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Kunst

O heiliger Nepomuk!

Nepomuk Da wird nach knapp einjähriger Bauzeit eine kleine Brücke fertiggestellt und freigegeben (» Artikel im Donaukurier, aus dem auch die folgenden Zitate stammen), und was gibt’s zur Einweihung letzte Woche neben einer Rede unseres neuen Brgermeisters? „Natürlich“ eine gemeinsame katholisch–evangelische Segnung der Brücke samt Statue des „Brückenheiligen“ Johannes von Nepomuk:

[…] segneten gemeinsam das Bauwerk und die Menschen, die es benutzen werden, und stellten die Brücke unter den Schutz des heiligen Nepomuk. Die beiden Geistlichen gaben ihrer Hoffnung Ausdruck, dass die Brücke Menschen zueinander führen werde und keine Unfälle passieren.

Die alte Brücke kann dann offenbar nicht unter Nepumuckls, äh, Nepomuks Schutz gestanden haben – oder er hat versagt –, schließlich musste sie wegen Baufälligkeit abgerissen werden, und da sie recht niedrig war, war sie mitunter bei Hochwasser ein Problem.

Claus Hipp, Boss des bekannten hiesigen Babynahrungsherstellers, der die von Adolf Mühlbauer gefertigte Statue finanzierte,1 kam auch zu Wort:

Der Pfaffenhofener Ehrenbürger sagte, er erhoffe sich deshalb den Schutz des heiligen Nepomuk vor weiteren Hochwassern und ebenso, dass es auch in Zukunft möglich sein wird, „seine Meinung frei äußern zu dürfen“ – denn der heilige Nepomuk stehe auch dafür, so der Unternehmer.

Die Tatsache, dass die neue Brücke deutlich höher gebaut wurde als die alte, wird sicher besser gegen Hochwasser helfen als das Aufstellen eines kunstvoll behauenen Steinblockes. Und das mit der Meinungsäußerung hat der Gute entweder falsch verstanden, oder er verwendet eine sehr freie Interpretation von Beichtgeheimnis, denn laut Wikipedia ist dieser Heilige „nur“ zuständig für:

  • Böhmen und Bayern
  • Beichtväter, Priester, Schiffer, Flößer und Müller
  • Beichtgeheimnis
  • Verschwiegenheit
  • gegen Wassergefahren
  • Brücken

Dürfen sich Müller, deren Mühlen nicht mit Wasserkraft angetrieben werden, eigentlich auch von Nepomuk geschützt fühlen…?

  1. na immerhin keine Steuergelder… []

„Gesund durch Kunst“

zwei Hände Der dritte Teil der Artikelserie über (das) „Wunder Heilung“ der Fernsehzeitschrift HÖRZU, auch online komplett verfügbar, inklusive Kommentar-Möglichkeit. Meine früheren Beiträge: » Teil 1, Teil 2.

Ein künstlerischer Gemischtwarenladen erwartet uns diesmal:

Sie töpfern, bildhauern, malen, tanzen und rezitieren auch mal Verse: Immer mehr Patienten schwören auf die Heilkraft kreativer Betätigung. Und auch die Schulmedizin hat die Chancen solcher Methoden erkannt.

In der ersten Hälfte des Artikels kommt erst Mal die „gewöhnliche“ Kunsttherapie dran, die durch ihre insbesondere psychologische und psychosomatische Wirkungen durchaus in vielen Bereichen zur Bewältigung schwieriger Krankheiten und schwieriger Lebenssituationen ihre Daseinsberechtigung auch in der Schulmedizin hat. Dagegen gibt’s nicht großartig was einzuwenden.

In der zweiten Hälfte hingegen wird von einer seltsamen Variante von Chronobiologie, bei der gestörte „Körperrhythmen“ für viele Krankheiten verantwortlich gemacht werden – die dann „natürlich mit Rhythmus“ behandelt werden – weitergeleitet:

Zum Beispiel mit Eurythmie, einer Art Therapietanz, der auf den Gründer der Anthroposophie Rudolf Steiner zurückgeht. Oder die Patienten bekommen Präparate der Heilpflanze Mistel gespritzt, weil diese die Körpertemperatur im Tagesverlauf wieder in Bewegung versetzt.

