euch, denn:

„Der Mensch lebt nicht vom Brot allein. Nach einer Weile braucht er einen Drink.“
(Woody Allen)

Unfruchtbare Sportler?

Mal abgesehen davon, dass es natürlich wieder eine ganze Reihe von banalen, offensichtlichen oder einfach nur labernden Tips gibt, die immer „besonders heute“ zutreffen sollen oder mitunter einfach so ohne Astrologiebezug genannt werden – und leider auch wieder unverant­wortlicher­weise dreimal von Zahnarztbesuchen und/oder Operationen abgeraten wird –, fragt man sich bei einer Kombination wie der folgenden schon, was „der Mond“ sich dabei denkt; so heißt es zunächst über die Natur:

Am Wochenende übernimmt der unfruchtbare Schütze das Regiment der Natur.

Was dann höchstens Gießen & Bodenpflege empfehle. Und der Gesundheitstip am selben Tag lautet:

Der Schütze unterstützt alle sportlichen Tätigkeiten. Passen Sie dennoch dabei auf, insbesondere nicht die Oberschenkel und den unteren Rücken zu überlasten, da der Schütze diese Regionen regiert.

Schon ein komischer Typ, dieser Schütze.

Der Mond, dein Spanner und Helfer.

Irgendwie hab ich so meine Zweifel, dass der Mond einen wirklich beim Beschneiden von Sträuchern und Bäumen unterstützen kann – wie soll er denn die Leiter halten oder die abgeschnittenen Zweige einsammeln, so ganz ohne Arme? Mit Röntgenstrahlen? Schließlich bestrahlt er ja angeblich auch an Steinbocktagen die Knochen, da muss er schon einige Energie reinstecken. Aber der Mond mag’s auch sexy:

Die weibliche Brust steht heute unter dem Einfluss des Mondes; Mönchspfeffer-Kapseln können Beschwerden wie Brustspannen lindern.

vitex Sind die Kapseln denn so groß, dass sie die Brüste bedecken? Oder helfen die Blätter besser? Dann würden sie ja auch das Spannen auf die Brüste verringern… was aber schade wäre, schließlich hebt sie der Mond ja auch durch seinen romantischen Schein hervor:

Sie sollten besonders auf sich und Ihren Körper achtgeben, insbesondere auf die Geschlechtsorgane, die vom Skorpionmond bestrahlt werden.

Ja, gebt acht, dass ihr eure Geschlechtsorgane nicht in der Öffentlichkeit vom Mond bestrahlen lasst! Obwohl…^^

Rational? Ich??

Wie kommt es eigentlich, dass ein Mondkalender auf die Idee kommt, seine Klientel kenne sich mit dem rationalen und logischen Denken aus? Gut, wenn er schreibt:

Aufgaben, die klares logisches Denken verlangen, sollten Sie wenn möglich auf einen späteren Zeitpunkt verschieben.

…dann meint er sicher den Sankt Nimmerleinstag, denn schließlich sollen die Kunden ja noch Kunden bleiben. Was auch diese Variante unnötig macht:

Lassen Sie in der freien Zeit ruhig los und vergessen Sie einfach mal Ihre Rationalität.

Wo gibt’s da noch was zu vergessen? Auf verquere Weise passt dann auch dieser Berufstip ausgerechnet am Ostermontag, wo sehr viele gar nicht arbeiten müssen:

Im Beruf profitieren Sie heute von der Betonung des Rationalen und der Konzentration auf das Wesentliche.

Tja, war wohl nix mit der Rationalität…

Zum Abschluss dann ein Sprichwort, das bestimmt vor der Zeit des Internets und vor allem der Foren-Trolle entstanden ist:

„Jeder möchte sich einen Narren halten, aber keiner will ihn füttern.“
(Aus Schweden)

 


PS: Für die noch nicht ganz dem Mond-Aberglauben anheim Gefallenen seien noch ein paar kritische Links ergänzt:


Foto: morgan capasso/Fotolia.com kombiniert mit dem Blatt von Wouter Hagens/Wikimedia

Links und Videos der Woche (2010/12)

 

  • Und noch mehr Death Metal, diesmal „von“ Louis Armstrong (via @JoergR):

     

  • Ein hochseriöser Beitrag der Heute-Show von einer Esoterikmesse: (via Uwes Kommentar)

 

  • Und zu guter Letzt: Ein Ast fällt auf eine Stromleitung (via ui.)

Links und Video der Woche (2010/11)

(Hier war etwas als Flash-Objekt eingebunden. Nicht mehr zeitgemäß.)

Der unheilvolle Maya-Kalender

maya-men Bekanntermaßen wird dem Maya-Kalender und dessen vermeint­lichem Ende einiges Unheilvolles oder esoterisch Segensreiches nachgesagt, wenn der nächste große Zyklus seiner Langen Zählung Ende 2012 ansteht – vom Weltuntergang in verschiedenen Variationen bis zu strahlen­synchronisiertem Bewusstseins­aufstieg ist alles dabei.

