- Zur e-Petition über Dokumentationspflicht auch für Heilpraktiker schreibt der Wahrsagerchecker: Bankgeschäfte und Heilpraktiker oder warum ich eine e-Petition unterschrieben habe
- „LUCA, der Vorfahre aller Lebewesen“ bei evolvimus
- Ein Erdrutsche in Cornwall – bei Florian gibt’s noch Text und weitere geologische Aktivitäten dazu
Links und Videos der Woche (2011/34)
- Die Zeitschrift GEO blamiert sich mit einem unkritisch-tendenziösen Artikel über „Alternativmedizin“ und vor allem ihrer ausweichenden Reaktion auf Kritik – eine Zusammenfassumg mit Link-Liste gibt’s bei Kritisch gedacht und beim Sprachlog am Ende des Artikels Homöopathische Sprachfallen und wie GEO sie nicht vermeidet.
- Und wieder zwei Videos, die man am besten im HD-Vollbildmodus betrachtet: Tempest Milky Way & The Aurora (via Bad Astronomy & Astrodicticum Simplex)
Muss ich es überhaupt erwähnen…
…dass eines der hiesigen Anzeigenblätter letzte Woche mal wieder eine Doppelseite für Realitätsignorierende unter dem Titel „Alternative Wege für die Gesundheit“ gebracht hat? Nun, detailliert drauf einzugehen bringt wohl nichts… die CAM de la CAM der Region hatte jedenfalls mal wieder Platz für ihre meist visitenkartenähnlichen Anzeigen neben etwas Text.
(Hier die komplette Ausgabe – Achtung, viele große Bilder – bzw. als Direktlink Seite 1 und Seite 2.)
Was sind eigentlich Wege für die Gesundheit? Auf welchen seltsamen Wegen wandelt die Gesundheit da, wohin haut sie ab? Mir wäre es jedenfalls lieber, wenn es Wege zur Gesundheit wären…
Ein bisschen „überraschend“ ist vielleicht, dass sich der Anteil derer, die wegen der grafischen und farblichen Gestaltung schwer zu lesen sind, doch in Grenzen hält. Eine verwendet hellgrün und rosa auf weiß und für eine Überschrift grün auf dunkelblau (gedruckt schwerer zu lesen als in der Bilddatei); eine hat zwar einen blassen Sonnenuntergang im Hintergrund, aber leserlichen schwarzen Text; und das war’s. Und das, obwohl die Titelgrafik der orangen Doppelseite selbst schon ordentlich vorlegt mit hellgrünem geschwungenen Text vor einer kruden Mischung aus nacktem Rücken, etwas Rauchendem (vermutlich dem hier), einem Blumen-Yin-Yang, einem Sonnenuntergangsmeditierenden, orangenen Schleierlinien und, äh, wohl einem abgeschnittenen weiteren Yin-Yang-Symbol, das auch ein halbes stilisiertes Auge sein könnte.
Auch die Schreibweise eines Rutengänger-Angebots in der Form „natURschwingung“ lockt heutzutage kaum einen Hund hinter einem Räucherstäbchen hervor. Wobei er „UR“ bestimmt nicht als Abkürzung für UnRealistisch meint.
Tja, bleibt mir nur noch zu erwähnen, dass auf meine Mail an meine Krankenversicherung vor zwei Wochen wegen deren Homöopathiepropaganda immer noch keine Reaktion kam und somit auch keine mehr zu erwarten ist.
Hallesche Homöopathie
Eine Mail, die ich auch an meine Krankenversicherung, die Hallesche, geschickt habe:
Sehr geehrte Damen und Herren,
In der Mai-Ausgabe Ihres Kundenmagazins bewerben Sie auch Ihre neue kostenlose Gesundheitsbroschüre „Homöopathie für Kinder“ u.a. mit den Worten:
Besonders bei Eltern ist das Interesse an der Homöopathie groß. Zusammen mit dem Gräfe und Unzer Verlag haben wir daher die Broschüre „Homöopathie für Kinder“ aufgelegt. Auf 120 Seiten wird nach einer kurzen Einführung in die Homöopathie auf häufige Alltagsbeschwerden bei Kindern eingegangen. Außerdem gibt es natürlich Ratschläge, welche homöopathischen Mittel helfen können.
Nun hab ich diese nicht vorliegen (da sie leider auch nicht herunterladbar ist), aber anhand dieses (auch in der Onlineübersicht ähnlichen) Textes, des Verlages, der diverse ähnliche (und noch absurdere) Themenbücher im Programm hat, und des Titelbildes mit einer Kinderhand mit Gänseblümchen [exakt das Bild, das hier rechts oben zu sehen ist], das das falsche Klischee „Homöopathie = natürlich“ bedient, liegt die Vermutung nahe, dass sich nicht gerade um eine vernünftig-kritische Auseinandersetzung handeln dürfte.
