- Kamenin fand endlich wieder Zeit zum Bloggen:
Sonntagspredigt für die Dekonvertierten: Glaube ist Hoffnung… - Auch wenn’s in einer sozialistischen Tageszeitung steht:
Die Chuzpe der Gottesfrage zur Forderung eines Gottesbezugs in EU-Verträgen der CDU/CSU - Kommentar der WELT:
Politiker nutzen Killerspiele als Waffe im Wahlkampf - Die neuen Internet-Verkehrszeichen des Titanic-Magazins.
- Das Kolumnistenschwein schreibt über ein virales, essbares Werbepaket, das einige Blogger diese Woche erhalten haben.
- Und wenn’s noch etwas härtere Musik sein darf:
„No Sun This Summer“ – ein kostenloser Metal-Sampler
(ich hoffe doch, der Titel ist keine Prophezeiung…; via @lordysweblognet)
Günstige Fragen
Meine Blog-Infoseite bei Bloggerei.de hat mal wieder eine nette Google-Anzeige hervorgebracht, bei der man sich nicht nur fragt, wie Google darauf kommt (könnte auch mit den „zufällig ausgewählten weiteren Blogs aus dem Blogverzeichnis“ unten zu tun haben), sondern auch, warum jemand solche Stichwörter bucht (abgesehen von ebay natürlich, die mehrere Wörterbücher rauf und runter buchen, um die kuriosesten und unpassendsten Anzeigen schalten zu können):
Toll, man spart ja immer gern Geld. Nur wer bietet denn psychologische Fragen an? Und wer ist MrSuche überhaupt? Klicken wir mal drauf – mit dem Seitentitel „MrSuche – Taggen und schneller finden, User empfehlen Links“ (aha!) erscheint dann eine wenig gehaltvolle Seite:
Tja, da kann wohl jemand seinen Ansprüchen nicht gerecht werden… Aber immerhin erfahren wir, dass man anderswo sogar 75% sparen kann. Wow! Wenn man dem Link folgt, gibt’s dann sogar Hunderte Angebote – von psychologischen Büchern und CDs. Aber Fragen an sich – Fehlanzeige; höchstens in der Form, dass in den Büchern versucht wird, welche zu beantworten. Aber wer verkauft mir eine einzelne psychologische Frage? Ich will eine einzelne psychologische Frage! Wäääh!
Immerhin gab’s (an einem anderen Tag) Trost bzw. Lachen als beste Medizin, nämlich „Lustige Witzig“ – wäre ja schade, wenn die Lustigen nicht witzig wären:
Ich wünsche mir eine Schale…
Hinweis 22.6.09: Frau Marianne Teves-Schweizer, die Anbieterin der hier genannten Produkte, war verständlicherweise von diesem Artikel nicht gerade begeistert. Als Entgegenkommen habe ich ein paar Stellen geändert, ergänzt oder konkretisiert; diese sind ensprechend gekennzeichnet.
Kürzlich bei der Obama-Variante des Wünschel-Secrets habe ich schon eine Wunschverkäuferin mit Google-Anzeigen erwähnt – einer Anzeige bei meiner Detailseite im Blogverzeichnis Bloggerei.de. Bevor wir zum eigentlichen Artikel kommen, kurz ein Wort zur Esoterik-Hotline, deren Nummer auch gut sichtbar für Fragen zum Produkt angegeben wird1: Sie bewirbt ([ergänzt:] auf ihrer separaten Domain) „persönliche Direktberatung“ ([ergänzt:] durch eine Emula Schweizer, die auch bei der Wuschschale genannt wird: „Fragen Sie nach Emula“) u.a. zur Frage
Hast Du Geldprobleme?
für schlappe 1,99€ pro Minute! Na wer da nur Probleme mit anderen Fragen hat, kann Geldprobleme gleich noch dazu bekommen – wenn das keine „professionelle und seriöse“ Rundum-Versorgung ist! Ob die Dame so seriös ist zu verhindern, dass Leute von solchen Hotlines regelrecht abhängig werden und vier- oder fünfstellige Beträge vertelefonieren?
[Absatz ergänzt:] Diese generelle Gefahr ist nicht auf meinem Mist gewachsen, wie – v.a. im Zusammenhang mit diversen TV-Angeboten – u.a. bei der SZ, der Welt und im Express nachzulesen ist; ob und wie diese spezielle Anbieterin Maßnahmen dagegen unternimmt (etwa ein monatliches Limit), entzieht sich meiner Kenntnis. Das heißt natürlich nicht, dass jeder abhängig würde oder dass es keine in manchen Fällen sinnvolle Lebenshilfe bedeuten kann, so abwegig die Grundlagen auch sein mögen.