Tänzerin Die Eurythmie (auch: Eurhythmie) wird auch in einem Kasten prominent erwähnt. Nichts gegen Tanzen, das sicher auch Spaß machen und so positive psychologische Wirkung haben kann – aber wenn das Grundprinzip auf diesem unsäglichen quasi-religiösen, okkulten Rundumschlag gegen den Verstand, den Rudolf Steiner mit seiner Anthroposophie da aufgebaut hat – die ihrem eigenen Anspruch an Wissenschaftlichkeit nun wirklich nicht gerecht werden kann, von Steiners geheimwissenschaftlich-mystischem Gerede über Prophezeiungen, Atlantis, „Christus im Ätherischen“, „Zugang zu unumstößlichen Wahrheiten“ & Co. ganz zu schweigen –, dürfen die Details von Vorgehensweise und Wirkung auf jeden Fall angezweifelt werden, da helfen auch etwaige partielle Erfolge in der Pädagogik oder anderswo nichts. (Natürlich könnte auf einer schlechten Grundlage auch mal etwas Gutes entstehen – nur wie wahrscheinlich ist das hier? Und wie nebenwirkungsfrei in mentaler und intellektueller Hinsicht?)

Dass viele anthroposophische Heilmittel anscheinend mit den homöopathischen vergleichbar sind (die bekanntermaßen nur Placebo-Wirkung haben) und die angesprochene Mistel mitnichten das von den Anthroposophen erträumte Wundermittel ist – es sollte ursprünlich gar gegen Krebs helfen –, ist da eigentlich nur eine Nebensache…


Es sei noch schnell aus einem der seltenen kritischen Kommentare (#94 bei Teil 1, von Hans-Peter H.) zitiert:

Am unerträglichsten empfinde ich jedoch die Darstellung dieses naiven Geisterglaubens, der davon ausgeht, dass unser Glück und Leid durch außerweltliche und unkörperliche gute und böse Dämonen verursacht wird. Demzufolge benötigt man offenbar nur ein geeignetes Medium, z.B. eine Trance-erfahrene kleine unscheinbare Frau, um diese bösen Mächte durch magische Zeichen auf zerknüllten Zetteln günstig zu beeinflussen. Eine Woge von Energie rast durchs Gehirn und die bösen Dämonen verlassen daraufhin den Körper und der Krebs ist besiegt. Wie beim katholischen Exorzismus.

Warum kein kritisches Wort über diesen Unsinn? Diese Vorstellungen stammen aus der Altsteinzeit, in der keinerlei Kenntnis über Naturereignisse und Krankheitserreger bekannt waren.

Auf jeden Fall darf das subjektive Wundergefühl im emotionalen Ausnahmezustand eines Betroffenen nicht als objektive Tatsache dargestellt und somit quasi zur Nachahmung empfohlen werden!

Da hilft es den Glaubensmedizingläubigen auch nicht, dass Irene H. (#98) am Tag darauf Bibelstellen nennt, die zeigen sollen, „dass Jesus auch heilen kann, wenn die ärztliche Medizin versagt. Alle anderen Heilungsversuche sind nicht im Sinne der Bibel.“ Denn an sich ändert sich die mangelnde Realitätsnähe nicht, wenn man ein zugrundegelegtes Glaubenssystem gegen ein anderes austauscht…


Linktips:


Klecks-„Kunst“ von mir mit dem Pollock-Generator; Foto Tänzerin © domiphoto – Fotolia.com (denen ich hiermit keinen Zusammenhang mit Eurythmie unterstellen will)

Links der Woche (2008/30)

Digitale Sand-Kunst

…oder doch nur eine Spielerei für zwischendurch… Erstmals bei Geht mal gar nicht! gesehen, dann auf der Wiese, und da dachte ich mir, „verkünstel“ ich mich halt auch mal mit dem virtuellen Sand, den man in verschiedenen Farben bei thisissand.com herabrieseln lassen kann.

Das kam (nach der ersten Test-Spielerei) dabei heraus (anklicken für große Ansicht):

thisissand 1 thisissand 2 thisissand 3

Nachtrag 16:27 Uhr:
thisissand 4
(Im Kleinformat sieht’s irgendwie besser aus.)

In deren Galerie finden sich auch (neben viel Banalem) noch weitere (und bessere) „Gemälde“…

Auf ein Wörtle

Sozusagen super-gedopte Wort-Wolken kann man sich bei Wordle erstellen, mit einigen Optionen zu Schriftart, Layout und Farbe. Das kann dann zum Beispiel für meinen „Dem Jenseits auf der Spur“-Artikel so aussehen (anklicken zum Vergrößern):

Wordle: Jenseits

Oder so für das, was ich gestern über den Vollmond-Astrologie-Schmarrn geschrieben habe:

Wordle: Vollmond

Nettes Spielzeug…

Oder meine komplette Blogroll (samt Kurzbeschreibungen):

Wordle: Blogroll

Daraus könnte man doch eine Art Stöckchen machen – für alle mit einer hinreichend umfangreichen Blogroll, idealerweise mit Beschreibungen: Wie sieht eure Blogroll in Wordle aus? Ich werfe aber nicht gezielt, wer will, soll einfach mitmachen…

(via Evil under the Sun)