Höchste Zeit für das dritte „Best Of“ des „Hexenkalender“ für 2009 des Moewig-Verlags (alle Beiträge » hier), diesmal zum Zeitraum von Mitte Februar bis Mitte März. Beginnen wir wieder mit einem prokrastinierenden Kalenderspruch, angeblich von Literaturnobelpreisträger Harold Pinter:
Die Zukunft ist die Ausrede derer, die in der Gegenwart nichts tun wollen.
Und sie ist auch die Ausrede derjenigen, die mit der Hoffnung auf künftige wissenschaftliche Erkenntnisse ihre Mystizismen „begründen“ wollen. Sowas kennen wir ja zur Genüge…
Eine astrologische Überraschung
Nämlich die: Das Tierkreiszeichen Fische gehört anscheinend zu den „Wasserzeichen“ – hey, super, das passt sogar, im Gegensatz zum „Luftzeichen“ Wassermann. Keine Überraschung ist hingegen die Kombination der den Fischen zugeordneten Farben blau, violett und weiß mit der Erkenntnis, dass Fische-Hexen eine starke Neigung zu Grau hätten. Naja, tief unter Wasser ist es eh so ’ne Sache mit den Farben.
Ein Hinweis für Eltern: Angeblich leben Fische-Kinder gerne in ihrer eigenen Traumwelt und es liege an den Eltern, sie behutsam in die Realität zu führen – dumm nur, dass die Eltern selbst keine Lust auf die Realität haben, wenn sie auf die unsinnige, realitätsferne Astrologie hören. Aber immerhin: „Fische-Hexen wissen, dass nur sie selbst die Verantwortung für ihr Leben übernehmen können.“ Wie war das noch mit der Verantworung im Horoskop, die Verantwortung nicht an die Willkür der Astrologen abzugeben?
Ein Tip ist sicherlich sinnvoll: sich bei Alkohol, Nikotin und anderen Drogen zurückzuhalten. Aber warum gerade Fische-Hexen eine „besonders große“ Gefahr einer Abhängigkeit haben sollen, ist mal wieder so ein Astrologen-Gewäsch.
Häuslicher Frieden
Am Sonntag 1.3. sei der Festtag der römischen Göttin Juno, u.a. „Bewahrerin des häuslichen Friedens. Vor allem aber gilt sie als Beschützerin und Beraterin der reiferen Frau.“ Oha, Vorsicht, sag mal deiner Frau, dass sie alt ist (und auch so aussieht), dann ist es schnell vorbei mit dem häuslichen Frieden!
Am 21.2. meint der Kalender: „In Friesland wird mit dem „Biekenbrennen“ der Winter verabschiedet.“ Laut Wikipedia heißt das eigentlich Biikebrennen, aber sei’s drum – bis nach Bayern (und anderswo) hat das jedenfalls nicht gewirkt. Abhilfe: Als kleine Vorfreude einen „leuchtenden Frühlingsstrauß“ auf den Hexenaltar stellen – keine schlechte Idee, aber das geht auch mit ganz profanen Schreibtischen. Obwohl, ich könnte mal meinen Computerschreibtisch zum Hexenaltar umrüsten, passt ja auch irgendwie mit der Hexerei beim Programmieren.
Am 15.3. sei das Fest der kleinasiatischen Mutter- und Vegetationsgöttin Kybele – Achtung, nicht verwechseln und versehentlich einen kleinen Eimer (Kübele) anbeten!
Schon wieder Tomatensaft
Im Februar war ein Glas Tomatensaft täglich schon gut zur Verlangsamung der Faltenbildung, nun soll er auch gegen hohen Blutdruck helfen – gibt’s da einen kausalen Zusammenhang? Etwa so: Wer Falten im Spiegel sieht, ärgert sich, und das steigert den Blutdruck? Aber ich glaube, das ist zu viel des Nachdenkens für solch einen Kalender…
Der Top-Tip aus der Hexenapotheke ist jedenfalls: „Essen Sie täglich Knoblauch. Das ist nicht nur gesund, sondern sorgt auch für eine gesunde Gesichtsfarbe.“ Pech nur, dass die niemand mehr genau sieht, weil er geruchsbedingt Abstand hält. Und „halten Sie sich aufrecht – dann wird es Ihnen leichter fallen, ein aufrichtiger Mensch zu sein.“ Mit einer ähnlichen kleinen Wortspielerei kann man auch sagen: Hören sie nicht auf Astrologen, denn alles, was sie sagen, ist gelogen. Ist natürlich eine unsinnige „Begründung“.
Gelegentlich ein Glas Bier soll gegen Stress helfen – aber nicht übertreiben (steht ja schon oben), die Angehörigen von Alkoholikern haben dadurch sicher nicht weniger Stress und Ärger.
Nun denn, zum Schluss wieder ein Kalenderspruch, diesmal einer von Ludwig Marcuse:
Wer zu oft auf die Grenze alles Irdischen blickt, verliert die Energie zu seiner Gestaltung.
Ist das nicht ein toller Spruch für alle Esoterikliebhaber?
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