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Esoterik&Religion

Links und Videos der Woche (2010/16)

(Hier war etwas als Flash-Objekt eingebunden. Nicht mehr zeitgemäß.)

Timescapes: „Death is the Road to Awe“ from Tom Lowe @ Timescapes on Vimeo.

Kummer?

Bischof Walter Mixa 2008 In einer Meldung von gestern nennt das Bistum Augsburg1 im Ergebnis der Gespräche „in offener und vertrauensvoller Atmosphäre“ des Priesterrates mit Noch(?)-Bischof Mixa ebendessen knappe Erklärung:

Es tut mir im Herzen weh und leid, dass ich vielen Menschen Kummer bereitet habe. Ich bitte um Verzeihung.

Kummer. Ein Sorgegefühl bzw. Niedergeschlagenheit, synonym zu Angst, Gram, Harm, Hoffnungslosigkeit, Melancholie, Niedergeschlagenheit, Schwermut, Sorge, Trauer. (Wiktionary)

Kummer. Ja, den hat er sicher etlichen Kollegen und Schäfchen bereitet. Die fragwürdige Verwendung einiger Gelder (inwieweit auch immer sich dies schließlich konkret bestätigt) verblasst ein bisschen im Vergleich zu den Aussagen an Ostern, „zu keiner Zeit körperliche Gewalt“ angewendet zu haben – denn m.E. waren das dann offenbar dreiste Lügen angesichts der vor ein paar Tagen zugegebenen Ohrfeigen und/oder Zeugnis eines abartigen Verständnisses von Erziehung und mitmenschlichen Umgangs, das Ohrfeigen als keinerlei Form von Gewalt ansieht.

Kummer? Tut ihm nur der verursachte Kummer leid oder auch die Taten selbst?

Kummer?? Kaum die angemessene Bezeichnung für die Auswirkungen der Watschn selbst, oder? Geschweige denn – sofern die entsprechenden Anschuldigungen in immerhin eidesstattlichen Versicherungen stimmen – für noch heftigere Schläge.

Wäre ich einer der Betroffenen – als direktes früheres Opfer oder auch nur als Elternteil, das Bedenken hat, sein Kind im Beisein Mixas einen dieser mehr ammen- als märchenhaften Initiationsriten durchführen zu lassen –, ich könnte dieses Nicht-Bedauern der Schläge nicht einmal ansatzweise als Entschuldigung anerkennen.

Wie eines der damaligen Heimkinder sagt: „Er will sich retten und im Amt bleiben.“ Scheint mir auch so. Und gleichzeitig scheint mir das Unrechtsbewusstsein bei dieser angeblichen moralischen Instanz hie und da zu schwach ausgeprägt zu sein.


Foto: Dr. Christoph Goldt / Bischöfliche Pressestelle Bistum Augsburg (IBA), aus Wikipedia, CC-by-sa-Lizenz

  1. das übrigens mal seinem Webmaster Bescheid sagen sollte, dass eine Nachrichten-Einzelansicht nicht unbedingt den Seitentitel „Startseite“ haben sollte []

Links und Videos der Woche (2010/15)

 

  • Mona Lisa & Leonardo Da Vinci: Die 3D-Wahrheit in alten Meistern ;)

„Vollkommen normal“

Bischof Walter Mixa 2008 Ja ja, auf einmal kann der Augsburger Oberhirte Walter Mixa „die eine oder andere Watschn von vor 20 oder 30 Jahren natürlich nicht ausschließen“ (» Mixa gibt Ohrfeigen zu) – „Die Ermittlungen des Sonderbeauftragten Sebastian Knott zu Prügelvorwürfen haben Tätlichkeiten Mixas als damaliger Stadtpfarrer bestätigt“ (FAZ).

„Das war damals vollkommen normal, und alle Lehrer und Schüler dieser Generation wissen das auch“, meine Mixa weiter. Mag sein – in, äh, gewissen Kreisen vielleicht. Allgemein liegt sowas sicher länger zurück1; zu meiner Schulzeit, die in ebendiesen Zeitraum fällt, hätte sowas schnell Probleme für die Lehrer bedeutet. Aber vielleicht war’s z.B. an katholischen Internaten anders als an normalen öffentlichen Schulen…

Wie dem auch sei: Mal abgesehen davon, dass etwas auch nicht dadurch richtig würde, dass es häufig praktiziert wird, hieß es trotzdem von Mixa an Ostern noch vollmundig:

Die erhobenen Vorwürfe erschüttern mich, weil ich zu keiner Zeit körperliche Gewalt gegen Kinder und Jugendliche in irgendeiner Form angewandt habe. Gewalt zwischen Menschen lehne ich grundsätzlich ab. Ich bin als Mensch und als Christ fest überzeugt, dass jeder Mensch so behandelt werden muss, wie man selbst behandelt werden möchte.

Mixa will also Ohrfeigen bekommen? Na wo Richard Dawkins nun doch nicht den Papst persönlich verhaften will, wäre das doch eine neue Aufgabe! Wann titelt die Boulevardpresse also „I will slap the Bishop“?2

Aber eines ist in der Tat „vollkommen normal“: Viele derartige Beschuldigte geben – mit gewissen Verzögerungen – nur das zu, was schon anderweitig herausgekommen ist. Was scheinbar umso mehr gilt, je prominenter, eingebildeter und hochmütiger die Person ist.

Und man darf gespannt sein, was als nächstes kommt.


