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Gesundheit

Zeit für ’nen neuen

…denn der alte sieht nach fast sechseinhalb Jahren im Geldbeutel auch nicht mehr so gut aus. Die Rede ist von meinem Organspendeausweis:

alter Organspendeausweis Vorderseite alter Organspendeausweis Rückseite

Die direkt ausfüll- und ausdruckbare Version (die ich dann mit durchsichtigem Klebeband haltbarer gemacht habe) ist praktischerweise auch noch etwas kleiner.

Und, habt ihr auch einen? Ich mein, nach dem Tod braucht man den eigenen Körper ja eh nicht mehr (und netterweise sprechen sich ja auch die großen Kirchen mittlerweile dafür aus)…

Wenn nein, warum nicht? Hoffentlich wisst ihr das wenigstens – anders als in dieser Umfrage von 2009, „Falls Sie nicht bereit wären, Ihre Organe oder die naher Angehöriger zu spenden, was wäre der Grund dafür?“, die relative Mehrheit(!) von 28%, die „weiß nicht“ angegeben haben. :roll: Dagegen sein, ohne zu wissen warum…

 

» BZgA-InfoWikipedia

12,2 Prozent?

Sind die 12,2 Prozent (20% von 61%), die diesem Zitat zufolge in ernsten Fällen lieber auf Hokuspokus setzen, nun überraschend wenig oder viel? Oder sind eher die 61% beachtenswert?1

Während 61 Prozent der Bevölkerung unkonventionelle Verfahren zwar besser finden als etablierte, erscheint es 80 Prozent von ihnen aber gefährlich, sich bei schwerwiegenden Erkrankungen allein auf Außenseitermethoden zu verlassen.

Oder der irgendwie bedauernde Tonfall – so viele noch halbwegs vernünftig? –, den dieser Schlusssatz eines kurzen allgemeinen Artikels namens „Alternative Heilmethoden“ auf der Doppelseite „Alternative Heilmethoden“ einer kostenlosen kleinen Wochenzeitschrift („Aktion Der Hallertauer“) an den Tag zu legen scheint?

(Dass hier „unkonventionell“ mit unbelegter esoterischer Glaubensmedizin, „etabliert“ mit evidenzbasierter Medizin – also dem, was gerne abfällig als „Schulmedizin“ bezeichnet wird2 – gleichzusetzen ist, ist angesichts des Kontexts m.E. klar.)

Ansonsten findet sich auf dieser Doppelseite: Ein Artikel über Allergien, der natürlich die Vorzüge der angeblichen Naturheilkunde herausstellt und für weitere Informationen auf ein „Naturheilkunde- und Hypnosezentrum“ verweist (also vermutlich nicht ganz ohne dessen Beteiligung geschrieben wurde); einer über eine thematisch in weitesten Teilen passende „Sauerstoff-Ozon-Therapie“ mit Verweis auf eine entsprechende Anbieterin; und ein Artikel zum Welt-Osteoporose-Tag mit dem Thema „Mit Osteoporose das Leben gestalten“, der mir auf dieser Seite eher unpassend, weil nicht „alternativheilend“ erscheint.

Dazu natürlich noch 8 Anzeigen von entsprechenden Anbietern, teils spezialisierter, teils hans-dampfig in allen Glaubensgassen. Ob das nun die allgegenwärtige „Klassische Homöopathie“ oder eine „Dorn-Breuß-Therapie“ ist oder gleich ein Seminarangebot für 110€:

Die BASIS der ZWEIPUNKTMETHODE
Bewusstsein erschafft Realität –
Energie folgt der Aufmerksamkeit

Dass die Zweipunktmethode jetzt nichts aus dem Matheunterricht ist, sieht man schon an den restlichen zitierten Zeilen – und die deuten schon an, was eine kurze Google-Recherche bestätigt:

Dass es sich nämlich um einen von vielen Anbietern von Quantenheilungs­quatsch geht (siehe EsoWatch), also eine von vielen Varianten, wie die auf der einen Seite so wissenschafts­(medizin)­feindlichen Esoteriker die wissenschaftlichen Begriffe – bevorzugt aus der Quantenphysik3 – vergewaltigen, um ihre Phantastereien ohne jegliche wissenschaftliche Rechtfertigung an die uninformierten oder leichtgläubigen, auf jeden Fall hoffentlich zahlungskräftigen Kunden zu bringen.
:thumbsdown:


Foto: Lakshmi – Fotolia.com

  1. Wenn wir mal annehmen, dass die Zahlen stimmen. []
  2. so wie ich hier lieber von Glaubens- statt von Alternativ– oder Komplementärmedizin schreibe – das allerdings wohlbegründet… []
  3. Update 5.9.11: Link geändert, da der urspr. derzeit/mittlereile nicht öffentlich zugänglich ist []

Sinn(en)los

Hier seht ihr eine kleine Anzeige auf den Gesundheits-Sonderseiten einer hiesigen Wochen­zeitschrift – ich habe mich bemüht, Farbgebung und Kontrast möglichst originalgetreu wieder­zugeben; die Größe von 8,5cm Breite stimmt auf einem handelsüblichen Monitor mit 96 dpi ebenfalls einigermaßen1:

kaum lesbare Anzeige

Ja, da steht was – in der Vergrößerung besser zu erkennen –, und zwar von links unten nach rechts oben, wie es angesichts der hervorgehobenen Buchstaben „S i n n e“ wohl gemeint ist:

Selbst   Sich (er)   neu   näher   erleben

Aaaah ja, Und das geht offenbar nur mit viel Rinde, die das Blickfeld dominiert und Ablenkung, die etwa durch zu lesende Wörter entstehen könnte, verhindert? Quasi die natürliche Urform des Bretts vorm Kopf? Tja, die Dame – der Berufs­bezeichnung nach eine typische Esoterikerin mit gerahmtem Zettel (mit Stempel) an der Wand – wird’s schon wissen…

Da ist es schon fast banal, dass eine Apotheke, die sich als „Seit 410 Jahren der Ort für Gesundheit“ bezeichnet, daneben gut lesbar für eine „4 Wochen Herbstkur mit Schüssler Salzen“ wirbt, 5 dieser wirkungslosen2 Salze „speziell kombiniert zur Stärkung des Immunsystems“ zum „Sonderpreis“ für 14,90.

Also ich würde da lieber im Supermarkt eine Großpackung Zucker kaufen und ein paar Salzkörner reinstreuen (die übliche Verdünnung scheint 1:1000000 zu sein). Bestimmt billiger.

Zu guter letzt wäre noch eine stilecht in Violetttönen gehaltenen kleinere Anzeige einer „Haarpraxis“ zu erwähnen, die u.a. einen „energetischen Haarschnitt“ und eine „Individuelle, ganzheitliche Gesundheitsberatung“ bietet. Da fragt man sich doch:

Erfolgt so ein Haarschnitt nun mit Energie und ohne Schere? Mit einem Laser etwa? Dann aber aufpassen, dass es nicht James-Bond-mäßig zu weit geht… Oder nur mit feinstofflicher, d.h. nicht existierender Energie?

Werden die Haare nur an Stellen geschnitten, die vorher von Wünschelruten­meistern als haarmisch, pardon, karmisch verträglich ausgependelt wurden? Einzeln pro Haar? Und wenn nicht, wie kann die Haarpraxis­inhaberin das karmisch-energethisch verantworten??

Aber ohne meine energetische Schere kann das eh nix werden. ;)

  1. der schwarze Balken jedoch stammt natürlich von mir []
  2. soll wie immer heißen: keine über Placeboeffekte hinausgehende Wirkung []

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