Finden Sie denn nicht auch, dass man vernünftigerweise von einer Behandlungsmethode, die erwiesenermaßen aus nichts anderem als Placebos besteht, eher abraten sollte anstatt ihr irriges Heile-Welt-Image, das in großen (wenig bzw. falsch informierten, weil auch an den Hintergründen desinteressierten) Teilen der Bevölkerung noch weit verbreitet ist, noch zu fördern, auch und gerade wenn es um Kinder geht?
Wie sehr auch immer in Ihrer Broschüre „die Grenzen der Selbstbehandlung jeweils aufgezeigt“ werden (ein Zitat aus der Beschreibung des gleichnamigen Buches mit ähnlichem Seitenumfang aus dem GU-Verlagsprogramm, was mich vermuten lässt, dass es Ihrer Broschüre ziemlich ähnlich sein dürfte) – soll denn ein „hier, nimm ein paar Globuli, die helfen dir“-Vorgehen den Kindern einen – falschen – Weg für die Lösung künftiger, auch seelischer Probleme ebnen?
Der Pressetext für o.a. GU-Buch spricht ja auch von „Checklisten für Verletzungen bei Sport und Spiel, Insekten- und Tierstiche, Tierkontakte sowie Lebensmittelvergiftungen […] wie auch Hilfe bei seelischen Beschwerden“ – also wenn Homöopathie dort (bzw. in analogen Abschnitten Ihrer Broschüre) für mehr als „geben Sie Ihrem Kind was Süßes zur Ablenkung“ drinsteht, ist sie fehl am Platz (und auch dann zu teuer).
Sollen immer mehr Leute durch vorherige „alternative“ Medikation bei schwerwiegenderen gesundheitlichen Problemen oder gar Notfällen eine nötige nachgewiesen wirksame Behandlung verzögern und erschweren und dadurch verteuern (nicht gerade im Sinne der vielbeschworenen Kostenreduktion im Gesundheitswesen); sollen Kinder leiden, weil die Eltern, deren Homöopathen oder andere Bücher etwaige in der Broschüre genannten Grenzen ignorieren – „hat ja letztes Mal auch super gewirkt, und jetzt, ach ja, Erstverschlimmerung halt“? Soll die Hinwendung zu „modernen Voodoodoktoren“ und ihrem mystischen und realitätsleugnenden Gedankengut in- und außerhalb der Homöopathie – z.B. Impfgegnerschaft, ungeeignete Diagnoseverfahren, Wasserbelebung u.a.m. – weiter salonfähig gemacht werden?
Extremfälle mögen selten sein – aber dennoch zu zahlreich, und sie werden auch trotz der Erwähnung einiger Grenzen in einem Homöopathieratgeber immer wieder auftreten. Aber nicht nur angesichts der Extremfälle fände ich es wirklich besser, wenn Sie sich – u.a. mit meinen Beiträgen! – nicht für die Propagierung von scheinheiligen, wirkungslosen Pseudo-Alternativen einsetzen würden, sondern für die kritische Aufklärung und realitätsbezogene Information. Und das heißt im Falle der Homöopathie eben klar: Nichts drin, nichts dran.
Links zum Thema:
- GWUP: Themenübersicht
- Wikipedia: Homöopathie – Abschnitt Kritik
- EsoWatch: Homöopathie (mit vielen weiteren Links)
- What’s the harm?
- Interview mit Edzard Ernst: „Homöopathika sind Placebos“
PS: Diese Mail habe ich auch auf meinem Blog veröffentlicht; es wäre nett, wenn Sie mir im Sinne eines offenen Dialogs gestatten, Ihre Antwort ebenfalls zu veröffentlichen.
Mit freundlichen Grüßen
Update 28.7. Zusammengefasste Antwort siehe unten.
Foto: sherrie – Fotolia.com
Links und Video der Woche (2011/17)
- Ostern ist gerade vorbei, dennoch: Zehn Fragen (engl.), mit denen ihr euer österliches Bibelwissen testen bzw. dazulernen könnt (via Friendly Atheist)
- Gedankengänge bei der Welt, was geschehen hätte können, wenn Pilatus Jesus damals begnadigt hätte (via Atheist Media Blog)
- Die Süddeutsche über den Entgiftungs-, Entschlackungs- und Entsäuerungsunsinn
- Und wieder ein schönes Zeitraffervideo, diesmal u.a. mit Windrädern (via Astrodicticum)