Das Fegefeuer hat versagt

Bischof Walter Mixa 2008 Wie sagte unser aller Lieblings-Exbischof Walter Mixa nach seiner Rückkehr in die Öffentlichkeit in einem Interview (Hervorhebung von mir)?

Der Druck, unter dem ich die vorgefertigte Resignation unterschrieben habe, war wie ein Fegefeuer. Drei Tage später habe ich sie in einem Schreiben an den Papst widerrufen. Ich wusste in den Tagen weder ein noch aus.“

Na, schauen wir doch mal, was die Wikipedia über diesen alten Marketing­schachzug der katholischen Kirche gegen die Höllenängste der kleinen Sünder zu sagen hat:

Das Fegefeuer (lat.: purgatorium), auch Reinigungsort genannt, ist nach der römisch-katholischen Lehre ein Prozess der Läuterung, in dem die Seele eines Verstorbenen auf den Himmel vorbereitet wird.

Das Fegefeuer ist sozusagen Qual, die man über sich ergehen lassen muss, weil sie aus der eigenen Unwürdigkeit heraus entsteht.

Wurde noch vor wenigen Jahrzehnten ausdrücklich gelehrt, dass „Gott solche Seelen in das Fegefeuer weist“, wo sie „große Pein leiden“, so geht die katholische Theologie heute im Allgemeinen davon aus, dass die Seele nach ihrer Selbsterkenntnis das Fegefeuer bereitwillig auf sich nimmt, um – von den schlechten Eigenschaften geläutert – in das Paradies eingehen zu können.

Also ich sehe außer den Bezug zur angeblichen „großen Pein“ nicht allzu viel Wesentliches, das zu Mixas Aussagen passt. Selbst wenn er immerhin – sorgfältig formuliert, wie mir scheint – irgendwie zugibt, dass ein großer Vorwurf tatsächlich möglicherweise wohl berechtigt war:

„Es war wohl sicher ein Fehler, dass ich in den letzten Monaten im Blick auf die „Prügelstrafen“, die mir vorgeworfen wurden, und die mir beim besten Willen immer noch nicht erinnerlich sind, dass ich da nicht gleich eingeräumt habe, dass ich das nicht für jede körperliche Züchtigung behaupten kann“

Aber ist das wirklich ein Zeichen von Sebsterkenntnis? Die Erkenntnis der Unwürdigkeit, die für die Qual im Fegefeuer gesorgt hätte? Gar eine Läuterung?

Angesichts des Widerrufs der Resignation gleich nach diesem seinem Fegefeuer?

Ich glaube, ich bin nicht der einzige, der das stark bezweifelt. Eher der nächste Schachzug im Bemühen um den Wiedereinzug in Amt und Ehren oder zumindest möglichst große Teile davon – quasi sein Stückchen Paradies auf Erden als Ziel nach der purgatorischen Pein. Isoliert wie er anscheinend ist – interessiert er sich jetzt in dieser Hinsicht überhaupt für irgendetwas anderes als sein eigenes Wohlergehen?


Foto: Dr. Christoph Goldt / Bischöfliche Pressestelle Bistum Augsburg (IBA), aus Wikipedia, CC-by-sa-Lizenz

9 Kommentare

  1. V

    Offensichtlich ist Mixa ein stark gestörter und selbstzufriedener Machtmensch. Dieses Hin- und Her-Gehopse zwischen Ja und Nein ist allein schon Zeichen genug. Eine erbärmliche Gestalt.

    • c

      Tja, je höher sie steigen und je wackliger das Gebäude ist, an dem sie sich verzweifelt festklammern wollen, desto tiefer fallen sie…

  2. V

    Ich hoffe es, denn die Gebäude haben manchmal kreative Auffangvorichtungen.

  3. jL

    Wie jetzt, der ist gar nicht zurückgetreten?! Hat medienwirksam das Briefchen geschrieben und dann als niemand mehr hinschaute widerrufen?! Pfft.

    Aber ich dachte das Fegefeuer wäre generell abgeschafft worden. Oder war das nur der Luther?

    • c

      Der Luther sowieso. Ich meinte auch, vor ein paar Jahren hätten die Katholiken das auch nicht mehr gewollt, aber anscheinend war das nur der „offizielle“ Schwenk im Katechismus weg von den Schmerzen hin zur Läuterung. :zuck:

  4. c

    Für den früheren Redaktionsleiter von Radio Vatikan hat der Ex-Bischof Mixa einen „Wirklichkeitsverlust“ erlitten. Er sei ein „kranker Mann“.

    » hier

  5. V

    Was mich so traurig macht, ist, daß Mixa ja auch vorher nie wirklich durch christliche Taten oder Aussagen in Erscheinung getreten ist.
    Und auch jetzt fehlt größtenteils eine Distanzierung von dieser lächerlichen, menschenverachtenden, und-mir-fehlen-Worte-tenden Person.

    • c

      Wobei der Zielgruppe (oder einem Teil davon) hier ein Sakrament, da eine Predigt genug „christliche Taten oder Aussagen“ sein dürfte. Leider.

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