Nun zum Produkt:
Entdecken auch Sie das Geheimnis der Wunschschale
und profitieren Sie von der besonderen Wirksamkeit.Die Wiederentdeckung der Wunschschale eröffnet eine neue Dimension der energetischen Arbeit. Noch nie war es so einfach und effektiv zu gleich!
Aha. Und was ist die Wunschschale nun? Ein kitschig-buntes, mit Symbolen bemaltes Schälchen nicht erkennbarer Größe in vier Varianten: orientalisch, ägyptisch, Reiki-Energie und Schwarze Magie (letztere ist denn auch nicht bunt), mit vielfältigen beispielhaft genannten Anwendungsgebieten, die eigentlich alle Bereiche der Esoterik abdecken – vom Aufladen von Amuletten über Energien und Engelkontakte bis hin zum Wunscherfüllen. [Umformuliert; ergänzt:] So ist für jeden etwas dabei… Genaugenommen werden hier ja auch keine (möglicherweise unhaltbaren) konkreten Versprechungen von Wirkungen gemacht – die „besondere Wirksamkeit“ steht unspezifisch im Raum, und das Konkretere sind nur Vorschläge: „Verwenden Sie die Wunschschale z.B. um…“.
Groß hervorgehoben wird, dass die Wunschschale über „ein eigenes Magnetfeld!“ verfüge, nämlich „auf Grund der speziell behandelten Oberfläche eine dauerhafte aktive Magnetspannung erzeugt.“ Wozu das ganze? Ziehen Magneten positive Energien in die richtigen Bahnen? Bündeln sie Wunschenergien direkt in die Chakren? Warum würde ein gewöhnlicher 99-Cent-Magnet, in eine Ikea-Schale gelegt, nicht auch reichen?
Der geneigte Esoterikfan wird da schon eine Antwort wissen – oder gar nicht darüber nachdenken. Naja, so erspart Frau Teves-Schweizer einem immerhin pseudowissenschaftliches Geschwurbel, bei dem sich sicher nicht nur Magnetfeldlinien, sondern auch Zehennägel aufrollen würden.
[Absatz ergänzt:] Bei Youtube gibt’s ein anscheinend offizielles2 Video, in dem man mehr über die Hintergründe der Schale (babylonische Götter, „achtjährige Forschungsarbeit zweier deutscher Magier“, etc.) erfährt und ein magisches Ritual gezeigt wird. Der in den Infos (rechts neben dem Video) stehende Satz „High-Tech in der Magie, die Wunschschale ist in den Bereich der Quantenphysik einzuordnen“ zeugt dann leider doch von einer esoteriktypischen „Quantenschwurbelei“ aus offensichtlicher Unkenntnis (oder Desinteresse an) der tatsächlichen Quantenphysik (siehe dazu Link unten) – eine vorsätzliche Lüge über die angeblichen quantenphysikalischen Zusammenhänge will ich ihr hier natürlich nicht unterstellen. — Weiter im Text:
Achtung! Sehr starke Wirksamkeit! Die Wunschschale ist sehr wirksam und wird von Experten empfohlen!
Ach wie witzig. Eine als Warnung verkappte Werbung. Also was sagen die Experten:
- Ein „Dipl. Astrologe u. M.A. Philosophy“ lädt damit die „astrologischen Amulette [s}einer Kunden“, er „kenne nichts vergleichbares“. Da sage noch einer, Astrologie sei keine exakte, der Astronomie gleichzustellende Wissenschaft!
- Eine „Magierin und Medium“ – wieso gibt’s von „Medium“ eigentlich keine geschlechtsspezifische Version? – freut sich: „Dank der Wunschschale kann ich jetzt auf die oft sehr komplizierten Rituale verzichten“. Na hoffentlich geht das nicht auf Kosten des placebischen Vorteils der langen Zuwendung zu ihren Kunden! Und was anderes hat sie, realistisch betrachtet, ja gar nicht zu bieten.
- Für eine „Reiki-Meisterin u. Engelenergie-Arbeiterin“ ist das Schälchen „ein Geschenk des Kosmos“ – die Gute muss schon nicht schlecht verdienen, denn sie habe bereits sechs solche Schalen gekauft, und Kosmos hin oder her, ein Geschenk der Verkäuferin sind sie mit Sicherheit nicht.
- Der Link „Mehr Expertenmeinungen“ auf dieser Seite führt kurioserweise auf dieselbe Seite – ein für Esoterisches quasi beispielhafter Zirkelschluss, oder nicht?
Sagte ich was von „kein Geschenk“? Das ist noch untertrieben, denn so eine Schale kostet schlappe
520 €
bzw. 1200 € für die schwarzmagische Variante! Konkrete Versandkosten werden dabei – zumindest im ersten der angegebenen vier Bestellschritte – nicht genannt3, und da dieser erste Schritt bereits Name, Adresse, Geburtsdatum, Sternzeichen ([umformuliert:] keine Lust, das aus dem Geburtsdatum zu ermitteln?) und geplanten Einsatzzweck erfordert, werde ich mich hier natürlich nicht weiter durchklicken.
