Monatsarchiv:

August 2009

Maria Esmeralda, 3 Münzen und eine Homepage

Daumen runter Wir erinnern uns an die angebliche „Wahrsagerin“ Maria Esmeralda, die u.a. zum Jahreswechsel in Zeitschriftenanzeigen die Wirtschaftskrise dazu missbraucht hat, Gratispröbchen ihres Unsinns an den Mann zu bringen, um natürlich in der Folge kostenpflichtige „wichtige“ Angebote zu unterbreiten – mit dem Kalender nahm sie’s damals schon nicht allzu genau, wie ich in „Maria Esmeralda und die wilde 13“ dargelegt habe.

Es folgten auch etliche Kommentare – vielen Dank nochmal dafür –, in denen Leute von den Briefen und Angeboten Maria Esmeraldas berichteten, wo diese etwa ganz „individuell“ von jedem Kunden geträumt haben und schweiß­gebadet um 3 Uhr aufgewacht sein will u.a.m. und wo auch das aktuelle Angebot von drei „Glücksmünzen“ erwähnt wird.

Ebendiese Glücksmünzen bietet Madame nun auch auf ihrer eigenen Homepage www.mariaesmeralda.com1 an – eine bei einem Schweizer Hoster betriebene deutschsprachige Homepage ohne Impressum, aber mit einem Video, in dem sie nur französisch spricht; ich vermute, sie sagt auch nichts anderes als im Text steht – mag das jemand, der Französisch kann, bestätigen oder ergänzen?

Diese 3 Münzen aus China werden es Ihnen ermöglichen, sich Ihre 3 dringendsten finanziellen Wünsche zu erfüllen.

Das behauptet sie jedenfalls im Titel der Website. Im Text beschreibt sie, wie sie sie von taoistischen Meistern aus Vietnam – wo sie angeblich geboren wurde – mitgebracht habe. 1500 Stück, um genau zu sein, von denen sie noch 1134 für den Versand übrig habe. Und gratis dazu soll es Feng-Shui-Rituale – für die andere (siehe Kommentare ab hier) „völlig kostenlos“ noch 25€ bezahlen sollen – geben:

sie wurden mir ebenfalls von diesen großen Meistern offenbart und sind eine wahre Wunderwaffe, um Ihre finanziellen Wünsche sehr rasch zu verwirklichen

Um es hier zwischendurch klar zu sagen:

:!: Es gibt keine Wunscherfüller und Glücksbringer; reproduzierbare Belege dafür fehlen durch die Bank. Alles, was es gibt, sind mögliche psychologische Effekte, sofern man an eine Wirkung glaubt – das mag z.B. in einer Prüfung hilfreich sein, bleibt aber ohne Wirkung auf das, worauf man keinen Einfluss hat, einen Lotteriegewinn etwa.

Zurück zu ihrer Homepage: Registriert wurde die Domain anscheinend am 10.7. über das „Private Domain Registration“-Angebot des großen Anbieters Network Solutions, bei dem die Kommunikation nur über Network Solutions läuft und keine eigene Adresse in den Whois-Daten steht. Aber eines steht überraschenderweise doch drin, nämlich ein Firmenname im Admin- und Tech-Kontakt2 (nicht aber im eigentlichen Registrant-Eintrag):
admin-tech

Ist also diese „Euromail AG“ der eigentliche Betreiber der ganzen Maria-Esmeralda-Masche oder einfach der Versand- und Internet-Dienstleister für die „Wahrsagerin“? Oder ist es nur ein Datenbankfehler? Für die Dienstleister-Variante spricht jedenfalls, dass der Firmenname nur im Admin- und Tech-Kontakt steht.

Google findet unter diesem Namen (neben einem dubiosen Geld-für-Mail-Angebot unter einer .ag.vu-Adresse, das wohl nichts mit diesem Thema zu tun hat) einen Schweizer Shop mit Sitz in Bischofszell südlich des Bodensees – übrigens nur rund 40 Kilometer Luftlinie von Buchs entfernt, wo das in o.a. Anzeigen genannte Postfach von Maria Esmeralda ist – unter www.euromailshop.com (und www.euromail-shop.eu, das dorthin weiterleitet) sowie die Firmendaten dazu.

