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Esoterik&Religion

Diese verdammten Atheisten!

betend Diese Atheisten sind doch an allem Schlimmen schuld!

Aber Gott sei Dank gibt’s die christlichen Kirchenfürsten wie den Augsburger Bischof und deutschen Militärbischof Walter Mixa!

Sie nehmen Stellung gegen Kindesmissbrauch durch einzelne Geistliche (sobald die Medien hinreichend darauf aufmerksam geworden sind, denn dann kommt das bevorzugte Unter-den-Teppich-Kehren schlecht), speziell Mixa segnet die Waffen der Bundeswehrsoldaten, um den Frieden zu fördern (oder warum auch immer) und, um nur ein paar Dinge zu nennen, er würdigt die Opfer und die Verfolgten des Dritten Reiches.

Äh, er würdigt sie herab, indem er sie etwa der Zahl der Schwangerschaftsabbrüche gegen­über­stellt oder aktuell ausgerechnet die Christen als „besonders verfolgt“ herausstellt, und schiebt dem „praktizierten Atheismus“ in seiner Osterpredigt mal eben die Ursache für „die gottlosen Regime des Nationalsozialismus und des Kommunismus mit ihren Straflagern, ihrer Geheimpolizei und ihren Massenmorden“ in die Schuhe. Als ob das eine – Atheismus – mit dem anderen – Massenmorde etc. – zu tun hätte bzw. es gar verursachte – mit derselben „Argumentation“ und mit derselben Recht­fertigung könnte man doch ebenso den christlichen Glauben (ebenso fälschlicherweise) als Ursache für Massenmorde heranziehen.

„Ohne christlichen Glauben gebe es dauerhaft keine wahre Menschlichkeit“? „Wer dem Menschen den Glauben an Gott nehme, raube ihm das Wichtigste im Leben“? Lieber Herr Mixa, wenn Ihnen Ihr Glaube samt seiner Hoffnung auf ein himmlisches Jenseits wichtiger ist als das Leben und die Bedürfnisse der Menschen selbst und die vielzitierte (angeblich christliche) Nächstenliebe, dann wundert es mich nicht, wenn Sie auch anderweitig so himmelhoch abgehoben realitätsfern und die menschliche Natur und den Verstand verachtend daherreden.

Nicht zuletzt solch ein Unsinn ist ein wichtiger Grund, denke ich, warum viele Atheisten nicht einsehen, sich weiter zu verkriechen, sondern u.a. Buskampagnen starten:
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Dass die Hirten dabei Angst haben, dass sich gerade der ohnehin nicht allzu fest gebundene Teil ihrer Schäfchen ihres Verstandes bewusst wird und noch weiter verringert, ist natürlich verständlich…

Apropos realitätsfern: Das kann der Oberhirte in Rom natürlich auch, der in seiner Osterbotschaft u.a. die Auferstehung als „geschichtliche Realität“ bezeichnet. Lieber Herr Ratzinger, Realität entsteht nicht dadurch, dass möglichst viele Menschen an etwas glauben, sondern Realität ist im Gegenteil das, was ist. Das, was man so objektiv wie möglich untersuchen und überprüfen kann. Das, was auch rationalem und kritischem Denken standhält. Das, was übrig bleibt, wenn man den individuellen, subjektiven Glauben weglässt.

Und unter diesen Gesichtspunkten ist Ihr Auferstehungsglaube eben genau das, was Sie ihm in Ihrer Osterbotschaft in Abrede stellen wollen: ein Mythos, ein Traum, ein Märchen. Nur ein mitunter äußerst vehement vertretenes.


Wie auch andere Blogger kommentieren: deltabloc zu Mixas Atheismus-Anschuldigungen:

Wie viel Weihrauch muss jemand inhaliert haben, um so viel unwissenschaftlichen und falschen Bullshit zu verzapfen?

Dr. No auf Leben. Universum. Rest.:

„Eine Gesellschaft ohne Gott ist die Hölle auf Erden.“ Das ist natürlich vollkommener Quark: Ohne Gott gibt es schließlich auch keine Hölle. So what? Eine Gesellschaft ohne Gott würde in erster Linie keine alten, sexuell verklemmten und den lieben langen Tag vor sich hin delirierenden Männer mit Vorliebe für tuntige Kleidung dafür bezahlen, dass sie von einem gasförmigen Wesen halluzinieren, dass alle Ungläubigen bestrafen werde. In einer Gesellschaft ohne Gott würden sie für sowas vermutlich in psychologische Behandlung kommen.

Duckhome:

Es sind Leute wie Ratzinger die gerne tief zurück ins geistige Mittelalter wollen um ihre Machtgelüste leichter ausleben zu können und weniger Angst vor der Wahrheit der Aufklärung haben zu müssen. […]
Wenn Erwachsene an Mixas und Ratzingers Blödsinn glauben wollen, so sollen sie das tun. Auch wenn aus deren Mund keine Wahrheit und schon gar keine Weisheit kommt. Es ist ihre freie Entscheidung. Aber wenigstens die Kinder müssen wir vor solchen Leuten schützen.


Ergänzung: Spiegel Online über Reaktionen: „Ostereklat: Bischof Mixas Atheisten-Predigt empört Nichtgläubige“


Foto: criswatk/sxc

  1. Zitat von Michael Ley, „Apokalyptische Bewegungen in der Moderne“ (1997) nach Michael Schmidt-Salomons Anmerkungen zur Kriminalgeschichte des Atheismus []

Links und Video der Woche (2009/15)

Frohe Ostern!