Foto: Dr. Christoph Goldt / Bischöfliche Pressestelle Bistum Augsburg (IBA), aus Wikipedia, CC-by-sa-Lizenz

  1. Anekdote aus der Schulzeit meiner Oma, irgendwann aus der Zeit zwischen den Weltkriegen: Stockschläge auf die Hände (vulgo: Tatzen) für die Aussprache „Zorsiza“ für die damals auch auf deutschen Landkarten „Corsica“ geschriebene Insel. []
  2. Disclaimer: Nein, ich rufe hiermit nicht zu Gewalt auf! []

Homöopathie und der PC

Die Woche von Sa. 10.4. bis Fr. 16.4. haben sich die Homöopathen anlässlich des Geburtstags ihres Gurus Hahnemann ausgesucht für ihre WHAW, und damit meinen sie nicht etwa eine Radiostation in West Virginia oder ein Örtchen in North Yorkshire, sondern natürlich die World Homeopathy Awareness Week1. Nun, die Idee ist nicht schlecht, denn die Homöoschallalie, wie Frau Buchstaeblich diesen zwei Jahrhunderte alten Aberglauben so schön genannt hat, ist noch viel zu sehr fälschlicherweise als sanfte Naturmedizin im Bewusstsein der Bevölkerung, da kann etwas Aufklärung nicht schaden…

Dass Homöopathika nichts als Placebos sind, ist somit klar. Was bisher viel zu wenig Beachtung fand, ist aber die Tatsache, dass die Lehren der Homöopathie bei PC-Problemen Anwendung finden. ;)

  • Wem, der bei PC- oder DSL-Problemen bei der Hotline des Herstellers bzw. des Providers angerufen hat, ist es nicht schon passiert, ewig in der Warteschleife zu hängen, nur um dann nach einem kurzen Gespräch – ggf. nachdem man einige Male weiterverbunden wurde – gesagt zu bekommen, dass man selbst bzw. die eigenen Geräte schuld sind?

    Nun, diese Warteschleife entspricht natürlich der Verdünnung, der „Potenzierung“ des Heilmittels: Ginge der Service­mitarbeiter sofort ans Telefon, wäre die Wirkung der Lösung viel zu gering, weil alles viel zu einfach und unauffällig abliefe. Sich über die Inkompetenz der Service­mitarbeiter aufzuregen, ist wie die „Erstverschlimmerung“ bei Homöopathika, wo die Krankheit eben noch etwas Zeit benötigt, bis sie von selbst abklingt. Und weiterverbunden zu werden ist nichts anderes als das Herumprobieren mit verschiedenen Etikettvarianten der Zucker­kügelchen, wenn sich nach der ersten noch nichts getan hat.

    Wenn sich doch mal ein Service­mitarbeiter viel Zeit nimmt, dann doch meist zu dem Zweck, seinem Gesprächs­leitfaden mit Unmengen an Fragen, von denen viele banal sind und am Problem vorbeigehen, abzuarbeiten – hier setzt der Servicechef also auf eine besonders lange, gründliche Anamnese. Und wenn’s dann doch nicht hilft, liegt die Schuld natürlich beim Patienten und nicht bei der Homöopathie…

  • Hängt der Mac mal wieder oder ist der Browser darauf mal wieder abgestürzt, weil ein Flash-Applet Mist gebaut hat? Tja, Flash ist wie die pöhse Chulmedizin, die volle chemische Keule voller Nebenwirkungen – hättet ihr euch mal lieber auf nebenwirkungsfreie homöopathische Webseiten beschränkt, also solche, die höchstens einen einzelnen Pixel enthalten und höchstpersönlich von Steve Jobs abgesegnet wurden2.
  • Ein Programm- oder Treiber-Update ist fällig, weil die alte Version fehlerhaft ist? Natürlich die gleiche Software vom selben Hersteller, nur neuer. Na wenn das kein Beispiel für „Gleiches mit Gleichem heilen“ ist…
  • Ein Software- oder Betriebssystem­update erfordert schon wieder einen Neustart – und nervt in regelmäßigen Abständen mit Nachfragen, wenn man nicht sofort neustartet? Das ist der ausgeklügelte (aber noch nicht ganz perfekte) Versuch der Software­hersteller, die Wirkung der Updates homöopathisch-rituell zu verstärken, indem der Benutzer dazu verleitet wird, den Kopf aus Verärgerung zehnmal hintereinander in Richtung Erdmitte auf den Tisch zu schlagen.

    Die Kooperation mit Herstellern echt homöopathischer Lederkissen, um diese jedem Nutzer zur Verfügung zu stellen – denn ohne diese Kissen ist die Herstellung echter Homöopathie nicht möglich! –, steckt aber noch in den Kinderschuhen.

  • Überall funktioniert die PC-Homöopathie aber nicht: Wenn bei einem Speichermodul auch nur eine einzige Zelle, ein einziges Bit defekt ist, muss man das gesamte Modul ersetzen. Es hilft hierbei also nicht, wenn man das mit einem D10-verdünnten Fehler – in etwa einem Bit in einem Gigabyte entsprechend – versehene Modul kräftig schüttelt und klopft, um es in eine Hochpotenz zu überführen in der Hoffnung, dass dann kein Fehler mehr vorhanden wäre.

Wer kennt weitere Beispiele von Computer-Homöopathie…?

 


Siehe auch: Andere Beiträge zur WHAW inkl. Videos, gesammelt bei Skeptic as hell.

Und hier spricht James Randi über Homöopathie:

  1. Das Wort „Awareness“ begegnet einem ja gerne in Bezug auf Veranstaltungen, die Probleme und Krankheiten ins Bewusstsein der Bevölkerung bringen sollen. Passt deswegen natürlich auch hier gut – ironischerweise von den Homöopathen selbst ausgesucht… []
  2. heute im Sonderangebot für nur $99,99 im iTunes-Store! []