Der Sinn des Lebens?

Bei Lebens-Erfolg gibt’s eine Blogparade mit der Frage nach dem Sinn des Lebens. Meinen Beitrag dazu will ich mal mit dem passenden Monty-Python-Song, Intro zum gleichnamigen Film, einleiten^^:

Grundsätzlich ist mein Standpunkt: Es gibt keinen äußeren, höheren Sinn des Lebens. Also keinen, der sich nicht aus dem Sinn, den jeder einzelne für sich finden und definieren muss und der sich aus der menschlichen Gemeinschaft ergibt.

Wer das anders sieht, möge doch bitte nachvollziehbar und vernünftig begründen, (a) warum es überhaupt einen äußeren Sinn geben soll und (b) warum es gerade der sein soll, den er propagiert. Solange das keiner schafft, sehe ich keinen Grund, etwas Derartiges anzunehmen…

Schließlich gibt’s unzählige Möchtegern-Sinngeber und -Sinnvermittler, die sich aber kaum einig sind, wenn’s um Details und Ursachen ihrer Sinne geht. Ob jetzt von einer göttlichen Macht oder vom Universum; ob der Bibelprediger sich auf seine willkürlich interpretierte Geschichten­sammlung beruft oder der Astrologe auf seine willkürlich interpretierten Planeten­positionen oder diverse andere – es dürfte mindestens so viele Interpretationen wie Interpreten geben, und die feiern gern fröhliche Urständ.

Überhaupt ist es ja gerade in der westlichen Wohlstandsesoterik in, das Nachdenken aufzugeben und die – vermeintlich nötige – höhere Sinnsuche in die Hände derer zu geben, die es verstehen, damit Geld zu machen und/oder ihre eigenen Irrungen und Wirrungen an den Mann oder die Frau zu bringen, egal ob es um die „Bedeutung“ einzelner Ereignisse geht oder des (eigenen) Lebens an sich. So geht man halt zum Astrologen, der sich mit einer Trefferquote von 90% rühmt und im nächsten Satz jegliche Statistik ablehnt, weil der Mensch ja so individuell sei. So lauscht man einem „Medium“, in deren Hirn eingebildete telepathische Nachrichten von außerirdischen Magnetarbeiter-Engeln wuchern, oder einem Ufo-Esoteriker mit gefälschten Bildchen – und kommt sich als was Besonderes vor, eingeweiht in diese ach so wichtigen Botschaften. So achtet man auf die gepredigten göttlichen Regeln – und hofft, bei den nachtödlichen Heils­vesprechungen auf der Rolltreppe aufwärts zu stehen, weil der eigentliche Sinn des Lebens ja nach dessen Ende komme. So durchstöbert man YouTube auf der Suche nach den großen Geheimnissen im Gelaber unzähliger Verschwörungs­erfinder – und hält alle Vernünftigen für dumme Schafe und sich selbst für den größten Checker. So hört man auf Mystiker-Gurus, die dummer- oder dreisterweise ihre Fantastereien mit verdrehten wissenschaftlichen Wörtern „begründen“ wollen – und hält sich, scheinbar wissenschaftlich begründet, für im Einklang mit der allschwingenden spirituellen Quantenwelt.

Mitunter werden da banale Tipps, etwa Erfolgstipps wie positives Denken, das ja sicher nicht verkehrt ist bei Dingen, die mit Denken beeinflusst werden können, mit abscheulich menschen­verachtenden Pseudo-Naturgesetzen à la „Gesetz der Anziehung“ erklärt und hinterlegt, wie es auch der Ausrichter dieser Blogparade macht 1:

Denken wir an Armut, ziehen wir Armut an.
Denken wir an Reichtum, ziehen wir Reichtum an.
Denken wir hasserfüllt, ziehen wir Hass an.
Denken wir an Liebe, ziehen wir Liebe an.

Wenn die Verfechter dieses – für die Erfinder und Wiederverkäufer lukrativen – Mülls mal auf die Idee kämen, diesen Gedankengang etwa auf die armen Kinder in armen Ländern, die in miserablen hygienischen Bedingungen dahinsiechen, anzuwenden… aber der Blick über den esoterisch-egoistischen Tellerrand ist ja eher selten und der nächste „herbei­gewünschte“ Parkplatz wichtiger. Selbst wenn ironischerweise nebenan für eine Petition für Somalia-Hilfe aufgerufen wird. Oder andere Licht-und-Liebe-Blogger ab und zu kurz gemeinsam für Mutter Erde meditieren und sich dann so toll fühlen ob ihrer ach so tollen Hilfe.

