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Wahlen

Pfaffenhofen wählen

Ja, auf, ganz Pfaffenhofen in den Bundestag! Mit 23.783 Abgeordneten haben wir locker die absolute Mehrheit! (Zumindest solange andere Wahlkreise oder gar Bundesländer nicht das gleiche machen…)

FDP-Postkarte Vorderseite FDP-Postkarte Rückseite

*räusper* Okay, so ist das natürlich nicht gemeint, was da auf der Wahlwerbungspostkarte des hiesigen FDP-Direktkandidaten steht. Der ist jedenfalls anscheinend seit langem der erste, der direkt aus dem Ort kommt, und er wirbt auf jeden Fall damit, dass er sich für Pfaffenhofener Belange einsetzen will.

Bei solchen Bemühungen fragt sich natürlich, (1) wie viele Belange denn so speziell sind, dass das einen relevanten Unterschied etwa gegenüber bayrischen Interessen macht (viele fallen mir da nicht ein), und (2) wie effektiv der Einsatz eines Abgeordneten überhaupt sein kann – etwa wenn es um Bedenken wegen Fluglärm durch Münchens dritte Startbahn geht. (Und der Landkreis Pfaffenhofen ist da nicht der einzige betroffene.) Da traue ich höchstens den richtig hohen Tieren einer Partei etwas zu, das man auch wirklich bemerkt. (War da nicht was bei den Zwischenhalten der ICE-Schnellfahrstrecke Köln–Frankfurt?)

Aber ich wüsste da was, wofür er sich gleich einsetzen könnte: Die Umbenennung des Wahlkreises „215 Freising“, der die Landkreise Freising und Pfaffenhofen a.d.Ilm beinhaltet. Nur weil Freising knapp doppelt so viele Einwohner hat – bzw. der ganze Landkreis nur 40% mehr –, muss unser armes Pfaffenhofen doch nicht ungenannt bleiben, oder?

:heul: (← Okay, ist nicht ernstgemeint.)

Dann gab’s da noch den „bunten Gipfel“ heute Vormittag im Volksfestzelt – ich hab nur kurz reingeschaut und ein Foto geknipst, als sie gerade über Studiengebühren geredet haben; drei Stunden Politiker-Geschwätz (und was mehr will man schon erwarten?) musste ich mir nicht unbedingt antun. Okay, ein kleines bisschen informativer als das TV-Duell heute Abend wird’s schon gewesen sein…

Bunter Gipfel

FDP, CSU und SPD hatten Generalsekretäre geschickt, die Linke immerhin einen von vier stellvertretenden Vorsitzenden und die Grünen sogar jemanden mit größerem Bekanntheitsgrad, nämlich Jürgen Trittin – in der Zeitung als Parteivorsitzender angekündigt, die Wikipedia stutzt ihn dann auf den Posten des stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden zurecht…

PS: Pfaffenhofen, wählen! Alle anderen auch!

Links und Videos der Woche (2009/37)

Meine Kandidaten (Blog-Parade)

Sir Quackly, pardon, Donnerbold veranstaltet anlässlich „Horst Schlämmers“ Film zur Bundestagswahl eine Blog-Parade, in der man eine oder mehrere fiktive Figuren als Kandidaten samt Wahlprogramm vorstellt.

Somit präsentiere ich euch hier den Spitzenkandidaten der FUC, der Fiktiven Unglaubwürdigen Cimddwc-Partei fürs Bundeskanzleramt und einen Teil seines Schattenkabinetts samt ihrer Qualifikationen und Absichten:

kiefer Bundeskanzler und Familienminister: Jack Bauer

Qualifikationen:

  • Bekannt für unnachgiebige Verhandlungsführung.
  • Erfahrung im Umgang mit Terroristen in sieben harten 24-Stunden-Tagen.
  • Erfahrung mit familiären Problemen, auch als Alleinerziehender.