Wenn nun die größte Einheit der Langen Zählung, genannt Baktun, am 21. (oder, nach einer anderen Datierung, am 23.) Dezember 2012 auf einen neuen Wert, diesmal die 13 mit einer gewissen mythischen Bedeutung für die Maya, springt – jeder solche Wechsel ist in der Bedeutung mit unseren Jahrhundert- oder Jahrtausend-Zahlen vergleichbar – und etwas Bedeutendes, Unheilvolles ankündigen soll, muss dann nicht auch an den vorhergehenden Baktun-Wechseln etwas (vielleicht ein kleines bisschen geringer) Bedeutendes, Unheilvolles passiert sein?

Da ich als wissenschaftlich Orientierter mir nicht nachsagen lassen will, stur und nicht offen zu sein, habe ich akribisch nachgeforscht, um solche Ereignisse in der Vergangenheit zu finden. Im Folgenden finden sich also die weltbewegend-katastrophalen Ereignisse zu Beginn der jeweiligen Baktun-Epochen (die Umrechnung in unseren Kalender ist der englischen Wikipedia entnommen), die unzweideutig unheimliche, unheilvolle Vorzeichen für die Zukunft vielleicht bedeuten könnten:

  • 13.0.0.0.0 = 11. August 3114 BCE
    Ein sumerischer Keilschrift-Schüler verschreibt sich.
  • 1.0.0.0.0 = 13. November 2720 BCE
    Ein Stonehenge-Pilger tritt in einen Kuhfladen.
  • 2.0.0.0.0 = 16. Februar 2325 BCE
    Im Reich von Akkad werrden Überlegungen angestellt, das Akkordeon zu erfinden. Man fand allerdings kein Ende, denn E.ON wurde erst viel später gegründet.
  • 3.0.0.0.0 = 21. Mai 1931 BCE
    Ein frühbronzezeitlicher Schmied im heutigen Thüringen schlägt sich beinahe auf den Finger.
  • 4.0.0.0.0 = 23. August 1537 BCE
    Im Großreich der Hethiter fällt ein Sack um; dessen Inhalt ist leider nicht überliefert.
  • 5.0.0.0.0 = 26. November 1143 BCE
    Ramses III. kratzt sich im Schritt und schaut lüstern auf seine Haremsdamen.
  • 6.0.0.0.0 = 28. Februar 748 BCE
    Romulus, Gründer von Rom, hört, wie ein Bauarbeiter einen kurzen Schmerzensschrei ausstößt; dessen genaue Ursache ist leider nicht überliefert.
  • 7.0.0.0.0 = 3. Juni 354 BCE
    In Syrakus tyrannisiert eine Fliege ein Kind und fragt dessen Mutter: „Was willst du mit der Klatsche? Spri—tsch!“.
  • 8.0.0.0.0 = 5. September 41
    Eine heimliche Verehrerin von Julius Caesar wirft einen finsteren Blick auf Brutus‘ Grab.
  • 9.0.0.0.0 = 9. Dezember 435
    Attila, der gefürchtete Hunnenkönig, schnarcht, dass die Wände wackeln.
  • 10.0.0.0.0 = 13. März 830
    Ansgar von Bremen, Benediktinermönch und später Erzbischof, betet und schaut lüstern auf einen seiner Sängerknaben.
  • 11.0.0.0.0 = 15. Juni 1224
    Kurz nach Gründung der Universität Neapel durch Kaiser Friedrich II. gegen den Willen des Papstes stolpert einer der ersten Studenten über seine Quanten.
  • 12.0.0.0.0 = 18. September 1618
    Dem großen Astronomen Johannes Kepler fällt beim Schreiben eines Briefes der Federkiel runter.
  • 13.0.0.0.0 = 21. Dezember 2012
    ???

Somit wäre unwiderlegbar und vollkommen wissenschaftlich bewiesen, dass diese Vorgeschichte der vergangenen Baktun nichts Gutes für 2012 verheißen kann. Es könnte sogar so schlimm kommen, dass Roland Emmerich und Dieter Broers niesen müssen! Und, Götter bewahret, dem gegen 2012 anschreibenden Scienceblogger Florian Freistetter könnte sein Hut vom Kopf geweht werden!!

Der Beweis: Kämmtrails sind real!

Da soll noch ein bezahlter Verschwörer behaupten, das wäre alles nur Spinnerei von Möchtegern-Freidenkern mit diesen Kämmtrails!1 Nein, hier ist der unwiderlegbare fotografische Beweis für ihre Existenz:

„Wir basteln uns ein Argument für eine Verschwörungtheorie“? Nicht mehr nötig.2 Nichts zu basteln, das hab ich im Bild schon erledigt jetzt, wo der Beweis da ist, müssen sich die wenigen noch verbleibenden aufrichtigen Politiker der Sache… hm… Moment, wir reden von Politikern, die stecken doch alle in der Verschwörung mit drin. Also brauchen wir eine bessere Lösung: Glatzen für alle! Keine Macht den Kämmtrails!

  1. Engl. contrail = Kondensstreifen, daraus wurde das Wort chemtrail bei Verschwörungsgläubigen, die behaupten, mit einigen Flugzeugen würden Chemikalien oder Nanopartikel versprüht, um die Menschen zu manipulieren, das Wetter zu beeinflussen, Nibiru zu verstecken oder was gerade in ist. Viele davon nennen sich Freidenker, aber ich finde, da nehmen sie sich zu viel Freiheit vom Denken… []
  2. Die Kommentare dort sind aber trotzdem, ähm, interessant. []