Der Shop bietet einige wenige Angebote zum Thema Gesundheit, Abnehmen und Schönheit, die bei mir den Eindruck eines typischen Billig-Teleshopping-Angebots u.a. mit angeblichen „Wunder­mittelchen“ hinterlassen, an deren Wirksamkeit ich gewisse Zweifel habe, ergänzt um Restposten-Gadgets: Bauch-Weg-Trainer, Fernglas, farbwechselnde LED-Kerze, Haar-Entferner, Magnet-Bandagen (im Google-Cache), Schlankheits-Gel, „Slimming Sandals“ (ohne nähere Beschreibung) und Metall-Sohlen:

Unsere Sohle ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Wunder-Metall. Millionen von Menschen sind von dessen wohltuender Wirkung fest überzeugt. Wir haben unzählige Dankes-Schreiben von Kunden, die dank unserer Sohle heute wieder beneidenswert fit, munter und überglücklich sind.

Ebenso wird (gegen Registrierung) ein Buch als kostenloses PDF angeboten: „Das Geheimnis eines langen Lebens ohne Krankheiten“, das irgendwie auf Antarktis-Krill basieren soll.

Ich denke, zu so einem Shop würde auch eine „Wahrsagerin“ passen. Ein Beweis für irgendetwas ist das natürlich nicht. Wer aus Unzufriedenheit o.ä. rechtliche Schritte gegen Maria Esmeralda unternehmen will, kann diesen Shop oder den Hoster (nicht als Schuldige, sondern als Informations­quellen) ja mal seinem Anwalt nennen, vielleicht führt es weiter als die Postfach­adresse…

Wie ist das ganze überhaupt rechtlich zu bewerten? Der Ausruf „Betrug!“ mag manchem auf den Lippen liegen, doch ist das rechtlich tatsächlich der Fall? Ich tendiere zu dieser Ansicht, aber die endgültige Klärung wäre Sache eines Gerichts…

Vage esoterische Versprechungen – oder eben nicht direkt Versprechungen, sondern Andeutungen – machen sehr viele Wahrsager, Medien, Astrologen, Geistheiler etc., und viele davon mögen durchaus auch in gutem Glauben handeln, weil sie selbst von ihren Fähigkeiten überzeugt sind; das Gegenteil muss ihnen erstmal bewiesen werden, sofern sie vorsichtig genug sind mit ihren Behauptungen.

Sicher liegt aber die Annahme durchaus nahe, dass es nicht der Wahrheit entspricht, wenn Maria Esmeralda vielen Kunden praktisch dasselbe schreibt, sie hätte speziell von ihr/ihm geträumt, geschwitzt oder visioniert; und auch das „Ködern“ mit Gratis-Angeboten, die doch wieder kosten­pflichtige Angebote nach sich ziehen, die erst die richtige „Wirkung“ des Gratis-Krimskrams oder einen anderen, größeren Nutzen ermöglichten, hinterlässt bei mir nun wirklich keinen Eindruck von Seriosität, sondern eher von dreister Abzocke.3

Gerade dann, wenn sie an leichtgläubige finanziell notleidende Menschen gerät, die nach jedem Strohhalm greifen mögen – und solche gibt es bestimmt –, finde ich es besonders abscheulich.

:arrow: Fazit: Finger weg! Vergesst den teuren Kram von dieser Möchtegern-„Wahrsagerin“, die angeblich von jedem geträumt haben will – da kommt nichts Vernünftiges dabei raus, das ist nur Geldverschwendung!
Und sie lacht sich ins Fäustchen, wie viele ihr doch Geld schicken…

 

Siehe auch:

  1. Update 1.3.2017: die Domain wird seit einiger Zeit zum Verkauf angeboten – stilecht für knapp 10000 $… []
  2. Allerdings nicht bei Abruf über Network Solutions‘ Website, sondern über andere Dienste wie Domain Dossier bei CentralOps.net oder Whois.de, die Network Solutions dann über das WHOIS-Protokoll befragen. Seltsam… []
  3. Da ist es schon richtig harmlos, wenn die Adressdaten an andere, ähnlich gelagerte Anbieter weiterverscherbelt werden. []

Projekt Hörsturz 2

Projekt Hörsturz Zeit für Runde 2 im „Projekt Hörsturz“ von freeQnet, bei dem die Teilnehmer alle zwei Wochen fünf Songs anhören und bewerten:

  • Abandon – Providence (von symBadisch)
    Gefälliger, einigermaßen eingängiger Rock, aber andererseits auch nichts Herausragendes. Nur was die immer mit ihrer Vorsehung haben…? Naja, christliche Band eben. Dafür eigentlich ganz gut. ;)
    Mir fällt nicht viel ein, was ich noch dazu schreiben könnte, also:
    3 von 5 Sternen
  • DJ Food – The Ageing Young Rebel (feat. Ken Nordine) (von beetFreeQ)
    Unauffällige jazzige Musik als Hintergrund zu einem Sprecher, der eine Geschichte erzählt – als Begleitung zu den animierten Filmszenen ja ganz gut geeignet, doch der Film kam offenbar nach dem „Lied“. Tja, hm, unter diesem Aspekt dann doch ein bisschen zu wenig, auch wenn ich’s jetzt nicht abgrundtief schlecht finde. Wird vielleicht besser, je mehr man sich aufs Konzept und die Geschichte einlässt.
    2 von 5 Sternen
  • Letzte Instanz – Monument der Stille (von Konna)
    Eine Rock-Ballade mit sanfter Stimme – irgendwie zu betont sanft für meinen Geschmack. Zu weichgespült, ohne wirklich überzeugen zu können, obwohl musikalisch ja ganz ordentlich – und manchmal gerade vom Beat her fast schon wieder zu schnell.
    Könnte sein, dass mir das Lied in der passenden Stimmung besser gefällt, aber, naja…
    1½ von 5 Sternen
  • Gotye – Hearts A Mess (von beam)
    Ein schöner, ruhiger Groove zum „chillen“ oder wie man das heutzutage nennt, trotzdem musikalisch und (in geringere Maße) stimmlich interessant und abwechslungsreich genug – mehr als genug! Erinnert mich etwas an Peter Gabriel.
    4 von 5 Sternen
  • We Are Wolves – Psychic Kids (von Kamil)
    Electro-Indie-Rock oder so, schneller Rhythmus, schräg instrumentiert und textlich etwas bescheiden. Und auch irgendwie schon mal dagewesen… Durch die Schrägheit kann ich den elektronischen Anteil noch akzeptieren. ;) Nun, das Lied hat durchaus was, aber ein bisschen zu wirr ist es mir dann doch. Oder? Ach, ich kann mich nicht so recht entscheiden…
    2½ von 5 Sternen

Ergibt einen Schnitt von 2,6, falls das jemanden interessiert. Und falls nicht, ergibt das immer noch einen Schnitt von 2,6. :mrgreen:


Mein Vorschlag für die nächste Runde: Saori Jo – Stay – eines von ein paar Live-Videos auf der offiziellen deutschen Website; eine MySpace-Seite hat die Französin, die derzeit als Vorgruppe von Jethro Tull tourt – wo sie auch mal von Ian Anderson querflötend begleitet wird –, auch zu bieten. Die Hoffnung, jemals eine übersichtliche MySpace-Seite zu sehen, hab ich mittlerweile übrigens aufgegeben…

Ein Gedicht wurde gewünscht

Kaum gesucht, schon beantwortet: Vorhin kam jemand mit der Suchanfrage höschen gedicht hier an, und als das Höschen-Blog schlechthin will ich diesen Wunsch natürlich gerne bedienen – mit Hilfe des Gedicht-Generators Poetron, bei dem ich in das Personen- und das Substantiv-Feld jeweils Höschen eingegeben habe und folgendes als erstes Ergebnis erhielt:

Die Höschen und der Zustand
 
plumpsende Höschen
ernst – oh Gott albern
verhaltende Höschen
schön, meinethalben auch einsam
 
Höschen! Du in ewiger Zeit!
und es plumpsen die Hühner
und plumpsende Zustände
sind so einsam
und so schön

 

Abhängen? Wozu?

Im Dezember hatte ich mich am Tag nach dem Fahrplanwechsel schon darüber mokiert, dass die Bahn es nach monatelanger Vorbereitung nicht schafft, Fahrplanheftchen und Wagenstandanzeiger pünktlich zur Verfügung zu stellen – das erste Bild ist von damals. Was hab ich nun vor einigen Tagen bemerkt: Man hatte offenbar keine Lust oder kein Interesse, die damaligen Hinweisplakate zu entfernen, sondern hat sie einfach überhängt – siehe zweites Bild:

Plakat: Keine Wagenstandanzeiger (Dezember)

Dezember 2008

Hinweisplakat hinter Wagenstandanzeiger

August 2009

Kann ich aber auch irgendwie verstehen, denn für den Aufhänger – je nachdem, wie er unterwegs war – war es vielleicht unnötig umständlich, das Altpapier mitzuschleppen.