Mir scheint, wer alles Mögliche glaubt und seinen Kunden einreden kann, lässt sich – als Interessent auf diese Seite gelangt – auch von anderen Anbietern alles Mögliche einreden und mag ernsthaft erwägen, 1,12g moderner Architektur in violett4 dafür herzugeben. Hey, violett, die parteibegründende „Farbe mit der höchsten Schwingungszahl“ – wie passend!
[2 Absätze ergänzt:] Um es klar zu sagen: Natürlich gestehe ich der Anbieterin (wie im Prinzip allen Esoterik-Anbietern) zu, dass sie selbst glaubt, was sie über ihre Angebote sagt, und nicht vorsätzlich Behauptungen aufstellt, die nicht der Realität entsprechen, dass sie dann also nicht in betrügerischer Absicht und in reinem Gewinnstreben handelt.
Genauso muss aber klar gesagt werden, dass jegliche Wirkungen auch auf Kundenseite den Glauben daran erfordern (Stichwort Placeboeffekt), denn sie widersprechen den intersubjektiv überptrüften und bestätigten wissenschaftlich-skeptischen Erkenntnissen, vgl. Links unten. (Auch die sicher vorhandene magnetische Wirkung beschränkt sich demgemäß auf die rein physikalische wie bei jedem anderen Magneten auch und hat keine reale Auswirkung auf Partnerfindung, Wunscherfüllung, (wohl nicht real existierende) esoterische Konzepte wie Chakren, Aura, Karma, Engel, etc.)
Schließen wir mit dem einleitenden Spruch der Website:
„Glücklich sind die Menschen,
wenn sie haben,
was gut für sie ist.“
(Platon)
Und natürlich wollen die Esoteriker immer besser wissen, was das ist – mehr noch als alle anderen, die etwas zu verkaufen versuchen.
Links [ergänzt]:
- Wikipedia: Esoterik
- GWUP-Themenübersicht
- Wikipedia: James Randi und die Eine-Million-Dollar-Herausforderung
- Wikipedia: Placebo
- Einführung in Quantenphysik, Verschränkung und die Lügen der Esoterik5
Foto (Orig.): e-pyton – Fotolia.com
- auch wenn relativ unauffällig im Impressum eine normale Nummer genannt ist [↩]
- mit Einblendung der Webadresse „www.wunschschale.de“, hochgeladen von Youtube-Benutzer „Salomeblue“, die als „Marianne (Salomeblue)“ auf einen Kommentar geantwortet hat und in Ihrem Profil den bereits bekannten Namen „Emula“ und als Website o.a. Esoterik-Hotline-Site angibt [↩]
- [Urspr. Fußnote gelöscht; neu:] In der Zwischenzeit hat die Anbieterin außerdem den Hinweis „Ihre persönliche Wunschschale erhalten Sie schon ab 520,- Euro (zzgl. Versand)“ auf der Startseite ergänzt. [↩]
- ja, das beschreibt einen 500-Euro-Schein [↩]
- Update 5.9.11: Link geändert, da der urspr. derzeit/mittlereile nicht öffentlich zugänglich ist [↩]
In höchsten Tönen
- in alle Richtungen drehbar
- klares Kartenbild
- sehr übersichtlich
- handlich und formschön
- mit extra stabilem Fuß
- 10 cm Durchmesser
Das sind doch große, in höchsten Tönen lobende Worte auf einer Verpackungsrückseite, oder? Aber wie sieht der Inhalt nun wirklich aus?
Sternchen
Eine Anzeige auf der Titelseite des Bayrischen Taferls 16/2009, eines hiesigen Anzeigenblattes in normaler Zeitungsgröße – links oben komplett zu sehen1, rechts und unten die entsprechenden Ausschnittsvergrößerungen der rot eingerahmten Bereiche. (Anklicken zum Vergrößern.)
Meine Glückwünsche den Sieger des Wettbewerbs „Unleserlichster Sternchen-Erklärungstext“!
Update 17:20 Uhr: Ha, sogar im Web gibt’s das Angebot – hier der nicht auswählbare Text in Standard-Größe:
Immerhin kann man’s dann problemlos lesen, wenn man mehrfach mit dem Browser hineinzoomt – da steht dann das Übliche bzgl. Zeitraum, Extras kosten extra, nicht kombinierbar und das Copyright von „Doctor’s Associates Inc.“, deren eingetragene Marke SUBWAY® sei.
- abgesehen von den anderen Anzeigen, die ich unscharf gemacht habe [↩]