Wahlprogramm:

  • Zur Schonung des Staatshaushalts wird bei Geiselnahmen niemals Lösegeld bezahlt.
  • Erlaubnis von Folter aktiven Verhörmethoden.
  • Für besonders schwierige Verhöre und Verhandlungen – mit Kriminellen und bei Tarif- oder Koalitionsverhandlungen – ist der Bundeskanzler persönlich zuständig.
  • Aufbau einer großen Antiterroreinheit mit hochmoderner Computer-Ausstattung, die selbst unknackbare Algorithmen während einer Werbepause entschlüsseln kann.
  • Ein großer Design-Wettbewerb wird gestartet, um die unrealistischsten Computer-Benutzeroberflächen zu entwerfen.
  • Anstelle von Stopschildern, die Illegales im Internet halbherzig verstecken, kümmert sich der Familienminister persönlich um die Verbreiter.
  • Überstunden werden erst bezahlt, wenn mindestens 24 Stunden am Stück gearbeitet wurde.

 

SherlockHolmes Inneres, Bildung und Forschung: Sherlock Holmes

Qualifikationen:

  • Praktisch unerreichte Aufklärungsquote auch der schwersten Verbrechen.
  • Als Pfeifenraucher exzellente Kontakte zur Tabaklobby wird er sich noch mit dem Gesundheitsministerium arrangieren müssen.

Wahlprogramm:

  • Logische Schlussfolgerung wird Pflichtschulfach ab der 1. Klasse, forensische Analyse ab der 5.
  • Jedem ermittelnden Kriminalbeamten und jedem Privatdetektiv wird ein Arzt zur Seite gestellt.
  • Abwrackpräme für alte Kopfbedeckungen beim Kauf einer neuen Sherlock-Holmes-Mütze.
  • Steuererleichterungen für Anwohner einer Baker Street/Bäckerstraße.
  • Jeder Hausnummer wird ein „b“ angehängt.
  • Der Name Moriarty wird bei Todesstrafe verboten. Dies gilt auch für einreisende Ausländer.

 

Verteidigung und Sport: Speedy Gonzales

Qualifikationen:

  • Als „die schnellste Maus von Mexiko“ kann er sehr schnell vor allen möglichen Gefahren – gegnerischen Soldaten, Dienstwagendieben, Untersuchungsausschüssen u.v.a.m. – weglaufen.

Wahlprogramm:

  • Erleichterte Einbürgerung von Mexikanern, insb. von weiblichen Mäusen.
  • Grundgesetzänderung für eine tägliche Siesta von mind. 2 Stunden.
  • Tägliches Sprint-Training für alle Soldaten mit dem Ziel, 100 Meter unter 4 Sekunden zu laufen.
  • „¡Arriba! ¡Arriba! ¡Ándale! ¡Ándale!“ wird die Begrüßungsformel bei allen offiziellen Anlässen.

 

gott Verbraucherschutz und Bürgerdialog: Gott

Qualifikationen:

  • Jahrtausendelange Erfahrung im Ignorieren von Beschwerden, Bitten und Gebeten.
  • Hoher Bekanntheitsgrad – auch wenn sich die Leute über seine Eigenschaften nicht immer einig sind; aber dieses Geheimnissvolle kann ihn nur noch interessanter machen.
  • Wenn die Bürger mal wieder die Hände über dem Kopf zusammen­schlagen und rufen „Mein Gott, was macht die Regierung wieder für einen Unsinn!“, ist er der ideale Ansprechpartner.

Wahlprogramm:

  1. Ich bin der Herr, Dein Gott. Du sollst keine anderen Götter neben mir haben.
  2. Du sollst den Namen Gottes nicht verunehren.
  3. Gedenke, dass Du den Sabbat heiligest.
  4. Du sollst Vater und Mutter ehren, auf dass es Dir wohlergehe und Du lange lebest auf Erden.
  5. Du sollst nicht töten.
  6. Du sollst nicht ehebrechen.
  7. Du sollst nicht stehlen.
  8. Du sollst kein falschen Zeugnis geben wider Deinen Nächsten.
  9. Du sollst nicht begehren Deines Nächsten Weib.
  10. Du sollst nicht begehren Deines Nächsten Hab und Gut.
  11. Du sollst nicht wählen eine andere Partei.

 

Dann bin ich mal gespannt, was noch so an Kandidaten zusammenkommen – bis zum 28.8. ist noch Zeit mitzumachen.