So langweilig mancher Alltag auch sein mag, so sehr sich manche in einer imaginären höheren Ordnung geborgen fühlen wollen – nein, so findet man keinen vernünftigen, sinnvollen Sinn. Und wenn zufällig doch, dann nicht ohne dass etliche Hirnzellen dabei unterwegs ausgesetzt werden wie ungeliebte Haustiere.

Jetzt hab ich so viel über den Unsinn geschrieben, doch was ist mit dem Sinn? Begründet der sich etwa rein biologisch-evolutionär? Nun, auch wenn das natürlich die Grundlage ist, so hat sich bei unsereinem natürlich auch ein Ausmaß an Intelligenz und Empfindungs­fähigkeit entwickelt, das es uns nicht zuletzt ermöglicht, über diese Fragen nachzudenken und zu bloggen…

Auf der Sinn-Suche könnte man es vielleicht mit Mitmenschlichkeit und Liebe versuchen, Hilfsbereitschaft denen gegenüber, die sie benötigen, und die Welt vielleicht ein kleines bisschen besser zu machen; damit, sich mehr Wissen über die Welt anzueignen, die Neugier zu befriedigen, seinen Verstand zu nutzen – und nicht Fantasie und Wünsche für Realität zu halten, denn die Welt selbst hat viel mehr zu bieten, als manch einer sich vorzustellen vermag; damit, das Leben auch mal zu genießen mit Dingen, die man gern tut (und die anderen nicht schaden) – schließlich hat man nur dieses eine Leben.

  1. wobei es auch etwas abwegig ist, „Gleiches zieht Gleiches an“ mit Magneten und Metall zu illustrieren, schließlich sind Magneten etwas anderes als normales Metall, und zwei Magneten ziehen sich nur an, wenn unterschiedliche Pole zueinander ausgerichtet sind… []

9 Kommentare
1 Trackback

  1. udf

    Die Frage nach dem Sinn des Lebens hält einen bloß vom Leben selbst ab. http://weblog.hundeiker.de/item-3214.html

  2. U

    „Das ganze Geheimnis des Lebens läuft darauf hinaus, dass es keinerlei Sinn hat; dass aber jeder von uns dennoch einen ausfindig macht!“ (Émile Michel Cioran)

    Und he, westliche Wohlstandsesoterik, das muss ich mir merken und öfters aussprechen! :mrgreen:

  3. r

    Der Sinn des Lebens: Es ist sicher schön, ihn zu finden, jedoch sinnlos, ihn zu suchen.

    Wobei ich, angesichts Deines posts, darauf bestehen möchte, daß ‚suchen‘ auch ‚sich etwas vom Pferd erzählen lassen‘ einschließt. Und erklärend ergänzen möchte, daß die einzig absehbar funktionale Variante die ist, seinem Leben einen Sinn zu geben.
    Falls noch unklar: Das Zitat ist von mir ;-)

    • c

      Geben ist da sicherlich die bessere Formulierung. Trotzdem muss man oft genug erst etwas Sinnvolles finden, also ge- oder versucht haben, könnte ich mir denken…

    • r

      Nee nee, das war aus dem bisher Beobachteten heraus schon so gemeint: Im allgemeinen stellen die (positiv betroffenen) Menschen irgendwann fest, daß das, was sie machen nicht nur gut für sie ist, sondern auch ihr Leben mit Sinn erfüllt. Was *räusper* natürlich auch eine psychologisch erklärbare Selbsttäuschung sein kann, wie bei allem spirituell angefärbtem – z.B. bei den armen Menschen, die nach irgendeiner belastenden Situation völlig haltlos verbleiben…

      Der Sinn des Lebens an sich war doch nicht gemeint, oder?

  4. c

    Zitat von rolak:

    Der Sinn des Lebens an sich war doch nicht gemeint, oder?

    Nee, das dürfte dann doch etwas zu aussichtslos werden…

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