Schlagwort-Archiv:

Sprachmüll

Ein Rat pulsiert zurück

In einem mehrseitigen Werbe-Artikel in einem wöchentlichen Heftchen über die Geschäfte in meiner Straße ist mir schon in der Überschrift und ein weiteres Mal im Text (außerhalb dieses Ausschnitts) dieser Fehler begegnet:

Das pulsierende Rückrat der Innenstadt

Es heißt Rückgrat! Ist das so schwer? Ein anderes Wort für die Wirbelsäule, auch im übertragenen Sinne verwendet, basierend auf

Grat, der; ­[e]s, -e [mhd. grat = Bergrücken, ahd. grat = Rückgrat]
(Duden Universalwörterbuch)

und nicht auf Rat oder gar, wie man mitunter auch liest, Rad – was ergäbe das auch für einen Sinn? :roll:

Lebendig und dynamisch ist die Löwenstraße nicht zuletzt auch wegen des (im Artikel ebenfalls angesprochenen) Verkehrs und der Neueröffnungen… Nach -zig Jahren hat ein alter Friseur geschlossen, vor ein paar Jahren das heruntergekommene Kaufhaus/Supermarkt (das mittlerweile schön renoviert und mit Büros und einem Bekleidungsdiscounter gefüllt ist), ein altes Gebäude am Eck steht schon lange leer, und gerade auch bei mir im Haus gibt’s eine gewisse Fluktuation: Links, wo jahrelang ein Modegeschäft Platz fand, war einige Monate nur ein Ausstellungsraum einer auswärtigen Galerie, bevor vor kurzem ein Trachtenladen Einzug hielt. Hoffen wir, dass der sich auch nach dem Oktoberfest noch halten kann…

Auf der anderen Seite gab’s in den 6½ Jahren, die ich hier wohne, schon einen Sex-und-Gebrauchtmöbelladen, einen Teppichhändler/-reparateur, eine Galerie und nun einen Friseur (gehobener Klasse) – mit teilweise monatelangem Leerstand dazwischen; es heißt, die Miete sei zumindest dem Teppichhändler und der Galerie zu hoch gewesen. Nur die Reinigung hinten1 in der Mitte ist schon länger da als ich.

Aber sie hat sich in den letzten Jahren durchaus gebessert, das muss ich der Löwenstraße zugestehen. :)

  1. am Ende der kleinen Passage von einigen wenigen Metern Länge []

Mit freundlichen Grüßen, Susan Hässlich

Geldkoffer Ein weiteres Exemplar missglückter automatisch übersetzter Spammails – während Sebastian mit seiner Svetlana und seiner Olga (nicht) schäkert, gewinne ich (nicht) ’ne Kleinigkeit:

Serial Number: 472976879
CHARGENBEZEICHNUNG: UOS/15/096/IVNL

Eine Serien- und Batch-Nummer, wie sie in englischen Varianten dieses Betrugsversuchs schon vorgekommen ist – wobei es sich hier offenbar um keine direkte Übersetzung einer jener Varianten handelt, die ich gefunden hatte.

Won Betrag: 850,000.00 GBP

Meinten Sie: Amount gewonnen? Oder das koreanische Won (₩) anstatt dem britischen Pfund? Das wären ja nur 415 GBP, da ist eure angebliche „Gebühren“-Forderung, die mit Sicherheit folgen wird, bestimmt noch höher!

Oder: „Wo ’n Betrug, da ’n Betrüger?“

Gratulation, Ihr E-Mail-Adresse wurde zufällig ausgewählt als einer der glücklichen Gewinner für das Vereinigte Königreich National Lottery Promo und gewann £850,000.00 GBP Großbritannien () Bitte Conatct Details zu folgen Darlehen:

Was, nur ein Darlehen, das ich zurückzahlen muss? Oder werden meine „Contact Details“ verliehen? Ne ne ne, so () wird das nix.

E-Mail: agentpetejones01@yahoo.com.hk
Telefon: +447024021952
SEND IN FORM oben genannte E-Mail-Adresse für die Anwendung:
* Name der Gewinner:
* Adresse:
[…]

Damit er mir einen maßgeschneiderten Betrugsversuch basteln kann, hm?

Mit freundlichen Grüßen,
Susan hässlich
Co-ordinator Online © 2009.

:loll:


Foto: mikecco/sxc

Vier Frauen auf einmal? – Spam-Splitter (3)

Spam? Yukk! Wieder eine kleine Sammlung kurioser Spam-Ausschnitte, die keine separaten Beiträge wert sind…

Vier Frauen auf einmal!

Betreff: Julija 25 yo – I search for Real boyfriend
Von: Larisa <yxeavtiosury@[…]>

Hello! I am Alisa, 25 yo.
I search for Real boyfriend.
Are you ready for relations?
please check my profile and photos here:

http://Ekaterinaphotos[…]

Wobei die URL eine Weiterleitung auf irgendeine seltsame, dubiose Dating-Seite ist. Da stellt sich doch die Frage: Kommen nun alle Mädels auf einmal, nacheinander, oder doch nur eine?