Und darf ich nebenbei auch an meine noch bis zum Sonntag laufende Blog-Parade zu Lieblings-Liedtextzeilen erinnern? ;)


Foto Kiefer Sutherland: Kristin Dos Santos/Wikipedia, CC-by-sa-Lizenz

Friede, Freude, Eierkuchen?

Gabriele Pauli Während der Bundestag heute über unzählige Gesetze inkusive dem unsäglichen der Zensursula – z.B. Nerdcore hatte die Debatte live kommentiert – abgestimmt hat, hat die gern als „Polit-Rebellin“ bezeichnete Ex-CSU-Ex-Freie-Wählerin Gabriele Pauli nun den Namen ihrer neuen Partei angekündigt, und ebenso passender– wie einfallsloserweise nennt sie sie „Freie Union“. „Christlich-Soziale Wähler“ war ihr wohl zu sperrig…

Wenn man sich die Grundgedanken „Für wahre Werte“ auf ihrer Homepage so anschaut, kombiniert sie munter die Profillosigkeit der Freien Wähler mit der Werteverwertung der Christsozialen, gewürzt mit Linke-freundlichen sozialistischen Ideen, einer Prise naiver „Ganzheitlichkeit“1 und gut umgerührt mit der generellen Aussagelosigkeit der allermeisten Politiker.

Man stelle sich eine Welt vor, die die Menschen unterstützt, sie selbst zu sein!

Die Regierenden und Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft machen sich zum Ziel, den Menschen ihre Wünsche zu erfüllen, statt Ihnen mit der Vermittlung wahrer Werte den Frieden zu bringen.

Wahre Werte sind Frieden – Liebe – Freude – Geduld.

Werte, die sie wieder in die Politik hineinbringen will – die, wenn wir ehrlich sind, meist eh nur als Vorwand genutzt werden; insofern hat sie ja durchaus recht. Nur daran etwas zu ändern, tja, das wäre eine Aufgabe, für die sie kaum ein Patentrezept haben dürfte – die Oberflächlichkeiten in ihrem Programm sehen jedenfalls nicht danach aus, und sie müsste eigentlich selber schon lange gemerkt haben, dass bereits Nachwuchspolitiker eher früher als später von der Realität eingeholt werden. Nun ja, das muss man um der Wählerstimmen Willen ja nicht unbedingt hinausposaunen…

Geduld jedenfalls, um einen der Werte aufzugreifen, wird sie sicher brauchen, wenn sie an die Macht will. Moment, Macht? „Wir haben unsere Macht an die Politiker abgegeben, wir können sie uns auch wieder zurückholen!“, meint sie. Wer bitte sind „wir“? Sieht sie, die Politikerin an der Spitze einer Partei, die gewählt werden will, sich tatsächlich auf der Seite der Bürger? Irgendwie lustig.

Der Focus schreibt dazu:

Einwände, dass ihre Auftritte und ihr Vorgehen nahelegten, ihr selbst gehe es vor allem um Profilierung und Ämter, gleiten an ihr ab. „Bei allem ist die Frage, was der Beweggrund ist“, kontert sie. Und bei ihr seien nicht Machtstreben Beweggrund, sondern Strukturen aufzubrechen. Die Kraft dazu – trotz manch hämischer Kommentare – beziehe sie aus ihrem Gottvertrauen, erläutert sie auf Nachfrage.

Ach ja, nicht nur die Werte, auch der allmächtige Imaginäre soll ihr helfen, die Strukturen so weit aufzubrechen, dass sie selbst darin Platz nehmen kann. Irgendwie glaube ich nicht so recht, dass mit Pauli in einer verantwortlichen Position irgendetwas, das über den Namen auf dem Türschild hinausginge, anders werden würde.

Aber irgendwie glaube ich auch nicht, dass sie näher an eine verantwortlichere Position als einen Sitz im Landtag herankommt, dass nicht allzu viele „ja“, sondern eher englisch-derb „FU!“ zur FU sagen werden – oder sie wohl überwiegend gleich ignorieren.


Foto: Achates/Wikipedia, CC-by-sa-Lizenz

  1. zu CSU-Zeiten (laut Focus) ebenso wie in ihrem aktuell herunterladbaren 10 Monate alten Programm: „Von Menschen für Menschen – Beginn der ganzheitlichen Politik“ []

Links der Woche (2009/23)