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Gesundheit

Kleines weibliches Schwein ruft um Hilfe

Das wäre ein Notrufsäule. ;) Eine „Notrufsäule“ nennt eine Firma eine Postwurfsendung in Form eines DIN-A4-Blattes, das Notrufnummern, andere Nummern z.B. der Stadtverwaltung, mehrere Bereiche für Notizen, zwei winzige Jahreskalender u.a.m. mit Werbung kombiniert in der Hoffnung, die Leute mögen den Wisch brauchbar genug finden, um ihn irgendwo gut sichtbar hinzuhängen.

Werbung (in schwarz zwischen die vermutlich bundesweit einheitlichen grellroten Teile gedruckt) gibt’s natürlich vielgestaltiger Natur, von Selbstverteidigung über Sanitär- und Elektrotechniker, Fotostudio und einer plattgedrückten Rechtsanwältin (eine Visitenkarte ins Seitenformat 1:3 gequetscht) bis zu den unvermeidlichen Möchtegern-Heilern, die in einer Notsituation nichts verloren haben: klassische Homöopathie und „begl. Kinesiologie“.

Am interessantesten ist aber die Anzeige unter dem Wort „Hausarzt“ (auch wenn sich das sicher auf das Notizfeld rechts daneben bezieht, sieht es doch wie eine Überschrift aus):

Hausarzt: eine Anzeige eines 24h-Computerservices

Naja, wer weiß, wie viele Androiden hier in der Stadt wohnen…

Links und Videos der Woche (2011/10)

Aus-Bildung

Die Bildung muss wirklich ziemlich im Aus stehen bei so einer Anzeige auf den Sonderseiten zum Thema Ausbildung letzte Woche in den hiesigen Anzeigenblättern:

Anzeige: Ausbildung zum Quantenheiler

Eine Bildung in Sachen Quantenphysik kann dieser „Heiler“ sicher nicht aufweisen – offenbar noch nicht mal in den Grundbegriffen, denn er nennt seinen Quark zwar „Quantenheilung“, verliert aber auf seiner Webseite1 ungewöhnlicher­weise kein weiteres Wort über die Quantenphysik. Dort wird es quasi als Ersatz für (bzw. im Standard-Disclaimer neben) „geistigem Heilen“ verwendet; und die Praxis nennt er wiederum „für energetisches Heilen“.

Auch wird es als „traditionelle Quantenheilung“ bezeichnet, wo „traditionell“ doch sonst eher auf wesentlich Älteres als die Quantenphysik bezogen wird. Wo den üblichen „Geistheilern“ schon schnurz ist, ob ihr Tun eine nachweisbare Mehr-als-Placebo-Wirkung auf ihre Patienten hat – sie glauben ja meist selber dran, wer braucht da schon objektive Belege? –, will dieser anscheinend nur ein populäres Schlagwort bedienen, ohne sich auch nur so wenig mit den physikalischen Grundlagen zu beschäftigen, dass er wenigstens mit weiteren sinnentstellten Fachbegriffen herum­schwurbeln könnte. Muss doch schlecht fürs energetische Karma sein, sich solch eine Chance entgehen zu lassen…

Dazu passt auch dieser kuriose Satz auf der Seite:

Die häufigste Frage, die ich in diesem Zusammenhang höre: „Muss ich daran glauben, damit’s hilft?“ kann ich verneinen, denn eines gilt immer und überall – das Gesetz der göttlichen, heilenden Liebe, für die ich während einer Sitzung als Mittler fungiere ist stets für jeden Menschen im Überfluss vorhanden.

Kein alles-mit-allem-schwingend-verbunden-sagt-schon-die-moderne-Physik–Unsinn, sondern schlicht und einfach die „göttliche Liebe“, nur erweitert mit einem angeblichen „Gesetz“, einem Begriff, der in solch absurder Verwendung ja spätestens seit The Secret populär ist – der Ironie, dass er hier „kein Glaube nötig“ und „göttlich“ in einem Satz unterbringt, dürfte er sich auch nicht bewusst sein. Vielleicht sollte er sich da von seinen „geistigen Beratern, Engeln, etc.“ noch etwas besser beraten lassen…

Zu diesem Bezug aufs „Göttliche“ passt natürlich auch, dass er Pfarrer mit anspricht. Gleich und Gleich – religiöser Glaube und esoterische Glaubensmedizin, beide mit gewissen Problemen mit dem Realitätsbezug – mögen sich zwar gut gesellen, doch ob viele Pfarrer auf sowas anspringen? Und Ärzte? Ich würde ja sagen, Ärzte, die sich auf so ein nicht-evidenzbasiertes Niveau herablassen, verdienen diese Berufs­bezeichnung gar nicht, aber das wird den einen oder anderen sicher nicht abhalten. Am meisten Erfolg mit den Seminaren wird er da sicher unter seinesgleichen haben.

  1. torsten-gerbes.de/geistheiler_muenchen/geistheiler_muenchen.html archiviert bei WebCite am 9.2.11 []

Glasklar

In einem der hiesigen Anzeigenblätter mit einem kleinen redaktionellen Teil bekam eine Heilpraktikerin zu ihrem 10-jährigen Berufsjubiläum 12 cm x 18 cm Platz mit Artikel und Foto von sich – so weit nichts Unge­wöhnliches, auch ihre Angebote bieten das Übliche der Möchtegernmedizin. Aber nachdem erst von Stress und wenig Zeit und des (sicher nicht zu bestreitenden) positiven Effekts eines ausführlichen Gesprächs die Rede ist, kommt dann eine unfreiwillig ironische Formulierung, die mir doch diesen Blogbeitrag wert war (Hervorhebung von mir):

Das Leistungsrepertoire umfasst selbstverständlich auch glasklare medizinische Erkenntnisse. So gehört die Blutbildanalyse mit der Dunkelfeldmikroskopie neben Akupunktur, Homöopathie und anderen naturheilkundlichen Verfahren zu den Diagnose- und Therapieschwerpunkten.

:loll: Unnötig zu sagen, dass wirklich glasklare medizinische Erkenntnisse sowohl bei den angegebenen als auch weiteren auf ihrer Homepage zu findenden Verfahren (Bachblüten, Fußreflexzonen, …) zeigen würden, wie wenig davon zu halten ist, oder?1

Oder der Autor des Textes meinte Trübglas (Milchglas) oder anderweitig undurchsichtiges, verschmutztes oder verzerrendes Glas. Kann natürlich auch sein.


Foto: David Hoffman, CC-by-nc-sa-Lizenz (Flickr)

  1. Wer doch mehr erfahren will, möge wie üblich einfach bei der GWUP, bei EsoWatch oder in den kritischen Abschnitten in der Wikipedia nachlesen. []