Verhexte Ostern

Halloween-Hexe Das vierte „Best Of“ des „Hexenkalender“ für 2009 des Moewig-Verlags (alle Beiträge » hier), diesmal zum Zeitraum von Mitte März bis Ende April, diesmal zum Zeitraum von Mitte März bis Ende April. — Hä? Zweimal? Tja, das sind die Wochen der Wiederholungen in diesem Kalender… aber beginnen wir wieder mit einem Faust-auf-Auge-Kalenderspruch, angeblich vom französisch-rumänischen Autor Eugène Ionesco:

„Wer sich an das Absurde gewöhnt hat, findet sich in unserer Zeit gut zurecht.“

Glückssteine und falsche Freunde

„Fische-Hexen sind leicht zu beeinflussen und suchen sich deshalb oft die falschen Freunde“, meint der Kalender – etwa von Kalendern oder Astrologen? Solchen mit erkenntnisreichen Aussagen wie dieser etwa: „Beim Essen lieben Widder-Hexen aufgewärmte Speisen und Reste. Andererseits schätzen sie aber auch die ersten Früchte und Gemüse der Saison.“ Und vielleicht mögen sie auch Frischgekochtes aus Gemüse vom letzten Jahr, wer weiß das schon.

Kommen wir zur ersten, noch vergleichsweise abwechslungsreichen Wiederholung:

25.3.: „Der Glücksstein der Widder-Hexen ist der rote Jaspis. Er soll Liebeskraft verleihen und die Geburt erleichtern.“
31.3.: „Der Glücksstein der Widder-Hexen, der Jaspis, wird wegen seiner meist roten Farbe auch Blutstein genannt. Er soll Blutungen zum Stillen bringen, Liebeskraft verleihen und Geburten erleichtern.“

Na dann bring deine Blutungen halt zum Stillen – Brust oder Flasche?

Alle zwei Stunden oder alle 2 Stunden?

Gegen Gedächtnisschwäche soll angeblich Lezithin helfen – alternativ die Lektüre des Kalenders, denn hier wiederholen sich die Tips in zum Teil schon absurder Weise an zwei Tagen hintereinander:

31.3.: „Mandelentzündungen werden gelindert, wenn Sie alle zwei Stunden eine Tasse Schachtelhalm-Tee trinken. Nach Belieben mit Honig süßen.“
1.4.: „Mandelentzündungen werden gelindert, wenn Sie alle 2 Stunden 1 Tasse Schachtelhalmtee trinken. Nach Belieben mit Honig süßen.“

Hätte die Autorin halt noch mehr Tage zusammengefasst, um solche Wiederholungen zu reduzieren – nicht nur (fast) jedes Wochenende von Freitag bis Sonntag oder aus unerfindlichen Gründen auch Dienstag und Mittwoch am 7. und 8. April auf einem Blatt. Interessantes erfährt man übrigens auch zum Ingwer: „frisch oder kandiert“ soll er gegen Reisekrankheit helfen, als Tee gar gegen Reise- und Seekrankheit…

Geburtstage und Kiesel

getting the spring sunbath Am Festtag einer Göttin der Landwirtschaft, die für das Erwachen der Natur stehe, soll man ebendieser das Grün gleich mal entreißen und damit die Wohnung schmücken. Naja, allzu viele werden dem nicht folgen, die Gefahr, dass der Natur dadurch nichts mehr zum Nachwachsen übrig bleibt, besteht wohl nichts.

Am 17.3. (warum gerade da?) sollte man sich hingegen dem Gedankenkraftgeschwurbel anschließen:

„Nutzen Sie die wirksamen Kräfte Ihrer Gedanken! Richten Sie heute viele gute Gedanken an die Menschen, die Ihnen nahe stehen, an Menschen in der Ferne und an Kranke und Leidende.“

Sorry, dass ich euch nicht rechtzeitig darüber informiert habe, zumal vermutlich an allen anderen Tagen solche Gedanken schaden anstatt nutzen – oder warum sonst werden sie gerade am 17.3. erwähnt? Das muss doch eine Bedeutung haben.

Den Geburtstag des Anthroposophen-Häuptlings Rudolf Steiner legt der Kalender gleich vom 27. Februar1 auf den 27. März 1861 – immerhin hat man den seines Vorgängers, des Homöopathieerfinders Samuel Hahnemann, richtig hinbekommen (10.4.1755). Was aber dessen Hirngespinste auch nicht richtiger macht als die des Erstgenannten.

Zu Ostern ist nichts Spezielles geboten, aber für den Fall, dass der Osterhase den Ende März gebauten Steinkreis zerstört hat, kann man ihn nach Ostern ja wieder aufbauen – und darf diesmal sogar schöne Steine verwenden, jippie!:

26.3.: „Legen Sie sich mit Kieseln im Garten einen Steinkreis an, den Sie als Kraftort und zur Meditation nutzen können.“
16.4.: „Legen Sie sich mit Kieseln oder schönen Steinen im Garten einen Steinkreis an. Nutzen Sie ihn als Kraftort und zur Meditation.“

Und schließlich heißt’s auf dem gemeinsamen Kalenderblatt für den 17.,18., und 19.4., „heute“ wäre das Fest der römischen Göttin Ceres – ohne den genauen Tag (laut Wikipedia der 19.) anzugeben. Aber das ist ja ein eher kleiner Lapsus dieses Kalenders…

The stupid, it burns! Zum Schluss wieder ein passender Kalenderspruch, angeblich von Plutarch:

„Das Gehirn ist nicht nur ein Gefäß, das gefüllt werden muss, sondern ein Feuer, das entzündet werden will.“

Aber bitte das richtige Brennmaterial nehmen, denn sonst… →


Foto: starush/Fotolia.com – „The stupid“-Zeichnung von Plognark

  1. oder 25., soll laut Wikipedia nicht ganz eindeutig sein []

Links und Video der Woche (2009/14)