(Realistisch gesehen würde ich – leider – sagen: Derselbe Gauner versucht unter verschiedenen Pseudonymen, den notgeilen, aufs Nachdenken verzichtenden Opfern Geld aus der Tasche zu ziehen oder sie zur Geldwäsche zu missbrauchen…)

Von Afrika über Japan und Österreich nach Nigeria

Eine Mail mit dem ausrufezeichenlastigen Betreff CONGRATULATIONS!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! ist kein angeblicher Lottogewinn, sondern ein angebliches Erbe in einer Form, die niemand ernst nehmen kann:

新しいメールアドレスをお知らせします
新しいメールアドレス: […]@yahoo.co.jp

Hello Your inheritance ATM card of $10M is ready for you to pick up You are advise to forward Your Name…..Your Address….. Your Phone….. So that it can be send to you immediately. E-: robertwilliams@strompost.net Tel:+234-7064391989

Regards

– United Bank of Africa

Der Absender ist „United Bank of Africa <[…]@yahoo.co.jp>“, vermutlich lässt der echte, missbrauchte japanische Absender die Einleitung automatisch ergänzen, in der er seine neue E-Mail-Adresse ankündigt; Pech für den Spammer… der mit strompost.net übrigens einen in Österreich beheimateten Mail-Dienst nutzt und eine nigerianische Telefonnummer angibt. Ob die Gauner das als Ausrede benutzen, wenn das versprochene Geld nie ankommt?

Ein Deutscher schreibt englisch

Ein klassischer „ich bin totkrank und will Geldspenden transferieren“-Betrugsversuch mit englischem Standardtext – und darin eingesetzt der Name eines angeblichen „Mr. Manfred Bihler from Germany“ und gesendet an eine deutsche Mail-Adresse. Das muss ja authentisch sein…

Frau Michael W. und die Textilien

An die allgemeine Adresse von blog-parade.de (wo ich einer der Moderatoren bin) ging diese Mail, die sich nicht nur geschlechtlich in der Anrede vergreift, sondern auch so sehr von ihrem Angebot überzeugt ist, dass sie nicht mal Geld für die Werbelinks bietet:

Sehr geehrte Frau Wöhrer,
[…]
Ich liefere Ihnen einen einzigartigen Text (ca. 300 Wörter) zB […], den Sie auf Ihrer Website veröffentlichen, dafür bekommen wir zwei Links aus dem Text auf unsere Website.

Der Vorteil für Sie: Sie erweitern Ihr Angebot um themenrelevanten Text, der Ihnen auch zusätzlich Besucher bringen kann.

Ich kann auch einen Beitrag von Ihnen auf unserem Blog veröffentlichen. […]

Das ist wirklich großzügig! Wenn der Text nun auch wirklich themenrelevant gewesen wäre…

Die große Abendrot-Diskussion?

Als meine Abendrot-Fotos aktuell waren, kamen diese beiden Kommentare, die ganz offensichtlich den textlosen Inhalt des Beitrags nicht beachtet haben, denn dann würden sie nicht sowas schreiben:

I apologise, but, in my opinion, you are not right. I suggest it to discuss.

Hey, great post, really well written. You should write more about this.

Der stille Humor einer kanadisch-europäischen Apotheke

EuropaischeApotheke ist einer der wenigen Onlineapotheken, die sich um Ihre Kunden wirklich kuemmert. Diese Apotheke hat feste Positionen in diesem hart umkaempften Markt und sicherlich keine Eintagsfliege.

Der Link geht zu einer überaus seriös anmutenden URL: einer Nachricht in einer Yahoo-Gruppe. Diese wiederum verlinkt auf eine Seite unter quiethumor.com (das anscheinend mittlerweile nicht mehr existiert), die sich „Canadian Healthcare“ nannte. Äußerst vertrauenswürdig…


Foto (Orig.): Justin Hall – Fotolia.com

Gerne

Wurst Ein Phänomen breitet sich seit ein paar Jahren immer weiter unter dem Metzgerei-, Bäckerei- und sonstigen Fach­verkäufe­rinnen­nach­wuchs aus, ein Phänomen, das im Grunde genommen zwar von erhöhter Freundlichkeit wie auch von Freude am Beruf zeugen kann (oder eher soll), das aber auch irgendwie… seltsam anmutet, zumal dann, wenn es sich oft in kurzen Abständen wiederholt: Nach jeder einzelnen Bestellung

„gerne“

zu sagen. Irgendjemand muss mal damit angefangen haben und dieses Wort seitdem gerne den Nachwuchs-Verkäuferinnen beibringen, um nicht zu sagen eintrichtern. Gerne auch in der Variation

„M-hm, gerne“ oder
„100 Gramm Fleischwurst – gerne.“

Fragt sich, ob der durchaus variierende Zeitabstand zwischen Erkennen und Bestätigen des Kundenwunsches und dem „gerne“ nun eher Rückschlüsse darauf zulässt, wie gerne die Bestellung tatsächlich durchgeführt wird oder doch nur, wie sehr dieses Wörtchen schon verinnerlicht wurde.

Der Zwiebelfisch meinte einmal vor zweieinhalb Jahren gerne dazu:

Heute ist der Kunde nicht mehr König, sondern zahlender Gast im Ferienclub, und der Verkäufer ist der Animateur, der so tun muss, als sei ihm jede Dienstleistung, jede noch so alltägliche Routine ein persönliches Vergnügen. Denn die Parole lautet: Service ist Spaß!

Wenn nun z.B. bei der vierten von sechs Einzelbestellungen das „gerne“ weggelassen wird, bedeutet das nun, dass die Verkäuferin(nen) den Leberkäs gerne lieber selbst gegessen hätte(n)? Ich hoffe doch, sie hatten noch genug übrig, sodass es für alle gerne gereicht hat, denn man will sich ja nicht schlecht fühlen, als hätte man etwa Mund- oder noch schlimmeren Raub gerne (oder ungerne) begangen…


Foto: adauzie/sxc