Hier im Landkreis Pfaffenhofen/Ilm ist nächste Woche Landratswahl – weil der zuletzt im regulären Kommunalwahl-Turnus Gewählte nicht mehr darf, nachdem er wegen Untreue (in seiner vorhergehenden Bürgermeisterzeit) verurteilt wurde. Und angesichts des doch recht verhalten angelaufenen und m.E. auch jetzt recht zurückhaltenden Wahlkampfs – und des vergleichbaren Interesses daran – denke ich, dass es für viele von den vermutlich eher wenigen, die wählen gehen werden, noch ein gewisses Ratespiel sein dürfte, welchen der fünf Kandidaten sie denn wollen.
Trotzdem gibt’s ein paar Kleinigkeiten zu berichten (sonst wäre dieser Beitrag ja auch sinnlos). Bisher haben sich in meinem Briefkasten drei Pamphlete Werbeflyer eingefunden, teils einzeln, teils mit dem wöchentlichen Werbepaket:
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Erster war der CSU-Kandidat Martin Wolf, gelernter Agraringenieur und Finanzreferent im Stadtrat, mit einem DIN-A5-hohen, schmalen vierteiligen (d.h. achtseitigen) Faltblatt (also recht typische Größe) – als einen von „7 Gründe[n], warum Sie Martin Wolf wählen sollten“ auf der Rückseite nennt er witzigerweise:
Weil er mit 55 Jahren ein ideales Bindeglied zwischen den Menschen aller Altersgruppen sein wird.
Nun liegt er altersmäßig zwar schön zwischen den anderen 40ern und 60ern, aber, nun ja, von der Altersgruppe der jungen Erwachsenen scheint mir das doch etwas weit entfernt. Naja, zur Hauptzielgruppe der CSU gehören die wohl eh nicht…
(Wenn ich mich recht erinnere, kamen die anderen beiden im selben Werbepaket:)
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Von der AUL – die „Aktive Unabhängige Liste“, die nicht mal einen Wikipedia-Eintrag hat – kommt Günter Böhm, Leiter unserer Agentur für Arbeit, mit einem A4-hohen, schmalen, 8-seitigen Faltblatt. Nach eigener Aussage ist er „60 Jahre (jung)“…
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Der SPD-ler Franz Rothmeier (61, technischer Angestellter in Altersteilzeit und derzeitiger stellvertretender Landrat) hat die interessantesten Wahlplakate – siehe rechts.
Er leistet sich gleich 6 volle A4-Seiten, auf denen er u.a. „33 konkrete Impulse“ in 6 Gruppen unterbringt. Und er ist offenbar der einzige, der explizit nur für 3 Jahre antritt, damit die Kommunalwahlen praktischerweise wieder gemeinsam stattfinden können – und man könnte so „150000 Euro sparen, die man wirklich sinnvoller einsetzen kann“. Zustimmung meinerseits.
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Dann gibt’s noch von der FDP den Bauingenieur Rainer Daschner (43), der sich sinniger- und verständlicherweise von der Bundes-FDP distanziert…
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Und schließlich von den Freien Wählern Rolf Deml, einen 42jährigen Juristen (und ehem. Geschäftsführer der Baden-Württembergischen Wertpapierbörse), der auch heutzutage noch meint, es käme gut an, seinen „Dr.“ gut sichtbar zu plazieren – im Titel und sonst überall auf seiner Webseite etwa. Wobei ich ihm natürlich keine Plagiatsvorwürfe machen will. Ich kann mich nur angesichts entsprechender Diskussionen des Eindrucks nicht erwehren, dass da doch etwas Angeberei dabei sein könnte, die Hoffnung, mögliche Wähler zu beeindrucken. Zumindest die, die Guttenberg, Koch-Mehrin, Chatzmarkakis und Mathias „Sie haben mich sicher nicht wegen meines Doktortitels gewählt“ Pröfrock mal eben beiseite schieben, denn sonst könnte der Werbe-Schuss nach hinten losgehen…
Gut, natürlich kann’s auch nicht schaden, einen promovierten Juristen in der Politik zu haben. Zu seiner vorherigen Arbeitsstelle wird die Dissertation im Kapitalmarktrecht zum Thema „Der Tatsachenbegriff in der Ad-hoc-Publizität und transaktionsmeldepflichtige Geschäfte im Rechtsvergleich zwischen Deutschland und Österreich“ aber sicher besser gepasst haben.
Nachtrag 9.7.: Auf seinem Wahlkampfstand auf dem Markt scheint er auf Plakate ohne „Dr.“ zu setzen, soweit ich das im Vorbeigehen sehen konnte.
Dann gab’s da noch einen Kandidaten der Grünen, der aber wegen eines (noch schwebenden?) Verfahrens wegen Körperverletzung – eine Schlägerei mit Aussage gegen Aussage, wenn ich das richtig mitbekommen habe – auf eine Kandidatur verzichtet hat.
Und sonst? Viel Action gab’s im Wahlkampf wie erwähnt nicht, aber immerhin zwei Schlammtropfen-Schlächtchen: Zum einen wurde der CSUler mal von ein paar anderen Parteien indirekt mit einem „Gen-Monster“ verglichen, weil er in früheren Jahren mal positive Aussagen über Gentechnik gemacht hatte – und sowas mögen die Schwarz-Weiß-Maler ja nicht, Gentechnik hat grundsätzlich pöhse zu sein.
Zum zweiten wurde der SPDler in einem Interview dahin bedrängt, dass seine Aussage, man solle Felder mit Gentechnik zerstören, auch als Aufruf zur „Selbstjustiz“ und Sachbeschädigung gedeutet werden konnte und wurde. Sich angesichts seiner doch schon längeren Erfahrung als stellvertretender Landrat mit Unerfahrenheit im Umgang mit den Medien herauszureden, war dann vielleicht doch nicht die beste Antwort…
Vielleicht sollte ich ja am Ende den wählen, der bis zur Wahl in 9 Tagen am wenigsten durch Werbung und ähnliches aufgefallen sein wird.
Update: Bis zur Wahl kamen noch ein 3-teiliger kleiner Flyer von Deml und eine Karte von Wolf.
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